Читать книгу Covid-19: Was in der Krise zählt. Über Philosophie in Echtzeit - Nikil Mukerji - Страница 9

Philosophie ist essentiell

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In der gegenwärtigen Krise hat sich schnell gezeigt, dass der angemessene Umgang mit der pandemischen Katastrophe nicht allein den Virologen und Epidemiologen überlassen werden kann. Was zu tun ist, hängt nicht nur von empirischen Fakten zur unmittelbaren Ursache der Katastrophenlage ab, etwa von den Eigenschaften des SARS-CoV-2-Virus oder der Art seiner Ausbreitung. Vernünftige Entscheidungen erfordern zumal in einer hochkomplexen Entscheidungssituation immer auch die Berücksichtigung und Abwägung vieler anderer Aspekte.

Das betonen auch Virologen. Der Hallenser Virologe Alexander Kekulé etwa findet es essentiell, »alle Seiten zu betrachten, die medizinische, die wirtschaftliche und die soziale«. Politische und rechtliche Gesichtspunkte wären dem sicherlich hinzuzufügen.

Doch wie können wir bestimmen, welche wissenschaftlichen Fachdisziplinen überhaupt relevant sind? Auch diese Frage liegt im Kompetenzbereich der Philosophie, insbesondere der Wissenschaftstheorie, der Entscheidungstheorie und der Ethik. Diese philosophischen Disziplinen entwickeln und diskutieren Entscheidungskriterien, die gleichsam als Filter für die Relevanz aller anderen Erwägungen dienen. Erst wenn die Fragestellungen, die unsere Entscheidungsprobleme konstituieren, klar formuliert und Kriterien für eine Entscheidungsfindung entwickelt worden sind, können wir feststellen, welche Fachdisziplinen Beiträge zur Lösung des jeweiligen Entscheidungsproblems liefern und wie diese jeweils zu gewichten und abzuwägen sind. Das versucht die Philosophie zu leisten. Und genau aus diesem Grunde ist ihr Beitrag zur Debatte um Covid-19 essentiell. Im vorliegenden Essay werden wir skizzieren, welche Aspekte dieser Beitrag abdecken könnte und in welcher Phase – also vor, während oder nach der Katastrophe – sie einschlägig sind.

Covid-19: Was in der Krise zählt. Über Philosophie in Echtzeit

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