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DER UNGETAUFTE POPE
Neuntes Kapitel
ОглавлениеOb es kurz oder lange dauerte, ehe er die Nachbaren geweckt und vor seine Hütte geführt hatte, darüber spricht die Überlieferung nichts, wohl aber, daß es endlich Kerasenko gelang, etwa zwanzig Kasaken, gefolgt von ihren neugierigen Frauen, vor seine Hütte zu bringen.
Auf alles Klopfen, Reden, Schreien hatte die Kerasivna nur eine einzige Antwort, dahin lautend, daß sie wohl alle träumen, denn ihr Mann sei zu Hause, liege im Bette, und damit sie ihnen dieses beweise, küsse sie nochmals ihren Mann so laut, daß es alle hören könnten.
Alle Kasaken und ihre Weiber waren davon überzeugt, daß alles das, was im Inneren der Hütte vor sich gehe, wirklich wahr sei, denn die Küsse waren natürlich, und es ließ sich ja auch eine männliche Stimme vernehmen, wenn auch nicht sehr deutlich, doch so, daß dieselbe von der Kerasivna für die ihres Mannes ausgegeben wurde.
Und die Stimme kam immer näher und näher zum Fenster, und am Fenster stehen bleibend rief sie so, daß alle erschrocken zurückfuhren.
„Was wollt Ihr, Dummköpfe? … Geister sehen? … Ich bin zu Hause, liege ruhig im Bett, aber der, der Euch hierher geführt, das ist ein böser Geist! – Gebt ihm doch lieber jeder von Euch einen Puff, damit er zusammenstürze …“
Die Kasaken bekreuzten sich und der dem Kerasenko am nächsten stehende, gab ihm einen recht tüchtigen Schlag ins Genick, sprang aber sofort weit ab vom Kerasenko.
Diesem Beispiele folgten nun auch die anderen, so daß in sehr kurzer Zeit Kerasenko so schmerzlich geschlagen wurde, daß er auf der Schwelle seiner eigenen Hütte zusammenstürzte und liegen blieb im Schnee und Frost, während darinnen, in seinem Bett, ein zweiter sich es recht behaglich machte.
Und um seinen Schmerz und Kummer zu mildern, setzte sich Kerasenko in der Nähe seiner Hütte auf einen Schneehaufen und – weinte bitterlich, was eigentlich einem Kasaken nicht ansteht; sein geistiger und körperlicher Zustand, verschlimmerte sich, als er hören mußte, wie da drinnen geküßt wird.
Zum Glück für jeden Menschen nehmen alle geistigen und physischen Schmerzen und Qualen ein Ende und so auch die des Kerasenko … er schlief ein und es träumte ihm: sein Weib sei gekommen, habe ihn aufgehoben und in sein, ihm wohlbekanntes, behaglich durchgewärmtes Bett gelegt … und in der Tat, als er erwachte, fand er sich dort, wo ihm träumte, in seinem Bette, in seiner Hütte, nicht weit vom Ofen … er sah, wie Christy sich am Kamin beschäftige, hin und her gehe, und einen großen Käseklotz bereite.
Mit einem Wort – es ging alles vor sich, genau so, wie es täglich sich wiederholt, nichts auffallendes, außergewöhnliches; vom Schwein und dem Gespenst auch keine Silbe Erwähnung.
Der Kasak frug nicht und machte auch von dem, was in der verhängnisvollen Nacht vorgefallen war, keine Erwähnung.
Von der Zeit an lebte der Kasak mit seinem Weibe friedlich, ließ sie schalten und walten wie sie wollte, wobei sein häusliches Glück und Wohlstand keinen Schaden litten, im Gegenteil, ihre Vermögensverhältnisse besserten sich augenscheinlich von Tag zu Tag.
Dagegen verlor seit jener Nacht die Kerasivna vollständig in der öffentlichen Meinung; es stand für alle fest, klar und deutlich, daß sie eine – Hexe sei.
Die gescheite Kerasivna widersprach diesem nicht, denn sie gewann dadurch Übergewicht über die anderen; alle fürchteten sie und ehrten sie doch, alle kamen zu ihr um sich mit ihr zu beraten, und brachten ihr dafür zum Danke die eine ein Schock Eier, die andere Speck, die dritte, vierte … sonst etwas taugliches oder nützliches für die Wirtschaft.