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DER UNGETAUFTE POPE
Elftes Kapitel
ОглавлениеWie ruhig und gelassen sonst Dukač zu sein pflegte, heute empfand er eine gewisse Unruhe, Vorahnung oder ähnliches, denn er war doch nicht vollends befreit von dem herrschenden Aberglauben, und er fing an sich zu fürchten.
Bei dem Sturm, der sich immer mehr und mehr steigerte, konnte es vorkommen, daß etwas Ungeahntes, Unangenehmes, Unerwartetes sich ereignen könne; es konnten ja doch der Pate mit der Patin und dem Kinde in dem eingetretenen Schneesturme, der sich plötzlich erhob, sich verirren, was böse Folgen nach sich ziehen konnte; und der Schneesturm fing an zu wüten gerade zu jener Zeit, als der Schlitten in die Talschlucht einbog, die gegen Peregudi führte.
Dazu war es ihm noch unangenehmer die Vorwürfe seiner Frau hören zu müssen; aus dem Munde eines Weibes, die stets alle Launen ihres Mannes still, ohne Murren hinnahm, ihm geradezu sklavisch diente, und deren Lippen stets geschlossen waren, es war ihm unangenehm hören zu müssen, als ihm seine Frau sagte:
„Auf unsere alten Tage und zu unserer Freude hat uns Gott ein Kind geschenkt und Du hast Dir vorgenommen, es zu töten.“
„Was sagst Du,“ antwortete Dukač, „ich hätte das Kind getötet?“
„Ja wohl, deshalb, weil Du es der Hexe anvertraut hast. – Wo hat man je gehört, daß ein Kasak sein Kind einer Hexe anvertraut, damit es diese taufen lasse?“
„Sicher und gewiß wird sie es taufen lassen.“
„Noch niemals ist etwas derartiges vorgefallen und wird auch nicht vorfallen, Gott wird es nicht zulassen, daß eine so ausgesprochene Hexe ein Kind aus der Taufe hebe.“
„Ja, wer sagte es Dir, daß die Kerasivna überhaupt eine Hexe sei?“
„Alle sagen es.“
„Blech, was die Leute reden; es hat doch Niemand von ihnen Hörner am Kopfe der Kerasivna noch den Pferdefuß bei ihr gesehen.“
„Hörner auf ihrem Kopfe hat wohl Niemand gesehen, aber gesehen haben sie es alle, wie sie ihren Mann verhexte.“
„Warum sollte sie nicht einen solchen Dummkopf verhexen?“
„Der Pidnebesinaja hat sie alle ihre Kunden, welche bei ihr früher Brot kauften, verhext, so daß sie kein Brot mehr bei ihr kaufen.“
„Das ist leicht erklärlich; die Pidnebesinaja schläft den Schlaf der Gerechten, versäumt die Zeit, arbeitet den Teig dann nicht ordentlich durch, wie es sich gebührt, deshalb ist ihr Brot schlechter, als das der Kerasivna.“
„Mit Euch, Männern, wird man nie fertig … Du kannst fragen, wen Du willst, alle werden Dir sagen, daß die Kerasivna eine Hexe sei.“
„Warum brauche ich andere zu fragen, ich selbst bin ebenso gut ein Mensch und Mann wie die anderen.“
„So Du bist auch ein Mensch, vielleicht ein guter Mensch?“
„So … ich bin also kein guter Mensch?“
„Natürlich nicht.“
„Und wer redete Dir das ein?“
„Und wer sagte euch je, ihr wäret ein guter Mensch?“
„Und wer sagte mir, ich wäre ein schlechter Mensch?“
„Habt ihr, so lange ihr lebet, Jemanden je etwas gutes erwiesen?“
„Und wem hätte ich gutes erweisen sollen?“
„Wem immer …“
„Das ist schon wahr,“ meinte Dukač in Gedanken, „gutes habe ich Niemanden je getan, aber weshalb?“ … und um mit seinem Weibe das unangenehme Gespräch nicht fortsetzen zu müssen, sagte er:
„Das würde mir noch fehlen mich mit Dir, Du dummes Weib, in weitere Gespräche und in einen Streit einzulassen.“
Sprach’s, drehte sich um, ging zur Wand, nahm die seiner Zeit dem Agap abgenommene Mütze vom Hacken, setzte sie auf und verließ das Haus.