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DER UNGETAUFTE POPE
Achtes Kapitel

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Leise und vorsichtig schlich sich Kerasenko zum Stall, in welchem das beunruhigte Schwein fürchterlich grunzte und schrie, rasch riß er die Tür auf, aber plötzlich fiel, in der undurchdringlichen Finsternis der Nacht, etwas, ein einer Wagenplache ähnliches, aber dabei weiches Stück Leinwand über seinen Kopf, wobei er gleichzeitig einen so derben Stoß in den Rücken erhielt, daß er zu Boden fiel und sich nur äußerst schwierig von dem ihn bedeckenden Zeug befreien konnte.

Nachdem er sich von seinem Schrecken und der Überraschung etwas beruhigt und sich davon überzeugt hatte, daß das Schwein auf seiner gewohnten Stelle liege, schloß er den Stall fester als gewöhnlich und kehrte zur Hütte zurück.

Nun ereignete sich etwas ganz ungewöhnliches und unerwartetes: die Stubentür war fest zugesperrt.

Kerasenko drehte an der Klinke hin und her … wirklich zugesperrt.

Was ist das für eine Teufelei?

Er klopft … er trommelt mit der Faust auf die Tür … alles umsonst … er schreit …

„Weib! … Christy! … mach’ doch auf … mach’ schnell auf …“

Doch die Kerasivna gibt keinen Laut von sich.

„Daß Dich, Du Hexe … was ist Dir denn eingefallen, die Tür zuzusperren und einzuschlafen! … Christy … so höre doch … ei! … Weib! … mach’ auf …“

Aber Christy tat nichts dergleichen; es schien, als wenn das ganze Haus eingefroren wäre; sogar das Schwein ist still geworden und schlief.

„Das ist eine schöne Geschichte,“ meinte Kerasenko, „merkwürdig, wie sie so fest einschlafen konnte! – Es bleibt mir nichts anderes übrig, als unter dem Hoftor unterzukriechen und von der Straße aus auf das Fenster zu klopfen, das wird sie wohl hören.“

Gesagt, getan! – Kerasenko kroch unter das Hoftor, gelangte an die Straße, ging zum Fenster, mit der Absicht an dasselbe zu klopfen; aber was mußte er hören? Sein Weib spricht:

„Schlaf, Mann, schlaf! – hör’ doch nicht darauf, was da draußen vor sich geht, lasse sie doch klopfen – es scheint mir aber, als wenn jemand am Boden herum gehen würde.“

Kerasenko fing an zu klopfen, mit den Fäusten auf dem Fensterrahmen herum zu trommeln und zu schreien:

„Mach’ auf, sage ich, mach’ sofort auf, oder ich schlage das Fenster ein …“

Aber jetzt wurde auch Christy wild und schrie:

„Wer untersteht sich denn zu so später Stunde ehrliche Leute zu beunruhigen.“

„Ich, Dein Mann.“

„Wer, mein Mann?“

„Ja, ich, Dein Mann, der Kerasenko.“

„Geh’ nur, geh’, mein Mann ist zu Hause und liegt bereits lange im Bette.“

„Was?“ dachte Kerasenko, „wie ist es möglich, daß ich im Bette schlafe und auch auf der Gasse bin, träume ich dies alles oder ist es Wirklichkeit?“

Er fing von neuem an zu klopfen und zu schreien:

„Christy … ach! … Christy … so mach’ doch auf … um Gottes willen, mach’ auf …“

Er klopft und schreit längere Zeit bereits, ohne etwas erreicht zu haben, er mag klopfen und schreien so viel er will, drinnen, in der Stube, bleibt alles ruhig, endlich läßt sich Christy wiederum vernehmen:

„Willst Du endlich mit dem Klopfen aufhören – ich habe schon einmal gesagt, mein Mann ist zu Hause und schläft …“

„Das träumt Dir wohl, Christy.“

„Eh! … danke für einen solchen Traum … na, so ’was! – Ich bin doch nicht auf den Kopf gefallen, und auch nicht so dumm, um nicht das zu wissen, was ich sehe … Nein! … das muß ich schon besser wissen als Du, den ich weder sehe noch kenne, während ich meinen Mann im Bette liegen sehe … ich bekreuzige ihn … so Herr Jesus … so, und nun küsse ich ihn … so, hast es gehört … jetzt nochmals … dabei ist bei uns recht warm und gemütlich … Du aber, Lüderjahn, schau, daß Du weiter kommst nach Hause, zu Deinem Weibe … uns aber lasse in Ruhe und störe uns nicht … Geh’ mit Gott … Gute Nacht … so und nun belästige uns nicht mehr …“

„Tfu! … Du … tausend Teufel … was ist denn das? … na, das ist eine schöne Geschichte …“ dachte Kerasenko … „bin ich vielleicht an eine andere Hütte in der Finsternis geraten? … aber ich irre mich doch nicht … das ist ja doch meine Hütte.“

Er ging auf die andere Seite der Straße, und fing vom Brunnen ab die Hütten zu zählen an.

„Erste … zweite … dritte … fünfte … siebente … neunte … und die zehnte ist doch die meine.“

Er geht wieder zum Fenster, klopft wieder an und schreit … und es wiederholt sich dieselbe Geschichte wie vordem; die Frauenstimme wiederholt dasselbe wie vorher, jetzt aber bereits im ärgerlichen Tone und meint:

„Schau, daß Du weiterkommst! ich sagte schon einmal, mein Mann liegt im Bett.“

Die Stimme ist unzweifelhaft jene der Christy.

„Und wenn Dein Mann im Bette liegt, warum spricht er nicht?“

„Warum soll er auch noch reden, nachdem ich genug geredet habe?“

„Aber ich will mit eigenen Ohren hören, ob das seine Stimme ist und ob überhaupt jemand bei Dir ist.“

„Gewiß ist er hier … denn wir küssen uns … hörst Du? …“

„Tfu! … Der Teufel soll sie holen … es ist wahr … sie küssen sich … mir wollen sie einreden, ich sei nicht ich! … wollen mich bloß wegschicken … Aber, wartet nur, so dumm bin ich nicht … jetzt werde ich gehen, Nachbaren holen, damit sie Zeugnis abgeben, ob das meine Hütte ist oder nicht, und ob ich der Kerasenko, der Mann der Christy sei oder jemand anderer …“

„Ich sage Dir nochmals“ – ließ sich die Stimme aus dem Inneren der Hütte vernehmen – „geh’ nach Hause und beunruhige uns nicht … Lass’ uns in Ruh’ … wir haben uns genug geküßt, liegen im warmen Bett und fühlen uns behaglich und wohl … andere Leute gehen uns überhaupt gar nichts an …“

Und eine männliche Stimme ergänzt die Rede der Christy.

„Wir haben uns genug geküßt und liegen friedlich im Bette … Du draußen kannst zum Teufel gehen …“

Nun war Kerasenko davon überzeugt, daß jemand anderer bei der Christy sei, und er entschloß sich die Nachbaren zu wecken und herbei zu holen.

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