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DER UNGETAUFTE POPE
Vierzehntes Kapitel
ОглавлениеDer verbitterte, gekränkte und durch den ungewöhnlichen Vorfall im höchsten Grade aufgereizte Mann wußte tatsächlich nicht, was er tun, wohin er sich wenden solle; er schritt maschinenmäßig durchs Dorf, auf die Scheunen zu, wohin die Hasen zu kommen pflegten, um sich das Futter zu suchen; er erreichte die Heuschober, setzte sich auf einen derselben und verfiel in Gedanken.
Böse Ahnungen quälten ihn, Kummer und Schmerz erfüllten sein Herz und unangenehme Erinnerungen wurden in seinen Gedanken wach.
Unangenehm waren die Worte seines Weibes; aber er mußte zugestehen, daß sie zum größten Teile im Rechte sei und wahr gesprochen habe.
Es ist wahr, so lange er sich zu erinnern weiß, hat er nie Jemandem etwas gutes erwiesen, wohl aber vielen Leides zugefügt; und dieser seiner vielen Sünden wegen leidet nun sein einziges, lang ersehntes und erwartetes Kind; er selbst fällt in ein Grab, was nach dem Aberglauben des Volkes ein großes Unglück bedeutet.
Morgen werden alle davon wissen und das ganze Dorf, in welchem er auch nicht einen einzigen Freund besitzt, wird davon reden.
Es kann möglich sein, das Kind wird gefunden und gesund heimgebracht; aber die Nacht ist lang, und damit er sich nicht langweile und ängstige, will er einem Hasen auflauern, ihn schießen, dann in das Grab werfen, wodurch die bösen Vorhersagungen abgewendet werden.
Dukač seufzte tief auf; er schaute, ob sich nicht von einer Seite ein Hase blicken lasse.
Das war auch der Fall; der Hase wartete geradezu auf ihn, wie Abraham auf den Bock; beim letzten Schober, dort an dem mit Schnee verwehten Zaun saß der Langohr.
Er äugte augenscheinlich in die Gegend hinaus und stand in einer für den Schuß äußerst günstigen Position.
Dukač war ein erfahrener alter Jäger; in seiner Jägerlaufbahn stießen ihm verschiedene Jagdabenteuer und verschiedenes außergewöhnliche zu, aber eine solche außerordentlich günstige Schußstellung ist ihm doch noch nie vorgekommen, und um die Gelegenheit nicht fahren zu lassen, zögerte er nicht lange, legte das Gewehr an die Backe, zielte, feuerte …
Der Schuß fiel, aber gleich darauf wurde ein eigentümlicher Klagelaut hörbar.
Dukač nahm darauf keine Rücksicht, auch blieb ihm nicht die Zeit darüber nachzudenken, da er sich beeilen mußte den brennenden Papierpfropfen mit Füßen niederzutreten.
Während er dieses tat, bemerkte er zu seinem größten Erstaunen, daß der Hase, dem er schon einige Schritte näher gekommen, seine Stellung gar nicht ändere.
Dem Dukač wurde unheimlich und ängstlich zu Mute; er mußte annehmen, der Teufel treibe sein Spiel mit ihm; oder wäre es vielleicht der Teufel selbst in Hasengestalt?
Dukač machte einen Schneeballen und warf ihn auf den Hasen.
Der Ballen traf das Ziel, zerstob, aber der Hase rührt sich nicht … in der Luft hört man nur leises Ächzen.
„Was ist das für eine Teufelei? was geht hier vor?“ dachte Dukač, bekreuzte sich und näherte sich vorsichtig jenem Gegenstande, den er für einen Hasen gehalten hatte; aber wie wurde er enttäuscht, als er an Stelle des Hasens nur eine alte Pelzmütze auf dem Schnee liegend fand.
Dukač beugte sich nieder, um die Mütze aufzuheben, blickte jedoch in das vom Sternenlicht schwach beleuchtete blasse Gesicht seines Verwandten Agap, das mit einer dunklen klebrigen, eigentümlich riechenden Flüssigkeit bedeckt war.
Es war Blut! —
Dukač erschrak, warf das Gewehr weit von sich fort, lief ins Dorf, weckte Leute auf – und erzählte allen, was er gesehen und getan, er beichtete vor der ganzen Gemeinde und schloß seine Rede mit den Worten: „Gott ist gerecht, er straft mich – geht – schaufelt sie aus dem Schnee heraus, mich aber bindet und überliefert dem Gerichte.“
Die Bitte des Dukač wurde erfüllt; ihn banden sie und bewachten in einer fremden Stube; draußen aber, hinter den Scheunen, da schaufelten sie den Agap, die Kerasivna und das Kind aus dem Schnee heraus.