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Wie alles begann

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Als ich an diesem Dienstag aufwachte, begann der Tag mit einem Versprechen. Es war das Versprechen, dass auf einen so herrlichen Frühlingsmorgen nur ein phantastischer Tag folgen könne.

Der Morgen gab das Versprechen, indem er eine ausgesprochen gut aufgelegte Sonne enthusiastisch von einem Himmel strahlen ließ, dessen makelloses Blau nur von einer einzelnen, schneeweißen Schäfchenwolke unterbrochen wurde. Sie schien nur den einen Zweck zu haben, den Azur des Himmels noch zu betonen und gab sich darüber hinaus die größte Mühe, sämtlichen gängigen Wolkenklischees zu entsprechen. Derart inspiriert, wollten auch die Vögel (sie zwitscherten fröhlich), die Insekten (sie summten emsig), die Luft (sie duftete frühlingsfrisch) und die Blumen (sie, äh, sprossen tüchtig?) nicht zurückstehen und dazu beitragen, dass alles so war, wie es sich für einen Bilderbuch-Frühlingsmorgen gehört.

Nur wenig später sollte ich feststellen, dass der Morgen gelogen hatte.

Erste Zweifel an der morgendlichen Verheißung keimten auf, als sich in die gerade beschriebenen, durchweg positiven Eindrücke, die von meinem, noch im Standby-Modus des Halbschlafs befindlichen, Bewusstsein eher träge aufgenommen wurden, ein dumpfer Kopfschmerz zu mischen begann. Nach kurzer Analyse kam ich zu dem Schluss, dass es sich wahrscheinlich um die Sorte Kopfschmerz handelte, die sich in Folge unangemessenen Alkoholkonsums einstellt. Es fühlte sich in etwa so an, als würde jemand mit einem in rosa Zuckerwatte gewickelten Baseballschläger rhythmisch auf meinen Hinterkopf eindreschen. Unterstützt wurde diese erste Arbeitshypothese durch den Eindruck, dass sich die ersten vereinzelten Gedanken mühsam ihren Weg durch vier Pfund Hefeteig kämpfen mussten und sich dabei auch nicht der kürzesten Strecke bedienten. Ein weiterer Fingerzeig war das charakteristische Gefühl (und der entsprechende Geschmack), dass die Sorte Flora, die auf Milchprodukten ein sicheres Indiz für die Überschreitung des Mindesthaltbarkeitsdatums ist, über Nacht prächtig auf meiner Zunge gediehen sein musste. Ein gewisses allgemeines Unwohlsein und die Tatsache, dass ich, abgesehen von meinem linken Schuh, noch vollständig bekleidet im Bett lag, leisteten den Rest der erforderlichen Überzeugungsarbeit.

Da ich auf zusammenhängende Erinnerungen an den letzten Abend gerade nicht zurückgreifen konnte, gab ich mich für den Augenblick mit den vorliegenden Indizien zufrieden.

Schwerfällig wälzte ich mich herum, in der vagen Hoffnung, eine unbekannte Schöne neben mir im Bett zu entdecken, was sich jedoch dann, wie so oft, als unbegründet herausstellte.

Die geschilderten Überlegungen fanden in dem eher gemächlichen Tempo statt, das meiner körperlichen und geistigen Verfassung angemessen war, bis mich die Frage, warum ich zu offensichtlich schon fortgeschrittener Stunde an einem Werktag mit einem Kater und lückenhaftem Erinnerungsvermögen noch im Bett lag, dazu veranlasste, einen Blick auf die Uhr zu werfen.

Die Tatsache, dass es bereits 11:43 Uhr war, verwandelte mein diffuses Unbehagen in ein sehr konkretes. Um diese Zeit sollte ich mich eigentlich im Büro befinden und mich auf die Mittagspause vorbereiten. Der Schreck beschleunigte den Prozess des Wach- und Nüchternwerdens erheblich. Es war ganz und gar nicht meine Art, zu spät zur Arbeit zu erscheinen. Schon hatte ich mich aus dem Bett katapultiert und war auf dem halben Weg ins Bad mit dem nicht unkomplizierten Versuch, mich parallel zu entkleiden beschäftigt, als sich die Erinnerung an den vorangegangen Tag schlagartig wieder einstellte.

War ja klar

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