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Männer und Frauen

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„Mist“, dachte ich, „das ist jetzt unglücklich gelaufen.“ Gut, dass ich nicht noch einen Versöhnungsquickie vorgeschlagen hatte. Und nach einer kurzen Pause:

„Was soll ich denn jetzt essen?“

Nachdem ich mir ein Bier aus dem Kühlschrank geholt hatte, setzte ich mich auf das Sofa, um über die jüngsten Ereignisse nachzudenken. Tausend Fragen jagten durch meinen Kopf. Lag es etwa an mir? War ich bindungsunfähig? Wäre dieses traurige Ende einer im Grunde nicht unglücklichen Beziehung vermeidbar gewesen? Ob die Lasagne noch essbar war?

Während ich über Geschehnisse nachsann, brach sich plötzlich folgende Erkenntnis bahn: Männer und Frauen sind verschieden. Zugegeben, dieser Gedanke wurde schon das ein oder andere Mal formuliert, aber ich war ja auch noch nicht fertig.

Als Mensch, dem in seiner Ausbildung eine analytisch-systematische Denkweise näher gebracht worden war, suchte ich nach einem Ersatzmodell, das in der Lage war, die weiblichen Verhaltensweisen in einer Beziehung zu beschreiben und wurde bei den Wirtschaftswissenschaften fündig. Frauen sind ganz offensichtlich Beziehungsökonomen.

Frauen prüfen permanent ihr aktuelles Portfolio (= Partner) auf seinen aktuellen und prognostizierten Marktwert und hinterfragen, ob die kurz-, mittel- und langfristigen Renditeaussichten die Erwartungen erfüllen können. Hierzu erfolgt ein kontinuierlicher Austausch mit den anderen Marktteilnehmern und der Abgleich zum Index (= Beziehung der Freundinnen und Bekannten). Die erwartete Rendite selbst kann hierbei ganz unterschiedlich sein (Heirat, Kind(er), Haus, Cabrio, oder alternativ Heirat UND Kinder UND Haus UND Cabrio, ...). Der bereits geleistete emotionale Invest wird hierbei ins Verhältnis zu den Renditeerwartungen gesetzt und im Falle einer negativen langfristigen Prognose werden nüchtern die Konsequenzen gezogen.

Bei der Assetbewertung verlässt sich die Beziehungsökonomin nicht allein auf das eigene Urteil, sondern zieht zusätzlich die Ratingagenturen (= Mutter, beste Freundinnen) zu Rate. Wir alle wissen was geschieht, wenn ein Papier auf Ramschstatus abgewertet wird…

Frauen sind überwiegend konservative Marktteilnehmer, was erklärt, warum deutlich häufiger als statistisch zu erwarten wäre, ein richtiges Geschoss mit dem männlichen Pendant eines festverzinslichen Wertpapiers zusammenlebt. Nur manchmal lassen sie sich (wider besseren Wissens) dazu hinreißen, in hochspekulative Papiere (= Skilehrer, Animateur im Cluburlaub) zu investieren, um sich anschließend durch die negative Entwicklung (häufig ein Totalverlust, im schlimmsten Fall in Verbindung mit zusätzlich aufgebürdeten langfristigen Verbindlichkeiten (= Nachwuchs) in ihrer grundsätzlich vorsichtigen Marktstrategie bestätigt zu sehen.

Was mich betraf, war ich gerade offensichtlich Zeuge des „schwarzen Freitags“ unserer Beziehung geworden.

Männer hingegen sind durch das physikalische Modell der trägen Masse vollständig in ihrem Beziehungsverhalten beschrieben. Ohne äußere Einwirkung (wie z.B., dass der eigene Wert von den Ratingagenturen auf BBB- herabgestuft und entsprechende Konsequenzen gezogen wurden, oder eine andere Marktteilnehmerin intensives Kaufinteresse zeigt) verbleibt der Mann in seinem aktuellen Beziehungszustand. Er ändert diesen aus eigenem Antrieb in etwa so häufig, wie sich der Mond spontan für eine andere Umlaufbahn um die Erde entscheidet.

Etwas traurig, aber nun mit der Erkenntnis, dass diese Entwicklung wohl letztendlich unvermeidbar war, griff ich zum Telefon und wählte die Nummer des Pizza-Services.

War ja klar

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