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Irgendwo über dem Atlantik, 1993

Der Wind peitschte gegen das Flugzeug.

Als die Stewardess die Passagiere bat, sich anzuschnallen, krallte Samuel sich in seinen Sitz. Er war noch nie geflogen. Nur weil er sein Versprechen seinem Vater gegenüber nicht brechen wollte, war er in das Flugzeug eingestiegen.

Neben dem unruhigen Samuel döste Jean Cassin friedlich im Sitz. Er war müde vom langen Flug und wollte fit sein, wenn die Maschine in Boa Vista landete.

»Jean, Jean, bist du wach?«, fragte Samuel.

»Mm«, brummte dieser.

»Wie lange dauert es noch?«

»Was denn?«, fragte Jean mit seinem starken französischen Akzent.

»Der Flug. Ich glaube, ich bin für das Fliegen einfach nicht gemacht.«

Jean öffnete die Augen und drehte sich zu Samuel. »Dein Vater hatte Recht.«

Samuel zog die Stirn in Falten. »Womit?«

»Damit, dass du ein Weichei bist.« Jean lächelte und ließ sich wieder in seinen Sitz sinken.

Samuel atmete tief aus. Warum hatte sein Vater so etwas über ihn gedacht? Vielleicht, weil Samuel lieber gemalt und mit Puppen gespielt hatte. Aber das machte ihn noch lange nicht zum Weichei.

Samuel blickte aus dem runden Fenster hinaus auf die weiße Wolkendecke, die sich wie Watte an das Flugzeug schmiegte. Wann würden sie endlich landen? Er lehnte sich zurück und schloss die Augen. Er musste einfach zur Ruhe kommen, dann würde die Angst sicher bald verschwinden.

Jean öffnete die Augen und musterte Samuel. Er dachte darüber nach, dass es nun Samuel war, mit dem er nach Boa Vista flog. Eigentlich hatte Jean den Ausflug mit Samuels Vater, Joseph, machen wollen. Jean hatte Joseph im Zweiten Weltkrieg kennengelernt, doch sein Freund hatte diesen nicht überlebt.

Das Flugzeug begann zu sinken und schon bald konnte Jean aus dem Fenster Land erkennen. Vorsichtig klopfte er Samuel auf die Schulter. »Hey, aufwachen. Wir sind gleich da«, flüsterte er.

»Mm.« Samuel streckte die Arme in die Luft und gähnte. »Wie lange habe ich geschlafen?« Er rieb sich die Augen.

»Eine ganze Weile. Du, ich hab nochmal über das nachgedacht, was ich gesagt habe. Du bist kein Weichei. Es ist nur so, dass dein Vater...«

»Ist schon gut.« Samuel hob die Hand. »Ich weiß, dass mein Vater nach außen manchmal ziemlich herzlos wirkte, aber er hatte ein Herz.«

»Du bist sein einziger Sohn und er war stolz auf dich.« Jean starrte auf seine Füße. »Das waren seine letzten Worte.«

Beide schwiegen, bis das Flugzeug den Boden erreichte.

Boa Vista liegt im südlichen Teil des Berglandes Guayana. Es ist die Hauptstadt des brasilianischen Bundesstaates Roraima. Die Stadt liegt am rechten Ufer des Rio Branco. Das wusste Samuel, als er aus dem Flugzeug stieg und die Hand an die Stirn legte. Die Sonne stand hoch am Himmel und verstreute ihre heißen Strahlen in alle Himmelsrichtungen.

Samuel stellte schnell fest, dass hier alles etwas lockerer zuging als in England. Von der in England unvermeidlichen Hektik, war hier nichts zu spüren. Am Laufband standen sie gemütlich an, sicherlich hätten sie ein bis zwei Kaffee trinken können, bis ihr Gepäck zu sehen war.

»Ich hätte nicht gedacht, dass es hier so heiß ist«, sagte Samuel, als er seinen Rucksack schulterte.

»Das hatte ich dir gesagt.«

»Du hast etwas von einer anderen Wärme gesagt. Puh!«

»Komm, wir rufen ein Taxi und lassen uns in die Innenstadt fahren. Dort treffen wir uns mit den anderen Männern der Gruppe.«

Samuel war bei diesem Gedanken gar nicht wohl. In einem fremden Land nach Gold zu graben, schien ihm verkehrt. Aber Jean hatte alles bis aufs Kleinste geplant, was ihn ein wenig ruhiger stimmte. Er vermisste seine Frau Molly und die beiden Kinder Skye und Faith. Auch wenn es in seiner Ehe mehr schlechte als gute Zeiten gab, war seine Familie sein ganzer Stolz.

Jean hingegen hatte keine Familie mehr. Seine nahen Angehörigen waren im Zweiten Weltkrieg umgekommen. Zu dieser Zeit hatten sich Joseph und Jean kennengelernt. Sie waren schnell Freunde geworden und hatten Pläne für die Zukunft geschmiedet, wenn sie sich in brenzligen Situationen befanden. Einer dieser Pläne war die Goldsuche hier in Südamerika.

»Danke, dass du mit mir zusammen hier bist. Es bedeutet mir sehr viel«, sagte Jean, als auf das Taxi warteten.

»Du musst dich nicht bedanken. Das tue ich gerne.«

Ein silberner Opel Meriva parkte in der Haltezone und hupte.

»Wir kommen«, rief Jean auf Französisch und hob dabei die Hand.

Der Taxifahrer war so klein, dass er gerade über das Lenkrad blicken konnte. Samuel lächelte.

Die Autofahrt war rasant und schnell zu Ende. Gut für das Portemonnaie, dachte Samuel und tastete nach seiner Gesäßtasche. »Hier. Ich gebe dir etwas dazu.« Er zog einen Schein Cruzeiro aus der Geldbörse und reichte ihn Jean.

Eigentlich wollte dieser das Geld nicht annehmen, aber Samuel bestand darauf.

Der Taxifahrer faltete seine Hände zum Gebet und beugte sich nach vorne. Jean hatte ihm viel mehr gegeben, als er musste.

»Komm, los jetzt. Wir treffen uns in einem Pub hier irgendwo um die Ecke.« Jean holte seine Karte aus der Hosentasche und faltete sie auseinander. Mit dem Finger fuhr er die Strecke nach, die das Taxi vom Flughafen zurückgelegt hatte.

»Na dann komm. Worauf wartest du?« Samuel schulterte seinen Rucksack, den er aus dem Kofferraum geholt hatte und war im Begriff loszugehen.

»Okay, dann los.« Jean zögerte, irgendetwas bedrückte ihn.

Die beiden Männer stiegen drei Stufen hinab und standen dann in einer zwielichtigen Kneipe. Jean nickte dem Wirt zu, als sie an den Tresen gingen. Jean sagte etwas auf Französisch und dann folgten sie dem Wirt bis zu einer Hintertür. Jean und Samuel traten in einen Raum, der nur von nackten Glühbirnen beleuchtet wurde.

»Hallo«, sagte Samuel.

»Bonjour.« Jean nickte den Männern am Tisch zu.

Dieser Raum wurde sonst sicher für illegale Pokerspiele genutzt, vermutete Samuel.

Acht gut gebaute Männer saßen am Tisch und blickten die beiden Frischlinge an.

»Ihr müsst Jean und Samuel sein?«, fragte der Größte von ihnen in schlechtem Englisch.

»Ja, das ist Samuel und ich bin Jean.«

»Gut, dann kommt. Setzt euch.«

»Ich bin Diego. Mit den anderen könnt ihr euch nachher bekannt machen.« Er zeigte in die Runde. »Seid ihr durstig? Ich lasse euch etwas zu trinken bringen.«

»Ja, gerne.« Samuel legte seine Hände auf den Tisch. Sein dunkelbraunes Haar klebte ihm auf der Stirn.

Diego hob die Hand und einer der Männer stand auf. »Kommen wir zum geschäftlichen Teil.«

Auf dem Tisch lagen mehrere Pässe, was Samuel stutzig machte. Er blickte Jean an, der ihm auswich.

»Hier sind eure Pässe. Die Fotos sehen euch ziemlich ähnlich. Benutzt sie nur im äußersten Notfall. Einen Hubschrauber haben wir organisiert, und wenn wir erst einmal die Funai passiert haben, kann uns nichts mehr passieren.«

Samuel nahm einen der Pässe entgegen. »Jayden Garcĭa«, murmelte er. Eigentlich wollte er fragen, warum er einen neuen Pass brauchte, aber er traute sich nicht. Die Männer waren ihm unheimlich.

Die Getränke wurden auf den Tisch gestellt. Es gab Bier, was Samuel überhaupt nicht mochte. Vielleicht war er doch ein wenig verweichlicht, dachte er, während er an seinem Glas nippte.

»Morgen früh werden wir aufbrechen.«

»Dann sollten wir uns gleich hinlegen, damit der Jetlag uns nicht umhaut«, scherzte Samuel, doch niemand lachte.

Über der Kneipe befand sich eine kleine Pension. Samuel und Jean hatten ein Zimmer mit zwei Betten. Samuel stellte seinen Koffer neben einem der Betten ab und setzte sich. Vorsichtig strich er sich die Schuhe ab und krabbelte gleich unter die Bettdecke. Am liebsten hätte er jetzt mit Molly gesprochen, aber in England war es jetzt Nacht und Molly schlief sicher schon.

Als Jean aus dem Gemeinschaftsbad zurück ins Zimmer kam, sah er Samuel nicht an. »Hast du nicht ein paar Fragen?«, sagte er.

»Vielleicht solltest du mir erzählen, was hier vor sich geht.« Samuel drehte sich zu Jean. Natürlich schwirrten ihm gerade tausend Fragen durch den Kopf.

»Früher oder später würdest du es ja sowieso erfahren. Also, das Goldsuchen ist in diesem Gebiet verboten. Deshalb haben wir die gefälschten Pässe bekommen.«

»Wie interessant. Schön, dass mir das auch mal jemand erzählt.«

»Hätte ich dir das vor dem Flug erzählt, wärst du doch gar nicht mitgekommen.«

»Stimmt, da hast du recht. Warum sollte ich etwas tun, wenn es verboten ist?«

»Dein Vater liebte den Nervenkitzel. Ich dachte, er hätte etwas davon an dich weitergegeben.«

»Wahrscheinlich nicht«, grummelte Samuel. Er war enttäuscht von Jean. Warum hatte er ihn nicht eingeweiht?

Die Stille hing wie ein durchsichtiger Vorhang zwischen ihnen.

»Ich denke, du wirst dann morgen wieder zurückfliegen?«, setzte Jean irgendwann an.

»Ich weiß nicht.« Samuel hatte seine Hände ineinander verschränkt und ließ seine Daumen in der Luft kreisen. Eine innere Stimme drang an sein Ohr. Sie sagte ihm, dass er Jean nicht enttäuschen durfte. Es musste die Stimme seines Vaters sein.

»Okay, ich bleibe. Aber unter einer Bedingung.« Samuel wandte sich Jean zu.

»Und die wäre?«

»Ab jetzt möchte ich in jede Kleinigkeit eingeweiht werden.«

Jean schluckte.

Samuel ahnte, dass er noch mehr zu verbergen hatte.

»Sicher«, sagte Jean schließlich zögernd.

»Gut. Sag mal, können wir Diego vertrauen? Auf mich wirkt er nicht vertrauenswürdig.«

»Aber ja. Er war über Jahre Geschäftsführer. Dieser Mann weiß, wie man sich hocharbeitet. Nun ist er der Boss. Er arbeitet selbst nicht mehr.«

»Wir arbeiten für ihn?« Samuel fuhr sich mit der Hand durchs Haar.

»Ja, für ein paar Wochen und dann bekommen wir unseren Anteil. Was dachtest du denn?« Jean setzte sich auf.

Samuel fühlte sich etwas unbehaglich. Er schlief mit einem Mann zusammen in einem Zimmer und vor dem Einschlafen sprachen sie über den Tag. So viel redete Samuel sonst nicht einmal mit Molly. »Ich dachte, dass wir beide zusammenarbeiten und jeder seinen Anteil bekommt. Du hast nichts von einem Boss erzählt, der uns einen kleinen Erlös gibt.« Wenn wir den überhaupt kriegen, wollte er noch sagen, doch diesen Satz verschluckte er lieber.

»Wie heißt du eigentlich?«, fragte Jean plötzlich.

Zuerst wusste Samuel gar nicht was Jean von ihm wollte, doch dann ging ihm ein Licht auf. »Jayden Garcĭa. Und du?«

»Ich heiße Tomas Sánchez. Das sind gute Namen.« Jean kratzte sich am Kopf. Sein Haaransatz glänzte leicht gräulich.

»Wer sind eigentlich die Funai? Diego hat sie vorhin erwähnt.«

Jean zuckte mit den Achseln. »Das kann ich dir nicht sagen. Fragen wir Diego morgen«, schlug er vor. »Aber jetzt sollten wir erstmal schlafen.«

Mit den ersten Sonnenstrahlen wachte Samuel auf. Im Bett neben ihm träumte Jean noch schnarchend vor sich hin. Schnell kroch Samuel aus dem Bett und schlich sich zu seinem Koffer. Dort suchte er sich passende Kleidung für die bevorstehende Reise heraus. Dabei fiel ihm ein, dass er seit Jahren einen Notgroschen im Koffer versteckt hielt. Das Geld hatte er damals für den Notfall hineingesteckt und er war froh, dass er das Geld noch hatte.

Die Dielen ächzten unter seiner Last, als Samuel über den Flur taperte und sich ins Bad einschloss. Gestern war er zu müde gewesen, um sich zu waschen. Doch als er sich umsah, hätte er am liebsten kehrtgemacht. Die Dusche war völlig verdreckt, und auf der Toilettenbrille waren Spuren von Urin erkennbar. Samuel hob den Deckel mit dem Fuß an und öffnete seine Hose.

Nachdem er sich erleichtert hatte, stellte er sich unter die Dusche.

Irgendwie fühlte er sich nach der Dusche dreckiger als vorher. Vielleicht, weil sich das Wasser hier anders anfühlte? Aber vielleicht lag es auch daran, dass sich zu Hause Dienstmädchen um die Sauberkeit im Badezimmer kümmerten. Nachdem er sich auch die Zähne geputzt hatte, ging er zurück ins Zimmer.

Jean stand angezogen und mit geschultertem Rucksack am Fenster und beobachtete das Treiben auf der Straße. Kein Autofahrer hielt sich an die Straßenmarkierungen. Jeder fuhr, wie es ihm beliebte und niemanden störte es, wenn wie wild gehupt wurde.

Samuel ging zu seinem Bett, packte die restlichen Sachen in den Rucksack und wartete darauf, dass Jean sich umdrehte.

»Ich musste gerade an meine Liebste denken. Sie mochte das Treiben auf den Straßen.« Jean senkte den Kopf.

»Vater hat mir in seinen Briefen geschrieben, was mit deiner Familie und der Familie deiner Freundin passiert ist.«

»Ja. Sie haben es nicht geschafft. Der Krieg war einfach zu brutal. Ich habe sie sehr geliebt und wollte mit ihr eine Familie gründen.«

»Das tut mir leid«, bekundete Samuel noch einmal sein Beileid.

»Ja, mir auch, und auch das mit deinem Vater. Ich habe im Krieg alles verloren.«

»Hast du nach dem Krieg keine andere Frau kennengelernt?«, fragte Samuel interessiert.

»Leider nein. Florence und ich waren Seelenverwandte. Ich hatte einige Verabredungen, aber ich verglich sie alle mit ihr.«

Samuel verstummte. Es tat ihm leid, wie einsam Jean war und dass er sich nicht früher bei ihm gemeldet hatte. Diese Reise bedeutete ihm sicher sehr viel.

»Wollen wir los? Bestimmt wartet Diego schon auf uns.«

»Ja, gerne.« Jean schloss hinter Samuel die Tür.

Die zehn Männer trafen sich auf dem Parkplatz hinter der Pension. Alle trugen große und zum Teil sicher sehr schwere Rucksäcke.

»Da seid ihr ja, Tomas und Jayden. Nennt euch am besten jetzt so, damit ihr die Namen nicht vergesst«, sagte Diego, der im Tageslicht noch ungepflegter aussah, als in der zwielichtigen Kneipe.

»Ja.« Tomas nickte.

»Das ist Luìz. Luìz wird nach mir euer Ansprechpartner sein. Wenn ihr euch an seine Anweisungen haltet, kann euch nichts passieren.«

Ein dunkelhäutiger Mann mit viel zu großer Kleidung stellte sich neben Diego und nickte. Er sagte irgendetwas auf Französisch, das Jayden nicht verstand.

Tomas lag die Frage nach den Funai auf der Zunge, aber irgendetwas hielt ihn davon ab, sie zu stellen.

»So, los jetzt.« Diego klatschte in die Hände und führte die Gruppe zu einem Kleinbus, der mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr durch den nächsten TÜV kommen würde. Diego und Luìz setzten sich nach vorne, während sich der Rest auf die hintere Bank quetschte. Jayden saß neben Tomas und einer riesigen Maschine, die aussah wie ein überdimensionierter Staubsauger.

»Was ist das?«, fragte Jayden und deutete auf das Ding neben ihm.

»Das ist einer unserer Sauger«, antwortete einer der Männer, der sich José nannte.

»Aha.« Jayden verstand so gut wie kein Wort, denn der Mann sprach ein so undeutliches Englisch, dass es ihm in den Ohren schmerzte. Als sich ihre Blicke erneut trafen, zauberte er ein Lächeln auf sein Gesicht. Doch Jayden musste sich unwillkürlich schütteln, weil dabei zwei verfaulte Zähne zum Vorschein kamen.

Das Auto fuhr durch die Straßen von Boa Vista, bis sie an einer großen Wiese stehenblieben.

»Komm, komm.« Der Mann, der gleich neben der Tür saß, hieß Franck. Er öffnete die Hintertür und ließ alle hinaus. Franck war der Aufpasser. Zeit war Gold. Jede Verzögerung brachte die Kolonne in Verzug.

Ein Helikopter stand schon mit offenen Türen bereit.

Diego reichte dem Piloten nach einigen Worten einen kleinen Sack und winkte die Männer zu sich. »Ich werde in ein paar Tagen nach euch sehen«, sagte er zu Luìz und verabschiedete sich ohne ein weiteres Wort.

Als sich alle übrigen Männer in den Hubschrauber gesetzt hatten, wurde die Tür geschlossen und der Pilot ließ die Maschine abheben.

Jayden wusste nicht, wie weit oder wie lange der Helikopter geflogen war, denn er war eingenickt. Erst als der Motor erstarb und Tomas ihn an der Schulter rüttelte, wachte er auf. Der Jetlag nagte doch mehr an ihm, als er zugeben wollte. Die Männer schulterten ihre Rucksäcke und machten sich für einen Fußmarsch bereit. Der Weg führte sie durch Wald, Geäst und Gestrüpp, bis sich ein Fluss wie ein dunkelblaues Laken vor ihnen ausbreitete.

Mehrere kleine Boote brachten sie weiter flussabwärts. Selbst als die Nacht hereinbrach, paddelte Luìz noch unermüdlich weiter. Es wurde in Etappen geschlafen, so dass immer zwei Männer die Augen aufhalten mussten. Jayden fühlte sich, als hätte er seit Tagen in diesem kleinen Boot gesessen. Seine Glieder wurden immer schwerer und seine Arme spürte er schon gar nicht mehr.

Tomas und Jayden waren froh, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren, nachdem Luìz das Boot endlich ans Ufer gesteuerte hatte. Jayden streckte sich. Er schwankte etwas und wollte sich auf einen umgestürzten Baumstamm setzen, aber Luìz schüttelte den Kopf. Müde lief er den anderen Goldsuchern hinterher. José lächelte erneut und winkte Jayden zu sich.

»Wir sind bald da. Keine Angst. Als ich das erste Mal dabei war, ging es mir genauso.«

Jayden richtete seinen Rucksack.

»Wir sind gleich da«, sagte auch José und lächelte erneut.

Doch offenbar war auf Josés Aussage kein Verlass, denn der Fußmarsch wollte einfach kein Ende nehmen.

Das Lachen der Yanomami

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