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2.5.1 Intuitive Kriminalprognose

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Bei der intuitiven Kriminalprognose handelt es sich um eine nicht-empirisch begründbare, individuelle, gefühlsmäßige und von subjektiven Erfahrungen geprägte Methode.31 Dieses Vorgehen kann nicht genau beschrieben werden, da es auf die Person ankommt, welche die Prognose erstellt und bewertet. Je nach Person fällt ein subjektives Vorgehen anders aus, sodass nicht von einer analytisch exakt zu bestimmenden Methodik gesprochen werden kann. Hierbei wird die komplette Prognoseentscheidung durch einen Gesamteindruck der zu beurteilenden Person erstellt.

Intuitive Prognosen sind keine wissenschaftlichen Prognosen. Sie beruhen nicht auf Daten, sondern auf Alltagserfahrungen und Verhaltenstheorien über menschliches Verhalten. Sie stützen sich dabei auch auf standardisierte Beurteilungsfelder und Kriterien mit teilweise wissenschaftlichem Hintergrund.

Nicht-wissenschaftliche Methoden werden oftmals kritisiert, da Vorurteile der Prognoseersteller gegenüber den zu beurteilenden Personen nicht ausgeschlossen werden können.32 Deshalb wird die intuitive Prognose auch subjektive Prognose genannt.33

Intuitive Prognosen werden meist durch nicht ausgebildete Beurteiler wie beispielsweise Beamte der Kriminalpolizei, Richter oder Staatsanwälte angewendet. Zur Prognoseerstellung werden unter anderem die Sozialbiografie, das Arbeitsverhalten, das Vorhandensein sozialer Bindungen, das Vorliegen einer Suchtproblematik und die strafrechtliche Vorbelastung des Täters analysiert.34

Das Vorgehen bei einer intuitiven Prognose lässt sich an folgendem Beispiel verdeutlichen: Bei einem bereits kriminell rückfällig gewordenen Räuber, der die Intervalle seiner Rückfälligkeit verkürzt und gleichzeitig seine kriminelle Energie und rücksichtslose Gewalt bei seiner Tatbegehung steigert, ist es möglich, aufgrund kriminalistischer Berufserfahrung und allgemeiner Menschenkenntnis zu sagen, dass diese Person mit einer hohen Wahrscheinlichkeit erneut Straftaten begehen wird. Die Prognose ist dementsprechend für den Räuber ungünstig. Die Prognose ist zwar durchaus nachvollziehbar, dennoch ist diese nicht wissenschaftlich belegt.35

Die intuitive Methode kann als Behelfsverfahren bezeichnet werden, welches in der polizeilichen Praxis am weitesten verbreitet ist. Dies liegt daran, dass die Heranziehung von Sachverständigen, wie es die klinische Prognose erfordert, zu zeit- und kostenaufwendig ist. Die gewonnene Erfahrung kann durchaus zu einer nennenswerten Treffsicherheit führen. Dennoch ist das Fehlerrisiko bei der intuitiven Prognose am größten, weil diese auf dem subjektiven Empfinden des Prognoseerstellers beruht und nur schwer belegbar ist, obwohl sie durchaus oftmals nachvollziehbar ist.36 Jedoch wird diese Methode oft durch die objektiven Tatbegehungsmerkmale oder durch das Nachtatverhalten des Tatverdächtigen bestätigt.

Kriminalprognose und ihre Bedeutung für die Polizei

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