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2.6 Allgemeine Problemfelder bei der Prognoseerstellung

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Die verschiedenen Prognosemethoden unterscheiden sich in ihrer Aussagekraft und dem Grad der Objektivität.54

Bei der intuitiven Vorgehensweise handelt es sich um eine subjektive Methode. Somit handelt es sich nicht um eine Methode, bei der alle Beurteiler auf ein gleiches Ergebnis kommen, da sie von ihrer subjektiven Wahrnehmung geprägt sind. Weiterhin können Experten Behauptungen aufstellen, die nach ihrem Empfinden zwar richtig, aber nicht belegbar sind und somit Personen falsch eingeschätzt werden. Es handelt sich hierbei weniger um eine belegbare wissenschaftliche Methode, als vielmehr um eine Vorhersage eines möglichen eintretenden Ereignisses, welches aus der Empfindung eines Einzelnen entsteht. Daher wird dies auch als eine intuitive Vorgehensweise und nicht als eine systematische oder standardisierte Methode bezeichnet.55 Das bedeutet nicht, dass diese Vorgehensweise in der Prognose von Kriminalität keine Anwendung findet. Jedoch sollte dieses Vorgehen nicht als alleinige Grundlage für eine Prognoseentscheidung hinzugezogen werden. Zur Absicherung des Ergebnisses einer intuitiven Prognose sollten weitere Prognoseinstrumente herangezogen werden. Bei einer gewissen Übereinstimmung dieser verschiedenen Instrumente kann somit auch die intuitive Einschätzung in die Entscheidung über eine Kriminalprognose einfließen.

Bei der statistischen Methode muss ein Prognostiker ermitteln, welche verschiedenen Merkmale und Aspekte die zu beurteilende Person in sich birgt. Die dadurch erhaltenen Werte werden mit vorher ermittelten statistischen Werten verglichen und es wird eine Prognose erstellt, wie wahrscheinlich es ist, dass der Täter wieder straffällig wird. Im Gegensatz zu der intuitiven Vorgehensweise basiert diese Methode auf empirisch gewonnenen Werten und Daten, die ermittelt wurden, um solche Prognosen zu erstellen. Jedoch resultieren auch aus dieser Methode zur Erstellung einer Kriminalprognose keine Ergebnisse, die mit Gewissheit eintreten. Auch bei der Zuordnung einer Person in eine bestimmte Kategorie werden Fehler gemacht oder können Unterschiede existieren. Jedoch hat die statistische Methode den Vorteil, dass bei einer fehlerhaften Prognose die Daten mit in die vorher ermittelten Aufzeichnungen einfließen und diese dadurch verbessern können. Ein weiterer Kritikpunkt an der statistischen Methode ist, dass objektive Faktoren wie ungünstige familiäre Verhältnisse die Verteilung der Punkte und somit auch die Kriminalprognose beeinflussen, obwohl die zu prognostizierende Person für diese Faktoren nicht als Verursacher verantwortlich ist.56 Abschließend lässt sich aber sagen, dass die statistische Methode eine verlässliche Methode für eine Kriminalprognose ist. Wie auch bei der Kritik an der intuitiven Vorgehensweise erwähnt, können möglicherweise bessere Ergebnisse erzielt werden, wenn verschiedene Prognoseinstrumente nebeneinander eingesetzt werden.

Bei der einzelfallorientierten, klinisch-idiografischen Prognosemethode soll aufgezeigt und beurteilt werden, welche Faktoren eine Rückfallwahrscheinlichkeit im zu prüfenden individuellen Einzelfall wahrscheinlicher oder unwahrscheinlicher machen. Ein Kritikpunkt auch an dieser Methode ist, dass statische Faktoren eine Rolle spielen, auf die der Täter keinen Einfluss hatte. Allerdings müssen solche Faktoren auch berücksichtigt werden, um ein Gesamtbild der zu beurteilenden Person zu erhalten. Die dynamischen Faktoren werden von Prognostikern erstellt, die auf ihrem Fachgebiet interagieren. Dadurch können sie verschiedene Faktoren stärker und schwächer gewichten, wodurch eine höhere Genauigkeit der Rückfallwahrscheinlichkeit ermittelt werden kann. Jedoch ist auch hier wieder die subjektive Einschätzung der Fachleute einzubeziehen. Die Gewichtung der subjektiven Faktoren sollte deshalb möglichst gering gehalten werden.57

Eine Prognosestellung kann fehlerbehaftet sein, wenn der Experte einer „Illusion der Kompetenz“58 unterliegt. Das bedeutet, dass eine Art subjektive Überschätzung des Experten bei Prognoseerstellung existiert. „Dass diese normalpsychologischen Mechanismen auch auf Gutachter/-innen und andere Experten/-innen zutreffen, sollte von sich selbst verstanden werden.“59

Ein grundlegender Nachteil, den die klinische Prognose mit sich bringt, ist, dass die Erstellung mit großem zeitlichen Aufwand und hohen Kosten verbunden ist. Hierzu zählt auch das Honorar des Gutachters. Somit kann es aufgrund des zeitlichen Aufwandes regelmäßig zu einer Verfahrensverlängerung kommen und dies führt dazu, dass die Anwendung bei Fällen der Alltagskriminalität eher selten genutzt wird.60

Kriminalprognose und ihre Bedeutung für die Polizei

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