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2.7 Auffälligkeiten der Prognoseerstellung

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Die Prognose führt möglicherweise zum Ergebnis, dass es zu keinem schädigenden Ereignis kommen wird. Nun kann entweder der Fall eintreten, dass es wirklich zu keinem Rückfall kommt, dann wäre die Prognose „true negative“ oder es kommt trotz negativer Vorhersage zu einem Rückfall, was dann „false negative“ genannt wird.

Die andere Möglichkeit ist, dass ein Rückfall prognostiziert wird. In dem Fall gibt es die Option „true positive“, wenn der Rückfall auch tatsächlich eintrifft oder es gibt den Fall „false positive“, wenn der prognostizierte Rückfall nicht eintrifft.

Betrachtet man nun die gestellten Prognosen, so kann ermittelt werden, wie viele Fehlprognosen in Form einer „false negative“- oder „false positive“-Prognose getätigt wurden.61

Das bedeutet, dass Straftäter, die eine „positive“ Kriminalprognose haben, durchaus auch in Zukunft straffällig werden könnten. Somit dürfen diese Personen bei der Aufklärung von Sachverhalten nicht außer Acht gelassen werden.

Ein Vorteil der nichtwissenschaftlichen intuitiven Methode ist, dass die Prognoseersteller ihre Prognosen auf ihre jahrelangen Erfahrungen mit straffälligen Personen stützen. Hier werden nicht zwingend besonders geschulte Sachverständige benötigt, wie es bei der klinischen Prognose notwendig ist. Intuitive Prognosen können auch durch Polizeivollzugsbeamte oder Richter erstellt werden. Gleichwohl sind oftmals Vorurteile unvermeidbar und die Objektivität ist erheblich eingeschränkt. Deswegen wird es als äußerst kritisch bewertet, die intuitive Prognose als Standardverfahren zu verwenden, weil sie sich keiner wissenschaftlichen Grundlage bedient.62

Trotzdem hat sich die Prognosemethode in der polizeilichen Praxis bewährt. In Ermittlungsverfahren, die durch die Polizei bearbeitet werden, findet die intuitive Prognosemethode immer wieder Anwendung und führt zu sehr guten Ergebnissen, zumal hierbei auch wissenschaftlich unterlegte Gefährdungskriterien genutzt werden, die sich auf Erhebungsraster bei Gefährdungsprognosen stützen.

Ein Vorzug wissenschaftlicher Methoden ist, dass sie belegbar, theoretisch verankert und transparent sind. Sie basieren auf empirischen Forschungen und fassen ihre Ergebnisse in verschiedenen und miteinander kombinierbaren Prognosetafeln zusammen. So kann, wie bei der statistischen Prognose, eine Rückfallwahrscheinlichkeit ausgerechnet und numerisch in einer Zahl oder in einer sprachlichen Abstufung ausgedrückt werden. Es werden immer häufiger aktuarische Instrumente bevorzugt, weil Faktoren miteinbezogen werden, die sich zeitlich anpassen können.63

Klinische Prognosen erfüllen die Anforderung der Individualität einer Kriminalprognose. Polizeivollzugsbeamte können dieses Verfahren nicht anwenden, da sie nicht über die nötige fachliche Ausbildung verfügen. Abgesehen davon verwenden die Prognoseersteller zudem unterschiedliche Kriterienkataloge, welche für Juristen oder auch Polizeivollzugsbeamte teils nicht transparent und nachvollziehbar sind, da diese nicht über die gleichen kriminologischen und diagnostischen Kenntnisse verfügen wie die Sachverständigen. Hierin liegt der Vorteil der statistischen Prognose. Bei der klinischen Prognose werden nur Extrembereiche thematisiert und somit alle betroffenen Personen pathologisiert.64

Die Methode der idealtypisch-vergleichenden Einzelfallanalyse ist wissenschaftlich und einzelfallbezogen. Die verwendeten Idealtypen entsprechen den rechtlichen Anforderungen an eine Kriminalprognose. Der Prognoseersteller muss die aus kriminologischer Sicht relevanten Schwächen und Stärken der zu beurteilenden Person getrennt beleuchten und analysieren. Dadurch wird eine auf den konkreten Sachverhalt bezogene individuelle und aktuelle Prognose erstellt.65

Das Instrumentarium ist aufgrund seines Umfangs differenziert und anspruchsvoll, weshalb jahrelange Erfahrung im Umgang mit delinquenten Personen Voraussetzung ist.66 Außerdem können auch Polizeivollzugsbeamte mit hohem Erfahrungswissen ohne das psychologische Fachwissen mit der idealtypisch-vergleichenden Einzelfallanalyse arbeiten und Prognosen erstellen.67

Kriminalprognose und ihre Bedeutung für die Polizei

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