Читать книгу Endlich Laubengirl - Mein Abenteuer Schrebergarten - Nova Meierhenrich - Страница 12
ОглавлениеWo fangen wir an?
Da standen wir nun in unserem neuen Schrebergarten. Alles lag brach. Wo fängt man bloß an? Die To-do-Liste schien endlos …
Die Übergabe der Parzelle erfolgte im März 2018 – und da standen wir nun. Das Wasser in der Anlage war noch nicht angestellt, der Garten lag tiefgefroren, karg, trist und grau vor uns. Nicht gerade motivierend …
Sehr schnell war klar, dass wir mit der Laube beginnen wollten, um einen warmen, trockenen Ort zu haben, von dem aus wir uns bei jedem Wetter in den Rest des Gartens vorarbeiten konnten. Doch wo anfangen? Innen roch es feucht und modrig, an den Wänden wellten sich mehrere Schichten alter Tapete. Und auch wenn Blumenmuster einen gewissen Charme mit sich bringen, war für uns klar: Alles muss raus. Uns schwebte ein cleaner, heller skandinavischer Look vor. So eine richtig schöne Scandi-Laube. Und so machten wir uns daran, mit klammen Fingern die Tapete Schicht für Schicht von den Wänden zu pellen.
Doch wenn du denkst, alles läuft, kommt dir das Wetter in die Quere. Denn pünktlich zum Renovierungsbeginn erlebte Hamburg einen absoluten Wintereinbruch. Minustemperaturen und Schnee inklusive. Zumindest konnten wir den Schnee in Ermangelung von Wasser zum Händewaschen verwenden. Doch wir merkten rasch: Ohne Heizlüfter würden wir in unserer Hütte erfrieren und die Farbe würde niemals trocknen. Das Kondenswasser ronn nur so an den Innenseiten der Fenster hinunter. Also organisierten wir im Freundeskreis jeden Heizlüfter, den wir ergattern konnten, und hofften einfach auf das Beste. Jetzt gab es eh kein Zurück mehr.
Nachdem wir die Tapeten entsorgt hatten, entschlossen wir uns, die Wände mit einem Feuchtigkeitsschutz zu streichen, damit die Nässe in Zukunft nicht ganz so leichtes Spiel haben würde. Wie sich mittlerweile an ein paar Stellen zeigt, ist das zwar auch keine Garantie. Aber es ist allemal besser, hin und wieder kleine Stellen auszubessern, als in einer konstant feuchten Laube zu hausen.
Nachdem die Wände grundiert waren, begannen wir die Holzdecke, die Fensterrahmen und letztendlich den Fußboden abzuschleifen. Es war einer dieser Momente, der sich noch oft wiederholen sollte: Nova darf sich ein neues Werkzeug kaufen!
Als wir mit den Renovierungsarbeiten in der Laube begonnen haben, war der Garten tiefgefroren und das Wasser noch abgedreht. Aber auch Schnee, so sollten wir schnell herausfinden, eignet sich wunderbar zum Händewaschen.
Meine größte Freude während der Renovierungsphase: Ich hatte ständig eine Entschuldigung, mir neues Werkzeug zu kaufen. Ich liebe Werkzeug!
Auf die Laube, fertig, los!
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Nach dem Ablösen der Tapete haben wir zuerst mit einem Feuchtigkeitsschutz grundiert, bevor es an den Anstrich ging.
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Fünf Jahrzehnte feuchte Tapete warteten darauf, von uns in tagelanger, mühseliger Arbeit von den Wänden gelöst zu werden.
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Jeder, der schon einmal tapeziert hat, weiß: eine Wasser-Spüli-Mischung wirkt Wunder, wenn es um das Ablösen von Tapeten geht.
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Mit einem Schleifgerät habe ich alle Tür- und Fensterrahmen angeschliffen, damit später der Lack besser hält.
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Nach tagelangem Schnee, Regen und fieser Kälte kam endlich die Sonne raus und mit ihr der Frühling!
Ein größeres Schleifgerät hätte mir beim Aufbereiten des Holzfußbodens sicher viel Zeit gespart, aber es ging auch so. Nach dem Abschliff folgte die Grundierung und final der spezielle Fußbodenlack. Und nach vollbrachtem Werk ein Piccolöchen zusammen mit Mo. Das hatten wir uns verdient!
In diesem Fall war es eine Schleifmaschine. Im Zuge der Renovierungsarbeiten war jeder Moment, in dem etwas begonnen wurde, für das es noch nicht das richtige Werkzeug gab, ein Glücksmoment für mich. Denn dann durfte ich in den Baumarkt, um mit einem neuen grünen oder blauen Koffer zurückzukehren. Die Erlaubnis dafür erteilte ich mir in solchen Momenten selbst. Für Steinböcke muss alles Sinn machen, bitte nur keine Verschwendung oder unnütze Anschaffungen. Aber wenn etwas gebraucht wird, bin ich das glücklichste Wesen schlechthin. Baumärkte und ich, das wird eine ewige Liebesgeschichte bleiben. Und ja, während der Bodenschleifarbeiten habe ich mir oft gewünscht, ich hätte mich für das größere Modell entschieden. Aber hier kam dann wieder ein wenig die Vernunft durch, die sagte: Lieber am Boden etwas leiden, weil das Modell zu klein ist, als für Fenster und Türen eine zweite Schleifmaschine anschaffen zu müssen. Es wird schon gehen. Und: Es ging!
Im nächsten Zug grundierten und lackierten wir sämtliche Rahmen und die Holzdecke glänzend weiß, strichen die Wände in einem zarten Grauton und lackierten zum Finale den Holzboden – ebenfalls weiß. Was für ein Unterschied!
Die »Basis«
Wir kauften ein Daybed mit Staufächern im schwedischen Möbelhaus unseres Vertrauens, beklebten den von den Vorbesitzern übernommenen Laubenkühlschrank mit schwarzen Punkten, schafften hier und da Boxen an, um Spielzeug für den Laubenboy und andere nötige Dinge zu verstauen, dekorierten ein wenig hier und ein wenig dort. Fertig. Für den Moment. Alles andere musste warten – und wachsen. Erst einmal mussten die alten Küchenschränke und das über Jahre auf dem Flohmarkt gesammelte Geschirr von zu Hause reichen.
Wir hatten das große Glück, dass die Verlattung unserer Laube erst einige Jahre zuvor erneuert worden war und wir somit auf eine gute Grundstruktur zurückgreifen konnten. Die Renovierungskosten des Laubeninneren beliefen sich demnach auf ungefähr 500 Euro.
Was das Äußere anging, war uns zwar klar, dass eine neue Farbe hermusste! Aber nicht in diesem Jahr. Erst einmal hatten andere »Baustellen« Priorität. Wir sind also fürs erste »Grund-Reinbringen« kostenmäßig ganz gut weggekommen und konnten mit überschaubaren Mitteln einen warmen, muckeligen und vor allem trockenen Ort auf unserer Parzelle schaffen, an den wir uns bei allem, was noch auf uns zukommen sollte, zurückziehen und entspannen konnten. Aber die Voraussetzungen sind nicht auf allen Parzellen so gut. Das musste auch Tina aka @allotmentlover bei der Übernahme ihres Gartens feststellen …
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Es muss nicht schon am Anfang alles perfekt sein. Auch eine Laube muss wachsen. Man muss hineinwachsen. Aber mit etwas Deko und schönen Kleinigkeiten ist es ruckzuck wohnlich, auch wenn noch viel fehlt.
[no image in epub file] @allotmentlover
Tina hatte eigentlich andere Pläne für ihre Laube. Doch dann wurde es statt des Make-over eine ganz neue Hütte.
Blick über den Gartenzaun
Meine neue Laube
Als ich 2018 meinen Schrebergarten übernahm, ahnte ich noch nicht, was für eine handwerkliche Mammutaufgabe auf mich zukommen würde. Ein paar Wochen nachdem ich den Pachtvertrag unterschrieben hatte, wollte ich die Laubenküche ausräumen, um sie von innen zu streichen und den Saunalook gegen weiße skandinavische Holzwände auszutauschen. Dabei entdeckte ich im Gestänge des Kühlschranks ein riesiges Ameisennest! Es waren Holzameisen und sie hatten sich in die kompletten Trägerbalken des Hauses gefressen. Mein Nachbar Jens kam zum Gucken vorbei und meinte: »Püppi, das Schönste auf deiner Parzelle bist du und vielleicht noch dein Radio. Den Rest kannste in die Tonne treten, da ist nichts mehr zu retten.« Schock! Also musste ich die 50 Jahre alte Laube mit Asbestdach abreißen. Ich bekam etwas Hilfe und dachte: »Ach wie schlimm kann es sein, ich bring den Holzschutt mit meinem 19 Jahre alten VW Polo alleine zum Recyclinghof.« 14 Fuhren später bereute ich diese Entscheidung sehr …
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Nachdem die alte Laube komplett entsorgt war, kam das alte Betonfundament an die Reihe. Leider fand ich keine Firma, die das übernehmen wollte, und so rückte ich selbst mit dem Vorschlaghammer an. Wer braucht schon ein Gym, wenn er einen Garten haben kann? Auf Beton hatte ich danach wirklich keine Lust mehr und entschied mich deshalb für ein industrielles Schraubfundament. Das sind überdimensionale Schrauben, die mit einem speziellen Gerät in den Boden gedreht werden. In Schrebergärten darf man (leider) keine Betonplatten gießen und somit war dies eine schnelle und vor allem saubere Alternative. An einem Tag hatten wir die Fundamente zu zweit schnell gesetzt. Noch ein Plattenfundament aus Balken und OSB-Platten drauf und die neue Traumlaube konnte kommen. Leider wurden die zwei jeweils eine Tonne schweren Pakete mit der Laube nur bis Bordsteinkante geliefert und somit ergab sich das nächste Sportprogramm: Zwei Tonnen Holzbretter knapp 100 Meter in den Garten schleppen. Ich bin dadurch sehr mit meinem Haus verbunden.
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An einem Sonntag Mitte Oktober bauten wir dann zu neunt die doch sehr große 23-Quadratmeter-Laube auf. Weil wir das Dach an diesem Tag nicht mehr schafften, deckten wir den Dachstuhl notdürftig mit Planen ab. Gerade als wir fertig damit waren, fing es an zu regnen und es zeigte sich schnell, dass die Planen nicht ausreichten. Es regnete rein und ich war den Tränen nahe. Montagmorgen darauf sah ich mit Schrecken, dass der Wetterbericht für Mittwochnacht einen Gewittersturm ankündigte. Da keiner meiner Freunde spontan Zeit hatte und ich so schnell auch keinen Dachdecker bekam, deckte ich das Dach kurzerhand selbst ein – in anderthalb Tagen und Nachtschichten – und schaffte es gerade so vor dem Gewitter. Ich war stolz und erleichtert.
In den nächsten Monaten strich ich das Haus außen und innen, skandinavisch-clean in Schwarz und Weiß.
Viel Blut, Schweiß und Tränen sind in den Laubenbau geflossen, aber ich würde es genauso wieder machen. Ich liebe meine Laube und meinen Garten! Sie haben mir Geduld, Gelassenheit und vor allem die Gewissheit gelehrt, dass ich alles schaffen kann, was ich mir vornehme.
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