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Szene 9

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Inspektor Hagerouse kam vom Pathologen. Er wollte erst etwas Genaueres wissen, bevor er die Familie Grasemacher aufsuchte. Benachrichtigt waren die nächsten Angehörigen schon von einem Kollegen, der mit einem Psychologen dort gewesen war. Es gab da eine geschiedene Frau, die ziemlich desinteressiert, ja sogar abweisend gewesen war. Es sei kein Verlust, um den sie jetzt trauern müsse. Im Gegenteil, dieses Scheusal habe nur wie Dreck auf ihrem Leben gelegen.

Die Familie eines Opfers zu informieren, das bedeutet normalerweise Stress, das Schwerste, was unser Job von uns fordert, sagte der Inspektor zur Polizeimeisterin, die ihn wie ein Schatten, ein lächelnder Schatten, falls es so etwas gibt, begleitete. Für diesen Fall war sie ihm zugeteilt und sollte ihm behilflich sein. Auf deren Hilfe kann ich zwar verzichten, aber warum soll ich nicht so ein unerfahrenes Mäuschen bei mir haben? Sie kann sicher viel von mir lernen. Außerdem sieht sie ganz knackig aus, der Anblick kann mir ein wenig diese oft öde Arbeit versüßen, und vielleicht nicht nur der Anblick.

Der Pathologe hatte nur wenigüber Grasemachers letzte Lebenssekunden herausgefunden. Vor seinem grässlichen Tod hatte sich der Ermordete nicht gewehrt. Keine Spuren von Gewalt. Doch ein breites, tiefes Loch im Bauch war da. Hineingestochen so, wie man einen Kern aus einer Kirsche holt. Durch die beträchtliche Fettschicht hindurch, gestoppt erst von der Wirbelsäule.

Die Tat musste mit enormer Energie und Kraft ausgeführt worden sein. Also, entweder ein Mann, oder eine Kraftsportlerin, die gab es ja heute leider zur Genüge.

Tatwerkzeug unbekannt. Möglicherweise ein langes Metallrohr, an einem Ende scharf geschliffen. Die anderen Verletzungen stammten vermutlich vom Ablegen der Leiche auf die Betonkugel und vom späteren Herunterholen im Auftrag der Polizei. Ob sie die Adresse von Grasemacher habe. Ja, antwortete Britta Recker, seine Assistentin, die Adresse habe sie, aber eine Familie gebe es nicht mehr. Natürlich, deshalb sei er auch nicht vermisst worden. Aber sie habe den Schlüssel zur Villa Grasemacher gleich mitgenommen. Pfiffiges Mädchen. Aber er sagte nur: Gut gemacht.

Nettes Häuschen, dafür muss eine alte Frau lange stricken, ging es ihm durch den Kopf. Dass man mit Abbruch so viel verdienen kann. Möglicherweise ist da auch etwas faul. Vielleicht hatte es sogar gelegentlich eine kleine Gefälligkeitszahlung gegeben. Werde mal die Bücher prüfen lassen.

Im Hause selbst fand sich nichts Auffälliges. Alles teuer eingerichtet und doch langweilig. Die Einrichtung des Wohnzimmers wurde beherrscht, oder besser gesagt, bestand nur aus einer Sitzgruppe mit riesigen Polstersesseln, in denen man nicht nur sitzen konnte, sondern in denen man sich räkeln und sogar zu zweit wer weiß was hätte tun können. Der Glastisch in der Mitte, hergestellt aus dickem, geschmolzenem Farbglas, war vollgestellt mit Schnapsflaschen jeglicher Provenienz, in denen kostbare Tropfen, aber auch billiger Fusel dämmerten. Mein Gott, sagte Inspektor Hagerouse, hier mal eine Nacht versau..., verbringen, und dann noch in netter Gesellschaft. Dabei turtelte sein Blick auf der Uniformjacke der jungen Polizistin. Lass uns wieder gehen, das bringt hier nichts.

Die junge Frau nickte, dann nahm sie eine auf dem Tisch liegende Einladungskarte, von einem Komitee zur Erinnerung an die Wiedervereinigung. Ob sie das mal mitnehmen sollten. Vielleicht sei Grasemacher dort gewesen.

Na gut. Schaden kann es nicht. Das scheint ja ein verdammt harter Fall zu werden. Eigentlich haben wir bisher nur einen erstochenen Unternehmer, mit dem der oder die Täter eine Betonkugel am Aa-See dekoriert haben.

Sie verließen das Haus, ohne den erschlagenen Hund gesehen zu haben, der noch als Kadaver ein längliches, blutverschmiertes Werkzeug im Maul hielt.

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