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Szene 3

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Obwohl schon lange das Rauchverbot an öffentlichen Plätzen und in öffentlichen Räumen bestand, hing der kalte Nikotingestank immer noch in den Vorhängen, an den Tapeten und in den Polstern. Hinzu kam der Gärgeruch des Bieres. Trotzdem sagte man der Gaststätte “ Zum Absacker “ eine gewisse gemütliche Atmosphäre nach. Vielleicht war es der riesige Wirt, der mit seiner Körperfülle und seiner ruhigen Stimme, aber auch mit unendlicher Langsamkeit beim Zapfen, für diese Gemütlichkeit sorgte. Die knochenharten Frikadellen, die er mit Löwensenf im Angebot hatte, waren es jedenfalls nicht.

Alle Tage, sogar Karfreitag und Heiligabend war seine Kneipe immer gut besucht. So auch heute, und sogar das große

Gastzimmer war reserviert. Heiß ging es dort her, denn das Komitee zum Gedenken an die Wiedervereinigung, hatte sich auf ein bleibendes Denkmal in der Stadt geeinigt. Der Mauerfall sollte dargestellt werden. Die Finanzierung war gesichert, ein Bildhauer beauftragt, man war dem Ziel sehr nahe Aber über die Ausführung war man sich immer noch nicht einig. Sollte nicht besser eine stürzende Mauer dargestellt werden? Sollte etwas Abstraktes zu sehen sein? Aber diese Darstellung, ein Vorschlag des Künstlers? Da würden sich viele aufregen in der Stadt. Aber ein Kunstwerk versteht sowieso kaum jemand. Der einfache Mann schon gar nicht. Und übrigens war das Denkmal fast fertig. Aber trotzdem…..

Die Luft im Saal wurde stickig, einige Köpfe rot, Herzkranke hielten sich bewusst zurück. Pause wurde verlangt und eine neue Runde Bier.

Das konnte nun bei diesem Wirt lange dauern. Man erhob sich, Fenster wurden geöffnet, die Toiletten besucht, man sprach über die Prostata, Künstlernamen, das Examen des Sohnes. Dann saßen alle wieder, aber das kühle Bier ließ auf sich warten. Und es ließ und ließ auf sich warten. Unwilliges Gemurmel. Dann erhob sich der Schriftführer um “ mal auf den Busch zu klopfen”. Später, viel später kam er mit dem Wirt zurück, der gar nicht mehr gemütlich wirkte. Bier würde es heute nicht mehr geben, die Schläuche der Bierleitung seien im Keller mehrmals zerschnitten worden. So eine Sauerei. Im Keller selbst stehe das Hochwasser, besser gesagt, das Hochbier. Zerquetschen werde er die Kerle, sollte er sie kriegen.

Im Komitee fand der Antrag auf Verlegung der Debatte breite Zustimmung. Das Gastzimmer leerte sich ziemlich schnell, denn mancher war ungern gekommen, da Dortmund spielte. So konnte man am Fernseher noch die zweite Halbzeit genießen. Bier hatte man auch im eigenen Keller. Leider nur in Flaschen. Aber wer hatte wohl diese Sitzung sabotiert?

Die eigentliche Gaststätte im vorderen Bereich des Hauses

war schon verlassen und das Licht etwas abgedunkelt. Nur an einem runden Tisch in der Ecke saßen noch drei junge Männer und zwei etwa gleichaltrige junge Frauen. Gedämpft unterhielten sie sich weiter, schienen sich vom allgemeinen Aufbruch nicht gestört zu fühlen. Doch als ihre Gläser leer getrunken waren und leer blieben, schlenderten sie durch die Eingangstür ins Freie.

Der Wirt hatte noch viel zu tun. Er wischte das Bier im Keller auf. Ab und zu biss er in eine harte Frikadelle. Löwensenf brauchte er jetzt nicht. Es roch wie in einer Brauerei.

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