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Jonny (John Frank) & Tabby

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Als ich am 7. August 2006 früh nach der Nachtschicht zu Hause ankam, erwartete mich eine — ja, recht schöne — Überraschung. Lena mauzte wie immer, wenn wir uns begrüßten und wartete darauf, dass ihr Fressteller aufgefüllt wurde. Gleich würde sie sich über die frischen Fleischstücken hermachen, denn die letzte Mahlzeit gab es vor dreizehn Stunden ...

Aus diesem Grund öffnete ich sofort eine Tüte und verteilte die Leckerlies mit einem kleinen Löffel. Die Katze stand bereits neben mir und schaute zu ... Und dann passierte etwas, was doch sehr ungewöhnlich war. Sie schnupperte kurz, wandte sich dann aber vom Teller ab und verschwand hinter der Couch.

Nanu? Das Fischfleischmenu stand sonst ganz oben auf ihrem Speisezettel ... Plötzlich stieg so etwas wie eine Ahnung in mir hoch. Lena hat doch nicht etwa .? Ich zog die Jacke aus, holte die Tasse mit dem heißen Tee aus der Küche und setzte mich an den Wohnzimmertisch.

Zum ersten Mal fiel es mir auf, als wir Mitte Juli aus dem Urlaub zurückgekehrt waren. Eine Bekannte hatte während der sieben Tage ab und zu nach Lena geschaut, das Katzenklo gesäubert und dafür gesorgt, dass die Süße nicht am Hungertuch nagen musste. Das war einfach die beste Lösung: die Katze blieb in ihrem gewohnten Revier und hatte denselben Tagesablauf wie immer. Streunen, fressen und schlafen ...

Während des Osterfestes war sie zehn Tage bei einem Neffen von Ina und es gab jede Menge Probleme. Sie raste wie eine Irre in seinem Haus umher und versteckte sich. Fraß nur sehr wenig und war ständig gestresst, weil ihr die vertraute Umgebung fehlte.

Am Tag unserer Rückkehr saß ich in der Badewanne und genoss die Ruhe nach der langen Autofahrt. Lena lag bei mir auf dem gekachelten Rand und schnurrte leise, wenn ich sie streichelte.

„Mein Fräulein, du hast aber ganz schön zugelegt“, sagte ich zu ihr und war mir nicht sicher, ob ihr Miau „Na und ...“ heißen sollte . Tatsächlich: ihr Bauch war irgendwie dicker geworden, seitdem wir uns das letzte Mal gesehen hatten und ich dachte in dem Moment überhaupt nicht daran, dass es dafür vielleicht eine andere Ursache geben könnte, als das gute und besonders reichlich genossene Futter ...

Als Ina eine Woche später bei mir war und Lena sah, sagte sie sofort:

„Die Katze ist eindeutig schwanger .“

„Ach nee — ehrlich?“ Meine Freundin nickte ...

Und nun? Ich nippte am Tee und hörte ein leises Piepsen. Es klang so, als wenn jemand eine Gummiente zusammendrückte. Das Geräusch kam aus der Ecke hinter der Couch und stammte eindeutig nicht von Lena. Nach einigen Minuten tauchte die Katze wieder auf und lief zum Teller. Als sie die ersten Happen schluckte, beschloss ich einfach mal nachzuschauen.

Da lag ganz hinten tatsächlich irgendwas auf dem Teppichboden, aber ich konnte nicht erkennen, was es war. Langsam wurde mir klar, dass Lena ihren Nachwuchs bekommen hatte und in mir stieg ein leises Glücksgefühl auf. In dem Augenblick war mir völlig egal, welche Folgen das hatte und ich freute mich einfach. Die Babys mussten ja so lange bei der Mama bleiben, bis sie selber fressen konnten. Mit einem Lächeln dachte ich daran, was wohl Anna Lena und Oliver dazu sagen werden, wenn sie es erfahren ...

Ich hatte mir als Kind immer eine Katze als Spielkamerad gewünscht, doch dieser Traum ging leider erst voriges Jahr in Erfüllung, als Lena an meine Fensterscheibe „klopfte“ ...

Vor dem Einschlafen fiel mir ein, dass ich Ina fragen wollte, ob sie mir eine Taschenlampe borgen kann. Dann würde ich besser erkennen können, wie die Kleinen aussahen und vor allem, wie viele es waren. Wir sehen uns am Abend und meine Freundin würde bestimmt nicht nein sagen, wenn sie erfuhr, weshalb ich das Teil brauchte ...

Einige Tage nach der Geburt der Katzenbabys sagte ich zu Anna Lena, dass bei mir zu Hause eine Überraschung auf sie wartete. Das Mädchen begann zu raten, was es sein könnte, aber ein neuer Katzenbaum (wir hatten angedeutet, dass die Buchstaben K und B eine gewisse Rolle spielten) stand natürlich nicht in meiner Wohnung ...

Am Freitag war es dann so weit. Ich fuhr mit der Tochter meiner Freundin nach Polen, füllte dort den Tank voll und kaufte eine Stange Zigaretten. Auf dem Rückweg wollten wir bei mir vorbeischauen und das „Geheimnis“ lüften.

In der Wohnung war es still als wir ankamen und ich öffnete eine Futtertüte. Meine Vermutung war richtig — Lena kam aus ihrem Versteck heraus und wartete ein bisschen ungeduldig, bis die saftigen Fleischstücke auf dem Teller verteilt waren. Als sie fraß, sagte ich zu Anna Lena:

„Nimm mal die Taschenlampe und schau hinter der Couch nach — dort liegen ... sie“

„Wer?“

Das Kind kniete sich hin und als es sah, was da im Lichtkegel zu erkennen war, juchzte es laut auf. Die vier Babys hatten sich ineinander verknäult und lagen wie ein kleiner Wolleball ganz hinten in der Ecke. Hier und da lugte ein Katzenöhrchen hervor. Keines der Tiere reagierte auf die Helligkeit, denn sie waren ja noch blind und würden erst in einigen Tagen ihre Äuglein öffnen ...

„Solange sie gestillt werden, dürfen wir sie nicht anfassen, sonst kann es passieren, dass Lena den Nachwuchs verstößt ... und dann verhungern die Kleinen.“

Anna Lena nickte und fragte, ob sie das Telefon benutzen durfte. Na klar. Ich konnte mir denken, was sie wollte und schmunzelte, als die Nummer ihrer Mama im Display aufleuchtete. Zuerst sprach sie ganz begeistert in die Muschel und wurde dann leiser.

Zum Schluss nickte das Mädchen und schien sich damit abzufinden, dass Ina nicht streng aber doch bestimmt „Nein“ sagte und auch dabei blieb. Die beiden wohnten im sechsten Stock und so ein kleines Kätzchen würde dort wegen dem fehlenden Auslauf nur Unheil anrichten — Tapeten zerkratzen, Blumenvasen umwerfen und den teuren Teppich verschmutzen. Nein, das ging nicht und ich hatte im Moment auch keine Ahnung, wie es weitergehen sollte.

Irgendwann musste ich mir etwas einfallen lassen, denn fünf Katzen konnten — selbst wenn sie sich den ganzen Tag draußen aufhielten — keinesfalls in der Einraumwohnung bleiben. Sie würden sehr viel Fressen und das eine Katzenklo wäre jeden Tag mehr als vollge . Außerdem musste ich ja arbeiten gehen und hätte nur wenig Zeit, mich um die kleinen Racker zu kümmern ...

Schade, das Leuchten in Anna Lenas Augen hielt nur kurz an, weil sie keine andere Wahl hatte, als das „Nein“ zu akzeptieren. Aber vielleicht finde ich schon recht bald eine annehmbare Lösung?

Es gab da noch ein Problem. Lena war bisher daran gewöhnt, viele Stunden in der Natur zu verbringen. Manchmal, wenn ich zum Frühdienst musste, blieb sie einfach draußen bis ich wieder heimkehrte. Die Wohnung lag ebenerdig und es könnte jemand unbemerkt einsteigen, wenn ich das Fenster offen lasse ...

Während der ersten Tage blieb die Katze rund um die Uhr bei ihren „Kindern“ und verschwand höchstens mal für eine Minute nach draußen. Aber schon wenig später unternahm sie wieder längere Streifzüge und wollte sich dann sofort um ihre Babys kümmern ...

Ich hatte also irgendwie zu gewährleisten, dass sie in der Wohnung war, wenn ich längere Zeit weg musste. Mein Dienstherr würde sich bestimmt nicht damit abfinden, wenn ich nun öfters zu spät zur Arbeit kam und das damit begründete, dass die kleinen Kätzchen keinesfalls so lange allein bleiben durften ...

Da fiel mir ein Trick ein, der auch prompt funktionierte. Zehn Minuten bevor ich losfuhr, schloss ich das Fenster und Lena tauchte fast sofort von irgendwoher auf. Sie trommelte dann mit den Pfoten gegen die Scheibe und mauzte laut: „Lass mich rein — ich muss zu meine Kinder!“ Offensichtlich blieb sie immer in der Nähe, seitdem die Babys da waren ...

An dem Tag als Anna Lena zum ersten Mal die Katzenkinder sah, passierte noch etwas, dass mich zuerst ziemlich erschreckte. Abends schaute ich vor dem Schlafengehen mit der Taschenlampe nach, ob es den vier „Rackern“ gut ging und hätte beinahe das Gerät fallen gelassen.

Der Platz hinten in der Ecke zwischen Couch und Wand war leer ... Lena hatte ihre Kinder irgendwo anders hingeschafft. Nur wo? Und warum? Das Fenster war zu gewesen, als ich bei meinen beiden Mädchen zu Abend aß und wir — so wie immer — noch knapp zwei Stunden gemütlich beisammen saßen ...

Als ich mich an den Wohnzimmertisch setzte und fieberhaft nachdachte, piepste es und das Geräusch kam aus der Richtung, wo vorher die Katzenbabys lagen. Nanu? Hatte ich etwa Halluzinationen? Ich leuchtete die Ecke noch einmal aus, aber da war nichts. Jetzt quietschte es wieder und die Laute hörten sich so an, als wenn sie direkt in der Couch erzeugt wurden. An einer Stelle war am Rand der Begrenzungsstoff eingerissen und ich hielt die Funzel in den dadurch entstandenen Spalt.

Da waren sie. Lena muss durch diese Öffnung gekrochen sein und hat ihre Kleinen wie in einer sicheren Höhle im In-neren des Möbelstückes abgelegt. Alle vier. Und die Mama saß dahinter und blinzelte mit den grünen Augen, weil sie der Lichtstrahl blendete ...

Sie mauzte laut und das hörte sich so an wie: „Bitte lass uns jetzt in Ruhe, wir wollen hier wirklich ungestört sein .“ Augenblicklich machte ich das Licht aus und zog mich diskret zurück. Offensichtlich gab es nur eine Erklärung für dieses Verhalten: die Katze brachte ihren Nachwuchs in ein besseres Versteck, weil Anna Lena da gewesen war. Das Mädchen hielt sich nicht so oft in meiner Wohnung auf...

Zwar ließ sich Lena inzwischen von ihr streicheln und fauchte auch nicht mehr wie am Anfang, aber nur mir vertraute sie wohl hundertprozentig. Was eigentlich kein Wunder war, denn wir beide verbrachten bisher die meiste Zeit miteinander und ich kümmerte mich immer darum, dass die Katze nicht mit einem knurrenden Magen herumlief ...

Auch wenn ich später mit der Lampe in die „Höhle“ leuchtete, mauzte Lena protestierend, oder sie sprang auf mich zu und versuchte mit dem Kopf den Lichtstrahl wegzudrücken. Das sah mitunter richtig putzig aus und ich fragte mich, warum sie nicht ihre Pfoten benutzte — wie auch immer; die Katze wollte wohl, dass ihr Nachwuchs im Dunkeln verborgen blieb und ich nahm mir vor, höchstens noch ein oder maximal zwei Mal am Tag nachzuschauen, ob es den Babys gut ging. Am besten eignete sich dafür die Zeit, wenn Lena draußen war und in den Sträuchern umherschlich ...

24. August. Vormittag. Ich bin gerade um 20.53 Ortszeit mit einer Iljuschin 62 auf der Bahn 7 rechts des Flughafens Berlin-Schönefeld gelandet. Dies war nicht meine beste Landung, aber man brauchte auch viel Übung, um so eine große Maschine mitten in der Nacht ganz sauber und „von Hand“ runterzubringen ... Früh kurz vor sechs Uhr fand der Start in Rio de Jainero statt und die Reise dauerte fast elf Stunden. Bloß gut, dass der Simulator auch im Zeitraffer betrieben werden konnte, sonst hätte ich tatsächlich so lange vor dem Com-puter gesessen. Aber das ging ja nicht, weil ich heute noch am Nachmittag arbeiten musste ...

Gestern nacht saß ich mit einer Flasche Bier am Wohnzimmertisch und genoss die Stille um mich herum. Die Stubenbeleuchtung war aus und nur zwei Straßenlaternen spendeten etwas Licht, so dass ich die Möbel und den Fernseher vor mir erkennen konnte. So verbrachte ich oft die letzte Stunde bis es Zeit wurde, Schlafen zu gehen. Vor meinen Augen lief dann meist der vergangene Tag noch einmal ab ...

Der Spätdienst war ohne Besonderheiten zu Ende gegangen und ich dachte mit einem Lächeln auf den Lippen daran, dass wir am Sonnabend alle wieder zusammensein würden. Ina, Anna Lena, Oliver und ich ...

Hinter der Couch raschelte es und ich nahm undeutlich wahr, dass Lena ihre Höhle verließ. Neuerdings legte sie sich immer vor den Eingang und es sah tatsächlich so aus, als wenn die Katze Wache hielt. Niemand durfte ihren Babys zu Nahe kommen. Das Tier miaute leise und schnurrte, deshalb griff ich nach der Taschenlampe und richtete den Strahl dahin, wo die Geräusche herkamen. Schnell wurde mir klar, warum Lena laufend mauzte.

Sie war nicht allein. Eines ihrer Kinder tapste unbeholfen aufdem Teppich herum und schien nicht zu wissen, wo es hinlaufen sollte. Die Kleine hatte beide Augen offen und sah schon wie eine richtige Katze aus. So winzig und doch fast perfekt. Mit Schwänzchen und vier Pfoten, die anscheinend noch Mühe hatten, das eigene Gewicht zu tragen. Lena achtete darauf, dass das Baby in ihrer unmittelbaren Nähe blieb und packte es nach einer Minute vorsichtig — ja fast zärtlich — mit den Zähnen am Nacken. Dann trug sie das Kleine zurück in den „Bau“ und setzte sich anschließend wieder auf ihren Platz. Während dieser Szene hatte ich plötzlich eine Idee und mich durchrieselte es warm. Ja — so könnte es tatsächlich funktionieren. Nichts ist schöner als leuchtende Kinderaugen ...

26. August. Am Nachmittag. Seit gestern nacht sind alle vier Katzenbabys draußen und erobern mit schwankenden Schritten Stück für Stück das Wohnzimmer. Meine beiden Kinder spielen im Moment auf der Wiese vor dem Haus. Nun ist es entschieden. Sie haben vorhin jeder für sich eines der niedlichen Kleinen ausgesucht und augenblicklich in ihr Herz geschlossen. Jonny gehört ab sofort Oliver und Tabby wird später mal — wenn Anna Lena eine eigene Bleibe hat — zu ihr ziehen. In neun oder zehn Jahren ...

Und wo bleibt der Rest des „Rackerclans“? Entweder finden sich Interessenten im Bekanntenkreis oder ich bringe irgendwann die zwei Kätzchen ins Tierheim.

Außerdem muss Lena in einigen Wochen sterilisiert werden — spätestens dann, wenn sie den Nachwuchs nicht mehr stillt ... Warum? Sie soll weiterhin die Freiheit genießen und draußen herumstreunen können. Und ihre Babys erkunden bald mit der Mama die schöne große Welt ...

Eigentlich besteht das ganze Leben aus Kompromissen. Der geplante Eingriff ist zwar keinesfalls natürlich, aber das Füttern gehört ja auch nicht zu den normalen Abläufen in der freien Wildbahn, oder? Lena wird ihren Preis dafür zahlen müssen, wenn sie bei mir bleiben will und dasselbe gilt dann auch für Jonny und Tabby .

Eisenhüttenstadt, 26. 08. 2006

Schade, einen Monat nach der Geburt starben alle vier Katzenbabys in nur zwei Tagen. Offensichtlich hatte Lena von draußen Würmer eingeschleppt, die einem erwachsenen Tier nicht gefährlich werden konnten. Anna Lena und Oliver halfen mir bei der Beerdigung der Kleinen ...

Am 26. April 2007 war es wieder so weit. Als ich mittags nach Hause kam, piepste es hinter der Couch und ich wusste sofort, dass Lena erneut Nachwuchs bekommen hatte. Die kleinen Aprilkätzchen waren da.

27. Mai 2007. 15.00 Uhr. Ich muss in zwei Stunden zur nächsten langen Nachtschicht fahren. Die neue Katzenfamilie streift ungeniert durch meine Wohnung. Drei süße Babys erkunden neugierig und mit noch immer unbeholfenen Schrittchen auf ihren vier Pfoten alles, was beschnuppert und angeschaut werden kann. Manchmal kitzeln sie mich an den Füßen, wenn ich am Tisch sitze und esse oder mir eine Sendung im Fernseher anschaue. Oliver hat sich noch nicht entschieden ...

28. Juni 2007. 11.30 Uhr. Vor einigen Wochen lag eines der Babys tot in der Küche, als ich früh nach der Nachtschicht zu Hause ankam ... Schade. Das Kleine hatte sich vorher schon abgesondert und schien gesundheitliche Probleme zu haben. Die anderen Beiden haben sich inzwischen prächtig entwickelt, fressen Trockenfutter und toben in der Wohnung herum.

„Graunäschen“ fiel heute vom Fensterbrett nach draußen und versuchte dann vergeblich, zurückzukommen. Es mauzte kläglich und sprang immer wieder hoch, doch die Abdeckung war zu glatt, so dass das Tier abrutschte und im Gras landete. Lena rannte unruhig hin und her. Offensichtlich konnte sie ihrem Kind nicht helfen. Ich ging dann vor die Haustür und trug den kleinen Racker in die Wohnung. Dessen Herz puckerte wie wild. Kurze Zeit später jammerte „Weißnäschen“ und musste auch gerettet werden ... In vier Monaten wissen wir, welches Geschlecht sie haben. Man kann schließlich einen Kater nicht „Molly“ nennen, oder?

05. Juli 2007. Gestern nacht war die Katzenfamilie draußen unterwegs. Als ich heute früh aufstand, saß Lena auf dem Fensterbrett und miaute:

„Lass uns wieder rein, Alter.“

Auch die „Purzelchen“ haben nun keine Probleme mehr, selbstständig in die Wohnung zu kommen. Sie springen aus dem Stand ein Meter hoch. In der Nachbarschaft ist man inzwischen auch aufmerksam geworden und vor allem Kinder bleiben öfter stehen, um die Babykatzen zu sehen ...

24. Juli 2007. Die kleinen Kater (Vater sah das Bild und wusste sofort, dass es zwei Männchen waren) haben inzwischen einen Namen. Oliver möchte, dass alle drei zusammenbleiben: Lena; Rocky und der putzige Weißnasensherry ...

Lena wird im August sterilisiert und darf dann weiter mit ihren Jungen (die nun nicht mehr gestillt werden und ganz normales Futter bekommen) draußen herumstromern ...

5. August 2007. Seit einer Woche sind meine Katerchen verschwunden. Warum? Schon mehrere Tage vorher fauchte Lena, wenn einer ihrer „Söhne“ auftauchte und in die Wohnung springen wollte. Offensichtlich hatten sich — von der Natur so vorprogrammiert — die „Familienbande“ inzwischen ganz aufgelöst und der Nachwuchs musste nun allein klarkommen. Doch da mache ich mir keine Sorgen. Die vielen Kinder in der näheren Umgebung haben beide Jungtiere längst in ihr Herz geschlossen. Irgendwo sitzen sie satt und zufrieden im Trockenen und lassen sich von einem neuen „Frauchen“ oder „Herrchen“ verwöhnen. Wenn es nicht so wäre, hätten sie schon nach kurzer Zeit mit knurrenden Mägen an mein Fenster geklopft ...

21. August 2007. Lena darf nicht mehr in die Wohnung, denn sie hat mir Flöhe eingeschleppt. Erst nach intensiven Sprühmaßnahmen bekam ich den Ungezieferbefall in den Griff und habe nun keine Lust mehr darauf, irgendwann erneut so einen Aufwand betreiben zu müssen. Außerdem scheint die Katze schon wieder trächtig zu sein. Sie erhält das Fressen auf dem Fensterbrett und muss ihre Jungen ab jetzt irgendwo da draußen zur Welt bringen ...

Als ich Anfang Juli 2008 aus der Wohnung zog, saß Lena auf dem Fensterbrett und mauzte kläglich. Leider konnte ich sie nicht mitnehmen. Sie war ihr Revier gewohnt und in dem Haus, das für kurze Zeit meine neue Bleibe werden sollte, lebten bereits zwei kastrierte Rassekater. Das wäre aufjeden Fall nicht gut gegangen ...

Im Oktober tauchte die Katze einige Tage vor der Schlüsselabgabe draußen auf, schaute mich an und verschwand dann wieder im Gestrüpp. Das war unsere letzte Begegnung ...

Michaela. Erzählungen & Gedichte

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