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Persönlicher Nachruf

Teil I (1990)

Wo ist Genosse Schimmelhecht

geblieben wohl mit meiner Frau?

Wer’s weiß, der gebe mir zu Recht

nun Antwort bitte ganz genau...

In einem großen Schulungshaus

verlief sich heiß die letzte Spur.

Dort brach man ständig mit Applaus

fast jeden alten Eheschwur.

Denn was des Bonzen Gier und Glück

im Wege stand, wurd’ „weggedacht “.

Man hat den Frauen Stück für Stück

angeblich Freiheit leicht gemacht.

Sie gaben hin sich — oh Moral,

mit ungeahnter Leidenschaft.

Im freien Sex, da hat fatal

gewirkt die „Überzeugungs“kraft...

Und nun ich grüße jene Frau,

an der mal hing mein ganzes Herz.

Die damals glaubte — sie sei schlau.

Vorbei ist fast in mir der Schmerz.

Es gibt kein Weg zu ihr zurück.

Die Dunkelheit verschluckt den Schrei.

Werd’ suchen jetzt das richt’ge Glück

und fühl’ mich heute endlichfrei...

Teil II (2006)

Die Wende kam — verdammt — zu früh;

dem ach so herzensguten Mann,

um abzusahnen ohne Müh’

wie’s mancher Chef noch immer kann.

Sein Weib wollt’ nicht zufrieden sein

mit einem Kerl im „Heizer“stand,

denn Liebe hat den schönsten Schein

für sie nur im Schlaraffenland...

Der Ärmste sucht heut klagend Trost

an jenem Punkt, wo ich mal stand.

Wie trotzig klingt sein lautes „Prost!“-

schallt hin und her von Wand zu Wand.

Was früher er ganz leis belacht,

das holt ihn endlich rauschend ein.

Sich deutlich nun bemerkbar macht,

die Wirklichkeit getrennt vom Schein.

Noch einmal grüß’ ich jene Frau -

und das soll sein kein übler Scherz -

die immer glaubte, sie sei schlau.

Vorbei ist längst der tiefe Schmerz.

Ich geh’ nie mehr zu ihr zurück.

Das Morgenrot; da dämmert’s hin.

Wo ist sie nur — mein neues Glück?

Und nimmt mich mit, so wie ich bin ...

Frankfurt/Oder 31.05.2006

Michaela. Erzählungen & Gedichte

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