Читать книгу Ströme meines Ozeans - Ole R. Börgdahl - Страница 200

Allaire, 15. Februar 1895

Оглавление

Zum Glück erreicht mich hier in Allaire der erste Hauch des Frühlings. Gestern und heute war ich wieder spazieren, im Park. Ich bin in Begleitung von Schwester Catherine einmal um den Park herumgelaufen. Am Waldrand hat es herrlich nach frischen, feuchten Tannennadeln geduftet. Schwester Catherine sagt, dass hinter dem Wald ein See liegt. Ich habe ihr erzählt, dass ich den See von meinem Fenster aus sehen kann, solange die Bäume noch kein Laub tragen. Schwester Catherine hat doch tatsächlich noch nie aus dem Fenster in meinem Zimmer geschaut. Ich würde den See gerne in seiner ganzen Größe sehen, aber der Weg dorthin ist noch zu matschig. Außerdem hat Schwester Catherine Besseres zu tun, als mit mir stundenlang spazieren zu gehen. Ich habe mich inzwischen auch noch mehr im Sanatorium umgeschaut. Es gibt Solebäder, Dampfbäder, Salbenpackungen als Therapie für meine Mitpatienten. Ich habe mich mit einer netten Dame unterhalten, aber ansonsten niemanden richtig kennengelernt. Die anderen Patienten wagen es wohl nicht, mich auf meinem Zimmer zu besuchen, obwohl ihre Krankheiten nicht ansteckend sind. Ich kenne die Leute wenigstens vom Sehen und sie begrüßen mich, oder wir reden ein paar Worte, ansonsten lebe ich hier aber in meiner eigenen Welt. Dr. Delanis hat mich nach der Untersuchung gestern noch einen Moment angesehen und meinte dann, dass es im ganzen Sanatorium überhaupt kein Kinderbett gäbe und dass wir es doch nun bald bräuchten. Er will sich darum kümmern und eine richtige Kinderwiege von einer Tischlerei anfertigen lassen. Ich schaue gerade wieder aus dem Fenster. Die Sonne bricht in diesem Moment hinter den Wolken hervor. Ein Augenblick, den ich unbedingt nutzen muss. Ich werde Schwester Catherine bitten, mich für eine halbe Stunde nach draußen in den Park zu begleiten, alleine lässt sie mich nicht gehen. Wenn ich zurückkomme, werde ich Victor schreiben, so wie fast jeden Tag. Er soll später erfahren, wie die Zeit war, die er nicht miterleben konnte.

Ströme meines Ozeans

Подняться наверх