Читать книгу Ströme meines Ozeans - Ole R. Börgdahl - Страница 204

Allaire, 15. März 1895

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Ich hatte recht. Das Erste, was Victor auf Tahiti getan hat, war den Brief aufzugeben, der mich heute erreicht hat. Jeanette hat ihn mir wieder aus Paris nachgeschickt. Ich habe gezittert, als ich das Kuvert geöffnet habe. Ich bin allein auf mein Zimmer gegangen. Es waren sieben lange Seiten für vier lange Monate, die wir jetzt schon getrennt sind. Natürlich hat Victor nicht gleich an seinem ersten Tag auf Tahiti geschrieben. Er hat erst noch Eindrücke gesammelt, um mir mehr von dieser neuen Welt zu berichten. Papeete ist eine lebhafte Stadt. Die Menschen sprechen tatsächlich Französisch, aber nur die Menschen in der Stadt. Es gibt eine große Anzahl Europäer in Papeete, bei Weitem nicht alles Franzosen. Es gibt eine katholische und eine evangelische Kirche. Die Katholiken sind streng, das wird Mutter gefallen. Dann schreibt Victor über das Land. Er schreibt, dass er es eigentlich nicht beschreiben kann. Ich weiß, dass Victor sich nie für Blumen oder Pflanzen interessiert hat. Das, was er auf Tahiti gesehen hat, muss ihn aber dennoch beeindruckt haben. Er schreibt eine Seite lang nur über die Natur. Neben all diesem Berichten, diesem Beobachten, vergisst er aber auch nicht über seine Gefühle zu schreiben. Seine Worte haben mich sehr berührt. Ich habe sogar kurz geweint, weil ich Victor jetzt doch so sehr brauche. Ich habe den Brief zweimal, dreimal, ach, ich weiß nicht wie oft, gelesen. Ich habe laut gelesen, ich habe unseren Kindern den Brief ihres Vaters vorgelesen und ich habe ihn dann wieder still gelesen, nur für mich, mit der Kraft meines Herzens.

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