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Port Said, 11. Mai 1895

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Ich wandle auf Victors Spuren. Unser Schiff ist in den Hafen von Port Said eingelaufen und steht vor dem Suezkanal. Der Aufenthalt beträgt achtzehn Stunden. Bevor ich mit Schwester Jolanta und den Kindern an Land gegangen bin, habe ich an der Reling gestanden und das Treiben im Hafen beobachtet. Unser Schiff wurde neu beladen, mit Vorräten, Wasser und vor allem mit Kohle. In Port Said unterhalten die Reedereien eine Art Markthalle, in der die Schiffspassagiere sich alles Notwendige für die Weiterreise besorgen können. Es sind nicht nur die Passagiere der New South Wales, sondern auch Passagiere anderer Schiffe, die in Port Said vor Reede liegen. Das Gedränge ist groß, sodass ich mich mit Thérèse und Julie auf eine Bank außerhalb der Markthalle zurückgezogen habe. Ich vertreibe mir die Zeit mit diesen Eintragungen, während Schwester Jolanta für eine Stunde mit ihrer Gemeinschaft die Stände durchstreift. Der Platz vor der Markthalle ist eingezäunt, wer nicht hierhergehört, kommt auch nicht hinein. Auf dem Weg vom Schiff zu der Markthalle habe ich die zahllosen Bettler gesehen, genauso wie es Mrs. Bly beschrieben hat. Die Bettler hatten aber keine Gelegenheit an die Reisenden heranzukommen, alles ist für unsere Sicherheit gut organisiert, sodass wir kaum mit den Arabern in Kontakt kommen, in deren Stadt wir gerade zu Gast sind. Die Damen aus Schwester Jolantas Gemeinschaft sind alle voller Tatendrang und werden diese Isolation sicherlich bedauern. Mir scheint es, sie würden ihr missionarisches Werk am liebsten schon hier in dieser Hochburg der Heiden beginnen. Es stellt sich aber die Frage, ob es von Erfolg beschieden ist, denn es gibt in Port Said oder in der ganzen arabischen Welt sicherlich eine stärkere Kraft, die den althergebrachten Glauben der Nordafrikaner verteidigt, zumal die Kreuzzüge seit Jahrhunderten in der Vergangenheit schlummern. Ich bin froh, dass mich Schwester Jolanta nicht auch zu einem stärkeren Glauben erziehen will. Sie hat nicht die Mentalität dazu, wie ich sie einschätze, zumal sie in mir die Tugend selbst sieht, eine Mutter mit zwei Kindern, die eiligst dem ihr angetrauten Ehemann quer über die halbe Welt nachreist. Ich muss jetzt mit den Kindern in den Schatten gehen. Es dauert noch eine halbe Stunde, bis mich Schwester Jolanta ablöst. Ich werde dann auch einen Einkaufsbummel unternehmen können.

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