Читать книгу Das neue Paradies auf Erden - Oliver Brunotte - Страница 8
ОглавлениеKapitel 2: Zu Gast
Bleibe bei uns;
denn es will Abend werden,
und der Tag hat sich geneigt
Lukas 24:29
Markus hörte, wie seine Frau zum dritten Mal nach den Kindern rief. Das Essen war inzwischen fertig, der Tisch gedeckt und Martha entsprechend sauer, dass mal wieder keiner der beiden Jungs dabei geholfen hatte. Ihr war das immer sehr wichtig. Es war eine Art Ritual, dass Tim beim Vorbereiten der Mahlzeiten mithalf und wenn er sich seinen Freund zum Übernachten eingeladen hatte, galt für den natürlich das Gleiche. Teller und Besteck auf den Tisch stellen, Saftkrug befüllen, vielleicht noch eine Kerze anzünden - das sollte auch für zwei pubertierende Jungs noch möglich sein. Aber heute schienen sie mal wieder die Zeit vergessen zu haben. Vermutlich würde Markus sich also gleich aufs Rad schwingen und nach den Bengeln suchen dürfen.
Also schnell noch einmal die kritische Stelle anhören. Er wischte auf der aufgeschlagenen Buchseite einmal nach links, bis er den Anfang der Phrase fand. Ein kurzes Tippen auf das zweite Notensystem und schon erfüllten Orchesterklänge sein kleines Arbeitszimmer. Nein, an den Geigen lag es definitiv nicht. Die gingen schön sanft in absteigenden Ganztönen auf die Tonika zu. Er probierte es mit dem Klavier und fügte mit ein paar Gesten seiner linken Hand an verschiedenen Stellen ein paar Töne hinzu.
Inzwischen war er darin schon ziemlich gut und das Buch interpretierte seine Bewegungen meistens genau richtig. Trotzdem kam es ihm seltsam und künstlich vor, die Musik auf diese Art aufzuschreiben. Lieber saß er an seinem Flügel und spielte einfach drauf los, während das Buch brav jede Nuance seines Spiels fein säuberlich in Noten wiedergab.
Aber heute war dafür ja leider keine Zeit. Also nur Feinkorrekturen per Gesteneingabe. Das Ergebnis machte ihn trotzdem zufrieden. Er schaute auf die Partitur. Jetzt sollten sich Geige, Cello und Klavier am Schluss auf der Mollparallele treffen. Viel besser. Wirkte interessanter, machte aber auch den Übergang komplizierter. Vielleicht sollte er doch noch eine ganz zarte Klarinette…
»Markus? Könntest du bitte mal schauen, was jetzt mit den Jungs ist? Das Essen steht auf dem Tisch und ich esse gleich alleine, wenn ihr alle nicht kommt!«
An ihrer Stimme konnte er erkennen, dass jetzt wirklich keine Zeit mehr für die zusätzliche Klarinette blieb. Mit einem »Klar Schatz!« klappte er das Buch zu und warf es achtlos auf den schon überquellenden Schreibtisch wo es zwischen Saxofon und Akkordeon zum Liegen kam. Da musste er echt mal aufräumen, wenn irgendwann mal Zeit war. War aber grad nicht. Jetzt war erstmal Kindereinfangen dran.
Er war schon durch die Tür und auf halben Weg durch den Garten zu seinem Rad, als er die große Gestalt mit dem vertrauten Lächeln im Gesicht sah, die an der Gartenpforte stand.
Und seinen Sohn in den Armen hielt.
»Gabriel« rief er, doch da hatte seine Frau sich schon an ihm vorbei gedrängt und schloss Tim in ihre Arme.
»Was ist denn passiert? Bist du verletzt? Wo warst du?« sprudelte es aus ihr heraus.
Tim, der gerade erst wieder die Augen geöffnet hatte, blickte sie zunächst verwirrt an. »Mama«, sagte er leise, und schlang seine Arme um sie.
»Alles ist gut«, hörten sie Gabriel, der an der Gartenpforte stehen geblieben war. »Ihm fehlt nichts. Gott liebt alle seine Schäfchen und immer hält er seine schützende Hand über sie.«
Etwas nachdenklich setzte er hinzu »Aber vielleicht sollten diese beiden Schäfchen in Zukunft nicht mehr unbedingt direkt beim Wasserfall spielen.«
Sofort durchbohrten Marthas Blicke Michael, der hinter Gabriel ungewöhnlich still und mit gesenktem Kopf hergetrottet war.
»Michael Alexander Simons! Was habt ihr beiden schon wieder …«
»Schatz«, schaltete sich Markus ein, dem das Ganze ein wenig unangenehm war und der vor einem Engel des Herrn jeden Streit vermeiden wollte. »Es ist doch alles gut gegangen. Sicher hat Michael gut auf unseren Tim aufgepasst«.
''Oh ja, das hat er wirklich«, schaltete sich Gabriel in versöhnlichem Ton ein. »Beim Versuch ihn vor dem Sturz in den Wasserfall zu bewahren hat er sogar…«
»Sturz in den Wasserfall?!«, fuhr ihm Martha dazwischen. »Mein Kind ist in den großen Wasserfall gestürzt und ich soll mir keine Sorgen machen?«
»Mir geht es wirklich gut, Mama«, nuschelte Tim in ihrem Arm, aber es klang selbst für ihn nicht so richtig überzeugend.
Markus fühlte, dass die Situation kurz davor war zu eskalieren. Er war nicht sicher, ob es eine Sünde war, vor einem Engel des Herrn zu fluchen, wollte es aber ungern herausfinden. Und dass seine sonst so liebe, sanfte und verständnisvolle Frau kurz davor war, zu explodieren, spürte er mit jeder Faser seines Körpers.
»Ich finde«, sagte er daher mit etwas zu lauter Stimme, »dass wir dem Herrn danken sollten, dass er uns vor großem Unglück bewahrt hat. Und statt jetzt weiter nach dem Wie oder Warum zu fragen, sollten wir uns lieber an dem erfreuen, was er uns geschenkt hat.«
Zu dick aufgetragen? Ausreichend besänftigend, um die Kernschmelze seiner Frau verhindern zu können? Plötzlich hatte Markus eine Idee, wie er die Situation weiter entschärfen könnte.
»Lieber Gabriel«, sagte er, »meine Frau hat einen köstlichen Braten zubereitet und wo vier satt werden, ist auch sicher noch genug für einen Fünften. Bitte sei doch unser Gast.«
Martha warf ihm einen eisigen Blick zu, machte auf dem Absatz kehrt und ging ohne ein weiteres Wort zurück ins Haus, den Kopf eng an den von Tim geschmiegt. Naja. War doch eigentlich noch halbwegs gut gegangen. Mit einem halb schiefen 'Was-soll-man-machen' Grinsen und einer einladenden Geste wandte sich nun auch Markus dem Haus zu. Michael und Gabriel folgten ihm.
Das erdrückende Schweigen, als sie sich alle an den gedeckten Tisch setzen, war für Tim kaum erträglich. Für gewöhnlich waren ihre gemeinsamen Mahlzeiten fröhliche, quirlige Treffen, bei denen jeder von ihnen von seinem Tag berichtete, wo sie scherzten, lachten und ihre Freude am Leben miteinander teilten.
Papa hatte immer spannende Geschichten von seinen Konzerten in New York oder Tokio zum Besten zu geben und Mama erzählte gern den neuesten Klatsch und Tratsch aus dem Dorf, wobei sie jeden einzelnen Dorfbewohner so treffend und doch übertrieben nachmachte, dass Tim und Papa vor Lachen oft kaum zum Essen kamen.
Dann musste Papa sie alle mit einem '…uuuund Haps!' ans Essen erinnern. Das hatte er schon gemacht, als Tim noch ein klitzekleiner Knirps war und irgendwie war es dann zum festen Ritual geworden. Papa sagte 'Haps!' und alle steckten sich umgehend eine Portion Essen in den Mund um dann mit großen Gesten und viel Getöne bei geschlossenem Mund auf die anderen einzu'reden', bis alle in lautes Gelächter ausbrachen.
Aber heute Abend war es still am Abendbrottisch. Viel zu still. Tim fand das schade, denn gerade auf dieses Essen hatte er sich doch so gefreut. Weil Michael heute bei ihnen übernachten durfte, gab es heute nicht nur Brot und Käse, sondern einen köstlich duftenden Braten mit Klößen und Pilzsoße. Mama hatte den halben Nachmittag mit der Zubereitung verbracht und es duftete herrlich. Aber statt fröhlicher Vorfreude auf das leckere Essen herrschte jetzt unangenehmes Schweigen. Tim wollte, dass alles wieder wie immer war, wollte die schrecklichen Sekunden am Wasserfall einfach wegwischen.
In der unangenehmen Stille sog er übertrieben laut die Luft ein und sagte: »Hmm, wie lecker das riecht, Mama!«
Dann sprach er das Tischgebet: »Lieber Gott, wir danken dir für die Speisen auf unseren Tellern, für den Trank in unserem Glas und für die wunderbare Welt, die du uns Menschen geschenkt hast«.
»Gern geschehen«, antwortete die Stimme Gottes, die wie immer tief, warm und voller Güte klang. Sie schien von überall zugleich zu kommen.
»Aber ich schenke euch doch nur die Zutaten. Für die köstliche Zubereitung gebührt allein deiner lieben Mutter der Dank.«
Mama schaffte es nur mit großer Mühe, ein Lächeln zu unterdrücken und als Tim sie mit seinem patentierten Dackelblick von unten ansah und »Danke, liebe Mama«, hauchte, begann ihre eiserne Miene zu schmelzen.
»Hey… Ich hab zwei Zwiebeln geschnitten!« sagte Papa. »Kein Gotteslob für mich?« Und dann mussten sie doch noch alle lachen.
Alle bis auf Michael.
Auch den restlichen Abend über blieb Michael schweigsam, aß wenig und schaffte es komplett, die Blicke und die Tritte unter dem Tisch zu ignorieren mit denen Tim versuchte, seine Aufmerksamkeit zurückzugewinnen. Das Gespräch hatte sich inzwischen in eine Richtung entwickelt, die Tim gar nicht gefiel.
»…Und wisst ihr noch, wie Gabriel einmal den gesamten steilen Berg hinter seinem Dreirad hergerannt ist und ihn erst ganz knapp vor der Mauer unten eingeholt hatte?« Papa packte schon wieder die uralten Geschichten aus.
»Pfff… ganz knapp«, schnaubte Michael, so laut, dass nur Tim ihn hören konnte.
»Es stimmt schon«, sagte Gabriel mit seinem Dauerlächeln im Gesicht, »euer Sohn hat mich schon ganz schön auf Trab gehalten in den letzten Jahren. Neben der Sache mit dem Dreirad waren da ja auch noch diverse Stürze, Explosionen und von dem Chemiekasten will ich erst gar nicht anfangen…«
Alle lachten. Auch Tim selbst musste ein bisschen mitlachen. Es stimmte ja wirklich. Gabriel hatte ihn schon viel zu oft aus der Klemme helfen müssen.
Doch dann setzte Mama ihr ´jetzt-mal-ehrlich´-Gesicht auf und sagte: »Gabriel, wir danken dir von ganzem Herzen für alles. Ich weiß, dass jedes Kind seinen eigenen Schutzengel hat, aber sicher hat keiner von denen so viele Überstunden und Sondereinsätze einlegen müssen wie du.«
»Dank gebührt allein dem Herrn, der alles so wunderbar gemacht hat«, erwiderte Gabriel.
Michael schnaubte. Und diesmal war Tim sich sicher, dass auch Mama und Papa es gehört hatten.
»Was ist denn eigentlich los, Michael?« fragte Papa. »Du bist doch sicher auch froh, dass Gabriel euch heute in letzter Sekunde gerettet hat, oder?«
»In letzter Sekunde…«, äffte Michael ihn nach. »Genau das ist es doch!«
Er war aufgestanden und schaute nun nacheinander jeden von ihnen herausfordernd an.
»Ist das nicht ein wenig seltsam?«, fragte er. »Diese ganzen 'Rettungen in allerletzter Sekunde'? Findet ihr das nicht auch ein wenig … verdächtig?«
Bei dem letzten Wort blickte er Gabriel direkt ins Gesicht. Markus war nun ebenfalls aufgestanden und Tim sah etwas, das er sonst in dem sanften, freundlichen Gesicht seines Vaters fast nie sah: Zorn und Furcht.
»Junger Mann!«, sagte er und seine Stimme überschlug sich dabei ein wenig. »Ich habe keine Ahnung was du hier andeuten willst, aber in meinem Haus hütest du deine Zunge und sprichst einen Engel des Herrn mit dem ihm gebührenden Respekt an!«
Tim zupft nervös an Michaels Schulter. »Komm schon, lass gut sein, Micha«, flüsterte er. »Wir gehen hoch in mein Zimmer.«
Doch Michael ließ sich nun durch nichts und niemanden mehr bremsen.
»Dann fragt ihn doch, den ehrenwerten Herrn…«, schleuderte er ihnen die Worte entgegen, »…fragt ihn, warum Tim in den Wasserfall stürzen musste. Warum hat er mir nicht einfach geholfen, ihn wieder hochzuziehen? Oder noch besser: Warum hat uns nicht einfach Gott zwei Minuten vorher warnen können?«
Und nun machte er tatsächlich Gottes tiefe Stimme nach: »'Hey, Jungs. Dumme Idee, das mit dem Ast… Lasst das mal lieber!' Und alles wäre gut gewesen! Auch ohne Superhelden-Auftritt in letzter Sekunde von dem da!«
Tim war der Erste, der die Sprache wiederfand. »Ich finde«, sagte er mit leicht zitternder und gleichzeitig viel zu lauter Stimme, »wir sollten jetzt echt mal mein neues Spiel ausprobieren. Oben!« Und diesmal zog er kräftig genug an Michaels Arm, um ihn zum Mitkommen zu bewegen.
Aus dem Augenwinkel sah Tim noch, wie sein Vater Luft holte, um ihnen etwas hinterher zu rufen. Doch dann hörte er statt Papas wieder die sanfte Stimme des Engels:
»Alles ist gut, Markus. Lass sie gehen. Gott weiß, dass ihr gute Menschen seid. Und natürlich weiß er auch, dass ein Vierzehnjähriger nicht immer Herr dessen ist, was er redet. So sind sie halt in diesem Alter. Da ist das Hirn oft wegen Umbau außer Betrieb. Michael wird seinen Weg noch finden, glaube mir.«
Natürlich kam jetzt auch beim Spielen keine richtige Stimmung mehr auf. Dabei war das Spiel doch eigentlich so cool. Es war die Neuauflage eines uralten Brettspiels bei dem man Dörfer, Straßen und Städte aufbauen musste. Aber statt kleiner Holzfiguren und aufgemalten Spielfeldern war bei diesem Spiel einfach alles lebendig! Man konnte den kleinen Bauern beim Ernten und den Dörfern beim Wachsen zusehen.
In winzigen Wäldern flogen Vögel und wenn man ganz genau hinsah, konnte man in den Bächen spielende Kinder und bunte Fische entdecken. Tim fragte sich, ob die Welt und die Menschen darin aus Gottes Perspektive genauso aussahen. Vor allem aber fragte er sich, warum Michael von diesem tollen Geschenk Gottes nicht genau so begeistert war wie er. Er versuchte noch einmal, seine Begeisterung zu wecken.
»Guck doch mal hier!«, sagte er und zog das Spielfeld noch etwas größer auf, so dass nun fast der halbe Kinderzimmerboden mit Dörfern, Wäldern und großen Dorfbewohnern überzogen war. »Der da baut gerade eine Kirche. Guck doch mal, man sieht sogar den kleinen Hammer!«
»Sieben. Vulkanausbruch«, sagte Michael unbeteiligt und sah nicht mal hin, als Tims Dorf von einer brodelnden Lava Flut überrollt wurde und seine Spielfiguren wild mit den Händen über ihren Köpfen wedelnd in den nächsten Wald rannten.
»Oh Mann hast du ´ne Laune«, grummelte Tim. Er wischte einmal über das Spielbrett, um ihr Spiel zu beenden, klatschte es an die Wand und passte die Größe als Bildschirm neu an. »Star Wars?«, fragte er.
Auf Michaels Gesicht begann sich der Hauch eines Lächelns anzudeuten »Star Wars klingt gut«, meinte er. »Aber bitte einen von den Alten. Von den ganzen Neuen bekomme ich Kopfschmerzen. »
Das ging Tim genauso. Natürlich hatten sie die Originaltrilogie im Unterricht durchgenommen, auf Anhieb abgöttisch geliebt und bis ins kleinste Detail analysiert. Aber inzwischen gab es so viele Fortsetzungen, Prequels, Reboots, Serien und Spinnoffs, dass es auch den größten Fans schwerfiel, den aktuellen Handlungssträngen zu folgen. Tim und Michael waren da eher Puristen: In ihrer Hierarchie gab es die Star Wars Trilogie und dann kam erstmal lange gar nichts. Dann vielleicht Star Trek.
Entschlossen sagte Tim: »Na los. Teil vier ohne Vorspann!«, und auf dem Bildschirm begann eine kleine corellianische Corvette ihren verzweifelten Wettlauf gegen einen übermächtigen Sternenzerstörer.
Star Wars war definitiv die richtige Wahl gewesen, fand Tim. Ablenkung war jetzt genau das Richtige, sowohl für Michael als auch für ihn selbst. Trotzdem dauerte es noch bis zum Aufleuchten des ersten Lichtschwerts bis das verloren gegangene Lächeln es wagte, sich wieder ganz im Gesicht seines Freundes zu zeigen. 'Eine elegantere Waffe aus zivilisierten Tagen' murmelten sie beide ihre Lieblingsstelle mit. Dann sahen sie sich an und lachten.
Erst spät nachts, als Tim in seinem Bett und Michael auf der Matratze am Boden lag, stellte Tim die Frage, die den ganzen Abend schon unausgesprochen im Raum gestanden hatte.
»Glaubst du wirklich, Gott hätte mich heute schon eher retten können?«
Er flüsterte so leise, als wollte er die Frage am liebsten gar nicht stellen und befürchtete fast, dass Michael ihn gar nicht gehört hatte.
Doch der schien auch schon den ganzen Abend lang über die Sache nachgedacht zu haben.
»Hey. Denk doch mal nach. Ist er allmächtig? Ist er allwissend? Warum sollte er denn darauf angewiesen sein, dass wir ihn im Gebet anrufen? Er sieht doch sowieso alles.«
»Aber er liebt uns doch. Das ganze Paradies und alles, das hat er doch nur für uns Menschen gemacht. Warum sollte er mich in den Wasserfall stürzen lassen?«
»Ich weiß es nicht, Kleiner. Echt nicht. Aber irgendwas stimmt da nicht.«
»Hmmm…« machte Tim. Und da auch er nicht weiterwusste, beschränkte er sich darauf noch ein »bin gar nich´ klein…« zu murmeln und darauf zu warten, dass der Schlaf ihn übermannte. Er war sich sicher, dass er heute Abend lange darauf warten müsste. Erst als ihn Michaels Stimme halb aus dem Schlaf riss, merkte er, dass er wohl doch schon weggenickt sein musste.
»Ich hatte da heute echt große Angst um dich. Tut mir leid, dass ich dich nicht halten konnte«
»`s schon okay… Bin wohl zu fett«, nuschelte Tim und glitt schon wieder in seine Träume ab.
Michael lachte leise in sich hinein »Klar… Du halbes Hähnchen bist zu fett…Träum weiter… »
Erst als er an Tims ruhigem, gleichmäßigem Atem erkannte, dass er fest eingeschlafen war, fügte Michael leise hinzu: »Schlaf gut, du mutiges, halbes Hähnchen.«
Er schlich zu Tims Klamottenstapel, der wie immer als wilder Haufen in der hintersten Ecke des Zimmers lag. Kurz hielt er inne, als er auf dem Schreibtisch Tims Bastelschere sah. Eine weitere Idee kam ihm. Eine kleine Geste nur, aber Tim würde sich sicher freuen wie verrückt. Als er fertig war, betrachtete er kurz sein Werk. Naja, nicht schön, aber doch erkennbar. Er steckte es in Tims Hosentasche. Michael lächelte, als er sich wieder auf seine Matratze legte und beinahe sofort einschlief.