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1.3. »Wie werde ich ein verdammt guter SchriftstellerSchriftsteller?«
ОглавлениеJürgen LinkLink, Jürgen gibt jedem Schreibenden einen Tipp diskurstheoretischer Prägung:
Abschied vom Ideologem des prädiskursiven, schöpferischen Tiefen-Subjekts; kreativ ist nicht dieses Phantasma, kreativ ist das generative Spiel der Diskurse›How to Write a Damn Good Novel?‹, kreativ sind unsere wechselnden, widersprüchlichen, vielleicht auch gespaltenen Subjektivitäten (im Plural!) des historischen Augenblicks, wie sie auftauchen und zuweilen wieder verlöschen – in Abhängigkeit nicht zuletzt von den Diskursen, die wir leben und die wir, sie lebend, gerade dann am ehesten ändern können, wenn wir sie als unser ›historisches Apriori‹ (FoucaultFoucault, Michel) begriffen haben.138Link, Jürgen
Und Josef HaslingerHaslinger, Josef und Hans-Ulrich TreichelTreichel, Hans Ulrich stellen im Vorwort ihres Suhrkamp-Bandes, der dem vorliegenden Kapitel den Titel leiht139Haslinger, JosefTreichel, Hans UlrichSchriftsteller und seinerseits den Titel eines SchreibratgebersSchreibratgeber James N. FreysFrey, James N. zitiert,140Frey, James N. fest:
[47]Es gibt keinen Königsweg, um SchriftstellerSchriftsteller zu werden. Es gibt noch nicht einmal wirklich brauchbare Rezepte, an die sich derjenige halten kann, der das Schreiben erlernen, der Gedichte, ErzählungenErzählung, Romane oder Theaterstücke schreiben möchte. Ratschläge freilich gibt es viele, sinnvolle und weniger sinnvolle, und darunter auch einige von schlagender Simplizität, gegen die man sich einfach nicht wehren kann […].141Haslinger, JosefTreichel, Hans Ulrich
Beide Zitate geben einen Eindruck von jenen intuitiven Vorstellungen, die der Begriff des Kreativen Schreibens aufzurufen weiß, selbst dann, wird er nur beiläufig genannt. Sind es bei LinkLink, Jürgen die Diskurse, die das Subjekt des Schreibers ablösen, identifizieren HaslingerHaslinger, Josef/TreichelTreichel, Hans Ulrich »literarische Begabung« als »dynamische Größe«: »Wo keine zu sein scheint, kann sich gegebenenfalls noch eine zeigen. Und wo eine zu sein scheint, kann diese sich möglicherweise niemals so produktiv entfalten, wie sie es verdient hätte.«142 Beiden Zitaten gemeinsam ist die Negierung der genieästhetischen Vorstellung vom ›geborenen SchriftstellerSchriftsteller‹Der MythosMythos vom »geborenen Schriftsteller«,143Dichtkunst wobei eine Selbstverständlichkeit und drei Grundvoraussetzungen nicht unterschlagen sind: Selbstverständlich ist es, dass die »Wege künstlerischer und literarischer Entwicklung […] von vielen Umständen und Einflüssen« abhängen und »in der Regel nicht planvoll organisiert und organisierbar« sind; für eine schriftstellerische Entwicklung vorauszusetzen ist (a) »ein starker SchreibwunschSchreibwunschSchreibwunsch, Begabung und BiographieBiographie, wenn nicht gar ein Schreibzwang«, der allerdings »keine Garantie« für gelingendes/erfolgreiches Schreiben darstellt; (b) [48]dasjenige, was »gemeinhin literarische Begabung genannt wird, auch wenn dies schwer zu fassen und zu definieren ist«; und (c) die (wiederum unplanbare, schicksalhafte) »Biographie« als »entscheidende[] Ressourcen literarischer Imagination und Produktivität« (»[s]elbst und natürlich auch dann, wenn nichts davon in einem Werk auftauchen oder jemals thematisch werden sollte«): »Wenn Begabung, Biographie und Schreib-Wunsch auf günstige Weise miteinander kommunizieren, dann hat der Schreibende eine Chance, Schriftsteller zu werden, wenn er es denn unbedingt möchte.«144Haslinger, JosefTreichel, Hans Ulrich
Es gibt, um ein Wort von HaslingerHaslinger, Josef/TreichelTreichel, Hans Ulrich nochmals aufzugreifen, keinen ›Königsweg‹ des Kreativen Schreibens – auch jenseits literarischer Ambitionen. Es gibt stattdessen, wie Fritz GesingGesing, Fritz stellvertretend für viele Schreib-Lehrer sagt, »FormenForm erlebender Darstellung und nacherlebender Rezeption«, »Techniken der Darstellung«: »das Handwerk des Schreibens«Das »Handwerk des Schreibens«.145Gesing, Fritz In Form einer programmatischen Ankündigung des Folgenden lassen sich zwei Implikationen sowohl dieser Behauptung wie der Ergebnisse dieses ersten Buchteils nennen, mit denen das Kreative Schreiben weitere Kontur gewinnt. Erste Implikation: Das Kreative Schreiben entzieht sich der Festlegung; indem es eine Vielzahl an Themen, Begriffen, Theorien und Konzepten berührt, erweist sich seine Komplexität; und indem es so oft uneindeutig und entzogen erscheint, hat es viele Vorurteile auf sich gezogen, die seine Ernsthaftigkeit erschüttern. Zweite Implikation: Das Kreative Schreiben ist kein Phänomen, das sich auf eine Nationalkultur oder -literatur festlegen ließe; es ist global und hat historisch ›gewachsene‹ Transformationen regelrecht durchlebt.