Читать книгу Lykanta - Oliver Speier - Страница 9
7 Home sweet Home
ОглавлениеAuf dem Weg zum Parkplatz begegnete uns keine Menschenseele. Als wir beim Wagen angelangt waren, blickte ich erstaunt zu Katana. " Das ist unser Auto, aber es ist, wie soll ich sagen, so klein? " Sie grinste mich nur an und stieg ein. Ich beeilte mich, ihrem Beispiel zu folgen und setzte mich neben sie. Während wir Richtung Tor fuhren, klärte sie mich auf. " Der Micra hier ist optimal für das, was wir vorhaben, er passt in teure und in normale Wohngegenden, weil er ein typisches Frauenfahrzeug ist. " Was sie sagte, klang einleuchtend, dennoch hatte ich Zweifel und blickte kritisch auf die Rückbank. Ob da überhaupt meine Koffer alle hineinpassen würden? Als ich meine Bedenken kund tat, schüttelte sie den Kopf. " Vergiss die Koffer, du packst eine Tasche, das muss reichen. "
Als wir das Gelände verließen, fragte sie mich, wo ich wohnte. Nachdem sie die Adresse gehört hatte, pfiff sie beeindruckt. " Ist ja ne noble Wohngegend. Du scheinst gut verdient zu haben. " Ich seufzte auf. " Nicht ganz so viel, wie du denkst. Zudem war es der einzige Luxus, den ich mir gegönnt habe, aber Kati, würdest du mir einen Gefallen tun, ehe wir dort hin fahren? Bei meiner Verwandlung im Park hab ich scheinbar mein Handy verloren. Könnten wir dort vorbeifahren, um zu schauen, ob es noch da liegt? "
Auf ihrer Stirn erschienen steile Falten und ich rechnete schon damit sie würde ablehnen, doch zu meiner großen Überraschung stimmte sie zu. Ich beschrieb ihr den Weg und zwanzig Minuten später hielten wir am Park. Es war zwar schon Abend, doch es tummelten sich noch allerhand Leute. Zu zweit marschierten wir zu dem Platz, an dem ich so unverhofft aus meinem Alltag gerissen worden war. Nichts deutete mehr auf den Kampf hin, der hier stattgefunden hatte und ich wurde etwas unsicher, ob ich auch die rechte Stelle erwischt hatte. Als im Park die Lichter angingen, war ich mir jedoch sicher. Unser Bereich blieb im Dunkeln, was mir mit meiner neuen Sehkraft jedoch nichts ausmachte. Während Katana die Umgebung im Auge behielt durchstöberte ich die Büsche. Nach zehn Minuten musste ich einsehen, dass mein Handy wohl einen neuen Besitzer hatte. Katana schien es nun eilig zu haben, denn sie drängte mich zurück zum Auto. Die Fahrt zur Wohnung verlief ereignislos. Sie fand eine Parklücke nicht weit vom Eingang meines Wohnblocks und quetschte den Wagen dazwischen. Kurz warf sie einen Blick zu dem Block, der acht Stockwerke in die Höhe ragte und meinte trocken. " Teuer, aber hässlich. " Danach blickte sie sich um und kontrollierte erneut die Umgebung. " Ok, solange ich den Kofferraum umbaue, holst du deine Sachen aus der Wohnung. Zehn Minuten, nicht länger. "
Ich stieg aus und eilte zur Eingangstür. Auf dem Weg dorthin musste ich mich beherrschen, um nicht ständig über meine Schulter zu blicken und nach verdächtigen Personen Ausschau zu halten. Erst als sich die Tür im Treppenhaus hinter mir schloss, wurde ich etwas ruhiger. Als ich mit dem Fahrstuhl nach oben fuhr, kam mir die ganze Situation unwirklich vor. Ein kurzes zähnefletschen vor dem Fahrstuhlspiegel belehrte mich jedoch eines besseren. Meine fast herausgewachsenen Fangzähne und einige Zahnlücken ließen keinen Zweifel an meiner neuen Existenz.
Als ich meine Wohnungstür öffnete, lag ein leicht fauliger Geruch in der Luft. Die Reste im Mülleimer hatten wohl zu gären begonnen. Ich eilte ins Wohnzimmer mit der offenen Küche, dabei kam ich an meinem Aquarium vorbei, welches als Raumteiler fungierte. Schuldbewusst hielt ich an und kippte reichlich Futter ins Becken, zusätzlich holte ich noch einen dieser Futterblöcke aus dem Schrank die man geben konnte wenn man eine Woche in den Urlaub ging. Ich hatte keine Ahnung wie lange es dauern würde, ehe ich meine Wohnung wieder betreten durfte, hoffte jedoch, das Futter würde solange reichen. Danach eilte ich zur Küche und leerte alle verderblichen Lebensmittel in den Mülleimer. Diesen stellte ich im Wohnzimmer vor dem Aquarium ab um ihn nachher mit runter zu nehmen. Durch das Aufräumen und Füttern der Fische hatte ich schon die Hälfte meiner Zeit verbummelt. Hektisch rannte ich ins Schlafzimmer und wechselte erst mal meine Kleider. Meine Wahl fiel auf einen Business Dress. Kaum hatte ich ihn angezogen, fühlte ich mich gleich viel wohler. Anschließend schnappte ich mir eine Reisetasche und begann eilig Unterwäsche und allerhand Klamotten hineinzuwerfen. Die Tasche füllte sich viel zu schnell, um Platz zu sparen, sah ich mich gezwungen die Schuhe gleich hier anzuziehen. Ich entschied mich für meine neuen schwarzen High Heels. Für die hatte ich zwei Filialen meiner Lieblingsschuhkette abklappern müssen um sie zu bekommen, da würde ich jetzt wohl kaum so blöd sein und sie zurücklassen. Während ich noch das restliche Bargeld, sowie die Papiere, welche gefehlt hatten in die Tasche legte, klingelte es an der Wohnungstür.
Erschrocken zuckte ich zusammen, doch ein Blick zur Uhr entspannte mich. Ich hatte meine Zeit schon um fünf Minuten überzogen, das würde Katana sein.
Ich lief zur Tür und öffnete sie hastig, wobei ich mir in Gedanken schon eine Entschuldigung zurecht legte. Als ich in den Flur blickte, hielt ich überrascht inne. Vor mir stand nicht etwa Katana, sondern ein unbekannter Mann, der mich misstrauisch anblickte.
Er trug verwaschene Jeans und ein schwarzes Hemd, darüber eine braune Jacke, die wohl schon bessere Zeiten erlebt hatte. Eine qualmende Zigarette hing aus seinem Mund. Irgend etwas an dem Typ störte mich, er sah, wie seine Jacke etwas ungepflegt aus und ein leicht muffiger Geruch lag in der Luft. Am liebsten hätte ich die Tür gleich wieder ins Schloss geworfen, doch meine gute Erziehung siegte. " Ja bitte? "
Als ich die Frage stellte, achtete ich darauf, die Lippen nicht zu weit zu öffnen, um meine Fangzähne zu verbergen.
Hastig nahm er die Zigarette aus dem Mund, wobei er den letzten Zug in meine Richtung blies. " Eleonora Schmidt? "
Ich wedelte den Rauch aus dem Gesicht und giftete ihn wütend an. " Ja, bin ich und zu ihrer Information, sie dürfen hier im Treppenhaus nicht rauchen. "
Mit einem selbstgefälligen Grinsen meinte er schnippisch. " Tja, dann komm ich wohl besser rein. " Ehe ich reagieren konnte, war er schon an mir vorbei in die Wohnung getreten. Jetzt wurde ich richtig wütend. " He, was fällt ihnen ein? Wenn sie nicht sofort meine Wohnung verlassen, rufe ich die Polizei! " Der Satz war sehr bestimmt über meine Lippen gekommen und um ihn noch zu unterstreichen, zeigte ich mit gestrecktem Arm Richtung Flur.
Der Kerl ließ sich durch mein Auftreten nicht aus der Ruhe bringen. Im Gegenteil, er drehte sich gemütlich zu mir um und griff dabei in seine Jackentasche. " Nicht nötig hübsche Frau, die Polizei ist schon da! ", mit diesen Worten zückte er einen Ausweis und hielt ihn mir unter die Nase. Von diesem blickte mir ein um Längen gepflegteres Gesicht meines Gegenübers entgegen. " Hauptkommissar Predrac zu ihren Diensten. ", kam seine süffisante Antwort hinter dem Ausweis hervor. " Ich hätte da einige Fragen an sie! "
Ich war von der ganzen Situation total überrumpelt und meine Wut zerplatze wie eine Seifenblase, um nackter Angst Platz zu machen. Ich ließ meinen Arm sinken und stammelte ängstlich. " Polizei? Aber was, wieso? " Sein ohnehin zufriedenes Grinsen wurde noch breiter. Er steckte seinen Ausweis weg und holte dafür mein iPhone aus der Tasche. Das es meins war, konnte ich sofort an der pinken Kautschukhülle erkennen.
Er hob es mit zwei Fingerspitzen hoch, dabei bemerkte ich angeekelt seine viel zu langen Fingernägel. " Kommt ihnen das bekannt vor? " Ich nickte betreten und er fixierte mich mit einem stechenden Blick. " Die Frage ist nun " und hier wurden seine Worte um einiges lauter. " Was hat dieses Handy mitten im Stadtpark, zwischen Patronenhülsen und jeder Menge Blut zu suchen? "
Die Frage erwischte mich eiskalt, mir rutschte das Herz in die Hose und Adrenalin rauschte durch meinen Körper. Um Zeit zu gewinnen schloss ich die Tür und deutete ins Wohnzimmer. " Kommen sie doch erst mal rein und setzen sie sich. " Ich wollte ins Wohnzimmer laufen, doch als ich an ihm vorbeikam, schnappte er meinen Arm und drängte mich gegen die Wand. " Hier geblieben! ", kam es wütend über seine Lippen. Ich war total überrumpelt von seiner Grobheit und blickte ihn schockiert an. Als er mir jetzt so nah war, stieg mir erneut dieser muffige Geruch in die Nase, was einen leichten Würgereiz verursachte.
Er beugte sich vor und sein Gesicht war nur noch wenige Zentimeter von meinem entfernt. Ich konnte unzählige Bartstoppeln erkennen, welche es fast gänzlich bedeckten. " Hey Schlampe, ich hab dir eine Frage gestellt und erwarte auch eine Antwort darauf! "
So erschrocken ich durch seine Reaktion auch gewesen war, als er mich Schlampe nannte, wurde auch ich wütend. Mit einer Kraft die ich vor wenigen Tagen noch nicht besessen hatte, stemmte ich meine Arme zwischen uns und schleuderte ihn geradezu auf die gegenüberliegende Flurseite. Mit voller Wucht knallte er gegen die Wand. Dadurch löste sich mein Blumenbild in dem schönen weißen Hochglanzrahmen auf einer Seite vom Nagel und baumelte gefährlich hin und her. Während ich taumelnd einen Schritt von ihm weg trat, schrie ich ihn laut an. " Du Arschloch, was glaubst du dir eigentlich erlauben zu können! Dich melde ich bei deinem Vorgesetzten, dann bekommst du ein Disziplinarverfahren an den Hals! "
Mit einem lauten Lachen ließ er mein Handy auf den Boden fallen und riss sich die Jacke vom Leib. " Das wollen wir doch erst mal sehen, wer hier den Ärger bekommt, du kleine Vampirschlampe! " Die Worte kamen halb knurrend aus seinem Mund und sein Gesicht begann sich zu verändern. " Werwolf! ", schrie alles in mir. Panisch wollte ich mich umdrehen und zur Eingangstür rennen. Vielleicht hätte ich es auch geschafft, doch meine ach so tollen Stilettos machten mir einen Strich durch die Rechnung. Beim Umdrehen knickte ich seitlich weg und stolperte gegen die Wand, noch ehe ich mich aufrichten konnte, packten mich zwei Pranken an meiner Kostümjacke. Erschrocken schrie ich auf, als ich mit brutaler Kraft nach hinten gerissen und durch die Luft ins Wohnzimmer geschleudert wurde.
Ich krachte mit voller Wucht in die Lehne eines Polstersitzes und von dort auf den Boden. Schmerz durchzuckte mich, doch ehe ich mich aufrichten konnte, war der Kerl schon bei mir. Als ich aufblickte, sah ich gerade noch seine Faust auf mich zuzucken, ehe mich diese mit voller Wucht seitlich am Kopf traf. Ich wurde nach hinten geschleudert und fühlte wie Zähne in meinem Mund splitterten. Benommen blieb ich liegen, ich sah nur noch Sternchen und ein weiterer Schlag ins Gesicht, raubte mir fast die Besinnung. Ich spürte es kaum als ich hochgerissen wurde, dafür umso mehr, als ich kurz darauf in meinen Wohnzimmerschrank einschlug und diesen dabei zerstörte. Bretter wurden splitternd aus ihrer Verankerung gerissen, eine der Glastüren explodierte förmlich als mein Schuh hinein knallte und all mein liebevoll gesammelter Krimskrams durch die Luft wirbelte. Mir wurde durch den Aufprall die Luft aus der Lunge gepresst und ein stechender Schmerz fuhr meine Wirbelsäule empor. Als ich zu Boden fiel, zerstörte ich auf meinem Weg nach unten weitere Bretter und Schubladen. Unsanft kam ich zwischen Deko, Glassplittern und Holzteilen zum Liegen, dabei hatte ich das Gefühl, sämtliche Knochen in meinem Körper wären gebrochen.
Aufstöhnend drehte ich mich zur Seite und spuckte Zahnsplitter und Blut aus. Panisch wollte ich mich aufrichten, doch meine Wohnung schien in einen Tunnel gezogen zu werden und mir wurde schwarz vor Augen. Ich schüttelte den Kopf um meine Sicht zu klären, schemenhaft sah ich eine Gestalt auf mich zukommen. Hektisch drehte ich mich auf den Bauch und versuchte auf allen Vieren davon zu kriechen. Ich spürte wie er mir langsam folgte und als er sprach wurde es zur Gewissheit. " Ist das alles was du drauf hast, du Flittchen? Sogar ein Welpe könnte dich zum Frühstück verspeisen." Dem Satz folgte ein Tritt in meine Seite, welcher mich erneut durch die Luft schleuderte. Irgend etwas knirschte in meinem Brustkorb als ich vor meinem Wohnzimmertisch aufschlug. Brutaler Schmerz durchzuckte mich und raubte mir jegliche Energie. Erneut verdunkelte sein Schatten mein Sichtfeld und ich zuckte heulend zurück, als er sich zu mir herunterbeugte. Der muffige Geruch hing jetzt schwer in der Luft und mir wurde bewusst, dass ich vorhin den Werwolf an ihm gerochen hatte.
Auflachend meinte er. " Rauwolf und die anderen wollten mir nicht glauben, als ich sagte du würdest an den Tatort zurück kommen um dein Handy zu suchen. " Während er sprach hatte er die Pranke in den Halsausschnitt meiner Bluse geschoben, ohne Vorwarnung riss er daran und zerfetzte sie mir samt BH bis runter zum Bauch, wodurch ich unvermittelt halbnackt vor ihm lag. Auf dem Weg nach unten hatten seine Klauen blutige Striemen auf meiner Haut hinterlassen die höllisch brannten. Er beugte sich etwas zu mir. " Weißt du was? Ich hab noch nie eine Vampirin gefickt, wäre doch schade diese Chance verstreichen zu lassen, ehe ich dich kille. " Als ich die Worte hörte, spürte ich förmlich, wie mein Körper Adrenalin ausschüttete. Meine Sicht klärte sich schlagartig und ich sah den Kerl über mir knien. Er war halb verwandelt und erinnerte im Aussehen an Wolferin aus X-Men, nur um einiges behaarter und hässlicher, da sein Kopf schon halb transformiert war und langsam eine Schnauze bildete. Seine Klauenhände fummelten am Knopf seiner Hose und machte mir klar, dass er seine Worte ernst gemeint hatte. Panisch begann ich um mich zu schlagen und versuchte mich aufzubäumen. Er unterband meinen Versuch, indem er mir sein Knie auf den Brustkorb pflanzte und mich dadurch am Boden festnagelte.
Die Luft entwich schmerzhaft aus meiner Lunge und ich war fast versucht aufzugeben, aber aufgeben bedeutete vergewaltigt und umgebracht zu werden. Mit einer letzten Kraftanstrengung rammte ich ihm mein Knie von hinten in den Rücken. Es reichte zwar nicht um ihn umzuwerfen, jedoch rutschte sein Knie von meinem Brustkorb, was mir erneut üble Schmerzen verursachte. Er riss seine Hände nach vorne um nicht aufs Gesicht zu fallen. Dabei begrub er mich unter sich. Sein Schritt wurde in mein Gesicht gedrückt. Meine Arme waren durch seine Beine eingeklemmt und so nutzte ich die einzige Waffe, die mir geblieben war. Ich öffnete meinen Mund und biss mit aller Kraft zu. Augenblicklich wurde ich durch seinen schrillen Schrei belohnt, der absolut nichts Männliches an sich hatte. Er warf sich nach hinten und ich hatte das Gefühl sämtliche Zähne würden mir aus dem Mund gerissen. Schmerzverkrümmt wälzte er sich jammernd auf dem Boden und umklammerte mit beiden Händen seine Genitalien. Kraftlos robbte ich etwas von ihm weg, schaffte es jedoch nicht auf die Beine zu kommen. Als er es nach einigen Versuchen endlich schaffte sich aufzurichten, hatte sich zwischen seinen Beinen ein großer Blutfleck gebildet. Hysterisch schrie er mich an. " Du scheiß Fotze, dich schlachte ich ab! " Seine Wandlung ging jetzt rasend schnell voran und er stürzte mit erhobenen Klauen auf mich zu. Er hatte mich fast erreicht und wollte mir wohl an die Kehle gehen. In meiner Not trat ich mit den Füßen nach ihm. Dabei erwischte ich ihn mit einem meiner Stilettos im Auge und der Absatz drang mit einem matschigen Geräusch in seinen Kopf ein. Weißer Schleim und eine Blutfontäne spritzten mir über Gesicht und Oberkörper. Im Vergleich zu seinem Brüllen, das er nun von sich gab, war sein vorheriger Schrei ein Witz gewesen. Als er nach hinten taumelte, löste sich der Absatz mit einem schmatzenden Glucksen aus seiner Augenhöhle, erneut spritzte Blut heraus und seine Hände fuhren nach oben. Dabei taumelte er schwankend mehrere Schritte zurück, stolperte über den abgestellten Mülleimer und krachte mit dem kompletten Oberkörper in dasAquarium. Mit einem lauten Krachen zersplitterte das Glas und ein riesiger Wasserschwall ergoss sich in mein Wohnzimmer. Sein Brüllen ging in ein hässliches Gurgeln über und er rutschte auf den Boden, wo er auf dem Bauch liegen blieb. Im Bestreben, Abstand von ihm zu gewinnen, krabbelte ich hektisch weiter nach hinten, bis ich mit dem Rücken an die Reste meines Wohnzimmerschrankes anstieß. Dabei löste sich einer der Schubladen und knallte neben mir auf den Boden. Das teure Silberbesteck, welches mir meine Mutter beim Einzug in die Wohnung geschenkt hatte, verteilte sich scheppernd rings um mich.
Erschrocken blickte ich zu dem Kerl, in der Erwartung er würde sich gleich erneut auf mich stürzen. Er lag jedoch zuckend in einer schnell größer werdenden Blutlache, die sich durch das ganze Wasser rasend schnell in meiner Wohnung ausbreitete.
Schwer atmend richtete ich mich auf. Der Scheißkerl hatte mich umbringen wollen und so wie ich mich momentan fühlte, wäre ihm das auch beinahe gelungen. Wut stieg in mir empor, ich schnappte mir einige Teile des Silberbestecks und kroch durch das Wasser auf ihn zu. Mit aller Wucht, die ich aufbringen konnte, rammte ich ihm eine Gabel in den Rücken. Er zeigte keine Reaktion, aber ich ging auf Nummer sicher. Nach weiteren zwei Gabeln und vier Messern, welche erschreckend schwer in ihn eingedrungen waren, kippte ich zitternd und weinend zur Seite. Mein Brustkorb schmerzte höllisch und mein Kopf fühlte sich an, als wollte er mir gleich vom Hals fallen. Als ich mir mit dem Handrücken über den Mund wischte, zog ich auf ihm eine Blutspur, die es fast mit der von dem Kerl aufnehmen konnte.
Ich schaute mich hilflos um und konnte keinen klaren Gedanken fassen. Mein Wohnzimmer war ein einziges Trümmerfeld und ich lag neben einer Leiche. Angeekelt zuckte ich zurück und kam unter Schmerzen auf die Beine. Fassungslos blickte ich auf den Körper vor mir. Ich hatte soeben einen Mann, ähh nein Werwolf, umgebracht.
Scheiße, Scheiße, Scheiße, das war wie in einem schlechten Film, nur wurde dort nie erklärt, wie die Leichen entsorgt wurden wenn die Handlung weiterging. Der Kampf hatte einen wahnsinns Lärm gemacht und ich wunderte mich, das noch kein Nachbar vor meiner Tür stand, um sich deswegen zu beschweren. Kaum war mir der Gedanke durchs Hirn geschossen, schon klingelte es. Ich stand wie erstarrt und ging in Gedanken alle Möglichkeiten durch.
So wie ich momentan aussah konnte ich unmöglich die Türe öffnen. Schlimmer noch, da draußen konnte die Verstärkung von dem Typen stehen, was mir einen erneuten Adrenalin-Kick bescherte. Hektisch blickte ich mich nach einer Waffe um, ich taumelte zu dem heruntergefallenen Besteck und hob eins der Silbermesser auf, als ich mir meine Waffe jedoch anschaute hatte ich plötzlich starke Bedenken, was ihre Wirksamkeit betraf. Es klingelte erneut und ich wurde immer nervöser. Mein Blick streifte durch die Wohnung, dabei erblickte ich etwas besseres. Auf meiner Anrichte stand ein Küchenblock mit einem Messer-Set, ich rannte darauf zu und verursachte dabei laute patschende Geräusche, doch als ich das große Messer aus dem Block zog, fühlte ich mich gleich um einiges sicherer.
Abwartend stand ich mit den Messern da und staunte selber über mein Verhalten. Bis vor kurzem hatte ich schon Panik bei Nasenbluten, konnte bei spannenden Filmen kaum hinschauen und wenn, dann mit zugehaltenen Ohren. Jetzt hingegen stand ich hier, hatte einen Menschen umgebracht und machte mir Gedanken darüber, wie ich einen weiteren potentiellen Gegner mit den Messern besser töten konnte. An meiner Tür wurde kurz gerüttelt und ich erwischte mich dabei, wie ich meine Fänge bleckte. Schnell schloss ich meinen Mund, das war jetzt fast so klischeehaft, wie in einem dieser Tarantino Filme.
Ich konnte mich bei denen einfach nicht entscheiden, ob ich die mochte oder nicht. Auf der einen Seite waren sie lustig, doch leider blieb einen das Lachen oft im Hals stecken, wenn Szenen ins brutale rutschten. Was mich dabei am meisten nervte, es geschah immer so unerwartet und schnell, dass ich oft keine Zeit hatte, meine Hände an die Ohren zu bekommen.
Momentan konnte ich mir die Ohren leider auch nicht zuhalten und einfach abwarten bis die Szene vorbei war, ich konnte nicht mal über den Balkon abhauen, da ich keinen hatte.
Erneut klingelte es und ich umkrampfte die Messer fester. Nervös blickte ich zu dem Toten. In Filmen hatten Leichen ja die Angewohnheit im unpassendsten Moment wieder zum Leben zu erwachen, doch dieser hier lag noch immer an Ort und Stelle.
Ob ich ihm zur Vorsicht den Kopf abschneiden sollte? Ein Schütteln durchfuhr mich, das würde ich bei aller neuer Coolness wohl nicht über mich bringen.
Auf dem Gang wurde mein Namen gerufen und ich erkannte Katanas Stimme. Ein Stein fiel mir vom Herzen, ich eilte zur Eingangstür und riss sie auf. Sie hatte den Mund geöffnet und wollte mich wohl schimpfen, doch was immer sie sagen wollte, blieb bei meinem Anblick ungesagt. Sie zückte eins dieser kleinen Samurai-Schwerter aus ihrer Jacke und drängte an mir vorbei in die Wohnung.