Читать книгу Kommunikationskompetenz - Othmar Loser-Kalbermatten - Страница 10
4. In Mustern verläuft das ganze Leben
ОглавлениеSie werden in diesem Buch viel lernen über Muster von Menschen. Und wie diese Muster zusammenspielen. Deshalb möchte ich Ihnen zuerst etwas über Muster erzählen.
Fragen:
Kennen Sie ein Persönlichkeitsmuster von sich selber?
Wie würden Sie dieses Muster benennen?
Welches Persönlichkeitsmuster ist bei Ihnen am deutlichsten ausgeprägt?
Wie würden Sie es benennen?
Sind das anspruchsvolle Fragen für Sie?
Ist es einfach für Sie, klare Antworten zu finden?
Oder müssen Sie zuerst etwas nachdenken?
Oder Ihre Partnerin oder Ihren Partner fragen?
Bewerten Sie Ihre Persönlichkeitsmuster positiv oder negativ?
Kennen Sie ein deutlich positives Muster bei sich selber? Wie würden Sie es benennen?
Kennen Sie ein deutlich negatives Muster bei sich selber? Wie würden Sie es benennen?
Das Modell «Personality Patchwork» beschreibt Persönlichkeitsmuster von Menschen. Eine wichtige Qualität des Modells ist, dass es diese Muster wertfrei beschreibt. Das ist ein grosser Vorteil. Denn viele Modelle über Menschen sind wertend, pathologisierend. Das macht es den Leuten dann schwer, über sich selber nachzudenken.
Muster sind einfach Muster! Sie sind weder gut noch schlecht. Es sind einfach nur Muster. Es ist ein einfaches Muster, dass wir während des Tages aktiv sind und während der Nacht schlafen. Eine Mutter, die bis kurz vor der Geburt Nachtschicht gearbeitet hat, wird ein Kind haben, das zuerst eher während der Nacht wach ist und eher während des Tages schläft. Das Kind muss erst mal ein neues Muster entwickeln in Bezug auf den Tag-Nacht-Rhythmus.
Wenn wir Muster nüchtern betrachten, sehen wir, dass es Muster gibt, die in einer Umgebung funktionieren, in einer anderen Umgebung funktionieren sie nicht. Das heisst, dass die Muster nicht absolut funktional oder dysfunktional sind, sondern immer in Relation zur Situation.
Ein Arbeitsloser zum Beispiel, der die Nacht zum Tag macht, weil er die ganze Nacht im Internet surft und dann den ganzen Tag verschläft, verliert durch dieses Muster vielleicht seine letzten sozialen Kontakte, die er noch hat. Für ihn ist dieses Muster wahrscheinlich dysfunktional. Wenn er aber als Nachtwächter arbeitet, ist dieses Muster wieder funktional.
Man kann auch sagen: Alle Muster haben Vorteile und Nachteile. Ein Mann, der unter Leuten in seinem Redeschwall nicht zu bremsen ist, wird vielleicht geschätzt als Unterhalter an einer Party, aber im Kontakt mit seiner Partnerin sind tiefer gehende Gespräche und der Austausch mit ihr wahrscheinlich nicht gut möglich.
Die Muster, über die ich schreibe, sind Muster, die sich schon früh im Leben eines Menschen gebildet haben, abhängig von der Entwicklung und Reifung des kindlichen Hirns. Danach werden sie eingeübt und vertiefen sich im Laufe der Jahre mehr und mehr.
Wie bilden sich diese Charaktermuster? Werden sie vererbt? Lernen wir sie? Schauen wir sie den Eltern ab? Oder bilden sie sich zufällig? Wir wissen es nicht genau. Was wir aber wissen: Es sind nie einfache Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge. Es ist nie eine einfache Beziehung im Sinne von: «Weil ihn sein Vater immer so runtergemacht hat, ist er heute wertsensibel.»
Wir gehen davon aus, dass es immer eine Kombination von Faktoren ist, die zusammenspielen. Oft bildet sich ein Muster auch zufällig: Das Kind macht eine bestimmte Erfahrung, die sich in einem kurzen Zeitraum wiederholt. Dadurch gewinnt dieser Input im Hirn mehr Bedeutung. Aber wir nehmen an, dass auch andere Elemente im Spiel sind. Zum Beispiel die unterschiedliche Ausgestaltung des Hirns des weiblichen und männlichen Kleinkindes, unterschiedliche Hormonkonzentrationen während der Schwangerschaft, genetische Voraussetzungen, das erlebte Vorbild der Bezugspersonen, Lernprozesse, ungelöste Themen im familiären System. Wahrscheinlich spielt alles in die Bildung von Charaktermustern hinein.