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Vorwort

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Zur Geschichte selbst:

Es ist eine wahre Geschichte, nichts hinzugefügt, aber manches weggelassen, sonst wären es mindestens eintausend Seiten geworden. Wer will schon so viel lesen. Verändert wurden nur einige Namen. Alle Texte von Behörden oder Ämtern sind wortwörtlich wiedergegeben, das kann belegt werden. Alle Preise und Löhne entsprechen der damaligen Wirklichkeit, auch wenn das heute nicht mehr verstanden wird.

In dieser Liebes- und Ehegeschichte ist auch das Sexualleben behandelt. Nicht in den Vordergrund gestellt, aber ein wichtiger Bestandteil. Ich bin der Meinung, dass keine dauerhafte Beziehung von Frau und Mann ob mit oder ohne Trauschein, ohne eine erfüllte, ausgelebte Sexualität bestehen kann. Warum sollte das verschwiegen werden?

Zur Zeit dieser Geschichte:

Wir neigen immer dazu, vergangene Zeiten zu glorifizieren. Mein Großvater wurde im Jahre 1875 geboren und der sagte immer: „Ich habe die "Gute Alte Zeit" nicht mehr erlebt“. Kunststück, es hat sie nie gegeben. Da ist von den „Goldenen Zwanzigern“ den „goldenen Fünfzigern“ oder von der „Wirtschaftswunderzeit“ die Rede. Alles gelogen!

In den Zwanzigern gab es in Deutschland vielleicht 2 Jahre, 1925 und 1926 die etwas weniger schlecht, als die anderen in dieser Zeit waren. Selbst die „Goldene Zeit der Bauern“ von 1945 bis 1949 war nicht für alle so golden, wie man heute darüber denkt. Auch in den Bauernfamilien waren Gefallene, Verwundete, Gefangene und Vermisste. In den 50er Jahren und später war gerade die Landwirtschaft stark von der technischen Revolution und der EWG betroffen. Der Bauer konnte nicht mehr anbauen, was er für richtig hielt, er musste anbauen, was subventioniert wurde. Die „Goldenen Fünfziger“ waren vielleicht golden für einige Spekulanten und ehemalige Würdenträger der NSDAP, weil sie alle wieder in ihre alten Positionen oder noch höher kamen, weil ihre in den ersten Nachkriegsjahren ausgesprochenen Verurteilungen korrigiert, reduziert oder ganz aufgehoben wurden. Konrad Adenauer prägte den Satz: Ich muss schmutziges Wasser nehmen, weil ich kein sauberes habe!

Die Moralvorstellungen der Herrschenden waren längst von der Wirklichkeit überholt. Homosexualität war eine Straftat, wer erwischt wurde, kam ins Gefängnis, noch bis 1969. Der Begriff „Unzucht“ betraf jeglichen außerehelichen Geschlechtsverkehr, egal wer mit wem.

Der „Kuppelei“ machte sich jemand schuldig, der 2 unverheiratete oder genauer ausgedrückt: nicht miteinander verheiratete Personen verschiedenen Geschlechts, nachts in einem Zimmer beisammen ließ. Dass man Geschlechtsverkehr auch am Tage und außerhalb von geschlossenen Räumen ausüben kann, war dem Gesetzgeber anscheinend nicht bekannt. Ehebruch war eine Straftat. Da hätte fast die Hälfte der Bevölkerung eingesperrt werden müssen, wenn man diese Gesetze alle hätte anwenden wollen.

Auch das vielbesungene „Wirtschaftswunder“ gab es nicht. Es ist kein Wunder, wenn man auf Pump Dinge erwerben kann, die man dann abbezahlen muss.

Ein Wunder wäre es nur gewesen, wenn man nicht für das hätte, arbeiten müssen, was man sich gekauft hat.

In dieser Zeit wurden mit dem Geld der Arbeitslosenversicherung im Ausland billige Arbeitskräfte angeworben, 1.000 000 bis 1964, weil die Industriellen nicht schnell genug reich werden konnten, aber andererseits nicht in der Lage waren Menschenkraft durch Maschinen und Geräte machen zu lassen. Die menschliche Arbeitskraft war in den 50er und 60er Jahren einfach viel zu billig.

Was sie dabei vergaßen, war und ist immer noch, dass sie zwar Arbeitskräfte geholt haben, aber Menschen gekommen sind. Menschen aus anderen Kulturkreisen mit einem riesigen Sack voll Problemen, die auch vierzig Jahre danach nicht einmal im Ansatz gelöst sind.

Die Rache folgte auf dem Fuß. 1966/67 kam die erste Überproduktionskrise. Sie zeichnete sich schon so um die 3 Jahre vorher ab. Bundeskanzler Erhardt, ein unbedingter Gegner jeglicher Wirtschaftsplanung war völlig hilflos, ausgerechnet in seiner Fachdisziplin, und wurde von dem Altnazi Kurt Georg Kiesinger abgelöst. Dessen Stellvertreter wurde der von den Nazis in die Emigration gezwungene Lübecker Herbert Frahm, genannt Willy Brandt, vorher regierender Bürgermeister von Berlin. Die sogenannte „Große Koalition“ zwischen CDU/CSU und SPD entstand.

Demokratische Bewegungen, so wie wir Kriegsdienstverweigerer, hatten es sehr schwer. Der Staat wollte seine Macht um jeden Preis durchsetzen. Man hatte das Totschlagargument: „Geht doch hinüber in den Osten, wenn Euch etwas hier nicht passt“. Damit war praktisch alles, was nach Veränderung verlangte, spielend leicht im Keim zu ersticken. Wer Kritik übte, wurde mit der Hexenformel Kommunist, Agent Moskaus, mundtot gemacht. Die Ostermarschbewegung war die Erste und Einzige ernst zu nehmende Opposition. Ihr zugegebener maßen, geringer Erfolg bestand in der Vermeidung jeglicher Gewalt. Die Staatsmacht versuchte mit allen möglichen Mitteln uns zu provozieren und gewaltsame Auseinandersetzungen zu ermöglichen. Es ist ihr nicht gelungen.

Mit dem Bau der Mauer und der Errichtung von Stacheldraht um die ganze DDR wurde nicht nur die Bevölkerung abgeschottet von westlichen Ideen, oder viel wichtiger, von westlichem Konsumverhalten, auch die Staatsführung schottete sich von der eigenen Bevölkerung ab. Wenn wir Deutschen etwas machen, dann richtig. Wir sind die besten Kommunisten und wir sind die besten Kapitalisten der Welt.

Schön wär‘s, wenn wir irgendwann ein Mal die besten Demokraten der Welt würden.

Oder die besten Liebhaber und Liebhaberinnen.

Der Tanzkurs

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