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Langsame Annäherung

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Im Frühjahr wird es dieses Jahr relativ schnell warm und schon Anfang Mai kann man in den Baggerseen baden, wenn man wie ich es bin, ein Isarkiesel ist. Am 14. Mai, einem Samstag verabreden wir uns, zum Schwimmen in die Pupplinger Au zu fahren. Die Pupplinger Au ist ein Naturschutzgebiet kurz unterhalb des Zusammenflusses von Isar und Loisach. Hier wachsen noch viele seltene Blumen wie der Frauenschuh, Frühlingsenzian und Arnika, alle möglichen Vögel leben hier und sogar Schlangen gibt es, harmlose Ringelnattern aber auch giftige Kreuzottern. Schon als Bub war ich oft hier mit dem Fahrrad unterwegs. Die Landschaft übte immer schon einen gewissen Reiz auf mich aus, Wasser und Auen, die Abgeschiedenheit und Ruhe, so nahe bei der Stadt.

Am Isar-Tor hole ich sie wieder ab und wir fahren bis zur Aumühle. Zwischen Isar und Floßkanal, liegt ein kleiner Stausee der ist immer relativ warm, und hat am Westufer kleine fast uneinsehbare Fleckchen, groß genug für 2 Luftmatratzen. Das ist unser Ziel.

In guten Jahren kann man von Anfang Mai bis Ende September in dem kleinen See baden. Heuer ist so ein gutes Jahr. Wir haben Luftmatratzen mit, Handtücher und ein wenig Sprudelwasser. Zum Umziehen verschwindet jeder ganz züchtig hinter einigen Sträuchern. Sie kommt in einem dunklen Badeanzug aus dem Gebüsch und ich stelle zum ersten Mal fest, dass sie eine ganz ordentliche Oberweite hat. Komisch, dass mir das bisher noch gar nicht aufgefallen ist, wo habe ich da nur immer hingeschaut. Klar in ihre schönen Augen und dann auf die Beine, damit ich ihr nicht drauf steige beim Tanzen.

Wir gehen gleich ins Wasser und sie überrascht mich als gute Schwimmerin. Mit ihren kurzen dunklen Haaren hat sich auch keine Angst unterzutauchen. Wir cremen uns mit Sonnenschutz ein, ich fühle ihre angenehme warme, weiche Haut und genieße die Berührung. Sie ist eine Sonnenanbeterin und bekommt so leicht keinen Sonnenbrand, mir dagegen rötet sich die Haut immer schon nach wenigen Minuten in der Sonne. Wir legen die Luftmatratzen so, dass sie weit mehr Sonne abbekommt als ich. Gerne möchte ich ein wenig schmusen, zumindest will ich sie fest in den Arm nehmen und küssen, hab aber Angst sie zu verschrecken, Ulla ist erst 17 Jahre alt und ich fühle es irgendwie, dass sie noch nie einen Freund gehabt hat. Es wird trotzdem ein schöner Nachmittag, den wir noch bei einer Radlermaß und einer guten Brotzeit mit Wurst und Käse in der Aumühle ausklingen lassen.

Für den morgigen Sonntagnachmittag ist eine kleine Abschiedsfeier für einen Kollegen der Gewerkschaftsjugendgruppe im Pfälzer Hof vereinbart. Der ehrgeizige junge Mann hat sich entschlossen, die Funktionärslaufbahn einzuschlagen und geht deshalb als Vorstufe dazu auf die Akademie der Arbeit nach Oberursel in den Taunus.

Mir wäre es sehr recht, wenn die Ulla zu dieser Feier mitkommen würde. Sie sagt zu.

Wie üblich hole ich sie am Isartor ab. Diesmal bin ich nicht mit dem Auto da, weil ich glaube zu wissen, dass bei dieser Feier etwas mehr als üblich getrunken wird, drei Schoppen könnten da schon zusammenkommen und ich will weder Führerschein riskieren, noch eine Gefahr für mich und andere Verkehrsteilnehmer werden. Ulla hat sich von der Schneiderin ein rotkariertes Dirndl mit weißer Bluse, weißer Schürze und einem frechen Ausschnitt machen lassen, das hat sie heute zum ersten Mal an. Sie sieht verführerisch aus, ich bin beeindruckt. Meine Freunde auch, sie machen anzügliche Bemerkungen über ihr Dekolleté, das ärgert mich. Ulla nimmt das weit gelassener als ich. Sie arbeitet als einzige Frau in einer Verkaufsniederlassung, unter lauter überwiegend jungen Handelsvertretern. Sie ist die täglichen Anzüglichkeiten und "Witzchen" der Herren der Schöpfung gewöhnt und beachtet sie meist gar nicht.

So früh als möglich versuche ich, mich von der immer fröhlicher werdenden Truppe zu verabschieden. Da hätte ich doch das Auto nehmen können, die vom Verkehrs- und vom Justizminister erlaubten höchstens 0,8 Promille sind mit Sicherheit noch längst nicht erreicht.

Der Tanzkurs

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