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20. April 1956

Am Montag früh um Sechsdreiviertel auf der neuen Baustelle. In einem Stadthaus das Dachgeschoss ausbauen. „Seht, unser Herr Fuchs in Sonntags-Hemd und Hose! Als wäre er der Sohn des Bauherrn. Nichts anderes im Sinn, uns zu kontrollieren. Was zum Teufel, soll dieser Quatsch?“ Albert außer sich.

Alle grinsen, warten ab, was jetzt passiert. Der kleine Waisenknabe will ein Goliath sein, ha, ha. Nur Abebi nickt ihm ermunternd zu: Tu, was du musst. Sieht, Ferdi mit einem grünen Plastiksack in der Linken. Wie man sie auf dem Markt gratis bekommt, gekauftes Obst und Gemüse nachhause zu tragen. Jetzt schwenkt er ihn ein paar Mal hin und her. Was ist da drin, das man muss schwenken? Fragt er sich. Die anderen ebenso interessiert, aufgeregt geradezu. Da, jetzt greift er hinein, herauszuholen, was niemand kennt.

„So wie ich“, erinnert Jupp. „Als ich vor der Villa das Kaleidoskop langsam, ganz langsam aus meiner Aktentasche holte, alle sollten ein- oderzweimal hindurchsehen.“ Und sie erinnern sich sofort. Die Spannung erreicht ihren Höhepunkt. Selbst Meister Albert sagt nichts mehr. Gespannt, was dieser kleine Wicht jetzt Großes vorhat.

Ferdi zögert, greift hinein, zieht langsam, ganz langsam etwas heraus, das lang und mehr wiegen muss als ein Kaleidoskop aus Karton. Seinem Gesicht sieht man an, leicht ist nicht, was alle sehen wollen. Schwer muss es sein. Sperrig, wie man sieht. Der Beutel spannt, unten dick und oben dünn. „Wette, ein Boxhandschuh.“ Ruft Heini, neu im Team.

Jupp: „Du hast ja keine Ahnung, kennst Ferdi ja kaum. Der war nie in einem Sportverein. Isst aber gerne viel, hofft dadurch zu wachsen. Einen oder zwei Zentimeter größer zu werden. Der Einzige, dem Anna schon mal zwei Hamburger gab. Tippe auf Schaumlöffel. Unten dick und oben der schlanke Griff. Braucht meine Mutter, wenn sie den Schellfisch aus dem Kochtopf holt. Auf eine Schale legt, um ihn für die Familie am Tisch in Portionen zu zerlegen.“

„So ein Schaumlöffel wiegt aber höchstens zwei-, dreihundert Gramm, das Löffelsieb nur halb gebogen. Nicht rund wie ein Ball. Oder das Ding in dem Beutel, den Herr Fuchs in der Hand hält.“

Albert, ein Machtwort gesprochen, schweigt wieder. Wie alle, die immer noch auf diesen grünen Beutel starren. Das voluminöse Geheimnis in seinem Innern.

Ferdi genießt die Situation, noch nie so wichtig gewesen. Noch nie andere so erfolgreich an der Nase herum geführt. Alle wollen ’s wissen und niemand weiß, was ich besitze. Greift hinein ins Spinatgrüne. Erfasst das dünne Ende der Kalebasse und zieht sie langsam heraus. Hält inne, als sie das dünnere Ende in seiner Hand sehen können.

„Ha, nur eine Gurke!“ Entfährt es Albert, sichtbar enttäuscht. „Was willst Du mit einer Gurke? Uns mittags einen Salat servieren?“ Geduzt und nicht gesiezt. Soll er doch beleidigt sein.

Was eine Gurke schien, wird langsam dicker. Was mag es sein? Man spürt die Spannung in der Luft, wie bei Gewittern. Bevor sie sich entladen, in eine mögliche Keilerei ausarten, sieht Ferdi seine Stunde gekommen. Reißt mit einem Ruck die Kalebasse heraus. Schwenkt sie zwei, drei Mal über sich in der Luft. Als wollte er den Wettbewerb im Keulenwerfen gewinnen. Macht eine kleine Pause. Hält sich das Grüne vor die gebügelte, beigeblonde Cordhose. Da, wo das Zentrum des Mannes sitzt.

Die Männer brüllen, können nicht aufhören, zu lachen, klopfen sich auf die Schenkel. Abebi geht auf ihn zu, nimmt ihm die Kalebasse aus der Hand. Flüstert, damit keiner ihn versteht: „Nicht machen das, ist heilige Handlung in Tansania. Wir tragen beim Tanz, nur Symbol für Potenz beim Mann.“ Laut zu den anderen: „Ich Ferdi geschenkt, weil er gerne isst Suppe von Kalebassen.“

Albert rettet die Situation auf seine Art: „Ein schlecht gelungener Scherz, Herr Fuchs. Gehen Sie nachhause und schlafen sich aus. Der Tag wird als Urlaubstag angerechnet. Bis morgen also, in Arbeitskluft, wenn ich bitten darf.“

Die Metamorphose des Herrn Fuchs

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