Читать книгу Die Metamorphose des Herrn Fuchs - Otto W. Bringer - Страница 8
Оглавление16. April 1956
Schläft nicht die Nacht, träumt nicht. Nur den einzigen Gedanken im Kopf: Was muss ich anstellen, dass sie mich mag? Keine Idee, nicht den blassensten Schimmer von dem, was ihn zum glücklichsten Menschen auf der Erde machen könnte. Quält sich am nächsten Morgen zur Baustelle: Hab’ verschlafen. Soo viel Kopfweh die ganze Nacht, immer noch. Abebi, Du musst mir helfen.“
Was hat er gesagt? Du hat er gesagt zu Abebi, nicht zu fassen. Einer, der bisher unbedingt mit Sie angesprochen werden wollte. Andere nur gesiezt. Jetzt beim vertraulichen Du? Seit er aus Ägypten zurück, der Schwarze als Maurer bei uns beschäftigt, sind sie untrennbar. Verbringen gemeinsam ihre freie Zeit. Niemand weiß, warum der Chef ihn eingestellt. Soll den Bizeps gespannt und gesagt haben: Chef, Sie brauchen starken Mann? Kann tragen die Speisback an ausgestreckten Armen eine Stunde lang. Albert wusste es, schätzt seine Kraft und Verlässlichkeit. Reagiert jetzt gelassen:
„Verstehe, Sie haben zu viel getrunken gestern Abend. Hatten vielleicht sogar einen triftigen Grund, zu feiern. Eine Frau kennengelernt, vermute ich. Kenne das, hab ’s selber erlebt und Lotte geheiratet. Wann ist es denn soweit? Sagen Sie es mir, wenn Sie ’s wissen. Damit ich dies eine Mal übersehen kann, dass Sie zu spät gekommen.“ Fragt nicht weiter, weil er weiß, so wichtiges wie eine Ehe soll man nicht übereilen.
Nachmittag 17:00 Uhr Feierabend. Ferdi heute mit der Straßenbahn gekommen und wieder nachhause gefahren. Nicht mit dem Fahrrad. In diesem Zustand nicht in einen Unfall verwickelt werden und das einzige Fortbewegungsmittel, das er besitzt, verbogen und nicht mehr zu fahren. Was im starken Berufs-Verkehr tagtäglich passiert. Im Kopf nur die Villa, den alten Mann und die schöne Frau.
Zuhause angekommen, den Schlüssel falsch einsteckt, nichts dreht sich im Schloss. Verschlossen wie ein Tresor. „Verdammt und zugenäht“. Da öffnet sie sich wie durch Zauberhand. Stößt mit dem Mann zusammen, der sie von innen geöffnet. Taumelnd erreicht er die erste Stufe der Treppe. Verfehlt sie und stürzt. Es knackt, Bein gebrochen? Hüpft mit dem gesunden Bein mühsam bis zur dritten Etage und lässt sich erstmal fallen. Den Rücken gelehnt ans ach so vertraute Holz seiner Wohnungstür. Langsam wird ihm wohl und wohler, der Geist wieder wach. Wünscht sich nichts mehr, als gestreichelt zu werden. Von dieser Frau, die er einmal nur gesehen und schon verliebt. Was muss ich bloß tun, sie kennenlernen?
Legt sich sofort hin, nachzudenken. Nimmt das Buch der Agatha Christi nochmal in die Hand. Vielleicht etwas übersehen beim Zeilenflitzen? Eines der vielen Fremdworte falsch verstanden? Nichts, keine neuen Erkenntnisse. Keine Idee, die er übernehmen könnte. Den alten Mann bitten, seine Tochter spazieren zu führen, wie ich dachte, auch nicht das Gelbe vom Ei. Ich muss mehr bieten als einen Spaziergang. Warum fahre ich nicht einfach hin und frage sie direkt? Wenn der alte Mann die Villa verlassen und weggefahren:
„Gnädige Frau, möchten Sie mich kennenzulernen? Einen, der Sie auf Händen tragen wird, wohin Sie auch wollen. Und sei ’s in den siebenten Himmel der Liebe. Geübt und erfahren in einem Beruf, der Geschick und Ausdauer verlangt.“
Scheiße, sie wird mich nach meinem Beruf fragen, und dann? Einen Handlanger will sie bestimmt nicht zum Freund. Abebi kann mir sicher weiter helfen. Mit einem Trick aus Afrika? Sie sollen Geister zu Hilfe rufen, weiß der Mensch nicht weiter. Sah in einem der gezeichneten Bildergeschichten vom Kiosk, Frauen tragen ausgefallene Kostüme. Männer verlängern ihren Schwanz mit einer länglichen Kürbisfrucht. Kalebasse soll sie heißen. Auf den Bildern sah man sie tanzen. Schwenkten einen Schild, andere einen Spieß. Als ginge es in einen Krieg. Ob Frauen sich davon beeindrucken lassen? Es muss wohl so sein. Denn sie sahen dem Spektakel zu, lachten und klatschten mit den Händen.
Denkt an seinen Schlappschwanz und will es Cwissen. Werde Abebi fragen, ob er es auch wie die Männer in dem Bilderbuch gemacht. Seine Frau zu beeindrucken. Sodass sie ihn liebt. Das Bild der Frau vor der Villa im Kopf. Ob sie ihn lieben wird, wenn er seinen Schwanz mit einer Kalebasse verlängert? Wie sich das wohl anfühlt? Erst aber eine kaufen, bevor ich entscheide, ob ich es bei mir ausprobiere. Muss wissen, ob sie innen hohl oder ich sie selber nach meinen Maßen aushöhlen muss.