Читать книгу Die Metamorphose des Herrn Fuchs - Otto W. Bringer - Страница 4
Оглавление26. März 1956
Was macht ein junger Mann, der Kindheit und Jugend in einem Waisenhaus verbracht? Gehorchen musste, ohne zu wissen warum. Glauben musste, was man ihm eingeprügelt. Liebe nie erfahren, nur Zwänge. Keinen Beruf erlernt, mit dem er genug verdient, sich einiges zu leisten und eine Familie zu unterhalten. Ferdi Fuchs heißt dieser junge Mann. Mit Zwanzig schlecht bezahlter Handlanger in einer Baufirma. Auch da gehänselt und ausgenutzt. Kaufte sich vom ersten Lohn einen Groschenroman und verschlang ihn. Bald wusste er, es gibt ein anderes Leben. Eines, in dem ein Baron viel Geld besitzt, ein Schloss bewohnt und Weltreisen unternimmt. Respekt genießt und gesiezt von jedermann. Mit einer Prinzessin glücklich verheiratet. Nicht verwunderlich, dass Ferdi auch so einer sein will, eine Art Doppelleben führen. In dem er respektiert wird. Überzeugt, auch Liebe kaufen zu können. Nicht ahnend, dass Geld schon bald seinen Traum von Liebe und Glück zerstört.
Aber erst mal wird an diesem Montagmorgen aus dem schüchternen, ängstlichen Waisenkind einer, der weiß. was er will. Ferdi Fuchs, Hilfsarbeiter für lächerliche 150 Mark die Woche, im Lotto immer auf dieselbe Zahl gesetzt, jetzt 3000 Mark gewonnen. Sogleich sich geschworen, jetzt ist Schluss mit der Duzerei. Endlich habe ich die Chance, ein besseres Leben zu führen. Besitze jetzt das Zwanzigfache des Wochenlohns. Und Geld ist Macht, irgendwo gelesen. Wer Geld hat, muss sich nichts mehr gefallen lassen.
„Alle mal herhören, ich habe im Lotto 3000 Mark gewonnen!“ In den Gesichtern der anderen ungläubiges Staunen. Oder ist es Neid?
„Als ich Samstagabend meinen Zettel im Lotto-Geschäft abgab, sagte die Frau zu mir: Guten Tag Herr Fuchs, ich gratuliere Ihnen, Sie haben 3000 Mark gewonnen.“
„Was soll sie denn sonst sagen? Kennt Dich ja nicht wie wir Dich kennen.“
Das war das letzte Mal, dass Sie mich geduzt haben. Jetzt ist endgültig Schluss damit. Ab heute bin ich Herr Fuchs. Nicht mehr Ferdi, den Sie Handlanger nennen. Steine schleppen lassen, sauber machen, für das Sie sich zu fein sind. Ab heute bin ich Herr Fuchs und reich. Kann mir sogar eine Weltreise leisten. Jeder, der mich jetzt nicht mit Herr Fuchs anredet, der kann seine Steine selber schleppen.“ Der Ton bei Leuten vom Bau rau, nicht ernst genommen, Diesmal aber ist es anders.
Dieselstotternd, Auspuffdampfend aus vier Rohren rollt ein Autokran in Richtung Villa. Letztes Gebäude an der Straße nach Kaiserswerth. Drei Bauarbeiter mit dem Anbau eines Wintergartens an eine Villa beschäftigt. Zwei erfahren in Mauerbau und Verputz. Meister Albert der Chef des Teams. Ferdi Fuchs will nicht mehr als Handlanger behandelt werden, seine Vergangenheit vergessen.
Jetzt ist er ein reicher Mann und wird eine Weltreise machen. Zuerst in ein Reisebüro gehen und fragen, wie weit man mit 3000 Mark kommt. Sein Lieblingsziel Ägypten. In einer Buchhandlung gelesen, dass der kleine Sohn eines Königs schon mit acht Jahren sein Nachfolger wurde. Pharao Tutench oder so ähnlich nannte man ihn. Verheiratet mit seiner Schwester, damit alles in der Familie blieb. Vielleicht bleibe ich dort und Deutschland kann mir gestohlen bleiben.
Chef Albert weiß, wie Ferdi tickt: „Herr Fuchs, der Kranwagen kommt näher und näher. Überprüfen Sie noch mal die Schutzfolie vor dem Wohnraum. Eventuell mit Tesa-Power wieder fest an den Boden kleben. Nichts darf sich lösen und Baudreck in den Wohnraum gelangen.
Plötzlich Geschrei von Hühnern, Enten und Gänsen vom Bauernhof gegenüber. Der Kranwagen hatte sie aus ihrer ländlichen Ruhe gescheucht. Alles Geflügelte macht sich auf, rast auf Zehenspitzen bis zum Zaun an der Straße. Zu protestieren. Mit ihrem Geschnatter den fremden Bully auf sechs dickbereiften Rädern davonzujagen. Auch der Gockel auf dem Misthaufen schreit: Kikeriki! Dreimal hintereinander. Vier schwarzweiße Kühe langsam den Kopf gedreht. Mit heraus hängender Zunge das Neue zu schmecken am Stacheldraht des Zauns. Malmen mit Kiefer und Zähnen das Gras zum aberhundertsten Mal. Muhen gelassen, wie immer.
Laut quietshend hebt der Autokran den acht Meter langen Doppel T-Träger vom Wagenboden. Kaum in der Luft, schwenkt er in Richtung Villa. Mit einem Schwung, den nichts und niemand aufhalten kann. So sieht es aus. Der Kranführer in der Kabine kann machen, was er will. Die Schwungkraft zu groß, die Richtung zu ändern, das Tempo zu stoppen. Bauleute wissen, wenn die Speisback einmal vom Dach herunterfällt, hält nichts und niemand sie mehr auf.
Die drei auf der Baustelle starren wie gebannt auf den acht Meter langen Doppel-T-Träger am weit ausgestreckten Arm des Autokrans. Meister Albert, Jupp, der Studierte und Hilfsarbeiter Ferdi Fuchs sehen ihn kommen. Unausweichlich wie Schicksale zu kommen pflegen. Schnell, schneller, schwankt wie betrunken. Wird doch wohl nicht die Regenrinne vom Dach reißen. Wie ein Fallbeil unsere Köpfe abschlagen. Alle vier ducken sich instinktiv. Könnte am frisch gemauerten Gesims Steine ausschlagen, Beulen und Blutergüsse das Wenigste, was ihnen passieren könnte.
Oh je, jetzt nur noch einen knappen halben Meter entfernt vom Ausbruch in der Außenmauer, den ein Dreifachglas-Schiebefenster-Vorbau schließen soll.
Ferdi Fuchs, sogar Albert aufgeregt. Zum ersten Mal so einen Träger auf sich zukommen gesehen. Jupp erfasst die Situation. Springt auf die Werkzeugkiste. Fuchtelt heftig mit beiden Händen, dem Kranführer zu signalisieren: „Langsam, Kumpel da oben! Langsam han isch jesaht, nimm de verdammte Ohrschutz runger, damit De mich verstehst: Näher jetzt, noch en bissken.“ Verfällt in Düsseldorfer Platt. Immer, wenn ihn etwas nervös macht. Hält ihm beide Hände entgegen, verringert den Abstand zueinander. „Näher, noch, noch, noch, haaaalt!“ Wischt sich den Schweiß von der Stirn.
So, jetzt einpassen. „Auf die Mauerpfeiler rechts und links aufsetzen.“ Ein paar Kommandos noch zum Schluss. Man glaubt nicht, wie lange ein so ein Tonnen schwerer Stahlträger hin und her pendelt, bis er zur Ruhe kommt. Auch Jupp konnte ihn nicht bändigen. Immer wieder schlägt er zur anderen Seite aus. Die letzten Zentimeter vor und zurück, beigedreht und endlich, endlich abgesetzt. „Gott sei ’s getrommelt und gepfiffen!“
Ferdi total vergessen, dass er eine Weltreise machen wollte. Nachdem er durch die Klarsichtfolie in den Wohnraum der Villa gesehen. Marmorboden, die Möbel ausgeräumt. Eine ganze Zimmerflucht, Wände mit Durchgängen, dahinter folgende Räume geahnt. Er kann nichts anderes mehr denken, als in dieser Villa zu wohnen. Sein Wunsch mächtig und immer mächtiger geworden, seit er hier arbeitet. Fast drei Tage schon. Den Bauplan gleich am ersten Tag genau angesehen. Als sie die Hauswand zum Garten aufgebrochen. 7,00 m breit und 2,50 m hoch für den Wintergarten. Ferdis Fantasie angeregt. Einer, der bisher nur tun musste, was andere ihm befahlen, hat plötzlich Visionen.
Mit 3000 Mark kann er für sich selbst ein Haus bauen. Jupp ihm dabei helfen. Nicht ganz so groß wie die Villa, an der sie arbeiten. Ihm würden zweieinhalb Zimmer genügen. Am Rande der Stadt auf einer grünen Wiese. Dann wieder lockt ihn eine Reise nach Ägypten. Hin- und hergerissen zwischen Bleiben und Unterwegs sein. Reisen scheint mehr Gelegenheiten zu bieten, Töchter von reichen Vätern kennenzulernen. In einem Groschen-Roman gelesen, dass ein wandernder Geselle aus Belgien die einzige Tochter eines Clan-Chefs in Afrika kennengelernt und sofort geheiratet hat. Nach dessen Tod ein großes Vermögen geerbt. Wenn ich die Tochter eines reichen Mannes heirate, werde ich nie mehr arbeiten müssen. Ertragen, dass andere mich hänseln und ausnutzen. Was also soll ich tun? Wer soll ich sein: Hausbesitzer oder Reisender?
Hier ein Haus bauen oder 5000 km weiter bis Ägypten reisen? Wenn Ferdi Shakespeares Drama «Hamlet» gekannt, hätte er sich statt «Sein oder Nichtsein?» gefragt: «Bin ich Herr Fuchs oder Ferdi?» Wo habe ich größere Chancen als Herr Fuchs geachtet und angesprochen zu werden? Nicht Ferdi, mach mal, wie bisher. Denkt, auf einer Ferienreise werde ich respektiert wie jeder andere. Denn keiner weiß, dass ich ein Waisenkind bin. Als Hilfsarbeiter wenig Geld verdiene. Auch, wenn ich ein Haus baue, respektieren mich alle. Weil ich ein Haus besitze. Geschafft, was nur wenige schaffen, keine Miete mehr zahlen müssen.
Ferdi, der bisher nur gelesen, dass es schöne Häuser und Villen gibt, kann plötzlich selber eines besitzen. Ein Haus mit Garten. Goldfische im Teich beobachten sommers. Winters bequem im Warmem sitzen, nach draußen blicken. Wenn unterm Schnee die frisch gepflanzten kleinen Tannen wie Zuckerhüte aussehen. Eine Flasche Kognak und Becher griffbereit neben sich, auf einem Tischchen mit einer Platte aus echt belgischem Marmor. Schwarz-weiß geädert. Auf Hochglanz poliert. Marmor kennt er vom Bauhof. In Gestellen senkrecht stehende Tafeln.
Noch in der Traumwelt fragt er sich, wer ist hier der Besitzer? Ein reicher Kaufmann? Einer, der sein Vermögen selbst verdiente? Oder geerbt? Warum bloß lässt er sich nie sehen? Schon eine halbe Woche hier und keine Ahnung, wer der Bauherr ist. Welchen Beruf er ausübt. Oder schon in Rente? Spazieren am nahen Rhein? An diesen langweiligen Vorort verbannt von seinen Kindern? Aber nicht hier, wie ich sehe. Ob er sich tröstet mit Frauen im angesehensten Bordell Düsseldorfs? «Rethelstraße 26A». Die Nummer genügt und alle wissen Bescheid. Für mich unerreichbar. Auch heute unbezahlbar für Männer vom Bau. Wäre ich verheiratet, brauchte ich solche Frauen nicht. Vielleicht finde ich in Ägypten eine, die mir gefällt. Ihr Vater ein vermögender Mann.
12:00 bis 12:30 Uhr Mittagspause. Anna, so hatte sich die Haushälterin des Villenbesitzers am ersten Tag vorgestellt, bringt für jeden einen Big-Hamburger und eine Dose «Düssel-Alt». Spezialbier aus dem «Ürigen», einer Kneipe in Düsseldorfs Altstadt. „Prost Anna“ im Chor die Männer. Mögen die dralle Endfünfzigerin, weil sie ihnen jeden Tag Leckeres, am Wochenende Bares in die Hand drückt. Wo sie die Villa verlässt, bleibt ein Geheimnis. Schon ist sie da. Schon ist sie weg. Ob sie rein geht, wo sie raus kam, keiner sieht es. Weiß es folglich nicht.
„Die Villa könnte vier Eingänge haben“, meint Jupp. „Wie die von Palladio, dem berühmten italienischen Architekten.“ Arbeiter dürfen sich nur auf der Seite aufhalten, wo sie beruflich zu tun haben. So eine blöde Anweisung, geht Ferdi Fuchs durch den Kopf.
Wie im Waisenhaus. Keiner sagt uns, warum. Immer nur gehorchen.
Nach Feierabend schenkt Anna jedem einen Zehn-Mark-Schein: „Vielen, herzlichen Dank, auch im Namen meines Hausherrn.“ Weil sie es so lieb sagt und ihnen dabei tief in die Augen blickt, traut sich niemand, nach Namen und Beruf ihres Herrn zu fragen. Jupp meint, er könnte ein Mafiosi sein. Die sollen ja Millionen verdienen. Aber auch mit einem Fuß im Gefängnis stehen.
So also raten sie weiter, spielen alle Möglichkeiten durch, wer dieser große Unbekannte sein könnte. „Ob er verheiratet ist? Kinder hat? Enkel? Ein Schloss an der Loire? Noch eines am Gardasee?“ „Eine Ranch in Minnesota? Eine Indianerin als Geliebte?“ „Sonntags regelmäßig die Messe besucht?“ „Ebenso regelmäßig seine Steuern bezahlt? Oder sein Geld auf Schweizer Banken versteckt?“
Ferdi Fuchs, sich wichtig vorkommend: „Habe in diesen Tagen kein Auto der Finanzpolizei gesehen. Mich wird sie sowieso nicht erwischen. Werde für meine 3000 Mark eine Reise kaufen und nie mehr dahin zurückfahren, wo ein Finanzamt ist.“
Jupp fährt auf, das Sie vergessend: „Ferdi du bis bekloppt, die komme doch nit mit nem Schild am Auto:
Achtung, Achtung, Finanzpolizei! Fahren janz normale Autos. Überrasche dich, wenn de noch pennst, in der Früh um Sechs. Übrigens is de Besitzer jarnich zehus. Dat aber hilft ihm nit. Selbst im Ausland finde se ihn mit Hilfe von Spionen.“
Albert grinst: „Jupp, Du scheinst ja genau Bescheid zu wissen, hat Dich die Finanzpolizei schon mal erwischt?“ Zahlt auch Jupps Wochenlohn aus, von dem die Steuer bereits abgezogen ist. Ködert ihn weiter:
„Hast noch ein Geheimkonto in der Schweiz, was? Gib ’s zu und lass uns daran teilhaben. Wir könnten gemeinsam eine Spielbank in der Nähe von Paderborn eröffnen. Im katholischen Westfalen vermutet niemand einen so sündigen Ort. Aber alle kommen, stellen ihre Autos im dunklen Wald ab. Und wir verdienen zehnmal so viel wie heute. Was sage ich, hundert, tausend Mal mehr.“ Lacht.
Alle lachen, und schon Visionen im Kopf. Sich leisten können, was sie immer schon wollten. Porsche, Urlaub auf den Malediven, ein eigenes Haus mit Schwimmbad. Eine Stereo-Anlage im großen Wohnraum. Ferdi Fuchs’ Zwischenhirn unruhig. Zu vieles hat er vermisst, zu wenig besessen. Nichts, das nur ihm gehörte. Jetzt hat er 3000 Mark. Nach Feierabend gehe ich in ein Reisebüro. Dann entscheidet sich, ob ich bleibe und ein Haus baue. Oder nach Ägypten reise.
Ferdi mit dem Rad rasch in der Stadt. Das Reisebüro kennt er vom Vorbeifahren. Unübersehbar auf der Schaufensterscheibe ein Plakat. Vor azurblauem Himmel ein Beduine in wehendem Gewand am Ruder eines Segelbootes. Hinter ihm am Ufer des Nil ein uralter Tempel. Quer darüber ein gelber Streifen: Sonderangebot: 14 Tage Kairo. Inkl. Besuch von Bazar, Moschee und berühmten Tempelanlagen. Segeltour in einem Felachenboot den Nil hinauf bis an die Grenze zum Sudan: Nur 2900,00 Mark.
Drinnen näselnde, fremde Musik, nicht Catarina Valente oder Peter Alexander, die ich kenne. Duftkerzen verströmen fremde Gerüche. Lassen mich schweben wie auf Wolke Sieben. Direkt auf die Frau an der Theke zu: „Das Segelboot auf dem Plakat am Schaufenster verlockt mich, dass ich nicht in der Lage bin, meine Reiselust zu bremsen. Hoffe, Menschen kennenzulernen, die anders sind als da, wo ich lebe. In jeder Situation höflich und hilfsbereit. Haben Sie noch einen Platz für mich frei?“
„Sie meinen die Reise nach Kairo, oder?“
„Ja, ja, wie kommt man denn dahin? Auf einem Kamel dauerte es mir zu lange, hab anderes zu tun.“
Die etwas ältere Frau lacht: „Sie haben wohl zu viel Karl May gelesen, nein. Die Reise dauert vierzehn Tage. Zuerst geht es mit dem Zug bis Marseille. Von dort per Schiff nach Alexandria in Ägypten. Von dort mit dem Bus bis Kairo und Umgebung. Zum Abschluss eine Fahrt auf einem original Fellachen-Boot mit nur einem Segel am kurzen Mast. Ein erfahrener Segler steuert es auch gegen die Strömung. Den Nil aufwärts, vorbei an Felsen und viertausend Jahre alten Tempeln. Gewendet wird an der Grenze zum Sudan. Dem früheren Nubien, im alten Ägypten bekannt und begehrt für seine riesigen Goldvorräte. Zurück wie hin mit Bus, Schiff und Eisenbahn.“
„Das klingt ja spannend, wo aber werden wir die Nacht verbringen? Wo frühstücken, zu Mittag und zu Abend essen? Bin gewohnt, drei Malzeiten am Tag einzunehmen. Und trotzdem nicht größer geworden als einhundertvierundfünfzig Zentimeter. Müsste eigentlich Rabatt bekommen, weil ich leichter bin als andere und weniger Platz benötige.“ Grinse, „sollte ein Scherz sein.“
Die Frau aber lacht nicht: „Sie belieben zu scherzen, Herr …“ „Baron Fernando von Fuchs.“ Gelesen von einem Baron von Wolf, dem man mit Hochachtung begegnete, obwohl er arm wie eine Kirchenmaus.
„Oh Pardon, Herr Baron, ich wusste nicht …“
„Lassen wir es dabei. Wie sieht es während der Reise mit Schlafen und Essen aus? Ist es ratsam, ein zusammenfaltbares Zelt mitzunehmen und eine Art Notverpflegung?“
„Aber nein, im Zug können Sie im Speisewagen essen und trinken, auf was Sie Lust haben. Bordverpflegung auch auf dem Schiff nach Alexandria. Übernachten, Frühstücken und Abendessen werden Sie in Ägyptens Touristik-Hotels, nahe der Route. Es bleibt Ihnen überlassen, da und dort typisch Ägyptische Gerichte kennenzulernen. Frisch gebackenes duftendes Fladenbrot, das man dort von morgens bis abends stets frisch aus dem Ofen kaufen kann. Ebenso ein soeben geschlachtetes Huhn, im Erdofen gebraten, gesäuerte schwarze Bohnen als Beilage. Habe ich Ihnen jetzt Appetit gemacht? Wir würden Sie gerne als Gast auf dieser Reise begrüßen. Die zweite von zehn in diesem Jahr beginnt nächste Woche Montag. Passt es Ihnen.“
Überlege einen Moment: Ja, es klappt.“ Albert wird nicht meckern, lange steht das Urlaubsdatum fest. „Vergessen Sie nicht, sich einen Pass ausstellen zu lassen, wenn Sie noch keinen besitzen. Sonst müssen Sie bei der Passkontrolle im Zug schon in Aachen wieder aussteigen.“
„Chef, denken Sie daran, ab nächsten Montag beginnt mein Jahres-Urlaub. Bin dann zwei Wochen weg. Vorsichtshalber drei. Weiß noch nicht, ob ich nach vierzehn Tagen in Ägypten noch kräftig genug, Steine zu schleppen. Sie werden sicher eine Vertretung finden oder Ihre Leute schneller arbeiten lassen.“
Mich hatte der Teufel geritten, ohne dass ich es wollte. Zu was Geld alles motiviert. Als es raus, war ich stolz. Gesagt, was ich immer schon sagen wollte, aber nicht wagte. Stimmt doch, würden die nicht alle Nase lang eine Pause machen, um eine Zigarette zu rauchen, hätten sie mehr geschafft. Albert reagiert nicht, lächelt und reicht mir seine rechte Hand:
„Na dann schon jetzt schönen Urlaub. Grüßen Sie die Königin Kleopatra von mir, wenn Sie sie treffen. Denke, Sie werden bestimmt mit ihr spazieren gehen.“
Kleopatra? Wer soll das sein? Gab es da nicht mal einen Film, der so hieß? Von einer ägyptischen Königin. Egal, nur noch fünf Arbeitstage und dann kein Handlanger mehr. Weg, weit weg von Düsseldorf. Zwei Wochen mein eigener Herr und nicht mehr müssen. Sondern tun dürfen, was mir Spaß macht.