Читать книгу Fratelli tutti - Papst Franziskus - Страница 4

Inspiriert von Franz von Assisi

Оглавление

In den ersten Reaktionen auf die neue Enzyklika ist immer wieder vom »Traum« des Papstes die Rede, von einer großen »Utopie«, die er vorlege. Manche Kritiker machten auch schnell Dinge aus, die »utopisch« seien, fern der Realität. Eine Enzyklika ist kein Handbuch, das als Nachschlagewerk für eine bessere Welt dienen kann. Aber sie gibt Grundlinien vor, stößt zum Nachdenken an und setzt auch Grenzen, die aus Sicht des Papstes nicht überschritten werden dürfen. Dazu gehören etwa die klare Absage an einen national-egoistischen Populismus, den er als für Christen »nicht hinnehmbar« geißelt, sein klares Nein zur Todesstrafe, das er ausführlich begründet, die Verurteilung der Atomwaffen oder die Abkehr von der Lehre des »gerechten Krieges«, die er für nicht mehr vertretbar hält.

Der Papst spricht im Vorwort zu seiner Enzyklika von einem Traum, der ihn inspiriert hat. Es ist das Wirken des heiligen Franz von Assisi, dessen Namen Jorge Mario Bergoglio nach seiner Wahl zum Oberhaupt der katholischen Kirche im März 2013 angenommen hat und der ihn seit den ersten Tagen seines Pontifikats inspiriert. Schon die letzte Enzyklika »Laudato si’ – über die Sorge für das gemeinsame Haus« trägt als Titel ein Zitat des Heiligen aus Assisi. »Er führte keine Wortgefechte, um seine Lehren aufzudrängen, sondern teilte die Liebe Gottes mit. Er hatte verstanden: ›Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm‹ (1 Joh 4,16). Auf diese Weise wurde er zu einem liebevollen Vater, der den Traum einer geschwisterlichen Gemeinschaft verwirklichte«, schreibt der Papst über den Heiligen (FT 4). »Ich lege diese Sozialenzyklika als demütigen Beitrag zum Nachdenken vor. Angesichts gewisser gegenwärtiger Praktiken, andere zu beseitigen oder zu übergehen, sind wir in der Lage, darauf mit einem neuen Traum der Geschwisterlichkeit und der sozialen Freundschaft zu antworten, der sich nicht auf Worte beschränkt« (FT 6).

Wenn an vielen Stellen geschrieben wird, »Fratelli tutti« sei die Antwort des Papstes auf die Corona-Krise, dann stimmt das nicht ganz. Franziskus hatte schon mit dem Schreiben begonnen, als im Frühjahr 2020 die Pandemie ausbrach und »unsere falschen Sicherheiten offenlegte« (FT 7). In der Folge »kam klar die Unfähigkeit hinsichtlich eines gemeinsamen Handelns zum Vorschein« (ebd.). Angesichts dieser Situation sieht sich Franziskus in seiner Analyse und in seinem Ruf zur Umkehr bestätigt. Corona hat, so könnte man die Position des Papstes zusammenfassen, die Systemfehler der bisherigen Weltordnung, die er seit langer Zeit anprangert, schonungslos offengelegt.

Fratelli tutti

Подняться наверх