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Kultur der Begegnung

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Die Kultur des Dialogs und der Begegnung gehört zu den zentralen Elementen des Pontifikats von Papst Franziskus. »Das Leben ist die Kunst der Begegnung, auch wenn es so viele Auseinandersetzungen im Leben gibt«, zitiert er in »Fratelli tutti« (215) den brasilianischen Dichter Vinícius de Moraes (1913–1980), um dann zu dem Schluss zu kommen: »Von einer ›Kultur der Begegnung‹ zu sprechen bedeutet also, dass wir uns als Volk für die Idee begeistern, zusammenzukommen, Berührungspunkte zu suchen, Brücken zu schlagen, etwas zu planen, das alle miteinbezieht« (FT 216). Franziskus will als Pontifex – als Brückenbauer – agieren. Diese Idee liegt der Enzyklika zugrunde. Der Papst verurteilt die Tendenzen, neue Mauern aufzubauen etwa im Umgang mit Migranten; er verurteilt die Ausgrenzung der Bedürftigen, der Alten, ja ganzer Länder mit Blick auf das vorherrschende Weltwirtschaftssystem und versucht, mit dem Modell der »Zivilisation der Liebe« Brücken zu bauen innerhalb der einzelnen Nationen, aber auch weltweit. »Isolierung: nein; Nähe: ja. Kultur der Konfrontation: nein; Kultur der Begegnung: ja« (FT 30).

Dabei ist Franziskus nicht naiv. Dialog und Begegnung bedeuten nicht, dass er oberflächlichen Freundlichkeiten das Wort redet. Im sechsten Kapitel beschäftigt er sich eingehend mit »Dialog und sozialer Freundschaft«. »Der echte Dialog innerhalb der Gesellschaft setzt die Fähigkeit voraus, den Standpunkt des anderen zu respektieren und zu akzeptieren, dass er möglicherweise gerechtfertigte Überzeugungen oder Interessen enthält« (FT 203). Unterschiede, so Franziskus kurz zuvor, brächten zwar Konflikte hervor, »die Einförmigkeit jedoch erstickt und bewirkt, dass wir uns kulturell selbst vernichten« (FT 191). Aus diesem Grund fordert er nicht nur einen »integrativen Sozialpakt«, sondern auch einen Kulturpakt, »der die unterschiedlichen Weltanschauungen, Kulturen oder Lebensstile, die in der Gesellschaft nebeneinander bestehen, respektiert und berücksichtigt« (FT 219). Das Ganze mündet dann in der Vorstellung des Polyeders als des geeignetsten Gesellschaftsmodells. »Der Polyeder stellt eine Gesellschaft dar, in der die Unterschiede zusammenleben, sich dabei gegenseitig ergänzen, bereichern und erhellen, wenn auch unter Diskussionen und mit Argwohn« (FT 215). In diesem Sinn ist dann auch eine Zusammenarbeit der Glaubenden verschiedener Religionen möglich sowie ein gemeinsames Handeln mit den Nichtglaubenden.

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