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Kapitel 10

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Im Weißen Haus

Rachel Anderson hatte sich in Gegenwart von Nathan Spencer bisher immer sehr wohl gefühlt. Zum ersten Mal, seit sie den Präsidenten kannte, war dies nicht der Fall.

Spencer saß zurückgelehnt hinter seinem Schreibtisch und taxierte Rachel mit festem Blick.

„Wie ich schon sagte, war mein Besuch in Camp David rein privater Natur. Ein alter Freund rief mich in einer für ihn etwas heiklen Angelegenheit an und bat mich um ein Treffen.“

„Und du hast natürlich nichts Besseres zu tun, als dich mit diesem Freund zu treffen. Wer ist es überhaupt?“

Spencer blickte Rachel ärgerlich an. „Erstens wüsste ich nicht, was es dich angeht und zweitens würde ich gerne wissen, wer dir das Recht gibt, so mit mir zu reden?“

„Es ist ja nicht nur dein überstürzter Ausflug nach Camp David, der mir Sorgen bereitet.“

„Ach nein? Was denn sonst noch?“

„Ich habe gehört, dass eine F-14 dort gewartet haben soll. Wohin musste denn dein unheimlicher Besucher so dringend, dass du ihm eine Maschine zur Verfügung gestellt hast? Außerdem habe ich in Erfahrung gebracht, dass eine Einheit der Marines auf unseren Stützpunkt in Narvik verlegt wurde. Denkst du immer noch, dass du mir keine Erklärung schuldig bist?“

Präsident Spencer sah Rachel durchdringend an.

„Woher weißt du das alles?“

Der aggressive Tonfall machte Rachel hellhörig.

„Dann steckt also mehr dahinter?“

„Hör zu, Rachel. Es sind ein paar Dinge passiert, die eine bestimmte Art Entscheidung erforderten. Diese Entscheidungen habe ich heute Morgen mit einem alten Freund getroffen.“

„Und du hältst es nicht für erforderlich, mich über die näheren Umstände aufzuklären? Vielleicht hättest du, wenn du schon niemanden ins Vertrauen ziehen willst, etwas diskreter vorgehen sollen. Aber immerhin hat deine nächtliche Aktion so viel Staub aufgewirbelt, dass mich Bob Roberts heute Morgen mit diesen Informationen konfrontiert hat.“ Rachel blickte den Präsidenten herausfordernd an.

„Bob Roberts hat dich darauf aufmerksam gemacht?“ Rachel erkannte, dass Spencers Stimme einen nervösen Tonfall angenommen hatte. In kurzen Worten berichtete sie von dem Telefonat, das sie vor ein paar Stunden mit dem Reporter geführt hatte.

„Du weißt“, fuhr Rachel fort, „dass Bob immer sehr ausgewogen über deine Politik berichtet hat. Wenn wir ihm jetzt nicht ein paar Informationen zukommen lassen, wird er selber anfangen nachzuforschen. Und ich muss dich wohl nicht daran erinnern, dass er über genügend gute Kontakte verfügt, um etwas herauszufinden. Ich bitte dich nochmals, Nathan. Sag mir, was passiert ist. Dann können wir gemeinsam nach einer Lösung suchen.“

Rachel war um Spencers Tisch herumgegangen und legte dem Präsidenten freundschaftlich eine Hand auf die linke Schulter.

Nathan Spencer atmete tief durch, bevor er sich erhob und zu einem der großen Panoramafenster ging.

„Vielleicht hast du recht, Rachel.“

Rachel atmete erleichtert auf, wusste aber gleichzeitig, dass ihr die nächsten Worte des Präsidenten nicht unbedingt gefallen würden.

Nathan Spencer ging zu einem Wandsafe, der hinter einem Gemälde von Albrecht Dürer versteckt war, gab den Zahlencode ein und öffnete das Metallgehäuse. Er nahm einen braunen Hefter heraus und legte ihn vor Rachel auf den Schreibtisch.

„Dies sind Unterlagen über eine geheime Militärbasis, die wir im europäischen Nordmeer betreiben. Nach dem letzten Irakkrieg war mein Vorgänger der Ansicht, dass wir vermehrt auch einen Blick auf die Ölquellen in Europa haben sollten. Aus diesem Grund richtete er eine Basis auf einer stillgelegten Plattform im Europäischen Nordmeer ein.“

„Aber wir haben doch bereits in Narvik einen Stützpunkt. Warum wurde in unmittelbarer Nähe eine weitere Basis errichtet?“

Nathan Spencer ging zu einer kleinen Anrichte und goss sich eine Tasse Kaffee ein. „Der Stützpunkt in Narvik ist zu bekannt. Man war der Ansicht, dass eine geheime Operationsbasis in dieser Region von großem strategischen Wert wäre. Deswegen wurde eine Plattform ausgesucht, die etwas außerhalb der normalen Förderquellen liegt, aber trotzdem eine gute Anbindung zu dieser Region hat. Sowohl mein Vorgänger, als auch ich waren in diesem Punkt einer Meinung. Wenn es Anschläge in dieser Region geben sollte, wäre es von unschätzbarem Wert, wenn wir von dort überraschend eingreifen könnten.“

„Wie viele Leute wissen von diesem Stützpunkt?“

„Nur der Präsident und ein paar ranghohe Militärvertreter.“

„Und was ist heute passiert?“ Rachel konnte nicht sagen warum, war sich aber sicher, dass ihr der Präsident immer noch nicht die ganze Wahrheit sagte.

„Wie ich heute Morgen erfahren habe, gab es einen Störfall auf unserem Stützpunkt. Sämtliche Sicherheitssysteme sind ausgefallen. Deshalb habe ich eine Einheit der Marines losgesandt, um den Vorfall zu untersuchen. Captain Douglas und sein Team sind für solche Einsätze prädestiniert.“

„Und was hat der Besucher in Camp David damit zu tun?“ Rachel hatte Mühe ihrer Stimme die mitschwingende Skepsis nicht anmerken zu lassen.

„Ich habe einen Computerfachmann gebeten, sich der Einheit anzuschließen. Der Mann heißt Jack Reilly und war früher bei der NSA. Ich kenne Jack schon von Kindesbeinen an und vertraue ihm vorbehaltlos.“

„Du sagst, er war bei der NSA?“

Spencer nickte. „Nach dem Tod seines Bruders hat er den Dienst quittiert.“ Spencer ergriff den Hefter, der auf dem Schreibtisch lag und reichte ihn Rachel. „Hier sind alle Informationen über unseren Stützpunkt drin. Schau dir die Unterlagen an und rede mit Roberts. Gib ihm ein paar Brocken. Köder ihn damit, dass wir ihn auch in Zukunft mit Informationen versorgen, aber in dieser Sache muss er Stillschweigen bewahren. Es steht in unserem nationalen Interesse, dass die Existenz dieses Stützpunktes weiterhin geheim bleibt.“ Rachel nahm den Ordner an sich und blätterte die Informationen durch.

„Warum erzählst du mir das jetzt alles?“ Rachel wusste einfach nicht, was sie von Spencers Erklärung halten sollte.

„Du hast einen guten Draht zu Bob Roberts. Er vertraut dir. Ich hoffe du kannst ihm klar machen, dass es für alle Beteiligten besser ist, wenn diese Informationen nicht an die Öffentlichkeit gelangen. Treffe dich mit ihm und zeige ihm von mir aus auch ein Teil der Unterlagen. Er wird dann sicher einsehen, dass es in unserem und letztlich auch in seinem Interesse ist, wenn diese Sache nicht an die Öffentlichkeit kommt.“

Spencer deutete auf die Tür seines Büros. „Wenn du mich dann bitte entschuldigen möchtest, Rachel. Ich habe noch ein paar Telefonate zu erledigen, bevor wir uns nachher mit dem Stab treffen.“

Spencer begleitete Rachel zur Tür. Sanft legte er den Arm um ihre Schulter.

„Verzeih` mir, dass ich dich nicht eher ins Vertrauen gezogen habe. Ich verlass mich auf dich, dass du die Sache mit Roberts klärst.“

„Ich versuche mein Bestes, Nathan. Ich denke, dass wir uns mit ihm einig werden.“

Spencer schloss die Tür hinter Rachel und ging mit schnellen Schritten, abermals zu dem Wandsafe. Er entnahm ihm ein Handy, schaltete es an und wählte die einzige gespeicherte Nummer. Nach dem dritten Klingeln wurde sein Anruf entgegengenommen.

„Ich bin es. Wir haben ein großes Problem.“

Operation Eismeer

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