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Kapitel 2

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Washington D.C.

Rachel Anderson hörte das Telefon nach dem dritten Klingeln. Die Melodie passte zu ihrem Traum, in dem sie, umringt von zwei gut gebauten, muskulösen Latinos an einem traumhaften Pool in Acapulco lag.

Verschlafen griff sie nach dem Telefon und hielt das kleine Nokia an ihr Ohr.

„Ja, bitte?“, meldete sich Rachel verschlafen.

„Hallo Rachel. Hier ist Bob Roberts. Ich hoffe, ich habe Sie nicht geweckt?“

„Wie spät ist es?“

„Kurz nach acht Uhr. Frauen in Ihrer Position müssten schon längst auf den Beinen sein.“

„Es ist Samstag, Bob. Auch Sicherheitsbeauftragte haben ein Recht auf Wochenende.“

Rachel Anderson war Nationale Sicherheitsbeauftragte von Präsident Nathan Frederik Spencer und somit eine der einflussreichsten Frauen der aktuellen Weltpolitik. Sie hatte den Präsidenten kennen gelernt, als er noch Vizegouverneur von Florida gewesen war. Er war Gastredner, als Rachel im Abschlusssemester im Fach politische Wissenschaften an der Stanford Universität studierte. Sie war sofort von seiner charismatischen Ausstrahlung begeistert gewesen. Nach Spencers Rede hatte sie, zusammen mit ein paar anderen Studenten, Gelegenheit dem Vizegouverneur ein paar Fragen zu stellen. Rachel lobte die Vorhaben Spencers und hatte sofort einen guten Draht zu dem Mann, den schon damals viele als zukünftigen Präsidenten sahen.

„Sie gefallen mir, Rachel“, sagte Spencer und drückte ihr, kurz bevor die Veranstaltung zu Ende war, seine Visitenkarte in die Hand. „Setzen Sie sich mit mir in Verbindung, wenn Sie Ihr Studium abgeschlossen haben. Vielleicht habe ich einen Job für Sie.“

Rachel starrte Nathan Spencer mit offenem Mund an, doch brachte sie keine Silbe heraus. Ohne eine Antwort abzuwarten, ging Spencer weiter. In den folgenden Monaten beobachtete Rachel die Karriere Spencers ganz genau. Er zog in den Senat ein, als Rachel ihr Studium beendete. Die Visitenkarte hatte Rachel aufgehoben und eines Tages entschloss sie sich, ihr Glück zu versuchen. Sie rechnete nicht wirklich mit einer Chance, umso überraschter war sie gewesen, als Spencer sie in sein Büro einlud. Zu Rachels großer Überraschung konnte sich Spencer noch an die damalige Veranstaltung erinnern. Und wie versprochen, gab er ihr einen Job in seinem Team.

Von diesem Augenblick an, glaubte Rachel in einem Traum zu leben. Spencers Wahl zum Gouverneur von Florida erlebte sie als stellvertretende Wahlkampfleiterin. Aber immer gehörte sie zum engsten Kreis des Gouverneurs, der der jungen Frau vorbehaltlos vertraute und in vielen Fragen ihre Meinung hören wollte. Natürlich gab es anfangs immer wieder Gerüchte, dass Spencer mehr wollte, als nur die geistigen Fähigkeiten der gutaussehenden Brünetten. Doch darüber konnten Rachel und er nur lächeln, denn nur wenige Menschen wussten, dass Rachel kein sexuelles Interesse am männlichen Geschlecht hatte. Im Laufe der Zeit hatte sich Rachel auch mit Spencers Frau Caroline angefreundet, so dass alle Gerüchte in dieser Richtung alsbald verstummten.

Als Spencer sich entschloss, als Präsident zu kandidieren, wurde Rachel seine Wahlkampfmanagerin und hatte nicht unerheblichen Anteil daran, dass er ins Weiße Haus einzog. Ihre umgängliche Art mit den Medien und ihr messerscharfer Verstand, waren eine Mischung, der sich nur wenige entziehen konnten. Als Dank, aber auch als Referenz an die hervorragende Arbeit, ernannte er Rachel nach seiner Wahl zur Sicherheitsbeauftragten. Sie war damit nach Conduleezza Rice, die zweite Frau in der Geschichte der Vereinigten Staaten, die dieses Amt bekleidete. Und nicht wenige waren der Meinung, dass sie hinter Spencer die mächtigste Person im Weißen Haus war. Der Präsident vertraute ihr weiter vorbehaltlos und weihte sie in alle wichtigen Entscheidungen mit ein.

„Also, was wollen Sie, Bob?“, fragte Rachel ihren morgendlichen Anrufer. Bob Roberts war Chefreporter der Washington Post und einer der Presseleute, die Rachel gerne mit Informationen versorgte. Sie wusste, dass er sorgsam damit umging und er hatte in der Vergangenheit bewiesen, fair und unvoreingenommen über die Politik Spencers zu berichten.

„Kommen Sie Rachel, Sie können sich doch sicher denken, warum ich anrufe.“ Rachel setzte sich aufrecht ins Bett und auch wenn sie keine Ahnung hatte, was Roberts damit andeuten wollte, waren ihre Sinne urplötzlich geschärft.

„Sie wollen mich zum Frühstück einladen, Bob.“ Rachel versuchte ihrer Stimme die aufkeimende Nervosität nicht anmerken zu lassen.

„Lassen wir dieses Spielchen, Rachel. Wir wissen doch beide, wie das Geschäft läuft. Bisher haben Sie mich noch nie im Regen stehen lassen. Außerdem wissen Sie, dass ich alle Informationen vertraulich behandle und sorgsam abwäge, bevor ich meine Artikel schreibe.“

„Bob, Sie wissen ganz genau, was ich von Ihnen halte. Nicht umsonst habe ich Sie immer wieder mit Informationen versorgt. Auch in Situationen, in denen ich es nicht gemusst hätte, aber ich weiß im Augenblick wirklich nicht, was Sie von mir wollen.“

Einen Moment war es still in der Leitung und Rachel hörte, wie Bob kräftig durchatmete.

„Ich glaube Ihnen, Rachel. Aber vielleicht haben Sie trotzdem eine Erklärung dafür, warum der Präsident in aller Frühe nach Camp David geflogen ist?“ Rachels Puls beschleunigte sich. Sie war sich sicher, dass der Präsident heute nicht nach Camp David fliegen wollte, schließlich sollte am späten Vormittag ein Treffen mit seinem engsten Stab stattfinden. Der Wahlkampf stand bevor und Spencer wollte sich mit seinen Vertrauten beraten, welche Strategie sie diesmal benutzen wollten.

„Tut mir leid, Bob. Aber ich habe keine Ahnung. Soweit mir bekannt ist, war ein Besuch in Camp David für dieses Wochenende nicht eingeplant. Aber vielleicht möchte er einfach nur ein bisschen relaxen. Die kommenden Monate werden schließlich für uns alle nicht einfach werden.“

„Das nehme ich Ihnen nicht ab, Rachel. Aus einer anderen zuverlässigen Quelle weiß ich, dass der Präsident für heute Vormittag ein Treffen mit seinem Wahlkampfteam angesetzt hat. Dieses Treffen würde er doch nicht riskieren, wenn nicht etwas Wichtiges passiert wäre. Dafür waren die letzten Umfrageergebnisse zu schlecht.“

„Wie gesagt, Bob. Ich kann Ihnen wirklich nicht helfen.“

„Dann wissen Sie auch nicht, warum eine Einheit der Marines heute Nacht auf unseren Stützpunkt nach Narvik verlegt wurde?“ Bobs Stimme hatte deutlich an Schärfe gewonnen.

„Woher wollen Sie das wissen?“

„Sie wissen doch, Rachel, dass ich meine Quellen habe. Aber es gibt noch etwas Merkwürdiges.“ Rachel merkte, wie sie zu frösteln begann, obwohl es in ihrem Schlafzimmer warm war.

„Und das wäre?“, fragte sie, und war sicher, dass die Antwort ihr unruhiges Gefühl nur verstärken wird.

„Nicht nur der Präsident ist in Camp David, sondern auch eine vollgetankte F-14. Haben Sie vielleicht dafür eine Erklärung?“

Spätestens jetzt war Rachel wach. Ihr Gehirn arbeitete fieberhaft und suchte nach einer Erklärung.

„Hören Sie Bob“, sagte Rachel in ihrem unverfänglichsten Plauderton. „Es wird für alles eine ganz einfache Erklärung geben. Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Ich werde mich erkundigen und rufe Sie zurück. Ich bin sicher, dass sich alles als ganz harmlos herausstellt.“

„Okay, Rachel. Ich vertraue Ihnen. Ich warte dann auf Ihren Anruf.“ Ohne eine weitere Antwort abzuwarten, hatte der Reporter das Gespräch beendet.

Rachel saß im Bett und versuchte ihre Gedanken in den Griff zu bekommen. Sicher musste es für alles eine logische Erklärung geben, denn wenn etwas passiert wäre, hätte der Präsident sie doch sicher schon längst informiert.

Rachel schwang sich aus dem Bett und ging unter die Dusche. Doch ein Gedanke ließ sie nicht mehr los. Hatte Nathan Frederik Spencer zum ersten Mal etwas vor ihr verheimlicht?

Operation Eismeer

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