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Giebel

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Im Griechischen wird der Giebel als a(i)etos und im Lateinischen als fastigium oder frons bezeichnet. Gemeint ist damit die dreieckige Stirnseite eines Satteldaches. Laut Pindar (Olympische Oden 13, 21) soll in Korinth die doppelte Giebelfront erfunden worden sein. Sonderformen sind der gesprengte und der syrische Giebel, bei denen jeweils die Mittelpartie des rahmenden Geisons entweder eine Lücke (gesprengter Giebel) aufweist oder als Bogen/Archivolte (syrischer Giebel) gestaltet wird (□ 109). Die geschlossene Wandfläche eines Giebels nennt man in der Fachsprache griechisch tympanon (Pl. tympanoi) oder lateinisch tympanum (Pl. tympana). Auf ihm oder auch davor war Raum für ornamentalen und figürlichen Dekor. In früharchaischer Zeit besaßen die griechischen Tempel hohe schwere Giebel. Dort, wo das tympanon Giebelfiguren aufwies, gab es in der Regel noch kein einheitliches Erzählprogramm. Stattdessen dominierten wie am Tempel der Artemis auf Korfu einzelne Mythenepisoden respektive Gestalten (□ 110) oder Tierkampfgruppen (□ 111), die die Macht der jeweiligen Tempelgottheit symbolisierten respektive übelabwehrende Funktion ausübten. Die späteren Tempel besitzen fast alle Giebelfiguren und erzählen von den Heldentaten der griechischen Götter sowie Heroen (□ 112). Ab dem 5. Jh. v. Chr. kommen Giebel auch in der Profanarchitektur, so an Hallen-, Tor- und Grabbauten vor. Im 4. und 3. Jh. v. Chr. wurden die Giebel immer flacher. In der römischen Kultur stellte der Giebel wegen seines Ursprungs in der Sakralarchitektur zunächst ein Würdezeichen dar. In der Kaiserzeit verwendete man ihn, darin Tendenzen der hellenistischen Architektur aufgreifend, jedoch wie den Bogen vermehrt als reine Schmuckform von Fassaden. Die zumeist recht hohen steilansteigenden Giebel der kaiserzeitlichen Tempel besaßen zum Teil ein reiches Figurenprogramm, wie einige römische Staatsreliefs nahelegen, auf denen entsprechende Bilder vorkommen (□ 113).


□ 109 Gesprengter (o.) und sog. syrischer (u.) Giebel


□ 110 Medusa vom Giebel des Artemis-Tempels, Korfu, frühes 6. Jh. v. Chr.


□ 111 Tierkampfgiebel von der Athener Akropolis, 580/570 v. Chr.


□ 112 Frontseite mit Giebelfiguren des Zeus-Tempels, Olympia, um 460 v. Chr.


□ 113 Römischer Tempelgiebel mit Figuren vom Relief (□ 3)

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