Читать книгу Chris umgetopft - Patrick Stumm - Страница 6
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Chris ist keine Schönheit, Chris ist alt, uncharmant, stur, unverschämt, trotzig, rotzig, verfressen, manchmal ängstlich und ein Spießer durch und durch.
Er hört auf kein Kommando und macht meistens das, was ihm gefällt.
Aber Chris ist auch schlau, verschmust, kooperativ, wenn man ihm Zeit lässt, sehr witzig, sauber und begeisterungsfähig in seinem Tempo.
Er kann über das ganze alte Gesicht strahlen, und er kann in seiner Zeit neue Dinge lernen, wenn man ihm dafür in Form von Leckerlis bezahlt.
Wer Chris ein neues Zuhause schenkt, sollte nichts erwarten, aber auf alles vorbereitet sein.
Er ist ein ehemaliger Straßenhund und lebt schon immer mit der Gewissheit, dass er sich nur auf sich selbst verlassen kann.
Er war immer überflüssig und wurde niemals gewollt.
So landete er in einem rumänischen Auffanglager, und hier hatte er als mittelgroßer, schwarzer, alter Hund mit kauzigem Charakter eigentlich keine Chance mehr auf ein besseres Leben.
Doch dann kam sie, die Chance auf ein anderes, besseres Leben.
Chris kam in unser Tierheim und war damit erst einmal restlos überfordert. Was wollten denn nur auf einmal alle Menschen von ihm? Streicheln, Füttern, Reden, und dann das Ding mit Leine und Halsband.
Chris weigerte sich anfangs komplett, da mitzumachen, und machte einfach dicht.
Das war alles zu viel des Guten, soviel Aufmerksamkeit hatte er noch nie bekommen, er war doch immer der schwarze, mittelgroße Straßenhund, den niemand sah. Dass man ihn hier sieht, hat Chris aus dem Topf völlig überfordert, und so blieb er erst mal da, wo er war …. in seinem Topf, ein Plastikkörbchen.
Er weigerte sich eine ganze Woche lang, sich zu bewegen, sondern blieb einfach liegen.
Auch als wir ihn in den Auslauf trugen, blieb er flach wie eine Flunder liegen, regungslos, das war alles unheimlich, und er wusste einfach nicht, was er tun sollte.
In seiner Zeit und von seinen Hundekumpels lernend ging ganz langsam aber auch in dem schwarzen Hundekopf eine Veränderung vor.
Nun, nach sechs Wochen, geht Chris sehr gerne und sehr gesittet an der Leine.
Er freut sich, wenn er vertraute Menschen sieht, ist sehr verschmust und geht richtige Bindungen ein. Zu seinen Hundefreunden, aber auch zu Menschen.
Er ist aber immer noch der alte, kauzige Kerl, der sein Hundebett mit weichen Decken über alles liebt, der für Fressen alles vergisst und neuen Dingen gegenüber sehr skeptisch ist.
Er ist immer noch stur und unverschämt und fordert sein Betthupferl abends vehement und stur ein.
Wie im Altersheim "klingelt" er ständig nach der Krankenschwester, wenn er einen Keks will, ihm langweilig ist, oder einfach, weil er es klasse findet, wenn dann jemand kommt.
Chris ist laut und unverschämt, aber auch leise und tiefsinnig, verträumt und anschmiegsam, leicht führig und tolerant, wenn man ihn versteht, sieht und ihn so nimmt wie er ist.
Chris ist ein Tierschutzhund, der nun einfach nur akzeptiert und geliebt werden möchte.
Er sucht nun wunderbare Menschen mit einem riesengroßen Herzen, gerne weiteren nicht zu wilden Hunden, eventuell Katzen möglich, keine Kleinkinder, nicht in der Stadt wohnend, am liebsten Häuschen mit kleinem Garten und weichem Hundebett.
Menschen, die es erfüllend finden, einem alten Straßenhund das ganze wundervolle, pralle Leben zeigen zu dürfen, die sich mit jedem kleinen Fortschritt mit ihm freuen, die ihn fördern und liebevoll begleiten, die ihn so nehmen, wie er ist.
Menschen, die Chris schön finden, das Wunderbare in ihm sehen, die sich an seiner Freude freuen und die tiefe Gewissheit, wie richtig und wichtig Chris ist, in sich spüren.
Nicht Chris sollte nun etwas den Menschen geben, sondern wir suchen Menschen, die nun alles für Chris aus dem Topf tun und nichts von ihm erwarten.
© Kirstin Höfer, Tierheim Koblenz
Mit dem obigen Text „warb“ das Tierheim in Koblenz für die Vermittlung von Chris und so wurde ich auf ihn aufmerksam. Ein „Arschkeks“ allererster Güte! Genau das, was mein Rudel braucht.
Mein Rudel = Robby und ich. Und eine Frau. Aber nur in Teilzeit.
Warum Chris? Das wurde und werde ich immer wieder gefragt. Ganz einfach: In all den Jahren, in denen ich ältere Hunde habe, war die einzige Bedingung, um ins Rudel aufgenommen zu werden, dass der Charakter passt. Je kauziger, desto besser. Aalglatte Vorgeschichte? Keine Macken und/oder Probleme? Sorry, dann nicht für mich und mein Rudel geeignet.
Und Chris schien sowas von gut zu passen. Wie Arsch auf Eimer. Aber fangen wir mal von vorne an…