Читать книгу Eridani-Explorer Band 1 - Paul Desselmann - Страница 7
30.04.2074, Montag
ОглавлениеDie Nacht war nicht wirklich erholsam verlaufen. Bald nach dem Schlafengehen meldeten sich die ersten Muskeln. Also machte sie aus der Not eine Tugend und stand schon um 6 Uhr auf, denn es gab viel zu tun. Lisa musste ohnehin die Kinder für die Schule Vorbereitung und um 8 Uhr gab es wieder ein Meeting auf der Brücke. Vorher sollte sie sich über die Landermission schlau machen und nach Neuigkeiten zum Thema Erkundungsteam schauen. Ein Frühstück wäre auch nicht schlecht.
Im Großen und Ganzen verlief der Tag recht ereignislos.
Beim Meeting verkündete der Admiral, dass Team Gianelli morgen die Mission zu Eridani-4 und seinem Eismond mit Shuttle Washington fliegen werde. Vassili Tonowitsch ersetzte dabei Luigi Bientrami, der inzwischen erste Fortschritte machte. Er war aus dem Koma erwacht und hatte starke Schmerzen in Rücken und Beinen, wodurch eine Lähmung weitestgehend ausgeschlossen werden konnte. Seine Genesung würde aber noch viel Zeit in Anspruch nehmen.
Ronny sollte mit Shuttle Churchill , einem der beiden Modultransporter, zu einer Inspektion rund um die Eridani Explorer aufbrechen, sobald das Schiff für die E4-Mission die Triebwerke abgeschaltet hatte. Copilot blieb Martin Engler. Das Hauptaugenmerk lag während der Inspektion bei den gewaltigen Triebwerken der Explorer .
Captain Horrand berichtete über die Fortschritte des Erkundungsteams und brachte die neuesten Meldungen vom Sicherheitsteam.
Lisa verkündete, dass bei der Landermission alles nach Plan lief. Nur die Ergebnisse der Laboruntersuchungen waren sehr eintönig. Der Mond bestand an der untersuchten Stelle nahezu vollständig aus einem ungewöhnlich harten Eisen. Die restlichen Bestandteile waren nicht klar zu definieren. Es schienen völlig neue Substanzen dabei zu sein. Außerdem wurde die Steuerung des Rovers zunehmend schwieriger, weil sich die Entfernung und somit auch die Dauer der Befehlsübertragung verlängerten.
Um 10 Uhr fand sie sich im neuen Trainingscenter von Captain Horrand ein. Lisa freute sich, dass Mike Summers ebenfalls erschienen war. Vielleicht etwas zurückhaltend noch, aber sie war überzeugt, dass er ein sehr guter Kandidat sein würde.
Captain Horrand stellte Ivan Orlov vor. Er werde das Team bis zum Start der Mission trainieren und ausbilden. Angelika Bientrami werde ihn dabei immer wieder unterstützen, auch wenn sie sich im Moment in erster Linie mit ihrem verletzten Mann Luigi beschäftigte. Schließlich war sie Physiotherapeutin.
Es standen anstrengende Tage bevor und die Mission war nicht ungefährlich. Darüber müsse sich jeder im Klaren sein.
Ivan Orlov erklärte den genauen Ausbildungsablauf und Lisa sprach zum Abschluss noch ein paar aufmunternde Worte. Sie blieb noch eine Weile, bevor sie zurück ins Labor ging. Dort wartete eine Menge Arbeit auf sie. Die unzähligen Daten der Sonden mussten nochmals geprüft und die neuesten Erkenntnisse über E3 und E2 eingeholt werden.
Im AstroLab traf Lisa auf Admiral Morrison und ihr fiel ein, dass sie ihn noch wegen Celia fragen wollte. Und es gab noch einen Gedanken, der ihr seit gestern Abend durch den Kopf ging. Sie fragte, ob er Zeit für ein kurzes Gespräch unter vier Augen hätte. Er erbat sich noch fünf Minuten. „Ich komme dann zu Ihnen ins Büro.“
Es dauerte zehn Minuten, bis es an der Tür klopfte. Der Admiral trat ein und setzte sich in den Besuchersessel. „Womit kann ich Ihnen dienen? Gibt es Probleme mit Horrand?“, kam er direkt zur Sache.
„Was? Äh, nein. Da läuft alles problemlos. Wir kommen gut voran. Im Moment beginnen die ersten Ausbildungseinheiten.“
„Und wo drückt dann der Schuh? Ach, stimmt ja. Es geht um Celia Watson, nehme ich an.“
„Ja, genau. Ich wollte fragen, wie Sie dazu stehen und ob Sie einverstanden sind.“
„Glauben Sie nicht, dass Celia noch etwas zu jung ist?“
„Eigentlich schon. Deswegen war sie auch nicht in unseren Suchkriterien aufgetaucht. Aber sie ist für ihr Alter sehr interessiert und war mit mir hier im Labor, als die Washington Orbiter-5 abgesetzt hatte. Celia war sehr neugierig, ließ sich verschiedene Anzeigen erklären und stellte kluge Fragen. Als ich sie fragte, ob sie an der Aufgabe interessiert sei, war sie total begeistert. Ihr Vater hat bereits zugestimmt, unter Vorbehalt. Er möchte natürlich nicht, dass ihre schulischen Leistungen darunter leiden. Da müssten wir bei ihr noch mehr drauf achten wie bei den älteren Praktikanten.“
„Ich sehe das genauso und Sie scheinen sich das durchdacht zu haben. Passen Sie gut auf Celia auf. Ich möchte nicht, dass sie sich übernimmt oder gar verletzt. War’s das oder haben Sie sonst noch Fragen?“
Lisa stockte ein wenig. Sie wusste, dass die nächste Frage heikel war. „Ähm, ja. Ich hätte da noch eine Frage. Mein Sohn Peter wird nächste Woche 10 Jahre alt. Die Sache ist die, er interessiert sich unheimlich für die Shuttles. Er möchte später Pilot werden, wie sein Vater. Und da mein Mann morgen die Inspektion mit der Churchill fliegt, wollte ich fragen, ob, ähh, die Chance besteht, dass Peter dabei sein kann? So als vorgezogenes Geburtstagsgeschenk.“
Morrison schmunzelte. „Ich denke, wir werden in den kommenden Jahren sicher guten Nachwuchs bei den Piloten gebrauchen können. Das sollte sich einrichten lassen. Und ein Platz im Shuttle ist auch noch frei. Solange er keinen Unsinn anstellt und dezent im Hintergrund bleibt.“
Lisa fiel ein riesiger Stein vom Herzen. Sie bedankte sich und verabschiedete ihn. Booaahhh. Peter würde ausflippen vor Freude. Jetzt musste sie nur noch Ronny beibringen, dass er morgen einen zweiten Copiloten haben würde.
Das tat sie dann auch beim gemeinsamen Mittagessen mit ihm. Er war total überrascht. Auf diese Idee wäre er niemals gekommen. Und noch viel weniger hätte er gedacht, dass der alte Morrison zustimmen würde. Ronny freute sich sehr. „Wann wollen wir’s ihm sagen?“
„Der Start der Washington ist um 13:30 Uhr. Du startest mit der Churchill um 14:30 Uhr. Wann müsst ihr an Bord gehen?“
„Um 13 Uhr. Wir könnten es Peter beim Mittagessen sagen. Er muss dann halt auf die Nachmittagsstunde in der Schule verzichten.“
„Ich glaub, damit wird er leben können“, grinste Lisa ihn an. „Ich sag der Lehrerin Bescheid.“
Nach dem Mittagessen ging Lisa zurück ins Büro. Die Dateien auf ihrem Computer, die sie noch zu bearbeiten hatte, schienen sich immer schneller zu vermehren.
Kurz vor 17 Uhr klopfte es an der Tür, und bevor sie „Herein“ sagen konnte, stand Adriana im Raum. „Orbiter-6 hat wieder Meteoriten entdeckt. Dieses Mal könnte es eng werden.“
Seit der Inbetriebnahme von Orbiter-6 hatte das Radar schon mehrfach Meteoriten entdeckt. Sie waren immer in ausreichender Entfernung vorbeigeflogen. Einer war sogar groß genug, um ihn mit der Kamera des Satelliten zu erfassen und zu fotografieren. Wenn Adriana jetzt zu ihr kam, musste es ernst sein. Lisa stand auf und ging mit ihr ins Labor. Sergeij rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum. „Ich fürchte, die sind auf direktem Kollisionskurs. Die einzige Chance, die wir haben, sind die Steuerdüsen. Aber das wird richtig eng.“
„Okay, starte die Düsen. Bring uns da weg“, sagte Lisa. „KomLink? Dringende Nachricht an Admiral Morrison. Orbiter-6 droht Treffer durch Meteoriten. Ausweichmanöver eingeleitet. KomLink, Ende.“ Eine Minute später kam die Bestätigung, dass er die Nachricht abgehört hatte. Sieben weitere Minuten danach stand er im Labor.
Ihr Problem war, dass das vom Orbiter kommende Radarsignal etwa acht Minuten zu ihnen brauchte. Bis Sergeij den Befehl zum Zünden der Steuerdüsen gegeben hatte, vergingen weitere vier Minuten und nochmal acht Minuten, bis es wieder am Orbiter ankam. Die Bewegung benötigte ebenfalls Zeit.
Die Kamera hatten sie bereits in Richtung des „Angriffs“ geschwenkt. Doch es passierte so plötzlich. Auf einmal war der Monitor schwarz. Nur in der Mitte blinkten ein paar Buchstaben auf – „Signal lost“.
Es herrschte Totenstille im Labor. Aber nur für einen Moment. Admiral Morrison schlug sich auf die Schenkel und stand auf. „Hervorragend. Das passende Ende für eine ohnehin verkorkste Mission. Vergessen Sie E6. Machen Sie Feierabend und morgen schauen wir mal, was es auf Eridani-4 interessantes zu sehen gibt“, sprach er und verschwand durch die Tür.
Lisa zuckte mit den Schultern. „Ihr habt den Boss gehört, Herrschaften. Feierabend für heute.“