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02.05.2074, Mittwoch

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Lisa war gestern Abend nochmals im Labor gewesen, sie wollte mit Adriana über die neuen Parameter bei der Wahl des Landeplatzes sprechen. Überraschenderweise hatte diese bereits Feierabend gemacht. Auch Sergeij nutzte seine Chance und erlaubte sich eine frühe Nachtruhe. Heute Morgen beim Frühstück hatte Lisa allerdings erfahren, dass Adriana nicht zeitig schlafen gegangen war, sondern ins Fitnesscenter, um zu trainieren. Ihr schien es mit der E2-Mission tatsächlich ernst zu sein. Zumal sie neuerdings eine Flasche Wasser neben ihrem Computer stehen hatte, aus der sie gelegentlich sogar trank.

Lisa erklärte den Anwesenden, worauf es bei der Landeplatzsuche ankam. Benötigt wurde eine Piste mit 20 Meter Breite, mindestens 250 Meter Länge, ausreichend Tragfähigkeit und möglichst eben. Der Lander sollte an einem Ende der Bahn platziert werden, um nicht im Weg zu sein. Sergeij meinte, dass dies nicht einfach werden würde. Die Oberfläche war sehr zerklüftet und es türmten sich überall Eisbruch und Schneewehen auf. Außerdem gab es Stellen, an denen das Eis nicht sehr dick und der Untergrund manchmal sogar flüssig war. Professor Dillmann vermutete unterseeische Vulkane als Grund. Die Temperaturmessungen an entsprechenden Stellen deuteten jedenfalls darauf hin.

„Okay, wir haben ausreichend Zeit. Lasst uns ein Plätzchen suchen und das Risiko dabei minimieren“, rief Lisa in die Runde.

Heute morgen fand keine Brückenbesprechung statt und so konnte sie ihr Team tatkräftig unterstützen. Lisa, Adriana und Sergeij nutzten jeweils ihren eigenen Monitor, um separat ihre Untersuchungen vorzunehmen. Am Ende des Tages sollte jeder die besten Plätze vorstellen. Nur bei einem perfekten Treffer würde Lisa informiert werden, um das Ergebnis zu prüfen. Lange Zeit tat sich nichts. Erst gegen 13:20 Uhr klopfte Sergeij an und legte ihr einen möglichen Treffer vor. Er hatte eine Ebene in Äquatornähe gefunden. Hier gab es nur wenige Unebenheiten und das Eis schien dick genug zu sein. Nur an einer Stelle neben der Landebahn war es deutlich dünner und die Temperatur lag hier lediglich knapp unter null Grad, was auf einen weiteren Vulkan hindeutete. Sergeij meinte, dass dies ein sehr interessanter Platz für eine Probenentnahme wäre. Lisa sah das genauso, wollte aber noch nicht ihr endgültiges Okay abgeben. Lieber noch ein paar Stunden weitersuchen, auch wenn’s langsam zäh wurde. So war eben der Job.

Nachmittags stieß Celia Watson dazu und versorgte alle mit frischem Kaffee und Gebäck aus der Cafeteria. Dann setzte sie sich zu Lisa und ließ sich die Tagesaufgabe erklären. Ansonsten zog sich die Zeit wie Kaugummi. Lisa hatte gerade mal zwei Plätze gefunden, aber keiner kam annähernd an Sergeijs Vorschlag heran. Um 17 Uhr trafen sie sich wieder im Labor. Die anderen sahen genauso müde aus wie sie selbst, als sie gerade in den Spiegel gesehen hatte.

Adriana und Sergeij hatten auch nur noch vier weitere Optionen gefunden. Einer war ein riesiger Eisberg mit glatter Oberfläche. Die Landebahn wäre 260 Meter lang, was geradeso genügte. Problem an der Sache war, dass das Shuttle direkt an der Abbruchkante zum Stehen kam. Wenn dann durch die Erschütterung ein Teil der Kante abbrach, würde das Shuttle eine Etage tiefer landen und noch ein paar Eisbrocken aufs Dach bekommen. Also nicht so optimal.

Ein anderer Platz war ähnlich, nur würde das Shuttle direkt vor einer Eiswand zum Stehen kommen. Auch hier konnten Brocken von oben abbrechen und herunterfallen. Letztendlich lief also alles auf Sergeijs Lieblingsplatz hinaus. „Wann wäre die nächste Möglichkeit, den Lander zu starten?“ fragte Lisa. Sergeij machte eine Berechnung am Computer. „Um 2:40 Uhr.“

„Heute Nacht?“ fragte sie stöhnend.

Sergeij bestätigte.

„Und wann ist die nächste Gelegenheit?“

Wieder tippte er auf seinem Rechner herum. „14:25 Uhr.“

Lisa überlegte eine Weile. Schließlich sagte sie leicht frustriert: „Also dann heute Nacht. Ich möchte nicht so viel Zeit verplempern. Nicht jeder ist glücklich über die Zeitverzögerung, die wir für dieses Projekt aufwenden. Bereitet alles vor, esst noch eine Kleinigkeit und dann geht eine Runde schlafen. Ich gehe zum Admiral und lass es absegnen.“

Lisa konnte ihn nicht ausfindig machen. Also schickte sie ihm die Daten per KomMail zusammen mit Bildern des Landeplatzes und der Bitte, möglichst bald zu antworten.

Zum Abendessen trafen sich die Paytons mit Sven und Marlene. Lisa wollte Ronny und Sven ebenfalls die Daten und Bilder von der Landebahn zeigen. Sie sahen sich die Unterlagen durch und hatten keinen Einwand. Ronny fragte, ob es schon Hinweise gab, wer die Mission durchführen sollte. Lisa konnte dazu keine Aussagen machen. Sven schien zwar mehr zu wissen, wollte aber ebenfalls nichts sagen. Eigentlich war es dafür ohnehin noch zu früh. Erst musste der Rover die Piste in Augenschein nehmen.

Während Sven und Ronny noch etwas fachsimpelten, setzten Lisa und Marlene sich an einen Tisch nebenan. Lisa wollte wissen, wie es beim Trainingsprogramm lief und ob sie es wirklich ernst meinte, mit auf Eridani-3 zu landen.

Marlene überlegte einen Moment, was sie sagen sollte. „Naja, eigentlich möchte ich nur das Training mitmachen. Wenn alles gut läuft und sie mich am Ende auf eine Mission schicken, freue ich mich darüber. Ob es dabei nach E3 oder E2 geht, ist mir eigentlich egal. Außerdem kann ich ein bisschen aufpassen, dass keiner der Kandidaten überbelastet wird. Das gilt insbesondere für eine gewisse junge Dame, die uns beiden recht gut bekannt ist.“

„Auweh. Ich hoffe nur, du schnappst ihr nicht den Platz im Shuttle weg. Das würde sie dir nie verzeihen“, sagte Lisa mit einem Lächeln. „Vermutlich würde sie dem Shuttle dann falsche Koordinaten schicken und dich direkt in die Sonne fliegen lassen.“

Marlene musste lachen. „Sowas traust du ihr zu?“

Kurze Zeit später war Lisa in ihrer Wohnung und hatte gerade geduscht, als ihr KomLink den Eingang einer neuen Mail meldete. Sie war vom Admiral und er genehmigte den Start wie geplant. Er werde dann zu gegebener Zeit dazu stoßen.

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