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Die Legionärsaffäre

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Auch in der Legionärsaffäre wurde es für Konsul Lüderitz zum Problem, dass seine Regierung in Berlin kein Interesse an einer Eskalation hatte. Nach dem Bombardement von Casablanca hatten die Franzosen größere Truppeneinheiten zur „Pazifizierung“ des Hinterlandes stationiert, darunter zwei Regimenter der Fremdenlegion. Diese sollen zu 45 % aus Elsass-Lothringern und 12 % aus Deutschen bestanden haben, zusammen 500 bis 600 Mann. Könnten diese zur Desertion verleitet werden, würde das die militärische Stärke der Franzosen empfindlich beeinträchtigen und ihrem Image schaden. Nach französischen Angaben wurden von August 1907 bis September 1908 217 Fälle von Desertion gezählt, darunter etwa die Hälfte von Deutschen. Es war eine der größten Massenfluchten in der Geschichte der Legion.

Erdacht und organisiert wurde das Ganze von dem Journalisten Heinrich Sievers, der Spanien-Korrespondent verschiedener Zeitungen und Nachrichtenagenturen war. Die Legionäre wurden in Bars und Cafés angesprochen, versteckt und in kleinen Gruppen nach Rabat geschleust, von wo sie mit deutschen Dampfern nach Deutschland gebracht wurden.

Die Deutsche Marokko-Zeitung berichtete fast wöchentlich triumphierend über die Zahl der Heimgeschafften und rief die Deutschen in Marokko auf, Geld und Kleidung zu spenden, was diese aus patriotischer Selbstverpflichtung auch taten. Die Franzosen konnten dieser Entwicklung nicht tatenlos zusehen und versuchten, vorübergehend mit Erfolg, den Weg nach Rabat zu versperren.

Im September 1908 versuchte Sievers, sechs weitere Deserteure in Casa­blanca unter den Augen der Franzosen auszuschleusen. Obwohl es letztlich seine Privataktion war, brauchte er die Hilfe des Konsulats.

Am 25. September führte er die Deserteure in Begleitung des Konsulatssekretärs Max Just von ihrem Versteck auf Umwegen zum Hafen. Dort wurden die Deserteure von Soldaten der Hafenwache erkannt und es kam zu handgreiflichen Auseinandersetzungen, wobei ein Revolver gezogen, der Spazierstock des Konsulatssekretärs zerbrochen und der marokkanische Konsulatssoldat verletzt wurde.

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