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Einleitung
ОглавлениеGeboren wurde ich zwar in den USA, aufgewachsen bin ich jedoch in den 1960er Jahren in Rhodesien, dem heutigen Simbabwe. Meine Eltern waren junge Missionare der United Methodist Church, und meine Familie zog nach Afrika, als ich gerade fünf und meine Schwester Mary vier war. Meine Mutter war schwanger. Mein kleiner Bruder Bruce und meine kleine Schwester Jean wurden in Rhodesien geboren. Unsere erste Unterkunft im Dorf Arnoldine bestand aus sonnengetrockneten Lehmziegeln. Wir hatten kein fließendes Wasser, keinen Strom, keine Glasfenster. Es war überfüllt, liebevoll und chaotisch. Ich liebte es.
Meine Mutter hatte an der Vanderbilt University studiert und war examinierte Krankenschwester, weshalb unser Haus schnell zu einer Gesundheitsstation für das ganze Dorf wurde. Eltern kamen mit ihren Kindern im Schlepptau und hofften, dass wir ihnen helfen konnten.
Wir blieben fünfzehn Jahre in Afrika. Bis zum Teenageralter hatte ich mehr Tote gesehen, als die meisten US-Amerikaner und vielleicht sogar viele meiner Kollegen jemals sehen werden. Nicht selten starben in unserem Dorf Mütter und ihre Babys bei der Geburt. Neugeborene erlagen Infektionskrankheiten, insbesondere, wenn die Mütter unterernährt waren. Autounfälle, Malaria und Infektionen, die auf keine Behandlung ansprachen, waren weitere Gründe für viel zu viele Todesfälle. Jahre später brachte meine kongolesische Freundin Odette es mitleidvoll und kopfschüttelnd auf den Punkt: „Afrikaner sterben jung.“
Doch ein Todesfall traf mich härter als alle anderen: mein Spielkamerad Taurai, der erst drei Jahre alt gewesen war. Eines Tages bekam Taurai plötzlich sehr hohes Fieber. Das Weiße im Auge wurde rot, er wurde lethargisch und aß nicht mehr. Sein Körper war von Ausschlägen übersät. Seine Mutter brachte ihn ins Krankenhaus in der Hauptstadt, wo die Ärzte ihr sagten, Taurai hätte Masern. Als meine Mutter davon hörte, machte sie sich anfangs keine Sorgen: Masern waren in ihrer Generation so alltäglich, dass die Mütter ihre Kinder bewusst mit infizierten Kindern in Kontakt brachten. Sie selbst hatte auch als Kind Masern gehabt und als Krankenschwester viele Fälle gesehen.
Taurai starb am nächsten Tag.
Irgendwann ging ich, um meine Ausbildung zu beenden, in die USA zurück und studierte an der Geisel School of Medicine, der medizinischen Fakultät des Dartmouth College. Dort lernten wir alles über die Geschichte der Impfung, die siegreiche Ausrottung der Pocken und die Eliminierung von Polio auf dem amerikanischen Doppelkontinent und den meisten anderen Ländern. Aus erster Hand wusste ich, wie wichtig Impfungen waren, denn wäre Taurai gegen Masern geimpft gewesen, wäre er wahrscheinlich nicht gestorben.
Nach vier Jahren Medizinstudium beginnen Ärzte in den USA ihre dreibis fünfjährige Facharztausbildung. Ich wollte unbedingt Kinderarzt werden. Ich war jedes Mal froh, wenn ich ein Kind impfte oder mit den Eltern über die empfohlenen Impfungen sprach. Denn schließlich würden diese den Familien helfen, um deren Sicherheit und Gesundheit ich mich sorgte.
Ich war noch in der Facharztausbildung, als die Hib-Impfung eingeführt wurde. Haemophilus influenzae Typ b ist ein Bakterienstamm, der schwere Infektionen wie Meningitis hervorrufen oder sogar zum Tod führen kann, insbesondere bei kleinen Kindern. Die richtige Diagnose zu stellen, ist bei Meningitis schwer, denn die Symptome ähneln denen der Grippe, die durch verschiedene Influenzaviren hervorgerufen wird. Die einzige zuverlässige Diagnosemöglichkeit ist eine Untersuchung der Rückenmarksflüssigkeit mittels Lumbalpunktion: Im Bereich der Lendenwirbel wird eine winzige Nadel bis in den mit Flüssigkeit gefüllten Duralsack, der das Rückenmark umgibt, eingeführt. Ist die Flüssigkeit klar wie Wasser, hat das Kind keine Meningitis. Ist die Flüssigkeit jedoch trüb, kann das ein Hinweis auf Meningitis sein. Dann wird die Probe zur weiteren Untersuchung eingeschickt und innerhalb weniger Stunden bekommt man vom Labor das Ergebnis der Rückenmarksflüssigkeit.
Damals, während meiner Facharztausbildung, gab es in den Kinderkliniken immer viele Fälle von Meningitis. 1987, im ersten Jahr der Einführung der verbesserten Hib-Impfung, sanken in unserer Klinik die Zahlen von Meningitis bei Kindern um die Hälfte. Vor der Hib-Impfung bekamen jedes Jahr rund zwanzigtausend Kinder unter fünf Jahren lebensbedrohliche Infektionen durch Haemophilus influenzae Typ b. Ungefähr tausend Kinder starben daran. Mittlerweile gibt es pro Jahr weniger als fünfundzwanzig Hib-Erkrankungen und keine Todesfälle mehr.
Impfungen retten Kindern das Leben und sorgen für die Sicherheit von Familien. Dank Impfungen konnte ich ein besserer Arzt sein – damals hätte ich mir keinen einzigen Grund vorstellen können, nicht jede Impfung wie von den Centers for Disease Control and Prevention (CDC, eine Bundesbehörde des US-Gesundheitsministeriums*) und der American Academy of Pediatrics (AAP, eine US-Organisation beruflicher Vertreter der Pädiatrie) vorgeschrieben zu verabreichen. In diesen beiden Organisationen arbeiten viele sehr fleißige, bestens ausgebildete, um das Wohl der Allgemeinheit bekümmerte, kluge Wissenschaftler und Ärzte. Diese haben Richtlinien für die Impfungen im Kindesalter aufgestellt, die Kindern halfen und Leben retteten – was ich mit eigenen Augen beobachten konnte.
Ausgestattet mit großem Wissen, Hoffnung, Enthusiasmus und noch vielen braunen Haaren auf dem Kopf fing ich im Herbst 1988 an, am Emanuel Children’s Hospital in Portland, Oregon, als Arzt zu praktizieren. Als frisch gebackener Kinderarzt machte ich mich voller Begeisterung daran, alles dafür zu tun, dass es meinen kleinen Patienten gut ging und sie ein gesundes Leben führen konnten.
Doch etwas bereitete mir im Laufe der Jahre langsam Sorgen.
Die Kinder in unserer Praxis, die sich an unsere Ratschläge hielten, waren nicht so gesund, wie sie sein sollten. Stattdessen waren sie immer häufiger krank. Daisy hatte einen starken Ausschlag, der immer schlimmer wurde. Jorge fiel in der Schule durch Aufmerksamkeits- und Lernprobleme auf und seine Mutter berichtete unter Tränen, wie schwer er es hatte. Der Urin von Luke wies so hohe Blutzuckerwerte auf, dass ich, als ich die Ergebnisse erhielt, sofort seine Mutter auf dem Handy anrief, damit sie unverzüglich mit ihm in die Notaufnahme fuhr. Luke hatte juvenilen Typ 1 Diabetes und es bestand die Gefahr, an Hyperglykämie und Enzephalopathie zu sterben. Er war erst vier Jahre alt. Ein kleines Mädchen namens Julia entwickelte eine so starke Erdnussallergie, dass sie einen anaphylaktischen Schock bekam, weil sie im Kindergarten einen kleinen Klecks Erdnussbutter gegessen hatte. Ende der 1990er Jahre bis zum Anfang dieses Jahrtausends wurden nach und nach alle Kinderärzte in den USA mit der gleichen Erkenntnis konfrontiert: Bei unseren Kindern kam es zu einem explosionsartigen Anstieg chronischer Erkrankungen und anderer Krankheiten, darunter Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Aufmerksamkeitsstörungen, Angst, Asthma, Depressionen, Ekzeme, Reflux, Kopfschmerzen, Ohrenentzündungen, neurologische Störungen, Nasennebenhöhlenentzündungen, Infekte der Lunge, wie zum Beispiel Lungenentzündung, oder Harnwegs- und Halsentzündungen. Und das ist nur ein Teil der Krankheiten.
Viele dieser Erkrankungen sind darauf zurückzuführen, dass das Immunsystem unserer Kinder immer stärker beeinträchtigt wird. Die moderne Ernährungsweise, bei der zum Frühstück süßes Teiggebäck im Toaster aufgewärmt und mit zuckerhaltigen Getränken hinuntergespült wird, es mittags eingeschweißte Wurst und Kartoffelchips und zum Abendessen Spaghetti aus der Dose oder Fastfood gibt, enthält kaum nährstoffreiches Gemüse, dafür aber jede Menge giftige Zusatzstoffe (zum Beispiel Mittel, die das Wachstum von Schimmelpilzen in Brot verhindern, und aus Erdöl gewonnene Farbstoffe in so gut wie jedem speziell für Kinder gedachten Lebensmittel, von gesüßtem Joghurt bis hin zu eingelegtem Gemüse).
Neben dieser ungesunden Ernährung machen die meisten Kinder nicht genug Sport und spielen kaum im Freien. Sie leiden häufig unter Vitamin-D-Mangel, chronischem Schlafmangel und oftmals zu großem Stress. All diese Faktoren schaffen schon die Grundlage für ein geschwächtes Immunsystem und somit für eine höhere Anfälligkeit für Krankheiten. Wenn dann noch all die Giftstoffe in der Luft, dem Boden und im Wasser, aber auch in den Möbelstücken, auf denen wir sitzen und schlafen, den Reinigungsmitteln unter dem Waschbecken und den Plastikbehältern, die langsam Chemikalien an unsere Lebensmittel abgeben, hinzukommen, hat man alle Zutaten für eine beeinträchtigte Gesundheit. Und damit nicht genug: Wir Ärzte verschlimmern diese Situation noch, indem wir zu häufig Antibiotika verschreiben und zu schnell zu einschneidenden Therapien und Medikamenten raten, ohne uns selbst sowie Eltern und Patienten ausreichend über die Nebenwirkungen zu informieren.
Und dann gibt es noch den enormen Anstieg der Autismusfälle.
Jack war ein aktiver Junge mit blonden Haaren, lauter Sommersprossen und himmelblauen Augen. Voller Energie kam er zu seiner Einjahresuntersuchung in die Praxis, kletterte vom Schoß seiner Mutter und versuchte interessiert, die Schubladen neben der Untersuchungsliege zu öffnen. Durch dieses Verhalten und die Unterhaltung mit seiner Mutter wusste ich, dass Jack ein gesundes, aktives, sich normal entwickelndes Kind war.
Das nächste Mal sah ich Jack im Alter von zwei Jahren. Er war inzwischen mit 18 Monaten zur Früherkennungsuntersuchung bei meinem Krankenpfleger gewesen und hatte die entsprechenden Impfungen bekommen. Ehe ich die Tür zum Behandlungszimmer öffnete, ging ich schnell Jacks Akte durch: Seine Entwicklung war normal gewesen und er hatte alle Entwicklungsschritte erreicht. Doch als ich diesmal ins Behandlungszimmer kam, sah ich sofort, dass etwas nicht stimmte. Statt aktiv den Raum zu erkunden, saß der zweijährige Jack still in seinem Kinderwagen neben seiner Mutter, wackelte mit dem Kopf vor und zurück, ohne irgendwo richtig hinzuschauen. Er war vollkommen in seiner eigenen Welt. Seine Mutter berichtete, Jack hätte sogar das Interesse an Essen verloren. Stundenlang saß er da und stellte seine Spielzeugeisenbahn in einer Reihe auf. Sie erläuterte, er hätte irgendwann zwischen dem Alter von achtzehn Monaten und diesem Besuch aufgehört, Blickkontakt herzustellen. Manchmal warf er seinen Kopf gegen das Gitter seines Kinderbettchens, als ob er Schmerzen hätte. Und obwohl er mit zwölf Monaten ein paar Worte hatte sprechen können, konnte seine Mutter die Laute, die er jetzt machte, nicht mehr verstehen.
Ich konnte keine definitive Diagnose stellen, denn dafür musste ich die Familie in ein spezielles medizinisches Zentrum schicken, aber ich vermutete, dass der teilnahmslos vor mir sitzende, nicht lächelnde Junge unter Autismus litt.
Wie konnte es sein, dass ein von mir behandeltes Kind, das im Alter von einem Jahr vollkommen normal gewesen war, mit zwei Jahren so stark entwicklungsverzögert und neurologisch eingeschränkt war?
Jack war kein Einzelfall.
Man konnte den Anstieg von Autismus nicht ignorieren. Es hatte ihn einfach nicht gegeben, als ich 1981 bis 1985 in Dartmouth Medizin studierte. Nur während meiner Facharztausbildung in den Jahren 1985 bis 1988 sah ich ein paar leichte Fälle von Autismus bei Kindern. Doch als ich Ende der 1990er, Anfang der 2000er-Jahre als Kinderarzt bei Westside Pediatrics tätig war, schickte ich fast jeden Monat ein Kind wegen des Verdachts auf eine neurologische Erkrankung zu einem Spezialisten.
Was war da los?
Warum wurden so viele Kinder in meiner Praxis, die sich an meine Ratschläge hielten, krank?
Die meisten konventionell ausgebildeten Ärzte, so wie ich einer bin, werden Ihnen erklären, dass niemand die Gründe für Autismus kennt. Außerdem werden sie Ihnen sagen, dass es sich um eine Erkrankung handelt, für die es weder Hoffnung noch Heilung gibt.
Und im selben Atemzug machen sie womöglich Sie dafür verantwortlich, dass Ihr Kind unter Autismus leidet. Möglicherweise schieben sie es auf Ihre Gene oder führen eine andere genetische Begründung an. Vielleicht erwähnen die Ärzte die 2014 veröffentlichte Studie im Psychiatry Journal der American Medical Association, in der steht, dass bei Kindern, deren Väter älter als fünfundvierzig1 sind, das Autismusrisiko dreieinhalbmal so hoch ist wie bei Kindern, deren Väter in den Zwanzigern sind. Oder die 2014 im Journal of Perinatology veröffentlichte Studie, die zeigte, dass Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft fettleibig waren2, ein höheres Autismusrisiko hatten.
Ich habe immerzu mit meinen Kollegen über den Anstieg der Autismusfälle gesprochen. Zwar glaube ich, dass sie genauso besorgt waren wie ich, aber leider war es für viele einfacher, mit den Schultern zu zucken, am Stethoskop um ihren Hals zu nesteln und die Fakten zu verneinen. „Wir haben mittlerweile einfach nur mehr Möglichkeiten, solche Fälle zu erkennen.“ Mit dieser Antwort wollten sie sich selbst überzeugen, wenn ich ihnen von den ungewöhnlichen Krankengeschichten von Jack und meinen anderen Patienten berichtete.
Ich kam immer stärker zu der Erkenntnis, dass bestimmte Umweltfaktoren oder eine Kombination mehrerer Faktoren die Gesundheit der Kinder in meiner Praxis negativ beeinträchtigten und zu einem vermehrten Auftreten vieler vager, aber dennoch erschreckender Symptome führten: Migräne, Panikattacken, Magen-Darm-Störungen, ungewöhnlich früher Ausbruch von Allergien. Ebenfalls zeigte sich immer häufiger, dass manche Kinder irgendwie vergiftet waren oder eine Autoimmunreaktion ausgelöst worden war und ihr eigenes Immunsystem ihr Gehirn angriff – oder beides.
Blei ist ein äußerst nützliches und vielseitiges Metall, das früher ein Hauptbestandteil in so gut wie allem war – von Gesichtspuder bis hin zu Farben. Jeder in meinem Alter (ich wurde 1957 geboren) kann sich wahrscheinlich noch daran erinnern, dass Blei auch in unserem Benzin war. Blei war allgegenwärtig und wurde schon seit der Antike verwendet. Doch erst in den letzten dreißig Jahren des 20. Jahrhunderts begriffen die Menschen langsam, wie schädlich es für die menschliche Gesundheit ist.
Nach jahrzehntelanger Forschung und andauernden Kontroversen akzeptierten die US-Amerikaner schließlich die unbequemen wissenschaftlichen Erkenntnisse, dass eine zu hohe Bleibelastung bei unseren Kindern Gehirn, IQ und Entwicklung beeinträchtigt. Wir nennen die Bleiexposition mittlerweile sogar Bleivergiftung.
Eine kleine Menge Blei ist normalerweise nicht gefährlich. Aber je stärker ein Kind Blei ausgesetzt wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit für eine neurologische Schädigung. Nicht jedes Kind, das hohen Bleiwerten ausgesetzt ist, wird unwiderruflich vergiftet, doch je mehr das Thema Blei untersucht wurde, desto mehr Wissenschaftler sind der Auffassung, dass es eine negative kumulative Auswirkung auf die wachsenden Gehirne von Kindern hat und dass die Menge und der Zeitpunkt der Bleiexposition einen großen Einfluss auf die Schwere der Symptome und das Beschwerdebild haben.
Während meiner Facharztausbildung erzählte man uns, die Menge Blei, die ein Kind im Blut haben könnte, betrüge bis zu 20 Mikrogramm pro Deziliter. Im Laufe der Jahre wurde die empfohlene Menge verringert, sodass ich Mitte der 1990er den Eltern sagte, die Bleimenge im Blutkreislauf eines Kindes solle 10 Mikrogramm pro Deziliter nicht übersteigen – das war die Hälfte dessen, was zuvor als sicher angesehen worden war. Heute haben wir bei der Sicherheit von Blei einen neuen Standard: Die Ärzte halten keine Bleimenge für sicher, und wir sagen Eltern, dass sogar 5 Mikrogramm pro Deziliter ein Grund zur Beunruhigung sind. Was bedeutet das? Dass wir mehr als zwanzig Jahre lang Eltern erzählt haben, sie bräuchten sich keine Sorgen um eine giftige Substanz machen, die in Wahrheit schädlich für die sich entwickelnden Gehirne der Kinder ist.
Dann gibt es auch noch die Antibiotika. Obwohl manche bakteriellen Infektionen von alleine besser werden können, sind Antibiotika eins der Wunder der modernen Medizin. Zu den besten Dingen, die meine Mutter nach Arnoldine brachte, gehörten antibiotische Salben und oral einzunehmende Antibiotika. Manche Krankheiten, die früher für Tausende anfällige Menschen, insbesondere Kinder, tödlich verliefen, sind heutzutage praktisch nicht mehr existent, was größtenteils auf die Entdeckung der Antibiotika zurückzuführen ist.
In den letzten Jahren hat allerdings die Überverschreibung von Antibiotika zur Entwicklung sogenannter „Superkeime“ geführt – zu antibiotikaresistenten Bakterien, wie MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus), die katastrophal für die menschliche Gesundheit sind. Ein kürzlich erstellter Bericht der britischen Regierung prognostiziert, dass dieses weltweite Problem zu mindestens achtzigtausend Toten führen wird und kleine chirurgische Eingriffe und Routineoperationen möglicherweise hochriskante Eingriffe sein werden. Seit über zwanzig Jahren sprechen wir Ärzte über das Problem der Überverschreibung von Antibiotika, doch obwohl sie sich des Problems bewusst sind, sind die Verschreibungen der Ärzte weiterhin in mehr als 50 Prozent der Fälle unnötig.
Ich habe Jahre gebraucht, um etwas zu erkennen, von dem ich wünschte, es wäre nicht wahr. Doch wenn man heutzutage in den USA ein gesundes Baby haben möchte, darf man Folgendes nicht ignorieren: Unsere Regierungsvertreter und eine Handvoll gut aufgestellter Doktoren der Medizin, die diesen beratend zur Seite stehen, haben einige der wichtigsten durch Kollegen begutachtete Studien und einen großen Teil relevanter wissenschaftlicher Informationen zum Thema Immunität und Gesundheit während der Schwangerschaft und in der Kindheit schlichtweg ignoriert. Einige der heutzutage ausgesprochenen Empfehlungen sind sinnlos, wenn man sich die Wissenschaft betrachtet – beziehungsweise den Mangel an wissenschaftlichen Erkenntnissen in dem Bereich. Manches, wozu wir den Eltern raten, richtet mehr Schaden an, als dass es nutzen würde.
Ein Baby namens Jimmy wurde mit einer schwach ausgebildeten Anthelix bei beiden Ohren geboren (die Anthelix ist die Wulst in der Mitte der Ohrmuschel, die dafür sorgt, dass die Ohren seitlich am Kopf anliegen). Deshalb standen seine Ohren ab, so wie bei Neil Patrick Harris in der Fernsehserie „Doogie Howser, M. D.“. Harris unterzog sich später einer Ohrenoperation und Jimmys Eltern wünschten sich dasselbe für ihren Sohn, um ihm Hänseleien in der Schule zu ersparen. Ihr Kinderarzt meinte, es sei einfacher, die Ohren zu korrigieren, solange Jimmy noch ein Baby war, und überwies ihn an einen plastischen Chirurgen. Dieser besprach mit der Familie die Vorteile und Risiken der Operation. Unter anderem erklärte er, dass bei jeder Vollnarkose bei Kindern3 das Risiko seltener Komplikationen bestünde, darunter schwere allergische Reaktionen (davon betroffen ist rund 1 von 10.000 Kindern) und sogar Tod. Um seine Sorgfaltspflicht zu erfüllen, sagte er, dass die geringe4 – sehr geringe – Möglichkeit bestünde, dass Jimmy nicht mehr aus der Narkose erwachte.
Als Jimmys Mutter dies hörte, änderte sie ihre Meinung über die Operation. Sie schaute ihr Kind an und beschloss, seine Ohren zu lassen, wie sie waren, denn ein kosmetischer Eingriff sei das Risiko nicht wert, dass ihr Baby starb. Ihre Schwiegereltern waren anderer Meinung und drängten sie noch jahrelang „etwas gegen diese Ohren zu unternehmen“.
So wie die Operation zur Korrektur von Jimmys Segelohren ist jeder medizinische Eingriff mit Risiken verbunden. Vor jeder Operation müssen wir zwischen den möglichen Komplikationen und dem Risiko, nichts zu unternehmen, abwägen – und auch den Vorteilen des Eingriffs, sofern er erfolgreich ist.
Hätte Jimmy ein ernsthaftes medizinisches Problem gehabt, aufgrund dessen eine Vollnarkose nötig gewesen wäre – beispielsweise eine Blinddarmentzündung – wären seine Eltern und die Ärzte viel eher bereit gewesen, das kleine Risiko von Komplikationen durch eine Vollnarkose auf sich zu nehmen. Ich finde, dass Jimmys Eltern in diesem Fall die beste, sicherste und am stärksten evidenzbasierte Entscheidung getroffen haben. Kürzlich durgeführte Tests bei jungen Primaten und anderen Tieren bestätigen, dass Jimmys Mutter sich richtig entschieden hat. Wir wissen, dass bei einer Narkose Hirnzellen absterben können5 und sie sich negativ auf Gedächtnis und Lernfähigkeit auswirkt und zu Verhaltensproblemen führen kann.
Ist der medizinische Eingriff allerdings notwendig und die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er erfolgreich ist, ist es das Risiko allerdings meist wert.
Wenn es darum geht, ob Sie einer Operation, einem Antibiotikum oder einer Impfung im Kindesalter zustimmen, ist es viel einfacher, das zu tun, was der Arzt „anordnet“, als für sich selbst zu entscheiden. Die Aura der Autorität wirkt beruhigend. Das gleiche gilt für den Arzt: Für den Arzt ist es viel einfacher, sich an das zu halten, was die Gesundheitsbehörde empfiehlt und was der Staat verlangt, als seine eigenen unabhängigen Forschungen anzustellen und das Für und Wider abzuwägen.
Woher ich das weiß? Weil ich genau so ein Arzt war.
Doch dreißig Jahre in der Pädiatrie haben mir gezeigt, dass wir endlich dieser „Einheitsmedizin“ und insbesondere dem Glauben, dass immer alle Impfungen gegeben werden müssen, abschwören und stattdessen nuancierter und skeptischer vorgehen müssen. In meiner Praxis impfe ich jeden Tag jemanden. Aber ich weiß auch, dass wir umsichtig impfen müssen und dass möglicherweise nicht alle Impfungen des Impfschemas der CDC jederzeit für alle Kinder geeignet sind. Bei meinem Ansatz übernehmen die Eltern das Steuer, damit ihre Kinder nach dem für sie besten und sichersten Plan geimpft werden und gleichzeitig Veränderungen im Lebensstil eingeführt werden, die für ein gutes Immunsystem, geringere toxische Belastung und für bestmögliche Gesundheit sorgen. Wir Ärzte dürfen nicht vergessen, dass es sich bei Impfungen um Präventivmedizin handelt. Sie heilen keine Krankheiten – sie kurbeln ein bereits gesundes Immunsystem so an, dass die Wahrscheinlichkeit sinkt, dass der Körper in der Zukunft diese Krankheit bekommt. Ich würde behaupten, dass es deshalb umso wichtiger ist, Beweise zu haben, die belegen, dass die von uns empfohlenen Impfungen sowohl notwendig als auch sicher sind.
Ärzte sind Heiler. Der Großteil von uns würde niemals einen Patienten wissentlich einer Gefahr aussetzen. Wenn einer unserer Patienten eine Impfreaktion zeigt – oder eine Behandlung anderweitig schlecht ausgeht – fällt es uns sehr schwer, das zuzugeben.
Es fühlt sich persönlich an.
„Als ich begriff, dass Impfschäden6 tatsächlich eintreten können, litt ich über ein Jahr lang unter Depressionen“, bekannte mein Kollege, der verstorbene Dr. John Hicks, ein Kinderarzt mit eigener Praxis in Los Gatos, Kalifornien, der sich auf Kinder mit Autismus und Autoimmunerkrankungen spezialisiert hatte.
Die gleiche Erfahrung machte ich 2003, als ich von den Fakten übermannt wurde. Während ich auf einer medizinischen Konferenz mehreren Präsentationen über Autismus folgte, realisierte ich, dass wir eine ganze Generation Kinder mit einem quecksilberhaltigen Konservierungsmittel namens Thiomersal vergiftet hatten, das in den meisten Impfstoffen für Kinder vorkommt. Da immer nur die Sicherheit der einzelnen Impfungen getestet wird, hat bei den CDC nie jemand die gesamte Quecksilbermenge, die im Impfschema für Kinder enthalten ist, berechnet. In einigen E-Mails vom 29. Juni 1999, auf die später aufgrund eines Antrags nach dem Gesetz über die Informationsfreiheit (Freedom of Information Act) der US-Kongress und die Öffentlichkeit aufmerksam wurden, schrieb Dr. Peter Patriarca, damaliger Director der Abteilung für antivirale Produkte beim Center for Biologics Evaluation der FDA (der US-Behörde für Lebens- und Arzneimittel) seinen Kollegen, es sei keine „Raketentechnologie“, die Gesamtmenge von Quecksilber in den Impfstoffen zusammenzurechnen. „Den prozentualen Anteil7 von Thiomersal in tatsächliche Mikrogramm Quecksilber umzurechnen, ist Mathe der neunten Klasse“, meinte er. „Warum hat die FDA so lange für die Berechnungen gebraucht? Warum haben die CDC und die Beratungsgremien das nicht ausgerechnet, als sie die Impfpläne für Kinder so schnell erweiterten?“
Mittlerweile wurde Thiomersal aus vielen Impfstoffen entfernt8, ist aber als Konservierungsmittel noch immer in Mehrfachdosen von Grippeimpfstoffen und einem Meningokokken-Impfstoff enthalten. Außerdem findet man aufgrund des Herstellungsverfahrens Restmengen davon in manchen Tetanus-Diphtherie- und DTaP-Impfungen. Später sollte ich herausfinden, dass wir den gleichen Fehler mit großen Mengen Aluminium machen, das aktuell in vielen Impfstoffen für Kinder enthalten ist. Sie werden im Laufe dieses Buches noch erfahren, dass im Impfplan für Kinder, wie er aktuell von den CDC empfohlen wird, die toxischen Grenzwerte der sicheren Aluminiumexposition überschritten werden.
Dieses Buch ist ein umfassender Ratgeber zu Gesundheit und Wohlbefinden im Kindesalter. Eltern werden nicht nur ausgewogen über Impfungen informiert, sondern auch über alles andere, was sie für die Sicherheit und Gesundheit ihrer Kinder wissen müssen. Das Buch ist chronologisch aufgebaut und führt Sie durch die Früherkennungsuntersuchungen für Babys und die medizinischen Interventionen und Impfungen, die Ihr Kind von der Geburt bis zum Ende der Teenagerzeit erhalten wird. Sie bekommen ausgewogene Informationen nicht nur aus meiner eigenen Erfahrung, sondern auch von anderen glaubwürdigen, erfahrenen und bekannten Ärzten, sodass Sie durchdachte und evidenzbasierte Entscheidungen darüber treffen können, welche Impfungen Ihr Kind benötigt und zu welchem Zeitpunkt diese erfolgen sollten.
Außerdem untersucht dieses Buch, inwiefern wir bei Impfungen die gleichen Fehler machen wie zuvor bei Antibiotika. Möglicherweise übergebrauchen wir eine medizinische Intervention so drastisch, dass die Heilmethode in manchen Fällen gefährlicher ist als die eigentliche Krankheit. 1983 empfahlen die CDC insgesamt elf Impfdosen9 für Kinder. Diese sollten im Alter von zwei Monaten bis sechzehn Jahren verabreicht werden und als Schutz gegen sieben Krankheiten dienen. 2015 empfahlen die CDC mindestens fünfzig Impfdosen10, mit denen bereits in den ersten Lebensstunden begonnen werden sollte und die bis zum Alter von sechzehn Jahren verabreicht werden sollten. Diese Impfungen sollten vor sechzehn Krankheiten schützen. Das bedeutet, dass unsere Kinder heutzutage mehr als viermal so viele Impfungen erhalten wie vor dreißig Jahren, und den Großteil davon in den ersten achtzehn Lebensmonaten. Weiterhin befinden sich aktuell fast 300 weitere Impfstoffe11 in der Entwicklung – 170 gegen Infektionskrankheiten, 102 gegen verschiedene Krebsarten und 8 gegen neurologische Erkrankungen.
Inwieweit trägt die Überimpfung zum Anstieg chronischer Krankheiten und anderer gesundheitlicher Probleme bei US-amerikanischen Kindern bei? Inwieweit ist Überimpfung ein Auslöser für Autismus? Haben wir aus einer zweifellos guten Vorgehensweise (der Impfung von Kindern) etwas gemacht, das in Wahrheit schädlich ist?
Allein sich diese Fragen zu stellen, ist für einen eigentlich impfbefürwortenden Arzt, wie ich es einer bin, sowie für eine impfbefürwortende Mutter und Wissenschaftlerin wie meine Mitautorin Jennifer Margulis eine kontroverse Angelegenheit. Trotzdem müssen wir diese Fragen dringend stellen und beantworten und einen sichereren und saubereren Impfplan aufstellen, um unsere Kinder sowohl vor Infektionen als auch chronischen Krankheiten zu schützen.
Wir möchten nicht das Kind mit dem Bade ausschütten und halten auch nicht alle Impfungen per se für problematisch. Wenn Sie ein Anti-Impfbuch suchen, sollten Sie dieses wieder ins Regal zurückstellen. Wir sind davon überzeugt, dass Impfungen unzählige Leben gerettet haben und einen sehr wichtigen Platz in der modernen Medizin einnehmen. Sorge macht uns allerdings, dass manche Impfungen für manche Kinder nicht sicher sind und dass das aktuelle Impfschema der CDC möglicherweise mehr Kindern schadet als die medizinischen Fachkräfte und Vertreter der Gesundheitsbehörden zugeben möchten.
Dieses Buch beginnt mit einer wichtigen Grundüberzeugung: Wir sind davon überzeugt, dass die Eltern – und nicht die Gesundheitsbehörden, nicht die Regierung und nicht einmal die Ärzte – am besten in der Lage sind, gesundheitliche Entscheidungen für ihre Kinder zu treffen. Außerdem meinen wir, dass Eltern alle verfügbaren Informationen bekommen müssen, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können.
2008 eröffnete ich meine eigene Praxis, „Integrative Pediatrics“. Ein Jahr später gründete ich eine Akutklinik für Kinder, damit Familien außerhalb der Sprechstunden und am Wochenende medizinisch gut versorgt werden. In den vergangenen sieben Jahren habe ich ein Impfprotokoll erstellt, bei dem ich hervorragende Ergebnisse beobachten konnte – und das die Kinder sowohl vor Infektionskrankheiten als auch den Immunerkrankungen und Hirnleistungsstörungen schützte, die heutzutage so viele Kinder in den USA quälen. In meiner Praxis in Portland sind momentan mehr als elftausend Kinder – über zweitausend davon schon seit ihrer Geburt. Die, die meinen Impfplan befolgen, gehören zu den weltweit gesündesten Kindern. Mein Plan, den ich als „überlegten Impfplan“ bezeichne, umfasst manche Impfungen und liefert Eltern wissenschaftlich bewiesene und vernünftige Methoden zur Stärkung des Immunsystems der Kinder. Ich bin ein impfbedachter Arzt. Mit diesem Ausdruck bezeichne ich Ärzte, welche die Eltern nicht wegschicken, wenn sie sich gegen manche oder auch alle Impfungen entscheiden, und die wissen, wie wichtig es ist, dass zwischen den Impfungen ausreichend Zeit ist und dass bei der ärztlichen Betreuung immer der Patient im Mittelpunkt stehen muss.
Dieses Buch beruht nicht nur auf meiner umfangreichen Erfahrung als praktizierender Kinderarzt, der Routine-Kinderkrankheiten ebenso wie kinderärztliche Notfälle behandelt, sondern auch auf Informationen, die meine Mitautorin und ich im ganzen Land bei impfbedachten Ärzten gesammelt haben, die genau wie ich ihre Patienten ohne viel Aufhebens auf individuellerer Basis behandeln. Und das mit großem Erfolg.
Wir geben Ihnen die aktuellsten Informationen zu bekannten Risiken und Nutzen von Impfungen, sodass Sie fundierte Entscheidungen für Ihre Familie treffen können. Wir möchten, dass die US-amerikanischen Kinder auf sichere Art und Weise geimpft werden und wir gleichzeitig eine ausreichende Herdenimmunität gegen Infektionskrankheiten aufbauen, sodass jeder in unserer Gesellschaft geschützt ist.
Es war noch viel zu früh am Morgen, als das Telefon klingelte. Schlaftrunken nahm ich den Anruf entgegen, bei dem ich dachte, es handelte sich um einen Notfallpatienten. Die Stimme am anderen Ende der Leitung sagte etwas, das mein Gehirn nicht begreifen konnte: Tsitsi, meine afrikanische Schwester, war an einem schweren Herzinfarkt gestorben. Tsitsi war Taurais Schwester gewesen. Nach Taurais Tod wuchsen Tsitsi und ich zusammen in Rhodesien auf. Sehr gut ausgebildet, aber ohne Aussicht auf Arbeit in Simbabwe zogen Tsitsi und ihr Mann Weston letztlich nach New Hampshire. Weston starb im Alter von nur achtunddreißig an Darmkrebs und Tsitsi war seither alleinerziehende Mutter von vier kleinen Kindern gewesen. Jetzt war auch Tsitsi gestorben.
„Ich glaube, wir sollten uns um die Kinder kümmern“, sagte ich zu meiner Frau Maiya, nachdem ich aufgelegt hatte.
„Ich bin dabei“, antwortete sie ohne zu zögern.
An dem Abend sprachen wir mit unseren zwei Töchtern, Natalie und Aja, und unseren drei Söhnen Noah, Tucker und Luke. Obwohl Maiya und ich uns häufig schon davon überfordert fühlten, uns um fünf Kinder zu kümmern und beide Vollzeit zu arbeiten, wollten wir nicht, dass Tsitsis Kinder getrennt würden und zu Pflegeeltern in New Hampshire kamen. Wir adoptierten sie als unsere eigenen Kinder und ziehen sie seitdem auf.
Nur die Älteste, Rufaro, konnten wir aufgrund ihres Alters nicht rechtmäßig adoptieren. Schon als kleines Mädchen wollte Rufaro Ärztin werden. Eigentlich hatte sie in der Woche, in der ihre Mutter starb, die Aufnahmeprüfung für das Medizinstudium machen sollen. Eine Zeit lang blieb Rufaro bei uns in den USA, doch als ihre Aufenthaltsgenehmigung auslief, musste sie nach Kanada reisen, wo sie als Bürgerin Simbabwes den Flüchtlingsstatus bekommen konnte. Seit dem Tod ihrer Mutter wurde Rufaro zweimal zum Medizinstudium zugelassen. Aber wir haben es gerade so geschafft, uns um die anderen Kinder zu kümmern, und Rufaro hatte niemals das Geld dafür. Bis zu diesem Jahr! Sie ist jetzt einunddreißig und hat ein Stipendium der kanadischen Regierung für ein Medizinstudium erhalten. Im Sommer vor Studienbeginn arbeitete sie als medizinische Forscherin in meiner Praxis und wohnte bei uns. Morgens fuhren wir gemeinsam zur Arbeit und sprachen darüber, was es bedeutet, Arzt zu sein, und wie man sich am besten um andere kümmern kann. Wir sprachen über den ersten und wichtigsten Grundsatz, den jeder Arzt lernt: Primum non nocere; erstens nicht schaden. Rufaro liegt besonders die Gesundheit von Frauen weltweit am Herzen und sie möchte zu Ärzte ohne Grenzen gehen. Sie möchte Frauen und Kindern dabei helfen, ein besseres, gesünderes Leben zu führen. Sie möchte etwas bewegen, um damit ihre Eltern zu ehren, sowohl die lebenden als auch die verstorbenen.
Zwar ist dieses Buch in erster Linie für Eltern gedacht, doch wir hoffen, dass auch alle angehenden (wie Rufaro) und praktizierenden Ärzte, unabhängig davon, ob sie schon lange dabei sind oder ihre Karriere gerade erst beginnen, es lesen werden. Überlegt Impfen ist nicht nur eine Anleitung, um weise zu entscheiden, welche Impfungen für die Gesundheit Ihrer Familie nötig sind, sondern bietet auch einen umfassenden Überblick über die Faktoren, die die Gesundheit und das Wohlbefinden unserer Kinder beeinflussen.
Die Informationen in diesem Buch sind jetzt nötiger denn je. Die Gesundheit unserer Kinder steht auf dem Spiel.
* In Deutschland entwickelt die STIKO die Impfempfehlungen. Die hier beschriebenen Impfempfehlungen und Impfstoffzusammensetzungen beziehen sich auf die USA.