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II Mythos und Historie

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Bei den folgenden Akzentsetzungen geht es um die kritische Betrachtung jener Legenden, die seit den frühesten Zeugnissen unseres Kulturkreises mit der Rückschau auf die historisch erfahrbare Sicht der Vergangenheit eng verwoben erscheinen. Die homerischen Epen mit ihrem unglaublichen Formenreichtum bieten zahlreiche Beispiele dafür, wie durch Rückgriff auf den Mythos längst vergangene Zeiten vergegenwärtigt und erklärt werden können. Von der Besonderheit der homerischen Weltsicht, vom Zauber und der Magie der darin agierenden Gestalten und den im Kontrast dazu stehenden nüchternen Ansichten Hesiods soll die Rede sein. Ferner dient die Untersuchung des Beziehungsgeflechts, das viele Sagengestalten, leibhaftige Götter, Alltagszenen und gewöhnliche Menschen umgibt, dazu, die Sphären des Mythos und der Historie zu vermessen (Kirke und Kalypso, Zyklopen, Phäaken, Schild des Achilleus) und sie für ein vertieftes Verständnis der Vergangenheit fruchtbar zu machen. Es geht dabei um die Bedeutung von Traumwelten, Sehnsüchten, Idealen und Realitäten als Teil unseres kulturellen Erbes sowie als Bausteine der historischen Erinnerung. Diese lassen sich mittels der Analyse konkreter Persönlichkeiten (Peisistratos, Alexander, Scipio Aemilianus), politischer Projektionen (demokratischer Mythos) oder legendärer Ereignisse (Alpenübergang, Cannae, Numantia) durchaus rational erklären, wie aufgezeigt werden soll. In diesem Kontext kommt der mythologischen Verklärung historischer Sachverhalte als Strategie für die Vereinnahmung der Vergangenheit eine zentrale Rolle zu (Cincinnatus, Fabius, Maximus, Dido und Aeneas). Dabei steht sowohl die mythische als auch die geschichtliche Dimension der behandelten Episoden zur Debatte. Der Wirkmächtigkeit von Deutungsmodellen, die aus beiden Sphären entlehnt sind, widmet sich das letzte Unterkapitel dieses Kapitels, das sich mit dem Bild des Fremden, genauer mit der Konstruktion des Barbaren befasst. Es geht darum nachzuweisen, unter welchen Bedingungen xenophobisch aufgeladene Stereotypen entstehen und sich verfestigen, welche historische Funktion ihnen zukommt, um damit eine bestimmte Sicht auf die Vergangenheit zu eröffnen. Möglicherweise vermag die unvoreingenommene Rezeption der ausgewählten Fallbeispiele (Orient und Okzident als antithetische Größen, Feinde als Bedrohung, Rom und die Barbaren) die dabei mitschwingenden Verformungen, Verwerfungen und Vorurteile deutlicher erkennbar werden zu lassen, um mit vergleichbaren Situationen, die sich auch heute ergeben können, differenzierter und sensibler umzugehen.

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