Читать книгу Du bist der Filmemacher - Peggy Rockteschel - Страница 6

Оглавление

Nur ein Film!

Um dieses Buch so zu verstehen, wie es auch gemeint ist, braucht es einen grundlegenden Perspektivenwechsel. Und dieser ist nur möglich, wenn Dir bewusst ist, wie Du bisher wahrgenommen hast.

Du lebst in einer Welt, die Du subjektiv wahrnimmst und diese Wahrnehmung ist die Ursache Deiner Konflikte. Weil Du Körper und Formen siehst, die Du anfassen kannst, glaubst Du, dass sie existieren. Und deshalb meinst Du auch, sie bestehen aus fester Materie. Und auf Grundlage dieses Glaubens hast Du Dir eine eigene Identität geschaffen und gelernt, auf eine bestimmte Art und Weise zu denken, zu fühlen und zu handeln. Mutter und Vater haben Dich geprägt und wenn sie nicht anwesend waren, dann jene Menschen, die Dich umgaben.

Die Familie war und ist somit der Bezugsrahmen, nach dem Du Dein ganzes Leben ausrichtest. Doch das machst Du unbewusst. So erschaffst Du Beziehungen und berufliche Situationen mit dem Grundthema Deiner Kindheit und wiederholst es immer und immer wieder. Aber woran liegt das?

Forschungsergebnisse aus der Quantenphysik und Epigenetik belegen, dass wir Menschen aus Informationen bestehen und wie eine Antenne senden und empfangen. Wir befinden uns also ununterbrochen in Kommunikation und sind dadurch auch miteinander verbunden.

Dieses neue Wissen hat zwar noch nicht alle Menschen erreicht, wird aber schon bald unser altes Welt- und Selbstbild überholt haben. Ich glaube jedoch, dass auch dieses Verständnis unserer Existenz nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Es führt vielleicht zu mehr Bewusstheit, aber noch nicht zum wahren Seelenfrieden.

Ich traf viele spirituelle Lehrer, Praktizierende und angeblich Erwachte auf meinem Weg und besuchte viele Heilseminare, doch mit keiner Methode konnte ich diesen Zustand erreichen. Irgendwann hatte ich all die Theorien satt. Außerdem war ich noch nie der Typ, der sich an vorgegebene Schritte hielt.

So entschied ich, mein ganzes Wissen loszulassen. Und der Gedanke fühlte sich unbehaglich an, denn er nahm mir das letzte Quäntchen Sicherheit. Aber ich war ja inzwischen geübt im Aushalten von Wahn-Sinn und ließ mich ohne Gurt ins freie Feld des Potenzials fallen.

Ich werde an dieser Stelle nicht weiter von meinen Erfahrungen berichten, sondern bitte Dich jetzt, mir einfach zu vertrauen. Du kannst nichts dabei verlieren, im Gegenteil. Es braucht nur Deine Bereitschaft, ein paar Fragen zu beantworten. Es wird zwar anfangs etwas verwirrend sein, doch wenn Du Dich den inneren Widerständen stellst und bis zum Ende durchhältst, wirst Du ein Wunder erleben – versprochen!

Dieses Buch widmet sich der Wahrnehmung unserer „schlechten“ Beziehungen, weil diese uns zutiefst bewegen, lange gefangen halten und deshalb auch die Tür zu unserer Freiheit sind.

Anhand der aufgeführten Beispiele wird Dir der Perspektivenwechsel so leicht wie möglich gemacht. Ich empfehle Dir auch, alles einmal durchzulesen. Später, wenn Du die Grundidee verinnerlicht hast, kannst Du es auch für spontane Fragen als Impulsgeber verwenden. Schlage hierfür irgendeine Seite auf und schau, worauf Dein Blick fällt. Ich lasse mich immer gern führen und halte die Augen geschlossen, während meine Finger langsam über die Seiten wandern – solange bis es für mich stimmig ist. Doch nun zum eigentlichen Vorhaben.

Stelle Dir bitte vor, dass Du und alles, was Du gerade mit Deinen Augen und Händen wahrnimmst, nur aus Informationen besteht. Jetzt versuche, die Bilder der Körper und Formen unscharf zu machen und leicht an ihnen vorbei zu sehen. Lass Deinen Blick fließen, ohne irgendeinen Teil besonders hervorzuheben. Schwebe innerlich und halte an nichts fest. Jetzt stelle Dir vor, Du bist ein Filmemacher und Du betrachtest die Szene wie durch eine Kamera.

Du nimmst also gerade wahr, was Du Dir selbst ausgedacht und irgendwann in Dein Drehbuch geschrieben hast. Spätestens jetzt wird sich Dein Verstand melden und mit erhobenem Zeigefinger sagen: „Das ist ja Schwachsinn!“ Okay, höre ihm kurz zu, bedanke Dich für seinen Einwand und fahre einfach mit der Übung fort …

Du bist der Filmemacher und drehst mit der Kamera den Film Deines Lebens. Die Menschen, die Du siehst, sind gebuchte Schauspieler; die Kulisse wurde nach Deiner Vorstellung gebaut und Deine Gefühle entstehen beim Aufnehmen der Geschichte, die Dir gerade vorgespielt wird. Und während Du dem Schauspiel mit der Kamera folgst, gehst Du mit dem Geschehen auf Resonanz. Das heißt: Du erlebst es hautnah mit und vergisst sogar, dass Du selbst der Macher dieses Streifens bist und er ursprünglich aus Deinem Geist stammt.

Jetzt bist Du geistig im Film, ohne es aber wirklich zu sein. Nun bedenke, dass alles zeitgleich geschieht und Du deshalb auch alles auf einmal bist – der Ort, die Schauspieler, die Dialoge, die Gefühle und der Filmemacher. Der Filmemacher ist die Idee des Geschehens, die Beobachtung dessen und das Geschehen selbst. Und jetzt passiert der Sprung in Deiner Wahrnehmung.

Nichts, was Du da draußen wahrnimmst, existiert wirklich getrennt von Dir!

Du bist alles, was ist! Und jetzt meldet sich Dein Verstand wieder. Er wird unmissverständlich zu verstehen geben, dass er nicht länger Teil dieses Spiels sein mag. Und Du wirst Dich ihm erneut liebevoll zuwenden und ihm beruhigend sagen: „Es geht hier um nichts. Es ist nur ein Experiment!“

Jetzt erinnere Dich kurz an Deine Situation und Deine Arbeit als Filmemacher. Du hältst die Kamera und schaust in den Sucher auf die Bilder, die Du erfunden hast – sei es eine Liebesgeschichte mit Herzschmerz, ein Actionabenteuer mit schnellen Autos oder ein Krimi, der Hochspannung liefert. Und nur weil Du vergessen hast, dass es Dein Film ist, heißt das nicht, dass er es nicht ist.

Bedenke: Was auch immer Du gerade siehst, es ist und bleibt Deine Schöpfung! Sei Dir dessen gewiss. Es lohnt nicht, dies in Frage zu stellen, auch wenn Dein Verstand das Gegenteil behauptet.

Nun zur momentanen Aufnahme: Was geschieht gerade in Deinem Lebensfilm?

Streitet sie gerade mit ihrem Partner? Sitzt er gerade im Büro und studiert Akten oder läuft gerade jemand durch den Stadtpark und verkauft Drogen? Was genau siehst Du?

Erinnere Dich bitte kurz daran, dass die Person, die Du siehst, von Dir erschaffen wurde und somit Dein Denken, Fühlen und Handeln darstellt. Vielleicht bist Du ja ein Mann und denkst gerade: „Aber wir kann ich denn diese Frau sein?“

Deine Wahrnehmung lässt Dich glauben, dass Du Dich von allem da draußen unterscheidest. Aber versuch die Situation auf geistiger Ebene zu betrachten. Ich helfe Dir …

Du bist Zeuge eines Streits zwischen einer Frau und ihrem Partner. Alles erscheint real und daher getrennt von Dir zu sein, doch entstanden ist alles durch Deine geistige Schöpferkraft. Du hast Dir diese Szene ausgedacht, sie aufgeschrieben und jetzt vor Deinen Augen inszeniert. Und jeder noch so kleine Aspekt dieser Personen – ihrer Unterhaltung, ihres Aussehens und ihrer Gefühle, ist ein Teil Deines Geistes. Du trägst all diese Informationen in Dir und hast Sie eins zu eins nach außen projiziert. In Wirklichkeit aber existieren sie nur in Dir.

Du bist wie ein Hochleistungscomputer, der alles speichert, was je existiert hat. Und Du schreibst Programme in Form von Bildern, Formen und Worten, die nur eine Projektion der inneren Daten sind. Bis eben wusstest Du nicht mal, dass Du Filmemacher bist. Warum stellst Du schon jetzt Deine eigene Kreation in Frage? Nur weil Dein Verstand es nicht verstehen kann?

An diesem Punkt geht es nicht mehr ums Verstehen, sondern um Dein Vertrauen. Gib meinen Worten Raum und folge einfach den Zeilen, die – nebenbei erwähnt – auch nur Deine eigene Erfindung sind!

Alles ist Geist und der Geist denkt Dich als Idee, so wie Du Dir den Film ausgedacht hast. Daher ist die Idee auch weiterhin eins mit dem Geist, so wie der Film eins ist mit Dir. Und weiter musst Du grad nicht denken. Versuche ab jetzt, Dein Leben aus der Sicht des Filmemachers zu betrachten – zumindest für die nächsten Tage. Doch sei auf der Hut, denn Dein Verstand wird nach wie vor beweisen wollen, dass Dein Körper aus fester Materie besteht. Vielleicht indem Du Dich verletzt, blutest und Schmerzen hast. Zumindest wird er nichts unversucht lassen, um das Experiment abzubrechen. Aber ich sage Dir: Mach weiter! Versuche einfach, wie ein Filmemacher zu schauen! Und sobald Du etwas siehst, was Dich beunruhigt, denke laut: „Oh, wie interessant sich das doch entwickelt!“

Sollte es jedoch schlimmer kommen und Du mit einer Person in Streit geraten, dann sage Dir innerlich: „Oh, das ist jetzt interessant! Ich bin wirklich sehr kreativ.“

Und jetzt kommen wir zum schwierigsten Teil: Du willst sicherlich wissen, was Du mit den unangenehmen Gefühlen machen sollst und wie Du akzeptieren kannst, dass Du nur Deiner eigenen Schöpfung begegnest – schließlich bist Du ja nicht so schlimm, wie Dein Gegenüber.

Doch, das bist Du! Und das ist die bittere Pille, die Du schlucken musst. Aber sei gewiss, Du stirbst nicht daran – nur Dein Ego, das Dich weiter glauben lassen möchte, was für ein Unschuldsengel Du doch bist. Aber wären wir das wirklich, würden wir nur Licht und Liebe sehen, und nicht all die schrecklichen Dinge. Denn Liebe nimmt nur sich selbst wahr, so wie die Angst nur den Schrecken.

Jeder von uns wünscht sich ein schönes Leben mit glücklichen Beziehungen, doch überall gibt es Streit, Lug und Betrug. Da stimmt doch etwas nicht! Und warum gibt es Menschen, die dort Liebe erkennen, wo Du den Hass siehst?

All die furchterregenden Dinge da draußen sind die Projektionen Deines Unterbewusstseins, auch wenn Dir das nicht gefällt. Es sind Deine verdrängten Ängste, Opfer-, Rache- und böse Buben-Geschichten, die Du in Form eines Films auf die weiße Leinwand namens „Leben“ projiziert hast. Du hast die Geschichte des Leids – unbewusst – geschrieben. Unbewusst, weil Dein Verstand sich ja nicht selbst erfunden haben kann, so wie Du Dich nicht selbst ausgedacht hast.

Da Du jetzt die Schwierigkeit des neuen Sehens erkannt hast, sage Dir immer, wenn Du merkst, dass Du wieder in den Film rutschst – sowohl positiv wie negativ:

„Oh, das ist jetzt interessant!“

Indem Du das Geschehen nicht als gut oder schlecht beurteilst, sondern nur diesen Satz wiederholst, schaffst Du Raum für die Erkenntnis. Und natürlich ist es für einen Menschen in glücklichen Umständen viel einfacher, seine Schöpfungen anzunehmen, als jemand, der eine hochverschuldete, drogenabhängige und kranke Person zu sein glaubt. Ich sage bewusst „glaubt“, denn das ist der Film, den er erfunden hat und jederzeit ändern kann.

Wir Menschen werden zu 95 Prozent vom Unterbewusstsein gesteuert, das sagen führende Wissenschaftler. Ich kann leider nicht nachweisen, ob das stimmt, aber es erklärt, warum wir vieles von dem, was uns widerfährt, nicht verstehen. Offensichtlich ist aber, dass wir mit problematischen Themen konfrontiert werden und noch eine Menge Aufräumarbeit leisten müssen. Schließlich haben wir uns bisher nur als Opfer äußerer Umstände gesehen. Aber was hat nun das Schlimme, was man Dir angetan hat, mit Dir selbst zu tun? Und vor allem, wie kannst Du verhindern, dass es noch einmal geschieht?

Geist erschafft Materie! Dein Körper und Deine Persönlichkeit – so wie Du Dich selbst siehst – sind nur Ausdruck einer Idee Deines Selbst. Das klingt alles sehr kompliziert, ich weiß. Aber es geht nicht darum, gleich alle Dinge eins zu eins auf Dich zu übertragen, sondern nur zu bemerken, was einen Konflikt in Dir auslöst. Und wenn Du einen spürst, dann sag’ trotz innerer Widerstände:

„Oh, das ist jetzt interessant!“

Und dann frage Dich: „Was genau macht das mit mir?“

Spüre in Dich hinein und gehe den Gefühlen bis auf den Grund! Bleibe einfach nur aufmerksam und lass sie aufsteigen, wie bedrohlich sie auch erscheinen mögen. Fühle ruhig in sie hinein! Du hast nichts zu befürchten. Schon vergessen? Du siehst durch eine Kamera und nichts kann Dich wirklich verletzten. Und Du fühlst nur, was Du Dir einst vorgenommen hast, durch den Film zu spüren. Es war Deine eigene Entscheidung. Du hast sie nur vergessen.

Nun sage erneut: „Oh, das ist jetzt interessant!“

Damit erlaubst Du Deinen Gefühlen, Raum einzunehmen und sich zu zeigen. Die Schauspieler werden ihr Bestes geben und Du wirst weiter durch die Kamera schauen. Solltest Du einen entsetzlichen Horrorfilm sehen, erinnere Dich, dass Du ihn erschaffen hast. Und wenn Du jetzt einen der Schauspieler kritisierst oder beschimpfst, dann beurteilst Du nur Deine eigene Schöpfung – also Dich selbst.

Bisher wurden alle Konflikte dieser Welt dem Ego zu geschrieben und spirituelle Lehrer sagen: „Um friedlich miteinander leben zu können, müssen wir das Ego auflösen.“ Aber was genau ist das Ego? Hast Du Dich das jemals gefragt?

Ich glaube, dass wir das Ego nicht wirklich auflösen können, denn es ist ein Teil unseres Verstandes. Solange wir aus seiner Perspektive schauen, wird alles aus der Opferhaltung wahrgenommen und somit der eigene Angriff gerechtfertigt. Daher müssen wir lernen, über es hinauszugehen. Und das tust Du gerade, indem Du einen Schritt weitergehst und Dir vorstellst, der Filmemacher zu sein. Jetzt wird Dir auch schlagartig bewusst, dass es immer nur Dich und nie einen Feind im Außen gegeben hat.

Schau in die Augen Deines Geschäftspartners, der Dich gerade vor Gericht zerrt, oder höre die Vorwürfe Deiner tobenden Frau nicht wie bisher aus der Verteidigungshaltung, sondern schau mit der Weisheit Deines Herzens durch die Mauer des Urteils, die Dich von der Wahrheit trennt.

Ich kann Deine vielen Fragen hören, doch ich versichere Dir, mehr als das musst Du nicht wissen. Beim Lesen wird sich Deine Wahrnehmung unbemerkt verändern und Deine Situation zum Positiven wenden. Halte einfach die KAMERA! Und wann immer es brenzlig wird – Du Angst, Wut oder Trauer verspürst – schau genau hin und sage:

„Das ist jetzt interessant!“

Du bist der Filmemacher

Подняться наверх