Читать книгу 15 Western Koffer Sommer 2018 - Gegen das Gesetz und 14 andere Romane - Pete Hackett - Страница 66

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Kane ritt bis zum Abend. Die Sonne wurde schon bald milchig und sank zum Horizont. In der Nacht kampierte er in den Bergen und machte ein kleines Feuer. Es kühlte in dieser Nacht kaum ab und so ließ Kane den alten Army Mantel wo er war - hinten auf dem Sattel seines Pferdes festgeschnallt. Die dünne Decke reichte aus.

Er kratzte die letzten Vorräte zusammen, um sich etwas zum Abendessen zu machen. Der Kaffee war dünn. Aber dafür würde er sich auch noch am nächsten Morgen eine Tasse voll machen können.

In der Nacht erwachte er aus einem leichten Schlaf, als das Pferd unruhig wurde und schnaubte.

Die beiden Winchester Gewehre befanden sich ganz in der Nähe – das eine im Sattelschuh, dem sogenannten Scubbard, das andere war mit der Decke aufgeschnallt gewesen und lehnte nun daneben.

Den Revolver hatte Kane unter der Decke.

Das Feuer war ziemlich niedergebrannt.

Im fahlen Mondlicht sah er eine Gestalt auftauchen. Lautlos bewegte sie sich zwischen den nahen Felsblöcken und näherte sich dem Lager.

Kane verhielt sich ruhig.

Die Gestalt näherte sich wie ein Schatten. In der Linken hielt sie ein Gewehr, das im Schattenriss erkennbar war. In der Rechten etwas anderes. Für einen kurzen Moment fiel das Mondlicht darauf. Die Klinge eines Tomahawks blitzte auf.

Der Tomahawk sauste nieder – genau dorthin wo Kane lag.

Kane drehte sich am Boden um die eigene Achse.

Der Schlag mit dem Tomahawk ging ins Leere. Das Beil grub sich in den Boden

Kane riss den Colt empor, spannte den Hahn und hielt die Mündung an den Kopf seines Gegners.

„Keine Bewegung!“, knurrte er.

Die Gestalt erstarrte. Es war ein Indianer. Mondlicht fiel auf das blauschwarze, von einem breiten, roten Stirnband zusammengehaltene Haar, das ihm bis über die Schultern fiel. Er trug ein buntes Hemd aus Baumwolle, das über die Hose fiel. Darüber ein Gürtel mit Army Holster, Navy Colt und Bowie-Messer. Seine Hose war aus blauem Drillich und hatte die charakteristischen Seitenstreifen der Unions-Armee. Wahrscheinlich war dieser Indianer mal Army Scout gewesen.

In der Linken trug er ein Sharps Gewehr, das er wahrscheinlich beim Ausscheiden aus der Armee einfach hatte mitgehen lassen.

Er atmete tief durch.

Sein gewaltiger Brustkorb hob und senkte sich. Jeder Muskel und jede Sehne seines Körpers waren angespannt.

Die Gesichtszüge wirkten grimmig und verzerrt. Hasserfüllt.

„Die Waffe weg!“, forderte Kane. „Sofort fallen lassen!“

Der Indianer zögerte. Kane hob den Lauf des Revolvers etwas an. Der Indianer ließ das Sharps Gewehr auf den Boden fallen.

„Auch den Revolvergurt.“

Er schnallte ihn ab, ließ ihn zu Boden gleiten.

„Wer bist du?“, fragte Kane.

„Mein Name ist Macondo.“

„Apache?“

„Ja.“

„Wieso versuchst du, mich zu töten?“

„Wieso tötest du mich jetzt nicht gleich?“, fragte er zurück. Sein Englisch war recht gut.

„Weil ich wissen möchte, weshalb du mich im Schlaf überfallen hast.“

„Ich bin deinen Spuren gefolgt. Du kommst aus Magdalena.“

„Ich habe dort einen Tequila getrunken. Ist das schon Grund genug, um einen Mann umzubringen?“

„Ich wollte deine Gewehre. Deinen Revolver. Dein Pferd... Und deinen Skalp. Alle, die für den Mann reiten, der sich Major Jackman nennt, sollen dafür bezahlen, was er meiner Familie angetan hat!“

„Ich reite nicht für Major Jackman!“, erklärte Kane.

„Pah!“, machte Macondo verächtlich und verzog das Gesicht dabei. „In dieser Gegend reitet man entweder für Don Felipe oder für Major Jackman! Und alle Gringos sind bei Jackman!“

„In diesem Fall irrst du dich. Ich bin nicht bei Jackman. Einer seiner Männer hätte mir beinahe eine Kugel in den Rücken gebrannt!“

„Du lügst.“

„Warum sollte ich das tun. Ich könnte dich schließlich auch einfach über den Haufen schießen... Es gibt keinen Grund, weshalb ich dir etwas vormachen sollte.“

Macondo verengte die Augen. Er wirkte noch immer sehr angespannt. Wie ein Puma vor dem Sprung.

„Willst du einen Beweis sehen?“, fragte Kane.

„Welchen Beweis?“

Kane ging in die hocke, zog die Winchester aus dem Scubbard und warf sie ein paar Yards weiter. Die zweite Winchester nahm er an sich, steckte den Colt ein und lud sie durch. Dann trat er einen Schritt zurück und deutete auf den Sattel. Mit dem Lauf der Winchester zeigte er auf den zusammengeschnürten Mantel.

„Sieh dir den Mantel an, roll ihn aus und du wirst sehen, was ich meine.“

Macondo gehorchte.

Er breitete den Mantel aus, sah ihn sich ungläubig an und schaute dann zu Kane.

„Siehst du es?“

„Du hast für den Norden gekämpft?“

„Genau wie du, falls du die Hosen, die du trägst nicht irgendeinem armen Hund im Schlaf geraubt hast, wie du es bei mir vorhattest. Aber begreifst du jetzt, dass ich auf keinen Fall für Major Jackman reiten könnte?“

Macondo nickte.

„Das wusste ich nicht“, bekannte er. „Was geschieht jetzt? Erschießt du mich?“

„Setz dich ans Feuer. Ich will mit dir reden.“

Macondo nickte.

Als sie am Feuer saßen, berichtete Macondo, was Jackman und seine Männer der Familie des Apachen angetan hatten. Nach dem Ende des Bürgerkriegers war er wie hunderttausende andere Soldaten aus der Army der Nordstaaten entlassen worden und anschließend über die Grenze nach Mexiko gezogen, wo seine Sippe inzwischen wohnte.

„Über zwanzig Mann tauchten auf – bewaffnet mit Winchester-Gewehren, wie du zwei besitzt. Dieser Major hat sie angeführt. Da ich noch verschiedene Ausrüstungsstücke aus meiner Zeit als Scout bei den Blauröcken bei mir hatte, glaubten sie, ich wäre vielleicht ein Kundschafter der US-Regierung, der Gruppen wie die Bande des Majors ausspionieren soll!“

„Was ist genau geschehen?“

„Es war nicht weit von hier am Rio Tinto. Sie haben einfach drauflos geschossen und alle getötet. Ich bin der einzige, dem es gelang zu entkommen. Bei uns gab es kaum eine Handvoll Krieger. Der Rest waren alte Männer, Frauen und Kinder. An Waffen gab es bei uns außer Tomahawks und Messern ganze drei einschüssige Hinterlader, mein Sharps Gewehr und meinen Revolver. Unsere Gegner aber hatten Winchester-Karabiner, mit denen man zwölf Mal hintereinander schießen kann, ohne nachladen zu müssen. Wir hatten keine Chance.“

„Wann war das?“, fragte Kane.

„Ist schon ein paar Monde her“, sagte er.

„Und jetzt führst du einen einsamen Krieg gegen diesen Jackman.“

„Ja. Ich will Rache. Und ein Gesetz gibt es hier nicht. Der mexikanische Sheriff von Magdalena ist geflohen – und einem Apachen hätte der wohl auch ohnehin nicht geholfen.“

„Dann spielt sich Jackman hier als eine Art King auf“, stellte Kane fest. „Er wollte mich für seine Bande anheuern, bevor er wusste, dass ich für den Norden gekämpft habe und meinte, er würde Steuern in der Gegend erheben.“

Macondo nickte. „Schutzgelder nennt man das anderswo. Wer nicht zahlt, der bekommt eine Kugel in den Kopf. Ihm gehört das gesamte Gebiet.“

„Ich habe in Magdalena nur sechs Mann gesehen. Wo ist der Rest seiner Truppe?“

„In seinem Hauptquartier. Das hat er sich auf der Hazienda von Don Felipe Hidalgo y Gonzales del Rey eingerichtet, einem Großgrundgrundbesitzer und Rinderzüchter in der Gegend.“

„Du hast den Namen Don Felipe vorhin schon einmal erwähnt.“

Macondo nickte. „Ja. Der hat auch einige Männer unter Waffen...“

„Ich nehme an, dass er es sich nicht gefallen lassen will, dass ihm einfach jemand den Besitz wegnimmt!“

„Du sagst es. Aber Don Felipe hat Schwierigkeiten, Männer zu finden, die bereit sind, für ihn zu reiten. Männer, die mutig genug sind.“

Kane lächelte dünn. „Kann ich verstehen. Gegen Major Jackmans Meute anzutreten dürfte einem Selbstmord gleichen.“

„Mir ist es gleichgültig, ob ich dabei sterbe“, erklärte Macondo, der Kanes Antwort nicht in erster Linie auf Don Felipes Schwierigkeiten, Männer anzuheuern bezog, sondern auf seinen eigenen Kampf, den er gegen den Major und seine Bande führte.

„Warum schließt du dich nicht Don Felipe an?“, fragte Kane. „Du könntest deine Rache befriedigen und wahrscheinlich auch noch gutes Geld dabei verdienen. Ich nehme an, er zahlt nicht schlecht.“

Macondo schüttelte den Kopf.

„Nein, für meine Rache lasse ich mich nicht bezahlen. Aber vielleicht ist das was für dich.“

Kane war überrascht. „Wieso für mich?“

„Ich nehme an, du brauchst Geld und irgendjemand ist in den Staaten hinter dir her.“

„Woher willst du das wissen?“

„Es gibt keinen anderen Grund, um nach Sonora zu reiten. Jedenfalls nicht für einen Gringo wie dich. Ich nehme nicht an, dass du viel Geld hast, es sei denn, man sucht dich wegen Bankraub. Aber dann würdest du dein Geld wahrscheinlich in den Bordellen von Palomas vergeuden und nicht hier in der Wildnis kampieren.“

Kane grinste. Der Apache war ein genauer Beobachter.

„Wie nennt man dich, Gringo?“, fragte er.

„Laredo Kid.“

„Nicht dein wirklicher Name. Das bestätigt meine Annahmen.“

Zu spät bemerkte Kane den Grund dafür, dass Macondos Hand sich immer mehr seinem rechten, fast kniehohen Stiefelschaft genähert hatte.

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