Читать книгу 15 Western Koffer Sommer 2018 - Gegen das Gesetz und 14 andere Romane - Pete Hackett - Страница 69

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Es wurde schnell wärmer. Die Sonne brannte vom Himmel und die Luft über dem trockenen, aufgesprungenen Land begann zu flimmern.

Kane erreichte eine Schlucht. Zu beiden Seiten ragten die Hänge steil auf. In der Mitte der Schlucht war der Boden noch feucht. Vor nicht allzu langer Zeit hatte es hier einen Wasserlauf gegeben. Kane hoffte, dass von dem noch etwas übrig geblieben war und folgte ihm.

Er fand schließlich eine Wasserstelle, die den erbärmlichen Rest dieses Gewässers darstellte, das wahrscheinlich nach einem ausgiebigen Regenguss bereits wieder soweit anschwoll, dass es die gesamte Breite der Schlucht ausfüllte.

Das Pferd war kaum zu bremsen.

Kane musste sein ganzes Geschick aufbieten, um das Tier davon abzuhalten, dem unwiderstehlichen Geruch des Wassers zu folgen.

Er band es an einem Strauch fest, um erst einmal selbst die Qualität zu prüfen.

Wenn es salzhaltig war, und das Tier nahm davon ein paar ausgiebige Schluck, bedeutete dies ein Todesurteil für den Gaul.

Kane kniete am Ufer nieder und führte eine Handvoll Wasser zum Mund.

Er spuckte es gleich wieder aus.

Es war ungenießbar.

Im selben Moment hörte er hinter sich das ratschende Geräusch, das entstand, wenn eine Winchester durchgeladen wurde.

„Keine Bewegung, Hombre!“, sagte eine raue Stimme.

Kane wandte den Kopf zur Seite. Aus den Augenwinkeln heraus konnte er den Kerl ausmachen. Er trug einen Sombrero, wie man ihn an der mexikanischen Seite der Grenze häufig zu sehen bekam. Zwei Patronengurte hingen ihm über den Schultern und kreuzten sich über der Brust.

Für die beiden etwas altertümlich wirkenden Pistolen hatte er kein Holster. Sie steckten einfach hinter seinem breiten Gürtel.

Für einen Moment erwog Kane seine Chancen, sich einfach zur Seite fallen zu lassen, den Revolver aus dem Holster zu reißen und auf den Kerl zu feuern.

Der Mann, den man Laredo Kid nannte, war sowohl schnell als auch treffsicher genug.

Aber dann tauchten rings um die Wasserstelle plötzlich ein halbes Dutzend weiterer Männer auf.

Alle mit Gewehren bewaffnet.

Die Läufe waren auf Kane gerichtet.

Die Männer wechselten ein paar Sätze auf Spanisch miteinander, die Kane nicht verstand. Nur einen Namen bekam er mit.

Es war immer wieder von „Don Felipe“ die Rede.

Der Mann mit den gekreuzten Gurten und dem Sombrero näherte sich Kane von hinten und zog ihm den Revolver aus dem Holster, steckte ihn hinter seinen Gürtel und nahm dann auch das Bowie-Messer an sich. Dabei presste er Kane die ganze Zeit über den Lauf der Winchester in den Rücken.

Die Anderen näherten ich jetzt.

Ihrer Kleidung nach handelte es sich ausnahmslos um Mexikaner.

„Alle Achtung!“, meinte einer der Kerle mit unrasiertem, fülligem Gesicht und dunklen, schwarzblauem Haar, dessen Strähnen ihm in den Augen hingen. Den Sombrero trug er an einer Halskordel auf dem Rücken. „Zwei Winchester-Gewehre im Sattel! Das hat nicht jeder, Hombre!“

„Don Felipe wird sich freuen“, glaubte der Kerl mit den gekreuzten Gurten, der Kane die Waffe in den Rücken drückte, sodass dieser zu der Überzeugung kam, dass es das Beste war, im Augenblick gar nichts zu tun und sich ruhig zu verhalten.

Der Mexikaner hinter ihm versetzte ihm einen Schlag mit dem Gewehrkolben. Kane brach zusammen.

Der Mexikaner richtete den Gewehrlauf auf ihn.

„Was sollen wir mit dir machen, Hombre? Es gibt hier so wenig Bäume, an denen man einen Mann hängen könnte!“

„Pedro!“, rief einer der anderen. Es war der Unrasierte, der bei Kanes Pferd gewesen war. „Wir bringen ihn zu Don Felipe!“

„Warum nicht gleich kurzen Prozess mit ihm machen?“, fragte Pedro. Er sprach Englisch – und zwar ganz bewusst, damit Kane jedes Wort mitbekam. Pedros Gesicht verzog sich. „Ein paar gute Freunde von mir haben ins Gras beißen müssen, als dein Boss, dieser Hundesohn, der sich Major Jackman nennt und seinen Rang in der Armee des Teufels haben muss, die Hazienda von Don Felipe überfielen... Du kennst doch die Bibel, oder?“

„Wer nicht?“, ächzte Kane. „Aber ich bin nicht der, für den ihr mich haltet.“

„Mutig genug, um Wehrlose zu töten, das seid ihr. Aber wenn man euch dann zur Verantwortung zieht, seid ihr nichts als Feiglinge und wimmert herum!“

„Ihr haltet mich offenbar für einen von Major Jackmans Männern.“

Pedro grinste schief. „Wir halten dich nicht nur dafür, Kane. Du bist einer von Jackmans Männern. Einer von den Bastarden, die über die Grenze kommen, weil sie in den Staaten niemand braucht. Einer dieser Verblendeten, die nicht wahrhaben wollen, dass der Krieg bei euch da drüben zu Ende ist – und andere, die nur irgendwelche patriotischen Argumente benutzen, um das zu tun, was sie immer schon getan haben. Morden und plündern!“

Kane schüttelte den Kopf. „Ich habe mit diesem Jackman nichts zu tun. Ganz im Gegenteil. In Magdalena hätten mich seine Leute fast über den Haufen geschossen, weil ich in der Nordstaaten-Armee war.“

Pedro lud seine Winchester durch und zielte auf Kanes Kopf.

Er war offenbar außer sich vor Wut.

Der Gedanke, dass sich ein Mann, den er für mitschuldig am Tod seiner Freunde wähnte, nun auch noch zu rechtfertigen versuchte, ging ihm offenbar über die Hutschnur.

„Du wirst schon sehen, was du davon hast, wenn du einem höheren Richter gegenüberstehst! Madre de Dios!“

Ein Schuss krachte aus dem Lauf der Winchester heraus.

Das Mündungsfeuer leckte wie die blutrote Feuerzunge eines Drachen aus der Mündung.

Aber der Schuss ging daneben.

Im letzten Augenblick war der Unrasierte zugesprungen und hatte den Gewehrlauf nach unten gedrückt, sodass sich die Kugel dicht vor Kane in den Boden brannte.

Eine kleine Sandfontäne wurde aufgewirbelt.

Der Unrasierte wechselte mit dem Kerl, der Pedro genannt worden war, ein paar unfreundliche Worte auf Spanisch.

Fein ging es dabei nicht zu.

Aber der Unrasierte setzte sich offenbar durch.

Er wandte sich an Kane.

„Hast du Beweise für das, was du gesagt hast?“

„Sicher!“

„Welche?“

„Der blaue Militärmantel auf meinem Sattel. Ich habe für den Norden gekämpft. Mich hasst Jackman mehr als jeden Mexikaner.“

„So einen Mantel kann jeder haben! Das ist kein Beweis.“

„Ich besitze auch Entlasspapiere aus der Unionsarmee.“

„Zeig uns die!“

Kane erhob sich vorsichtig. Seine Seite schmerzte von dem brutalen Schlag, den Pedro ihm versetzt hatte.

Kane griff in die Innentasche seiner Lederweste und holte ein zusammengefaltetes Dokument hervor. Er reichte es dem Unrasierten. Dieser entfaltete es und starrte darauf wie ein indianischer Medizinmann auf ein Totem. Kane konnte erkennen, dass er das Dokument falsch herum hielt.

Er reichte es Kane zurück.

„Scheint in Ordnung zu sein“, behauptete er.

„Dann hätte ich jetzt gern meine Waffe wieder, damit ich weiterreiten kann.“

„Nein, wir werden dich zu Don Felipe bringen“, widersprach der Unrasierte. „Er wird entscheiden, was geschieht!“

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