Читать книгу 15 Western Koffer Sommer 2018 - Gegen das Gesetz und 14 andere Romane - Pete Hackett - Страница 73
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Sie warteten bis lange nach Mitternacht.
Jackmans Bande bewies eine ziemlich große Ausdauer beim feiern. Das Piano klimperte noch bis drei Uhr in der Früh. Aber gegen vier Uhr war es endlich ruhig. Man hörte gar nichts mehr, abgesehen vom gelegentlichen Schnauben eines Pferdes, die im Stall standen.
Kane schlich bis zur Mauer der Hazienda. Teilweise legte er diesen Weg kriechend vorwärts, verbarg sich hinter kleineren Sträuchern und musste mitunter recht lang darauf warten, dass die Wächter, die an der Brustwehr auftauchten, ein Stück weiter gingen und ihre Aufmerksamkeit einem anderen Stück dieser nächtlichen kargen Wildnis widmeten.
Kane presste sich gegen die Mauer. Er hatte ein Lasso bei sich. Die Schlinge warf er über eine der Zinnen. Dann zog er sich daran hoch. Wenig später überkletterte er die Mauer und befand sich auf dem Wehrgang.
Ein Wächter ging auf der anderen Seite der Hazienda auf dem Wehrgang auf und ab. Seine Gestalt hob sich dunkel gegen das Mondlicht ab.
Kane duckte sich. Er nahm eine Leiter, die hinunterführte. Als er den Boden erreichte, nahm er ganz in der Nähe eine Bewegung wahr.
„Hey, wer ist da?“, fragte eine Stimme.
Kane konnte von dem dazugehörigen Mann nur einen Umriss sehen.
Er trug eine Mütze und als er dann einen Schritt vortrat, sah Kane, dass es Dooley war. Der Mann mit der Südstaatenmütze und dem bis unter die Augen wuchernden Bart.
Er runzelte noch die Stirn, nahm die Winchester, die er in der Linken hielt, in beide Hände und wollte sie gerade in Anschlag nehmen und durchladen, da machte Kane einen Satz nach vorn und verpasste Dooley einen Fausthieb.
Dieser Hieb war so platziert, dass Dooley sofort das Bewusstsein verlor.
Er sackte in sich zusammen.
Mit einem dumpfen Geräusch krachte er auf den Boden.
Reglos blieb er liegen.
Kane schlich weiter vorwärts. Dabei hielt er sich stets in den Schattenzonen, um bei den Wächtern keinen Verdacht zu erwecken. Es waren zwar nur ein paar Männer für diesen Dienst eingeteilt, aber Kane war sich sicher, dass die Mobilisierung aller Bandenmitglieder innerhalb von einem oder zwei Minuten abgeschlossen war.
Weiter ging es entlang der Außenmauern.
Der Weinkeller befand sich unterhalb des Haupthauses. Don Felipe hatte Kane das Haus auf einer Zeichnung veranschaulicht. Und daher wusste Kane, dass Isabellitas Zimmer im Obergeschoss des Haupthauses war und es natürlich auch sein konnte, dass die Tochter des Großgrundbesitzers dort gefangen gehalten wurde. Allerdings gab es da einen Treppenaufgang von außen, sodass die Möglichkeit einer Flucht viel eher gegeben war und daher rechnete Don Felipe nicht mit dieser Möglichkeit.
Kane erreichte den Vordereingang des Haupthauses. Drei Stufen befanden sich dort. Auf der untersten saß ein Wächter mit einer Sharps Rifle im Arm. Aber er schlief. Und die leere Flasche neben ihm ließ vermuten, dass das auch noch eine Weile so bleiben würde.
Kane ging weiter.
Lautlos nahm er die Stufen. Die Tür stand halb offen.
Sie knarrte, als er sie öffnete.
Der Wächter stöhnte auf, veränderte seine Schlafposition, die auf der Treppe sowieso nicht richtig bequem sein konnte.
Kanes Hand war am Revolver. Aber er brauchte ihn nicht. Der Wächter schlief weiter.
Der Flur war ziemlich dunkel. Es kam kaum Mondlicht herein.
Auf einer Kommode fand Kane einen Kerzenleuchter. Er griff nach den Streichhölzern in seiner Westentasche, riss eins davon am Stiefelabsatz an und entzündete die Kerzen am Leuchter.
Damit ging er weiter zur Kellertreppe.
Vor der verschlossenen Tür des Weinkellers lag ein weiterer Wächter. Auch er hatte ordentlich dem Tequila zugesprochen und schnarchte vor sich hin. Der Schlüssel hing an seinem Gürtel. Kane nahm ihn an sich und öffnete. Dann stieß er die Tür auf.
Unzählige Weinflaschen waren hier gelagert. Auf einem Lager aus Strohsäcken lag eine junge Frau mit langem, dunklem Haar. Das flackernde Licht des Kerzenleuchters tauchte ihre feingeschnittenen Gesichtszüge in ein weiches licht. Sie trug Männerkleidung, eng anliegende Reiterhosen und ein Leinenhemd. Angst leuchtete in ihren Augen.
Kane legte den Finger auf den Mund.
„Bleiben Sie ruhig“, flüsterte er. „Isabellita?“
„Wenn Sie mir zu nahe kommen, schreie ich! Dann wird Jackman Sie erschießen.“
„Ihr Vater schickt mich. Ich soll Sie hier herausholen. Kommen Sie mit!“
Sie sah Kane ungläubig an.
„Na los! Er wartet draußen vor der Hazienda auf Sie und will sich seinen Besitz zurückholen. Aber das kann er nur, nachdem Sie befreit sind.“
Sie stand auf und strich ihr Haar zurück.
„Ist das wirklich wahr?“
„Glauben Sie’s oder nicht. Aber eine zweite Chance zur Flucht bekommen Sie so schnell nicht wieder!“
In diesem Moment fielen draußen Schüsse. Pferde wieherten. Irgendein Tumult brach los.
Kane erstarrte.
Isabellita sah ihn fragend an. „Haben Sie eine Ahnung, was da oben jetzt los ist?“, fragte sie.
„Nicht die Geringste. Aber wir werden es sehen.