Читать книгу 15 Western Koffer Sommer 2018 - Gegen das Gesetz und 14 andere Romane - Pete Hackett - Страница 70
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Kane wurde auf sein Pferd gesetzt. Man band ihm die Hände auf den Rücken. Außerdem entfernte man die beiden Gewehre aus seinem Sattel-Pack.
Der Unrasierte zog Kanes Pferd hinter sich her.
„Wie heißt du, Hombre?“, fragte er unterwegs.
„Ich dachte, du hast meine Entlasspapiere gelesen“, erwiderte Kane.
„Caramba! Kann ich mir vielleicht jeden Gringo-Namen merken?“
„Nenn mich Laredo Kid“, sagte Kane grinsend.
Die Stunden krochen dahin. Kane bat um Wasser für sich und sein Pferd. Nach einer kleinen Debatte auf Spanisch, in der sehr häufig die Wörter „loco“ und „tonto“ benutzt wurden und es nicht gerade besonders fein zuging, gab der Unrasierte Kane schließlich seine Feldflasche.
Und auch das Pferd bekam etwas.
„Schließlich ist keiner von uns darauf aus, dass du uns dadurch aufhältst, dass du zu Fuß mit uns gehst, weil dein Gaul dir unter den Hintern zusammengebrochen ist, Gringo!“, sagte er.
„Ich weiß eure herzliche Gastfreundschaft zu schätzen!“, erwiderte Kane sarkastisch.
Bis zum frühen Abend zogen sie weiter durch die zerklüftete, karge Landschaft.
Dann erreichten sie eine Ebene, die von Steinen, Sand und einigen mehr oder minder verdorrten Büschen bedeckt wurde.
Ein Kirchturm erhob sich über diese Ebene.
Etwa auf halben Weg zu den nächsten Anhöhen befand sich ein von einer weißen Sandsteinmauer umgebener Bau.
„Ein Kloster?“, fragte Kane.
„Eine verlassene Mission“, nickte der Unrasierte. „Weder Apachen noch Comanchen haben es geschafft, die Mönche zu vertreiben. Das schaffte erst ein gewisser Major Jackman...“
„Was ist passiert?“
„Du spielst den Ahnungslosen ganz ausgezeichnet, Laredo Kid!“
„Du hast meine Entlassungspapiere aus der Unionsarmee gesehen!“
„Ja, aber ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass Jackman da irgendeinen Unterschied machen würde. Jeder, der mit einer Waffe umgehen kann und bereit ist, für ihn zu reiten und das Eisen zu schwingen weiß, den nimmt er doch gerne bei sich auf!“
„Du kannst ihn nicht besonders gut kennen, sonst würdest du das nicht sagen“, sagte Kane.
Der Unrasierte grinste. „Vielleicht kenne ich Major Jackman nicht so gut wie du, das kann schon sein, Laredo Kid. Ist das überhaupt ein richtiger Name bei euch Gringos.“
„Du wolltest mir noch erzählen, was in der Mission geschehen ist.“
Der Unrasierte lachte heiser. „Ist schon ein paar Monate her. Vielleicht warst du damals bei diesem Haufen ja wirklich noch nicht dabei, Laredo Kid.“
Eine bissige Bemerkung lag Kane auf der Zunge.
Etwa in der Art, dass er sich darüber gar keine Gedanken zu machen bräuchte, wenn er die Entlasspapiere wirklich gelesen und Jackman und seine Männer auch nur einmal über Nordstaatler hätte reden hören.
Aber Kane ahnte, dass er den Unrasierten ziemlich sauer machte, wenn er ihn bloßstellte. Und das konnte für ihn gefährlich werde. Also hielt Kane sich zurück. Vielleicht fand er in diesem entmachteten Großgrundbesitzer ja jemanden, mit dem man reden konnte.
Jemanden, der lesen konnte.
„Die Mönche sollten wie alle anderen in der Gegend ihre Abgaben an Jackman zahlen“, berichtete der Unrasierte. „Aber das haben sie nicht gemacht. Sie meinten, ihre Überschüsse, die sie erwirtschafteten, seien für die Armen bestimmt und nicht für dahergelaufenes Gesindel wie Jackman und seine Meute.“
„Ich nehme an, der Major ist ziemlich sauer geworden.
„Er soll persönlich zwei der Mönche erschossen haben. Unbewaffnete Männer Gottes, verstehst du? Männer, die in ihrem ganzen Leben noch keiner Fliege etwas zuleide getan und ihr Leben der Hilfe an den Armen gewidmet haben.“ Der Unrasierte spuckte aus. „Kann es etwas Niederträchtigeres geben?“
„Was ist mit den anderen Mönchen?“
„Sind geflohen. Es kann ihnen niemand verdenken. Das waren Männer Gottes, aber nicht jeder bringt die Leidensfähigkeit unseres Herrn Jesus Christus mit – wenn du verstehst, was ich meine.“
„Und jetzt hat dort Don Felipe sein Hauptquartier aufgeschlagen.“
„Vorübergehendes Lager würde ich das nennen“, korrigierte der Unrasierte.