Читать книгу Als er den Colt zog: Western Bibliothek 12 Romane - Pete Hackett - Страница 11

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Andie Morton dachte nicht daran, hinter den Banditen herzujagen. Zu allererst musste er sich um Doan kümmern, den es anscheinend böse erwischt hatte. Der mächtige Cowboy krümmte sich auf der Erde und fluchte laut vor sich hin: „Diese Schweine! Das sollen sie mir büßen! Ich mache sie fertig!“

Im Augenblick sah es allerdings nicht so aus, als würde er jemals noch irgendjemanden fertigmachen. Die Kugel des unbekannten Schützen hatte ihn in der Brust getroffen. Er verlor ziemlich viel Blut. Andie sah, dass er schnellstens Hilfe brauchte.

Jetzt hörte er wieder das rhythmische Geräusch von Pferdehufen. Er duckte sich und langte nach seinem Gewehr, das er neben sich gelegt hatte. Kamen die Banditen zurück? Hatten sie inzwischen erkannt, dass sie mit keiner ernsten Gegenwehr zu rechnen brauchten? Warum hatten sie überhaupt das Weite gesucht? War ihre Mission bereits erfüllt? Hatten sie lediglich Blut vergießen wollen? Kamen sie jetzt, um auch ihm noch den Fangschuss zu verpassen?

Andie Morton merkte schnell, dass es sich lediglich um einen einzelnen Reiter handelte, der dazu noch aus der entgegengesetzten Richtung kam. Und jetzt begriff er allmählich die Zusammenhänge. Offenbar hatte dieser Fremde die Bande vertrieben.

Jetzt erinnerte er sich. Da waren Schüsse gewesen, die er in dem Durcheinander nur unbewusst wahrgenommen hatte, die aber mit ziemlicher Sicherheit dieser Mann abgefeuert hatte, der nun dicht neben ihm seinen Hengst zügelte und aus dem Sattel glitt.

„Ist er tot?“, fragte der Mann und beugte sich über den Verwundeten.

Andie Morton konnte ihn nicht genau erkennen, denn die Sterne gaben nicht genügend Licht. Doch dass es sich um ein Gesicht handelte, das er noch nie in Gibsonville gesehen hatte, dessen war er sicher.

Der Mann war groß und hatte breite Schultern, ohne massig zu wirken. Seine schwarzen Haare glänzten wie Seide. Sein Gesicht wirkte markant und entschlossen.

„Noch lebt er, Mister“, antwortete er, „aber ich fürchte, das wird er nicht mehr lange, wenn sich nicht schnellstens ein Doc um ihn kümmert.“

„Praktiziert der alte Bishop noch?“, wollte der Unbekannte wissen.

Andie Morton kannte sich immer weniger aus. Der Mann schien nicht das erste Mal in der Gegend von Gibsonville zu sein.

„Ja“, gab er verwirrt Auskunft, „und er ist der beste Doc weit und breit.“

Der Fremde nickte.

„Dann fass mit an! Wir müssen ihn auf sein Pferd binden. Hoffentlich hält er den Transport durch.“

Sie hoben den Angeschossenen auf den Braunen, der so still stand, als verstünde er, dass es um das Leben seines Herrn ging. Doan wimmerte leise. Er hatte große Schmerzen. Die Kugel steckte noch. Seine Augen flatterten. Er begriff nicht, was mit ihm geschah. Er besaß nicht mehr genügend Kraft, sich mit der Anwesenheit des fremden Mannes gedanklich auseinanderzusetzen. Dass er nicht zu den Shadows gehörte, fühlte er instinktiv.

Sie banden ihn im Sattel fest und nahmen ihn in die Mitte. Der Fremde stellte keine Fragen. Er wusste, dass dafür immer noch Zeit sein würde. Jetzt ging es in erster Linie darum, das Leben des Cowboys zu erhalten.

Andie Morton war sich darüber im Klaren, dass er die Herde im Stich ließ. Vielleicht kamen die Banditen doch noch zurück. Dann war das Vieh für die Ranch verloren. Aber Mr. Lamont würde seine Handlungsweise akzeptieren.

Sie erreichten die Stadt, die in völliger Dunkelheit lag. Ohne nach dem Weg zu fragen, hielt der Fremde direkt auf das Haus von Doc Bishop zu. Er sprang vom Pferd und hämmerte mit der Faust gegen den Fensterladen. Es dauerte nicht lange, da schimmerte durch die Ritzen ein Lichtschein. Der Doc war wach geworden.

Sie hörten es drinnen rumpeln. Eine Tür knarrte. Wahrscheinlich eine Schranktür, hinter der der Arzt sein Gewehr verwahrte. Ein Besuch zu nächtlicher Stunde konnte nichts Gutes bedeuten. Da war es besser, auf der Hut zu sein, bevor man sich eine Kugel in den Pelz brennen ließ. Das galt auch dann, wenn der Pelz nicht mehr viel taugte und mit seinen über siebzig Jahren mehr durchgehalten hatte, als man im Westen erwarten durfte.

„He, Doc!“, rief Andie Morton und hämmerte seinerseits gegen die Tür. „Machen Sie auf! Wir haben einen Verwundeten, der schnellstens Ihre Hilfe braucht.“

Die Tür wurde gerade so weit geöffnet, dass allenfalls eine Fliege hindurchkäme, wenn sie sich sehr dünn machte. Dafür tauchte dahinter der Lauf einer vorsintflutlichen Donnerbüchse auf, mit der der Arzt bei tatsächlichen Banditen vermutlich nur ausgelassenes Gelächter geerntet hätte. Sehr zu Unrecht übrigens, denn mehr als ein Bursche, der den Doc in früheren Jahren unterschätzt hatte, hätte ein trübsinniges Lied von der legendären ,Klara‘ singen können.

Über dem Gewehrlauf funkelten hinter zwei Brillengläsern die etwas kurzsichtigen grauen Augen des Medizinmannes. Sie blieben an dem Fremden hängen, und das Misstrauen in ihnen wurde eher noch stärker. Doch dann fanden sie den Mann, der wie ein Toter über dem Hals seines Pferdes hing und leise röchelte. Das gab den Ausschlag. Die Tür flog weit auf, und der Alte stand, lediglich mit einer langen Unterhose und einem undefinierbaren Hemd bekleidet, dahinter und stellte das Gewehr hastig an die Wand.

„Ist das nicht Doan?“, fragte er und schlurfte, so schnell seine alten Füße es noch erlaubten, auf den Verwundeten zu.

„Er hat eine Kugel eingefangen“, erklärte Andie Morton. „Wir wurden überfallen. Draußen bei den Tieren.“

„Bringt ihn herein und legt ihn auf den Tisch!“, befahl der Doc. „Aber hübsch vorsichtig. Der Ärmste muss heute Nacht noch genug aushalten.“ Er ging voraus und breitete eine Decke auf den riesigen Tisch aus, der schon die abenteuerlichsten Operationen gesehen hatte. Dann schlurfte er in den Nebenraum und kehrte mit einer Tasche aus schwarzem Leder zurück.

Im Herd brachte er in aller Eile ein Feuer in Gang und schob einen gewaltigen Wasserkessel darüber. Dann schaffte er Tücher und Verbandszeug herbei, und als Letztes folgte eine Flasche, in der eine dunkelbraune Brühe schwamm.

„Hoffentlich wird das nicht dein letzter Whisky, mein Junge“, murmelte er und setzte dem Verwundeten den Flaschenhals an die Lippen.

Doans Blick blieb verschleiert. Er nahm seine Umgebung nur undeutlich wahr.

„Schlucke, was hineingeht!“, hörte er eine vertraute Stimme sagen, und er gehorchte, denn er ahnte, dass er bei dem, was sie jetzt mit ihm vorhatten, ohne den Schnaps an die Decke gehen würde. Als die Flasche halb leer war, verdrehte er die Augen und ließ den Rest aus seinen Mundwinkeln hinausrinnen.

„Jetzt reicht es“, stellte Bishop fest. „Wenn einer von euch ein Gebet kennt, kann er es jetzt sprechen. Den anderen brauche ich, dass er den Burschen festhält.“

Der Fremde hatte Doan schon bei den Schultern gepackt, während Andie Morton froh war, dass ihm die geistliche Aufgabe zufiel. Es war schon schlimm genug, die tierischen Schreie mit anhören zu müssen.

Der Doc arbeitete etwas länger als eine Stunde. Dann richtete er sich erschöpft auf. Seine Stirn glänzte vor Schweiß. Sein noch immer volles, wenn auch schneeweißes Haar war ziemlich in Unordnung geraten. Er fror plötzlich und merkte, dass er noch immer halbnackt herumlief.

„Alles, was er jetzt braucht, ist Ruhe“, sagte er müde. „Ich habe getan, was ich konnte. Hoffen wir, dass es genug war.“

„Sie haben ausgezeichnet gearbeitet, Doc“, meldete sich der Fremde anerkennend.

Erst jetzt nahm sich Bishop Zeit, den Mann näher zu betrachten. Ein erkennendes Lächeln huschte über sein faltiges Gesicht. Er nahm seine Brille ab, putzte sie mit Daumen und Zeigefinger, wodurch sie nur noch schmieriger wurde, setzte das Drahtgestell wieder auf und strahlte.

„Chaco! Chaco Gates! Wie lange haben wir uns schon nicht mehr gesehen?“

Andie Morton hatte über eine Stunde Zeit gehabt, den Unbekannten zu beobachten. Er hatte es gründlich getan, und seine Gefühle waren zwiespältig geblieben. Es war nicht zu leugnen, dass Doan dem Mann eine Menge zu verdanken hatte. Und wenn er nicht durchkam, dann war das gewiss nicht dessen Schuld. Aber andererseits konnte man nicht wegleugnen, dass es sich um ein Halbblut handelte. Irgendeine Rothaut hatte bei seiner Produktion mitgemischt, und das stellte nicht gerade eine Empfehlung dar.

Er selbst hatte noch keine Erfahrung mit Halbindianern gemacht, aber unter den Kumpels kursierten die abscheulichsten Geschichten. Und wenn nur ein Zehntel von dem, was sie erzählten, wahr war, dann reichte das, die ganze gescheckte Sippe zu verteufeln.

Sobald Indianerblut in eines Mannes Adern floss, war Vorsicht geboten. Und dies umso mehr, solange in der Gegend eine Bande ihr Unwesen trieb, von der niemand wusste, wer sich dahinter verbarg.

Dass der Doc den Burschen nicht nur allem Anschein nach kannte, sondern ihm sogar deutliche Sympathie entgegenbrachte, sprach jedenfalls für das Halbblut. Bishop schenkte so leicht keinem Menschen sein Vertrauen. Dazu hatte er in seinem langen Leben zu viel erlebt und war zu oft von vermeintlichen Freunden enttäuscht worden.

Andie Morton beschloss, sich zunächst zurückzuhalten, bis er sich ein besseres Urteil gebildet hatte.

„Vier Jahre reichen wohl nicht“, sagte Chaco. Er nahm es dem Alten nicht übel, dass er ihn erst jetzt erkannte. Zuvor war wirklich keine Zeit gewesen, um Wiedersehen zu feiern. „Ich freue mich, dass Sie anscheinend noch immer der Alte sind.“

„Das sieht nur so aus.“ Der Doc seufzte. „Langsam merke ich doch, dass ich alt werde. Und manchmal wünschte ich, ich hätte den vergangenen Winter nicht überlebt.“

„War der so schlimm, Doc? Waren Sie etwa krank?“

„Krank? Nein. Wer hätte mich denn gesund machen sollen? Einer von den jungen Burschen vielleicht, die nicht mal den Unterschied zwischen einer werdenden Mutter und einem von der Rinderpest befallenen Kalb kennen?“

Chaco lachte. „Also, was macht Ihnen sonst Sorgen? Sie nehmen uns doch nicht etwa übel, dass wir Sie aus dem Schlaf getrommelt haben?“

Der Arzt funkelte den Halbindianer an.

„Früher hast du nicht solchen Blödsinn geredet, Chaco. Habe ich mich schon mal gedrückt, wenn es galt, einem armen Hund zu helfen?“

„So habe ich das natürlich nicht gemeint“, lenkte Chaco rasch ein. „Aber irgendeine Laus ist Ihnen doch über die Leber gekrochen.“

„Eine Laus? Es sind mehrere. Und ich wette meine alte Klara, dass ich meinen heutigen Nachtjob auch wieder dieser Höllenbrut zu verdanken habe. Sie sind wie die Pest. Sie terrorisieren die ganze Gegend, und niemand wird ihrer Herr.“

„Eine Bande?“, fragte Chaco.

„Die Schattenbande“, meldete sich jetzt Andie Morton und sah dem Halbblut fest in die Augen. Doch diese erwiderte den Blick ruhig und ohne Nervosität. „Wir nennen sie die Shadows, weil sie wie die Schatten sind, die man auch nicht fassen kann.“

„Sie treiben seit Monaten in dieser Gegend ihr Unwesen“, erläuterte der Arzt. „Ihnen fällt jede Schurkerei ein. An ihren Händen klebt Blut. Das Blut von Gary Bronson und Mitch Roller. Und wir wollen hoffen, dass nicht Doan diese Reihe fortsetzt.“

„Wer ist denn jetzt Marshal?“, wollte Chaco wissen. „Der wird doch wohl genügend Männer auftreiben, um dem Spuk ein Ende zu bereiten.“

„Unser letzter Marshal hieß Gary Bronson“, sagte Bishop.

Chaco kapierte. „Sie haben ihn umgelegt?“

„Mit einem ganz miesen Trick haben sie ihn in einen Hinterhalt gelockt und eiskalt abgeknallt. Jetzt ist das Amt des Marshals neu zu vergeben, aber es reißt sich niemand darum.“

Der Halbindianer dachte nach. Schließlich sagte er: „Demnach liegt der Verdacht nahe, dass die Schattenbande auch heute Nacht auf Raub aus war. Anscheinend habe ich sie vertrieben, denn sie ahnten nicht, dass sie es nur mit einem einzelnen Mann zu tun hatten.“

„Ich kann mich entsinnen, dass du es schon öfter mit einer Überzahl von Gegnern aufgenommen hast, Chaco.“ Der Doc sah ihn hinterhältig an. Chaco ahnte, was in dem Kopf des Alten vorging.

„Wenn Sie sich einbilden, dass ich euch die Kastanien aus dem Feuer hole, dann irren Sie sich gewaltig“, sagte er daher. „Ich bin nicht neugierig auf einen neuen Streit, der mich nichts angeht.“

Der Doc meckerte listig.

„Seit wann gehst du einem Streit aus dem Weg, Chaco? Du steckst doch schon mittendrin, da kannst du gar nichts ändern. Die Shadows werden eine Stinkwut auf dich haben, weil du ihnen die Tour vermasselt hast. Sie werden sich deiner erinnern, ob du nun einen Stern trägst oder nicht. Der Unterschied ist, dass dir der Stern achtzig Dollar im Monat einbringt und du dir so viele Männer aussuchen kannst, wie du brauchst.“

Chaco winkte ab.

„Was glauben Sie, wie viele Männer einem Halbblut folgen werden, und wenn er sich noch so viele Sterne angesteckt hat? Geben Sie sich keine Mühe, Doc! Wenn es mir gelungen ist, den Brüdern ein bisschen ins Handwerk zu pfuschen, dann bin ich schon zufrieden. Und wenn der gute Doan sich wieder aufrappelt, plagt mich nicht mal mehr mein Gewissen.“

„Und wenn nicht?“

Chaco versuchte, dem bohrenden Blick des Alten auszuweichen, doch der nagelte ihn fest. Er schüttelte heftig den Kopf.

„Nichts zu machen. Den Job muss schon einer aus euren eigenen Reihen übernehmen. Der kennt die Gegend besser und bringt den nötigen Hass auf die Bande mit.“

„Schade!“, murmelte der Doc enttäuscht. „Was willst du dann eigentlich hier?“

„Alte Freunde besuchen.“

„Die Kimballs?“

Chaco nickte.

„Sie werden sich freuen“, sagte der Arzt knapp.

„Sie kennen die Familie Kimball?“, fragte Andie Morton überrascht.

„Er hat mal dafür gesorgt, dass sie ihren Besitz nicht verloren“, verriet der Doc anstelle des Halbbluts. „Damals konnte man noch etwas mit ihm anfangen.“

Chaco lächelte. Diese Sprüche kannte er. Damit ließ er sich nicht auf den Honig locken. Er kannte drei Sorten Menschen. Die erste begegnete ihm, dem Bastard, mit Hass oder zumindest mit einer gehörigen Portion Misstrauen und Ablehnung. Sie stand auf dem Standpunkt, dass alle Streitigkeiten im Lande von den Roten ausgingen und dass unter den Roten die Halbindianer diejenigen waren, denen man am wenigsten trauen konnte. Diese Sorte war die größte Gruppe.

Die zweite Sorte benutzte ihn. Sie erkannte instinktiv, dass er schwer nein sagen konnte, und sie funktionierte ihn zum Schuttabladeplatz um. Unbewusst vertrat sie sogar teilweise die Meinung, dass es bei einem Halbblut nicht so schlimm war, wenn man es in den dicksten Dreck schickte, weil es vom Schicksal ohnehin für einen frühen Tod bestimmt war.

Doc Bishop gehörte zu dieser Sorte, wenn er auch mit Sicherheit nicht diese gefühllose Ansicht vertrat. Chaco wusste, dass der Alte ihn mochte. Aber er war es leid, überall den rettenden Engel zu spielen. Er sehnte sich nach der dritten Sorte, der allerdings kleinsten Gruppe. Zu ihr gehörten die Kimballs. Sie akzeptierten ihn nicht nur trotz seiner Hautfarbe. Sie leugneten einfach den Unterschied. Für sie war er einfach ein Mensch. Sie waren fähig, ihm aufrechte Freundschaft entgegenzubringen, ohne insgeheim etwas dafür zu erwarten. Sie würden nie auf den Gedanken kommen, von ihm zu verlangen, seinen Kopf für ihre Probleme hinzuhalten. Und sie hatten es auch damals nicht verlangt, als der gerissene Hart Taylor sie schon fast um ihre Existenz gebracht hatte.

Damals hatte er, Chaco, dazwischengefunkt, und es hatte sich herausgestellt, dass Taylor nicht nur ein übler Gauner, sondern, wenn er es für nötig hielt, ein brutaler Killer war. Er hatte die Kimballs vor einem dunklen Schicksal bewahrt. Das vergaßen sie ihm nie, und er wusste, dass sie ihn wie einen eigenen Sohn empfangen würden, wenn er bei ihnen aufkreuzte.

Und solche Menschen gab es zum Glück in allen Teilen des Landes. Nicht allzu viele, aber es gab sie.

Chaco freute sich darauf, bald unter Leuten zu sein, denen er unbesorgt den Rücken zuwenden konnte, ohne befürchten zu müssen, ihn durchlöchert zu bekommen. Er würde ihre Gastfreundschaft ohnehin nicht lange in Anspruch nehmen können. Warum sollte er sich die wenigen Tage in fremde Angelegenheiten zerren lassen?

Andie Morton starrte den Halbindianer an. Wenn es noch einen Zweifel an dessen Vertrauenswürdigkeit gegeben hatte, so war dieser jetzt ausgeräumt.

„Ich glaube, ich muss mich noch bei Ihnen bedanken, Chaco“, sagte er. „Wenn Sie nicht gekommen wären, hätte ich vermutlich auch das heiße Blei der Shadows zu schmecken gekriegt. Ich hasse diese Schufte wie die Pest, und wenn Sie den Stern nehmen, dann bin ich gerne Ihr Mann.“

„Auch ein anderer Marshal wird Ihre Hilfe brauchen“, versicherte Chaco. „Ihr müsst nur einen finden, dem Ihr vertrauen könnt. An mutigen Männern hat es in Gibsonville noch nie gefehlt.“

Doc Bishop winkte resigniert ab.

„Das ist es ja eben. Das Vertrauen ist verschwunden. Solange wir nicht wissen, wer die Shadows sind, beargwöhnt jeder seinen Nachbarn.“

„Das ist schlimm“, gab der Halbindianer zu.

„Aber noch nicht das Schlimmste. Wir vermuten, dass Bronson nur deshalb sterben musste, damit einer aus der Schattenbande seinen Platz unerkannt einnehmen kann. Und was dann in Gibsonville los ist, brauche ich dir wohl nicht erst zu schildern.“

Das brauchte er nicht. Chaco konnte es sich lebhaft vorstellen. Aber genauso lebhaft war er der Überzeugung, dass die Bürger der Stadt das Problem selbst in den Griff bekommen würden, zumal sie schon diesen Verdacht hegten. Das sagte er auch dem Doc, doch diesen konnte er nicht überzeugen.

„Ich werde morgen nach unserem Kranken schauen“, versprach er, als er sich verabschiedete.

„Ich hoffe, du bringst mir nicht wieder einen neuen mit.“

„Das wird von den Shadows abhängen“, vermutete Andie Morton düster.

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