Читать книгу Als er den Colt zog: Western Bibliothek 12 Romane - Pete Hackett - Страница 9
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ОглавлениеDie Nacht hatte Millionen Sterne. Sie glitzerten geheimnisvoll, und die Cowboys draußen bei den Tieren freuten sich darüber. Manch einer starrte in die rote Glut des Feuers und stimmte mit rauer Kehle ein altes Lied an, in dem von Liebe und Gefahr, von Männermut und Mädchentreue die Rede war. Ein Lied dieses Landes, das sie liebten, wenn es auch immer wieder Lumpen gab, die ihnen diese Liebe vergällten.
Einer dieser Cowboys war Andie Morton. Bei seinem Lied dachte er an Elaine, die jüngste Tochter des Ranchers Lamont, für den er arbeitete. Er wusste, dass er einer aussichtslosen Hoffnung nachhing. Aber sie war schön. So schön wie der Sternenhimmel. Auch ein Cowboy brauchte etwas, wovon er träumen konnte.
Doch Andie Morton kannte auch die andere Seite. Die Seite, die von den Schurken geprägt war. Die Seite der Störenfriede. Er ahnte, dass sie auch diese Nacht wieder unterwegs waren. Irgendwo würden sie ihre schmutzigen Hände nach fremdem Eigentum ausstrecken. Irgendwo würden sie für Scherereien sorgen. Irgendwo würden sie einem ahnungslosen Mann das Messer an die Kehle setzen. Irgendwo in Gibsonville.
Die Burschen trieben seit Monaten ihr Unwesen. Sie hatten mit einem unbedeutenden Diebstahl angefangen. Doch inzwischen gab es kaum ein Verbrechen, mit dem sie sich noch nicht hervorgetan hätten. Überfälle auf die Transportmittel, Einbrüche, Mord, Viehdiebstahl.
Eine traurige Liste. Und das Schlimmste war: Die Banditen waren wie Schemen. Sie tauchten in der Nacht auf, fielen über ihr Opfer her, plünderten es aus und verschwanden wieder. Keiner der Betroffenen konnte gegen sie aussagen. Sie trugen bei ihren Raubzügen Masken, die sie unkenntlich machten. Man konnte allenfalls Vermutungen anstellen. Doch aufgrund einer Vermutung schritt kein Sheriff ein, kein Richter sprach wegen eines bloßen Verdachts sein Urteil.
Ja, Andie Morton hatte seine Vermutungen. Doch er behielt sie für sich. Es war besser so.
Erst musste er genauer Bescheid wissen, erst musste er Beweise haben, dann konnte er seine Trümpfe ausspielen. Und die Trümpfe sollten etwas einbringen.
Wenn es ihm gelang, die ,Shadows‘ zu überführen, dann wurde sein Name bekannt. Er konnte es vielleicht sogar wagen, mit Rancher Lamont wegen Elaine zu reden.
Auf die Ranch war er nicht scharf. Die würde sowieso mal Ronny bekommen, wenn er auch jetzt erst vierzehn war. Er war bereit, sich sein Heim selbst aufzubauen. Aber Elaine sollte ihm dabei helfen.
„Hör auf zu träumen, Andie!“ Doan rüttelte ihn am Arm. Der Junge schreckte aus seinen Gedanken. „Was ist los?“
„Die Tiere sind unruhig. Ich denke, wir sehen mal nach.“
„Meinst du, dass es die Shadows sind?“
„Mal den Teufel nicht an die Wand, Kleiner. Mit denen möchte ich nicht unbedingt was zu tun haben. Denen ist es egal, ob sie eine Kugel mehr oder weniger verpulvern.“
„Aber vielleicht können wir sie endlich erwischen?“
„Wir zwei?“
Doan, ein Kerl mit einem Kreuz wie ein Scheunentor, lachte böse auf.
„Das haben schon andere probiert, und jetzt sind sie verteufelt dürr, weil die Würmer das letzte Fleisch von ihnen runtergenagt haben.“
Sie schwangen sich auf ihre Pferde und ritten dorthin, wo die Schatten der Rinder friedlich schwammen.
„Aber juckt es dich nicht in deinen Fäusten, die Halunken mal tüchtig in die Mangel zu nehmen?“, forschte Andie Morton.
Der Große nickte. „Es juckt mich tatsächlich. Und wenn ich einen von den Banditen erwische, werde ich ihn auch nicht lange nach seinen Wünschen fragen. Trotzdem ist es mir lieber, wenn ich nichts mit ihnen zu tun habe. Solche Brüder sind mir unheimlich. Ich mag die Kerle nicht, die sich wie Schatten anschleichen und ihre Gesichter verstecken. Ich will meinen Gegner sehen. Dann nehme ich es mit jedem auf.“
Sie erreichten die Herde. Die Tiere schienen noch immer etwas unruhig. Sie witterten das Ungewohnte, das Fremde. Die beiden Cowboys hatten nicht so empfindliche Nasen. Doch die brauchte man in Gibsonville ...