Читать книгу Als er den Colt zog: Western Bibliothek 12 Romane - Pete Hackett - Страница 20
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ОглавлениеChalk Kimball hatte keinen Schlaf gefunden. Er war wieder aufgestanden, in den Stall gegangen und hatte sein Pferd herausgeholt. Er hatte ihm den Sattel aufgelegt und es ins Freie geführt. Der warme Leib des Tieres beruhigte ihn. Er saß auf und überließ dem Hengst die Richtung. Er hatte kein Ziel. Er wusste, dass sein Weg ohnehin bergab ging. Immer tiefer hinein in den Dreck. Ihm konnte keiner helfen.
Ob Chaco etwas ahnte? Er war so komisch gewesen, als wollte er ein Geständnis von ihm hören. Ein Geständnis! Chalk lachte bitter. In der nächsten Stunde würde er tot sein. Collin traute ihm noch nicht. Erst wenn er die Probe bestanden hatte, galt er als zuverlässig.
Aber er konnte doch nicht morden! Er konnte doch keinen Menschen umbringen, der ihm nichts getan hatte!
Doch wie lange konnte er sich noch weigern? Bei Andie Morton war es noch gutgegangen. Er hatte einfach in die Luft geschossen, um die Männer zu warnen. Dummerweise hatte Collin den armen Doan erwischt. Wenn der Mann starb, war dann nicht auch er schuld an seinem Tod?
Der Boss hatte ihm eine Frist gesetzt. Eine sehr knappe Frist. Er hatte nur noch einen Tag Zeit. Und diese Nacht. Wenn er dann seinen Toten nicht präsentieren konnte, war er geliefert. Er wusste nicht, was sie mit ihm anstellen würden, doch es würde nicht angenehm sein.
Sollte er sich nicht doch dem Halbblut anvertrauen? Vor Jahren hatte er schon mal seinen Eltern einen großen Dienst erwiesen. Aber die waren ohne eigene Schuld in Schwierigkeiten geraten. Er dagegen hatte einen Fehler gemacht. Einen verhängnisvollen Fehler. Da standen die Dinge anders.
Vielleicht hätte er gleich zu seinem Vater gehen sollen. Doch dazu hatte ihm der Mut gefehlt. Er hatte sich eingeredet, dass er seinen Eltern nur keinen Kummer bereiten wollte, in Wirklichkeit war er aber nur feige gewesen. Und feige war er jetzt auch. Das hatte sich nicht geändert, seit er bei der Schattenbande war. Was tat er denn schon? Er ritt eigentlich nur mit und stand höchstens mal Schmiere, während die anderen stahlen oder gar töteten. Er war ein Versager.
Chalk Kimball schluchzte. Heiße Tränen tropften auf den Hals des Hengstes. Er wollte kein Versager bleiben. Er wollte auch mal eine Rolle spielen. Eine Rolle bei den Shadows.
Der Junge beschleunigte das Tempo. Er kam sich so verloren vor. Bei den Kumpels war das anders. Da kam er nicht so zum Denken. Da konnte er sich einreden, dass alles nur ein großartiger Spaß war. Wenn sie nur nicht mordeten!
Er ritt fast zwei Stunden immer geradeaus. Spät in der Nacht kehrte er um. Er war jetzt viel langsamer. Der rettende Einfall war ihm nicht gekommen. Er hätte nur wieder ein paar Stunden seiner Frist verloren.
Schon von weitem hörte er den Lärm. Gibsonville war wieder aufgewacht. Irgendetwas musste passiert sein. Er überlegte, ob er nach Hause reiten sollte, doch dann entschied er sich dafür, nach dem Grund der Aufregung zu fragen.
„Rancher Lamont ist tot“, hieß es.
„Der alte Rancher?“ Chalk Kimball war ehrlich erschüttert. „Woran ist er denn so plötzlich gestorben?“
„An einer Bleivergiftung. Er wurde erschossen.“
„Erschossen?“
„Jawohl! Und noch dazu von hinten.“
„Dann weiß man wohl noch nicht, wer es getan hat?“, erkundigte sich der Junge.
„Noch nicht. Leider. Aber wenn wir den Schurken erwischen, geht es ihm dreckig.“
Chalk Kimball war wie benommen. Das war seine Chance. Ein Wink des Schicksals. Man wusste nicht, wer der Mörder war. Hoffentlich wurde dieses Verbrechen nie aufgeklärt!