Читать книгу Heiße Colts und wilde Girls: Alfred Bekker präsentiert 8 Western - Pete Hackett, Glenn P. Webster - Страница 20

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Der alte Späher führte seine Männer erst gegen Abend ins Lager der Kavallerie. Statt zu fünft kehrten sie zu sechst zurück.

Dutzende von Soldaten strömten zusammen, um die gefangene Indianerin zu begaffen.

"Hey, Dave!", rief McAuley ihm entgegen. "Schau dir mal den Vogel an, der uns in die Falle gegangen ist!"

Cunningham mischte sich unter die Neugierigen. Das Mädchen hockte gefesselt vor McAuley auf dessen Pferd.

"Wie ist das, Les?", rief jemand aus der Menge. "Hat sie dich nicht beim Reiten behindert?" Die Soldaten lachten laut.

McAuley ritt durch die Menge hindurch. Zögernd öffnete sich ihm eine Gasse. Männerhände streckten sich nach den nackten Schenkeln der jungen Frau aus. Derbe Scherze wurden gerissen.

Cunninghams Herz krampfte sich zusammen, als er die Gestalt der gedemütigten Indianerin zusammengesunken auf dem Pferd seines Partners sitzen sah. Sie hielt den Kopf gesenkt, als würde sie den Rücken des Pferdes anstarren. Wie ein Schleier fiel ihr langes, blauschwarzes Haar über ihre Wangen und verdeckte ihr Gesicht.

Eine immer größer werdende Traube von Uniformierten folgte McAuleys Pferd. Vor dem Zelt des Colonels straffte er die Zügel. Flankiert von einigen Offizieren stand Rooster im Zelteingang und sah seinem alten Späher entgegen.

"Ich hab' Ihnen was mitgebracht, Sir", feixte McAuley. Er glitt aus dem Sattel und zog die Frau vom Rücken seines Wallachs. Mit zwei flinken Schnitten seines Messers säbelte er ihr die Fesseln durch.

Die Squaw stemmte ihre Beine in den Boden und klammerte sich am Sattelzeug fest. McAuley schlug ihr mit dem Handrücken ins Gesicht. Sie stürzte ins Gras. Wieder Gelächter aus der Soldatenmenge.

McAuley packte sie am Arm und zerrte sie dem Colonel vor die Füße. "Hier, Sir. Ich dachte, eine Geisel kann nichts schaden. Sie könnte uns zum Lager ihres Clans führen."

"Wir kennen den Lagerplatz bereits, Captain. Trotzdem - danke." Als wäre sie ein fremdartiges Tier, musterte Rooster die Indianerin zu seinen Füßen. Gehetzt blickte sie um sich.

Rooster entdeckte Cunningham unter den Männern. Er winkte ihn zu sich. "Sie sprechen doch die Sprache dieser Wilden, Captain - sagen Sie ihr, sie soll aufstehen."

Cunningham ging vor der Frau in die Hocke und streckte ihr die Hand entgegen. Aus dunklen großen Augen funkelte sie ihn an. Angst und Stolz zugleich lag in diesen Augen.

Der Blick der jungen Cheyennne ging Cunningham unter die Haut. Zum ersten Mal nahm er die Indianerin als Frau wahr. Als unglaublich schöne Frau.

Sie hatte eine kleine schmale Nase. Eine zornige Falte stand zwischen ihren blauschwarzen Brauen. Das Haar hing ihr schweißnass in die Stirn und über die teilweise entblößten Schlüsselbeine. Ein trotziger Zug lag um ihren großen Mund. Das Muster ihres Stirnbandes verriet ihm die Häuptlingstochter. Er schätzte sie sechzehn, höchstens achtzehn Jahre.

"Fallen Ihnen die Worte dieses Kauderwelschs nicht mehr ein, oder was ist los, Captain?", blaffte Rooster.

"Ich weiß nicht, was diese Männer dir angetan haben, und ich weiß nicht, was sie dir noch antun werden." Cunningham sprach sie in dem Algonkin-Dialekt an, den er bei den Cheyenne gelernt hatte und der ihm zur zweiten Muttersprache geworden war. "Aber ich weiß, dass du eine Cheyenne bist. Die stolze Tochter eines großen Häuptlings. Vor niemandem musst du im Dreck liegen."

Etwas wie Staunen flog über ihr schönes Gesicht. Sie ignorierte seine ausgestreckte Hand und sprang auf. Sie warf ihr Haar aus dem Gesicht - kerzengerade, mit erhobenem Kopf, stand sie vor dem Colonel. Sie war eine Handbreit größer als er.

Rooster musterte sie misstrauisch. Sie dachte nicht daran, seinem Blick auszuweichen. Die Rechte halb unter die Uniformjacke geschoben, begann er sie zu umkreisen.

"Was haben Sie ihr gesagt, Captain?"

"Dass sie aufstehen soll, Sir."

"Brauchen die Cheyenne dafür so viele Worte?"

"Mitunter, Sir."

Der Colonel blieb vor ihr stehen. Er hob seine Rechte und fuhr ihr mit dem Rücken des gekrümmten Zeigefingers über die Wange, über ihren Hals bis zu ihren Brüsten hinab. Dort verharrte sein Finger einige Sekunden.

Die schwarzen Augen der Indianerin bohrten sich die ganze Zeit über in Cunninghams Blick. Als würde sie sich darin festhalten wollen.

Der Colonel begann sie wieder zu umkreisen. "Fragen Sie sie nach ihrem Namen, Captain."

"Er will deinen Namen erfahren." Sie tat genau das, was Cunningham erwartet hatte: Sie schwieg.

"Warum antwortet sie nicht, verdammt noch mal? Ich will ihren Namen wissen!" Rooster blieb hinter der Frau stehen.

"Sie wird ihn nicht verraten, Sir. Die Cheyenne betrachten den Namen eines Menschen als Schlüssel zu seiner Persönlichkeit." Cunningham senkte die Stimme. "Als Schlüssel zu seinem Herzen, wenn Sie so wollen. Nur die Mitglieder des eigenen Stammes und wenige Vertraute kennen den Namen eines Cheyenne. Ihren Namen zu verraten würde für die Frau bedeuten, sich Ihnen auszuliefern, Sir."

"Dann hat sie genau verstanden, was ich will." Der Colonel griff nach ihrem Gesäß und betastete es.

Die Gestalt der jungen Frau straffte sich. Ihre Pupillen wurden starr. Sie klammerte sich mit den Augen an Cunningham fest.

Zwei Schritte, und Cunningham stand zwischen seinem Vorgesetzen und der Indianerin.

"Sir", flüsterte er. "Die Männer! Sie beobachten Sie! Denken Sie an die Disziplin der Männer! Sie sind ihr Vorbild!"

Rooster wurde blass. Selbst aus seinen Lippen wich das Blut. Er riss seinen Armee-Colt aus dem Halfter und richtete ihn auf Cunningham.

"Sie wollen mir was von Disziplin erzählen!", brüllte er. Er spannte den Hahn und legte an.

Zwei Offiziere traten zwischen Rooster und den Späher. Cunningham sah die erschrockenen Gesichter der Männer.

"Wir sollten alles tun, um die Kampfmoral unserer Leute zu stärken, Sir", hörte er einen der Offiziere sagen.

Rooster Kaumuskulatur mahlte. Aber er steckte den Colt zurück in das Halfter.

"Führt die Gefangene in mein Zelt!", rief er. "Ich werde sie persönlich verhören!"

Cunningham lag die Frage auf der Zunge, wie er sie ohne Dolmetscher verhören wollte. Aber er schluckte sie hinunter.

Zwei Männer fesselte die Indianerin an Händen und Füßen. Die ganze Zeit über suchten ihre Augen den Blickkontakt mit Cunningham. Schließlich wurde sie weggetragen und in das Schlafzelt des Colonels geworfen.

Rooster zog sich mit dem Stab in das Kommandozelt zurück. Gut hundert Soldaten hatten sich inzwischen vor dem Zelt versammelt. Cunningham ging auf die schweigenden Männer zu. Sie bildeten eine Gasse und ließen ihn durch. Irgend jemand klopfte ihm auf die Schulter. "Ich bin stolz auf dich, Dave." Aus den Augenwinkeln erkannte er Samuel Murphy.

"Es ist okay, Dave." Vor ihm war das undurchdringliche Gesicht des Halbbluts. "Hoffen wir, dass jemand unter den anderen Offizieren den Mut hat, Reddog in den Arsch zu treten."

Bis in die Nacht hinein beriet sich Rooster mit seinem Kommandostab. Die Petroleumlampen flackerten in dem großen Zelt. Als es dunkel geworden war, schlich Cunningham um das Lager herum und drang in das Schlafzelt des Colonels ein. Er konnte das Gesicht der Indianerin nicht erkennen, aber er spürte ihre Blicke. Mit seinem Jagdmesser durchtrennte er ihre Fesseln.

"Zwei Wachen stehen vor dem Zelt", flüsterte er ihr ins Ohr. "Wir müssen leise sein."

Gemeinsam schlüpften sie unter der Zeltwand hindurch. "Mehr kann ich nicht für dich tun, Häuptlingstochter." Er führte sie bis an den Berghang. "Jetzt lauf um dein Leben."

Sie blieb stehen und sah ihn an. Das Mondlicht spiegelte sich in ihren Augen.

"Ich bin Blauer Vogel", sagte sie. Mit einer raschen Bewegung zog sie ihr Stirnband vom Kopf. "Nimm das als Dank, weißer Cheyenne."

Sie legte das Band in seine Hand, drehte sich um und lief los. Sekunden später verschwamm ihre Gestalt mit der Dunkelheit.

Heiße Colts und wilde Girls: Alfred Bekker präsentiert 8 Western

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