Читать книгу Heiße Colts und wilde Girls: Alfred Bekker präsentiert 8 Western - Pete Hackett, Glenn P. Webster - Страница 21

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Im Morgengrauen ließ Rooster aufsitzen. Zehn Kavalleristen blieben bei den Wagen mit dem Proviant und bei der deutlich geschrumpften Rinderherde zurück.

An der Spitze von über hundertdreißig Männern ritt Rooster in das Flusstal hinein. Am nächsten Morgen um diese Zeit wollte er über die Cheyenne Little Bears herfallen. Die Zeit drängte.

Shakopee tauchte neben Cunningham auf. Er ritt eine Zeitlang neben ihm. Er trug ein rotes Stirnband unter seinem Armeehut. Noch nie zuvor hatte Cunningham ihn mit einem Tuch um die Stirn gesehen.

"Die Indianerin ist verschwunden", sagte Shakopee. Cunningham antwortete nicht. Er sah starr geradeaus in den aus Moos und Laub dampfenden Nebel.

"Der Colonel schickt mich zu dir", sagte Shakopee. "Du sollst zu ihm an die Spitze kommen. Er will dich sprechen."

Cunningham trieb sein Pferd an und galoppierte an die Spitze der Reiterkolonne. "Sie wollten mich sprechen, Sir?"

"Jemand hat die Indianerin befreit, Captain." Der Colonel musterte ihn lauernd. "Waren Sie das?"

"Wer weiß, Sir."

"Ich habe Ihnen eine eindeutige Frage gestellt", schrie Rooster.

"Und ich habe eine zweideutige Antwort gegeben." Cunningham blieb gelassen. "Sonst noch Fragen, Sir?"

"Ich werde Sie vor ein Kriegsgericht stellen, Captain", zischte Rooster. "Das schwöre ich Ihnen..."

Cunningham ließ sich zurückfallen. Ihm war klar, dass der Zusammenstoß mit Rooster unvermeidlich war.

Das Flusstal, an dessen breitem Ausgang sie gelagert hatten, zog sich lang hin. Nebel kräuselte sich über dem schmalen Fluss und dem sumpfigen Boden. Die Hufe der schweren Armee-Wallache sanken tief ein. Das Gelände stieg leicht an. Das Tal verengte sich langsam.

Cunningham sah den roten Schimmer der Morgensonne auf den Eichenwipfeln in der Bergschneise am Ende des Tales glänzen. Keine hundert Schritte breit war das Tal an dieser Stelle. Etwas an dieser idyllischen Landschaft gefiel ihm nicht. Er trieb sein Pferd an, um noch einmal zu Rooster an die Spitze der Kolonne zu reiten.

Zwei Steinwürfe vor ihm, am Eingang des Tales, lichtete sich der Nebel. Cunningham hielt sein Pferd neben dem Fähnrich, der die Regimentsstandarte trug. Rooster ritt an dessen Seite.

Noch bevor der Captain ein Wort sagen konnte, sah er, wie sich die Lanze mit dem Regimentswimpel nach hinten neigte und dem Fähnrich aus der Hand glitt.

Rooster riss an den Zügeln. Sein Pferd bäumte sich auf. Der Fähnrich machte ein ungläubiges Gesicht und starrte auf den gefiederten Pfeil in seiner Brust. Dann kippte er vom Pferd.

Rooster hob die Hand. "Halt!" Hinter sich hörte Cunningham Metall über Metall scheuern. Die Kavalleristen zogen ihre Säbel. Er spähte nach vorn zum schmalen Eingang des Tales.

Umrisse von Reitern schälten sich aus dem grauen Morgenlicht. Indianer. Dreißig oder mehr. Sie bildeten eine Linie von etwa hundert Schritten. Vollkommen reglos saßen sie auf ihren Pferden. Als hätten sie eine Verabredung mit Rooster und würden seit Stunden geduldig auf ihn warten.

Kein einziger Pfeil flog mehr. Sekundenlang standen sich die Kavallerieschwadronen und die Indianerrotte stumm gegenüber. Aus den Augenwinkeln nahm Cunningham wahr, dass Rooster leichenblass wurde.

"Hören Sie, Sir", brach Cunningham das Schweigen. "Wenn Little Bear auch nur den Schimmer einer Ahnung von Strategie hat, wird er gleich unsere Nachhut und unserer Flanken angreifen. Wir sollten..."

"Erzählen Sie mir nicht, was ich zu tun habe", zischte Rooster. Er riss seinen Säbel aus der Scheide und ritt zur Seite. "Zwanzig Mann zur Attacke!"

Zwanzig Reiter lösten sich aus der vorderen Schwadron und formierten sich zur Angriffsreihe. Cunningham wusste, was jetzt kommen würde. Jedes einzelne Wort des Colonels sah er voraus.

"An die Spitze, Captain!", schrie Rooster. "Sie werden die Abteilung führen! Attacke!"

Keine Zeit, nachzudenken, keine Zeit, die Furcht zu spüren, keine Zeit, Rooster für den unsinnigen Befehl zu verfluchen - Cunningham zog seinen Colt und setzte sich an die Spitze der Abteilung. Der feuchte Boden spritzte unter den Hufen der Wallache auf. In gestrecktem Galopp hielten die Kavalleristen auf die immer noch ruhig abwartetenden Indianer zu.

"Hurra!", schrien die Soldaten rechts und links von Cunningham.

"Gewehr hoch und Feuer!", brüllte er selbst. Er schoss aus seinem Armeecolt auf die indianischen Reiter.

In diesem Moment kam Bewegung in die Indianer. Ihre Kette teilte sich genau in der Mitte. Die eine Hälfte wich nach links aus, die andere nach rechts. Cunningham stieß einen Fluch aus - egal welche Gruppe er attackierte, die andere würde ihm in den Rücken fallen.

Er ließ anhalten und sah sich nach Rooster und den beiden Schwadronen um. Plötzlich erhob sich vielstimmiges Geheul. Schüsse peitschten durch das Tal. Der Waldrand am Fuß beider Berghänge schien in Bewegung zu geraten. Dutzende von Indianerrotten brachen aus dem Wald und griffen die Flanken der Kavalleriekolonne an.

Und gleichzeitig sah Cunningham hinter den Schwadronen eine Angriffswelle vom Ausgang des Tales heranpreschen. Von allen Seiten kamen die Indianer.

Die etwa dreißig Reiter, die sich vor ihm geteilt hatten, galoppierten in zwei Angriffskeilen auf die Spitze der kleinen Armee zu, wo Rooster mit dem Säbel herumfuchtelte und Befehle herausschrie. Die beiden Reitergruppen schienen sich nicht weiter um Cunninghams Abteilung zu kümmern.

"Zurück zu Rooster!" Cunningham riss sein Pferd herum.

"Achtung, Captain!", schrie einer seiner Leute. "Wir werden angegriffen!" Cunningham blickte hinter sich - vom Eingang des Tales galoppierte eine weitere Rotte von mindestens vierzig Indianern heran. Gewehrschüsse näherten sich, Kugeln zischten über seinen Kopf, rechts und links von ihm rissen seine Kavalleristen die Arme hoch und stürzten vom Pferd.

"Absitzen! Verteidigungsformation!" Sie sprangen vom Pferd. Acht Soldaten gingen in die Knie und legte die Gewehrkolben an die Schultern. Neun stellten sich hinter ihnen auf und legten ebenfalls ihre siebenschüssigen .50er Spencer-Gewehre an. Drei lagen bereits tot oder verwundet im feuchten Gras.

"Ruhig Blut, Jungs!", rief Cunningham. "Wartet, bis sie nah genug heran sind!"

Die Indianer preschten heran. Einige schossen aus Gewehren, einige schwangen Streitäxte, andere trugen Speere und Lederschilde. Die Silhouette roter Falken war auf den Schilden abgebildet.

Cunningham konnte ihre Gesichter erkennen - schwarz-rot gefärbt. Er sah den Falken auf ihren nackten Brustkörben, er sah Adlerfeder und Skalps an ihrer gekrümmten Standarte. Ein Eiszapfen schien sich in sein Hirn zu bohren: Es waren Sioux! Siouxkrieger des Stammes, dessen Frauen und Kinder Rooster überfallen hatte.

"Little Bear hat sich mit den Sioux verbündet!", brüllte einer der Kavalleristen.

"Kämpft um eure Haut!", schrie Cunningham. "Feuer!" Die Gewehre krachten, und ein halbes Dutzend Indianer stürzen von den Pferden. Der dritte Feuerstoß dezimierte die Angriffswelle um fast die Hälfte. Aber auch weitere sieben von Cunninghams Männern lagen reglos oder stöhnend im Gras.

Schließlich waren die Angreifer über ihnen. Sie kämpften mit leidenschaftlichem Hass. Die Männer um Cunningham gingen einer nach dem anderen von Speeren und Äxten getroffen zu Boden.

Zu viert mussten sie sich schließlich mit Gewehrkolben, Säbeln und Fäusten einer dreifachen Übermacht erwehren.

Cunningham hatte schon mit dem Leben abgeschlossen. Doch dann sah er, wie eine Kavallerieabteilung sich aus dem Schlachtchaos zwischen den Waldrändern löste, an ihrer Spitze McAuley.

Mit zwanzig Reitern gelang es dem alten Haudegen, die Umzingelung der Cheyenne zu durchbrechen. Die Kavalleristen schlugen Cunningham und sein dezimiertes Häuflein aus der tödlichen Umklammerung.

Vom Eingang des Tales her wogten neue Angriffswellen heran. Wieder die rachedurstigen Sioux!

"Das hat Reddog uns eingebrockt!", schrie McAuley. Unsicher sahen die Männer sich um.

Nach allen Seiten flohen die Kavalleristen. Von einer organisierten Verteidigung konnte keine Rede mehr sein. Flussufer und Tal waren mit Leibern in blauen Uniformen übersät.

"Es ist vorbei", sagte Cunningham tonlos. "Retten wir uns..."

Seite an Seite preschten er und McAuley auf den Wald zu. Dort wurden sie von Lanzen und Kriegsäxte schwingenden Cheyenne angegriffen. Etwas traf Cunningham hart im Nacken. Dunkelheit schwappte in sein Hirn und riss sein Bewusstsein ins Nichts...

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