Читать книгу Heiße Colts und wilde Girls: Alfred Bekker präsentiert 8 Western - Pete Hackett, Glenn P. Webster - Страница 23

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Cunninghams Schädel brummte. Stimmengewirr, Trommelschläge und lautes Gelächter drangen in sein vernebeltes Bewusstsein. Er riss die Augen auf.

Es war dunkel. Halbnackte Indianerkinder standen vor ihm und kicherten. Vor dem Schein eines großen Feuers erkannte er die Umrisse von Tipis. Unzählige Indianer hockten auf einem größeren Platz – Männer und Frauen, Alte und Junge, Cheyenne und Sioux. Sie aßen und tranken. Große Hunde liefen zwischen den Menschen herum und stritten sich um die Essensreste.

Cunningham richtete sich auf und wollte sich auf die Ellenbogen stützen. Doch seine Hände waren gefesselt. Die klamme Kälte des feuchten Grases steckte ihm in Hemd und Hose. Ächzend bog er den Kopf zu seinen gefesselten Händen und griff sich an den schmerzenden Hinterkopf. Im Nacken tastete er über blutverkrustetes Haar.

"Siehst du wieder klar, Dave?" McAuley hockte neben ihm an einen Totempfahl gelehnt. Auch er war gefesselt. "Schade", seufzte McAuley. "Ich hätte dir gewünscht, du würdest die letzten Stunden deines Lebens im Dämmerzustand verbringen können. Es werden sehr hässliche Stunden werden. Glaub mir - sehr hässliche Stunden..."

Neben McAuley entdeckte Cunningham Männer in Kavallerie-Uniform. Fünf oder sechs, alle gefesselt. Er erkannte den jungen Charly. Und Samuel Murphy, den Veteran aus Washington.

"Sie feiern ihren Sieg über uns", krächzte McAuley. "Und sie feiern nicht schlecht." Er machte eine Kopfbewegung hin zu den schwatzenden und lachenden Indianern.

"Siehst du den stämmigen Burschen im Adlerfederschmuck?" Cunningham nickte. Der Schmerz schoss ihm vom Nacken die Wirbelsäule hinunter. "Das ist Little Bear, der Mann, der uns aufs Kreuz gelegt hat." Respekt schwang in McAuleys Stimme.

Der Cheyennehäuptling trug einen alten Offiziersmantel der Kavallerie. Neben ihm saßen ein alter Waldläufer in fransiger Lederkluft und ein weiterer Indianer mit dem Kopfschmuck eines Häuptlings der Sioux.

Im Halbdunkel zwischen zwei Tipis meinte Cunningham unter den halbnackten Oberkörpern der Cheyennekrieger eine Uniformjacke zu erkennen. Er kniff die Augen zusammen und spähte in die Menschenmenge. Ein Kopf mit knapp über den Ohrläppchen gestutzten dunklen Haaren - ein rotes Tuch war um seine Stirn gebunden.

Cunningham fiel es wie Schuppen von den Augen. Shakopee! Deswegen also das ungewohnte Stirntuch. Damit seine Verbündeten ihn im Schlachtgetümmel von den Kavalleristen unterscheiden konnten und nicht versehentlich massakrierten!

Seufzend ließ Cunningham sich zurück ins Gras sinken. "So ist das, Dave!" McAuley stieß ein bitteres Lachen aus. "Man kann nicht gegen sein Blut entscheiden."

Stunden vergingen. Der Vollmond schob sich über den Nachthimmel. Nach und nach erhoben sich die Sioux und packten ihren Anteil der Beute auf ihre Pferde und einen der Armeewagen.

Plötzlich standen Little Bear und der Siouxhäuptling am Totenpfahl. Der Sioux deutete auf die Gefangenen und sagte etwas in einem Algonkindialekt, den Cunningham nur bruchstückhaft verstand. Doch was er verstand, jagte ihm einen Eisschauer über die Kopfhaut.

"Was sagt er da?", krächzte McAuley.

"Er will uns als Kriegsbeute mit in das Lager der Sioux nehmen."

"Mahlzeit!", stöhnte McAuley. "Sag ihnen, sie sollen uns lieber an ihre Hunde verfüttern..."

Ein dritter Indianer gesellte sich zu den Häuptlingen. Ein Greis mit der gehörnten Schädelplatte eines Bisons auf dem Kopf. Er sprach einen Dialekt, der Cunningham sofort vertraut war. "Ich brauche mindestens zwei, um sie den Geistern der Erde zu opfern", sagte er.

Sie palaverten ein Weilchen. Schließlich gab der Sioux nach. Little Bear deutete auf McAuley und Cunningham. Die anderen wurden weggeschleppt. Kurz darauf brachen die Sioux auf.

"Ich wette zehn Silberdollar, dass wir die Jungs nie wiedersehen", knurrte McAuley.

"Die Wette gewinnst du, aber die zehn Silberdollar wirst du nie kriegen", flüsterte Cunningham.

"Warum nicht?"

"Ich hab' nie davon gehört, dass man in der Hölle mit Dollars bezahlt."

Sie versuchten zu grinsen.

"Und im Himmel?", krächzte McAuley.

"Auch nicht."

Mit solchen und ähnlichen Sprüchen versuchten sie eine Zeitlang ihre Todesangst in den Griff zu bekommen.

Inzwischen hatten die Cheyenne einige Schritte vor ihnen Holz aufgeschichtet. Der Schamane in der Büffelmaske stimmte einen beschwörenden Singsang an und begann um den Totempfahl zu tanzen.

Cunningham und McAuley verstummten. Krieger stürzten sich auf sie, zerrten sie hoch auf die Beine und rissen ihnen die Kleider vom Leib. Seite an Seite wurden sie an den Totempfahl gebunden.

Mehr und mehr Indianer lösten sich aus der Menge zwischen den Tipis und um den kreisrunden Platz mit dem Totempfahl und schlossen sich dem tanzenden Schamanen an.

Zwei von ihnen entzündeten den Holzstoß. Glutfetzen wirbelten in den Nachthimmel. Dumpfer Trommelschlag erhob sich.

Bald wurden Cunningham und McAuley von gut zwanzig schweißnassen Kriegern umkreist. Der unheimliche Singsang schwoll an, die Indianer tanzten und sangen sich in Trance.

Der Feuerschein flackerte auf den Gesichtern der umstehenden Cheyenne. Cunningham erkannte die steinerne Miene des Häuptlings. Die Menge wogte im Rhythmus des Trommelschlags hin und her.

Plötzlich ein harter, hölzerner Schlag neben Cunninghams Kopf. Er fuhr herum. Ein Messer vibrierte zwischen ihm und McAuley im Totempfahl. Es war nicht auszumachen, wer es geworfen hatte. Etwas surrte durch die Luft. Ein Pfeil zitterte zwischen den Männern im Pfahl.

Die Axt sah Cunningham als wirbelnden Schatten herbeischwirren. Instinktiv zog er den Kopf ein. Der Totempfahl bebte, als sie über ihm ins Holz fuhr.

Der Schweiß floss ihm in Strömen über den nackten Körper. Quälender Durst brannte in seiner Kehle. Sein Herz pochte ihm im Rhythmus der Trommeln in den Schläfen.

"Um mich ist's nicht schade, Dave", krächzte McAuley. "Aber dir hätte ich noch die zwanzig Jahre gegönnt, die ich mehr auf dem Buckel habe als du. Warst ein famoser Partner - mach's gut, Junge..."

Cunningham konnte nicht antworten. Ein Kaktus schien in seinem Hals zu stecken. Vergeblich versuchte er das stachlige, trockene Ding herunterzuschlucken.

Erst ein stechender Schmerz im Oberschenkel ließ ihn laut aufschreien. Er sah an sich hinunter. Ein Pfeil steckte in der Außenseite seines linken Oberschenkels.

Das Wasser schoss ihm in die Augen. Durch einen Tränenschleier sah er plötzlich Shakopee neben dem Häuptling auftauchen. Heftig gestikulierend redete das Halbblut auf Little Bear ein. Der Häuptling hob seine Rechte. Gefolgt von dem Sergeant drängte er sich durch die tanzenden Krieger.

Die Trommeln wurden leiser, kein Messer und kein Pfeil flogen mehr. Vor Cunningham blieben die beiden Männer stehen. Der Häuptling musterte ihn mit einer Mischung aus Abscheu und Staunen.

"Glaub mir, kleiner Bär", sagte Shakopee. "Meine Augen haben es gesehen, meine Ohren haben es gehört - er hat deine Tochter vor dem Roten Hund in Schutz genommen. Vielleicht hat er sie sogar befreit..."

Ein Brechreiz würgte Cunningham. Nur wie durch einen Nebel hörte und sah er die beiden Männer.

Wieder hob der Häuptling den Arm. "Blauer Vogel möge zu ihrem Vater kommen."

Eine Bewegung ging durch die Menge. Bald öffnete sich eine Gasse, und eine schmale Gestalt betrat den Tanzplatz - das Mädchen! Cunningham glaubte zu träumen.

Sie erkannte ihn sofort. Der Schreck weitete ihre Augen. Sie lief zu ihrem Vater und fasste seinen Arm. "Das ist mein Retter, Vater! Er hat mich aus dem Zelt des Roten Hundes befreit! Kleiner Bär möge ihm das Leben schenken!"

Sekundenlang bohrten sich die Augen des Häuptlings in Cunninghams schmerzverzerrtes Gesicht. "Und dieser?" Sein ausgestreckter Arm deutete auf McAuley.

Zorn blitzte in ihren Augen auf. "Dieser Mann hat mich beim Baden überfallen und eingefangen, wie man ein Reh einfängt!"

Eine knappe Geste des Häuptlings, und zwei Krieger eilten herbei, um Cunningham loszubinden.

"Dein Leben für das Leben meiner Tochter", sagte der Häuptling. "Aber du bleibst mein Gefangener." Er wandte sich ab und kehrte in die Menge der Zuschauer zurück.

"Seid vorsichtig", sagte das Mädchen. "Jemand muss ihm die Wunden verbinden!" Sie sah Cunningham an. Ihre Augen schienen zu lächeln. "Der gleiche gute Geist, der dich in der Stunde meiner Not zu mir geführt hat, hat mich jetzt in der Stunde deiner Not zu dir geführt."

Ohne den Blick von ihm zu wenden, drängte sie sich rückwärts in die Menge der Tanzenden. Cunningham konnte sein Glück nicht fassen.

"Famos, Dave, das nenn' ich famos", krächzte McAuley. "Vielleicht schaffst du's doch noch, mein Alter zu erreichen..."

"Rette ihn", fauchte Cunningham den Sergeant an. Immer noch stand Shakopee vor ihm und beobachtete die Krieger, die ihn losbanden.

"Wenn er die Häuptlingstochter nicht entführt hätte, könnte ich vielleicht etwas für ihn tun - aber so ist er verloren."

"Lass es gut sein, Dave", krächzte McAuley. "Ich hab' ungefähr fünfundfünfzig Sommer gesehen, bin durch den ganzen Kontinent gestromert und hab' mehr Frauen beglückt als andere in drei Leben. Was will man mehr?"

Cunningham stützte sich auf die beiden Cheyenne. Halb hinkte er, halb trugen sie ihn über den Tanzplatz. Er sah sich nach seinem Partner um. Ein wehmütiges Grinsen verzerrte McAuleys zerfurchtes Gesicht.

Dann schleppten sie Cunningham in ein Tipi. Die Trommeln wurden lauter, der Singsang schwoll an, wieder surrten Pfeile und Messer durch die Luft und schlugen hart im Holz des Totempfahles ein.

Sieben Tage lang lag Cunningham im Wundfieber. Als er wieder einigermaßen stehen konnte, bat er die Häuptlingstochter, ihn zu McAuleys Grab zu führen.

Sie hatten ihn außerhalb des Lagers verscharrt. Cunningham war so entkräftet, dass er eine Woche brauchte, um einen halbwegs passablen Steinhügel über der Ruhestätte seines Partners aufzuschichten. Die Indianer sahen ihm neugierig zu.

Schließlich band er ein Holzkreuz zusammen, kerbte eine Inschrift ein und befestigte es zwischen den Steinen.

"Was steht da?", wollte Blauer Vogel wissen.

"Lesley McAuley", las Cunningham vor. "Ein Mann, auf den man sich verlassen konnte."

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